+++ LOK verliert auch in Jena 0:2, nach überraschendem Doppelgegenschlag Mitte der ersten Halbzeit gelangen leider keine eigenen Treffer mehr. +++ Turbulente Ereignisse am Rande des Spiels lassen den Fußball zur Nebensache werden. Hoffen wir, dass nicht der Verein und seine große Mehrheit an friedlichen Anhängern für die Sünden Einzelner büßen müssen! +++

 

Samstag, 04.10.2008  FC Carl-Zeiss Jena 2. – 1. FC Lok Leipzig  2:0 (2:0)

 

Nach dem überzeugenden Sieg gegen Zwickau wollte man bei der Reserve des Drittligisten Carl-Zeiss Jena erneut punkten. Der gute Beginn im Ernst-Abbé-Stadion verpuffte nach einer halben Stunde, als durch simple Abwehrfehler gleich zwei Gegentore fielen. Die konnten dann auch in der zweiten Halbzeit nicht mehr ausgeglichen werden, auch weil die Gastgeber als halbe Profimannschaft auftreten konnte, da sechs Spieler aus der Ersten mitwirkten. Die Punkte blieben diesmal jedenfalls in Jena.

Soweit kurz zum Sportlichen aus Sicht eines nicht anwesenden Urlaubers. Die unrühmlichen Randerscheinungen der Partie wurden in den Medien in aller Ausführlichkeit und Sachlichkeit ausgebreitet - siehe unsere Presseschau.

Reini

 

Ernst-Abbé-Stadion Jena:  1759 Zuschauer

1:0 Eismann (33.), 2:0 N. Petersen (34.)

 

Fotos zum Spiel       Informationen zum NOFV-Urteil

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Wieder Ärger beim 1. FC Lok

Beim Oberligisten 1. FC Lok Leipzig schlagen derzeit die Wogen hoch. Hintergrund sind Randalierer unter den Fans und die Reaktion eines Spielers. Der Ärger überschattet zugleich die Auszeichnung des Leipziger Klubs, der für seine Nachwuchsarbeit das "Grüne Band" erhalten soll.

Etwa 40 randalierende Fans waren es, die dem Verein am Sonnabend Negativ-Schlagzeilen bescherten. Sie schossen beim Oberliga-Spiel Carl Zeiss Jena II gegen Lok Leuchtraketen auf die Jenaer Tribüne und aufs Spielfeld, zündeten Rauchbomben und sorgten so für eine Spielunterbrechung. Einzelne wollten auch nicht auf die bekannten "Juden-Jena"-Rufe verzichten.

Die Polizei wertet nun Videobilder aus und ermittelt wegen der antisemitischen Rufe und auch gegen Fans, die mit selbstgebauten pyrotechnischen Erzeugnissen am Einlass erwischt wurden. Dem Klub steht außerdem eine Strafe durch das NOFV-Sportgericht bevor. Nur die Höhe ist offen. Im schlimmsten Fall gibt es wie beim HFC einen Punktabzug.

Den Lok-Spielern waren die Vorkommnisse schon während der Partie sauer aufgestoßen. Einige verzichteten auf das obligatorische Abklatschen bei den Fans. Kapitän Holger Krauß war gänzlich außer sich. Er warf seine Kapitänsbinde weg und rief Richtung Lok-Fans: "Unter diesem Publikum spiele ich nicht mehr weiter". Nach der Partie erklärte er seinen Ausraster mit üblen Sprüchen, die er beim Beschwichtigen der Fans zu hören bekommen hat: "Da waren auch zwei Idioten, die bei uns in Leipzig Stadionverbot haben. Ich lasse mich von denen nicht mehr beleidigen. Das macht keinen Spaß."

Wenig Verständnis für Krauß` Reaktion auf dem Spielfeld hat offenbar Lok-Präsident Steffen Kubald. Laut Bild-Zeitung fordert er vom Kapitän eine Entschuldigung bei den wahren Fans. Die wiederum, in Jena rund 1.200 an der Zahl, werden von Vereinssprecher Dirk Sander gelobt. Er selbst war in den heißen Szenen vor Ort. "Die absolute Mehrzahl hat sich klar distanziert. In der Situation `Chaoten raus` zu rufen ist sehr mutig", erklärte er und hofft, dass dies vom NOFV-Sportgericht anerkannt wird.

(Quelle "MDR.DE" vom 06.10.2008)

 

Rückschlag für Lok Leipzig

Viele Monate der Ruhe waren trügerisch beim 1. FC Lok Leipzig. Denn am Sonnabend kassierte der Probstheidaer Verein in Jena gegen die Zweite des FC Carl Zeiss einen herben Dämpfer. Dafür sorgte indes nicht die Oberliga-Elf, die nach der 0:2-Niederlage die Tabellenführung verlor, sondern cirka 40 Unbelehrbare im mit 1300 Zuschauern ausverkauften Gäste-Block. Die zündeten nach einer Stunde Rauchbomben und schossen Leuchtraketen in Richtung Jenaer Anhänger, so dass Schiedsrichter Jens Cyrklaff die Partie für fünf Minuten unterbrach. Die Chaoten waren bereits nach drei Minuten aufgefallen, als sie antisemitische Sprüche grölten. Doch nach Aufforderung des Stadionsprechers, die Rufe zu unterlassen war Ruhe – bis zur 60. Minute. Steffen Kubald wird demnächst weitere Stadionverbote gegen einige Uneinsichtige aussprechen. Bei diesen jungen Männern fanden die Ordner bei Eingangskontrollen zehn Kilogramm Rauchbomben. „Wir brauchen deren Namen von der Polizei. Dann können wir handeln“, sagte der Lok-Chef. Er rechnet mit einer Strafe durch den Nordostdeutschen Fußball-Verband. „Hoffentlich wird berücksichtigt, wie wir uns als Verein bemühen, solche Ausraster Einzelner zu verhindern, so dass man uns keine Punkte abzieht“, meinte Kubald.

Spielmacher Manuel Starke zog nach dem Abpfiff ein langes Gesicht, allerdings weniger wegen der Niederlage. „Ich war zum ersten Mal nicht mit bei den Fans zum Abklatschen. Ich bin wütend wegen der Raketen. Auch wenn es wenige sind, die durchdrehen.“ Das Match gegen die mit sechs Profis aus dem Drittliga-Kader angetretenen Thüringer sah der Student nicht so schlecht. „Wir waren mit Jena auf Augenhöhe. Wir haben uns als Mannschaft ordentlich präsentiert, haben nur zu viele Chancen ausgelassen.“

Da hat der 22-Jährige offenbar nur Hälfte zwei gemeint. Denn vor der Pause waren die Gastgeber vor 1759 Zuschauern die bessere Elf, wobei sie vorn lange Zeit genau so harmlos wirkten wie die Leipziger. Umso überraschender der Doppelschlag binnen 60 Sekunden. Einen Freistoß von linksaußen, verursacht von Kapitän Holger Krauß („Das war blöd von mir“), segelte an Keeper Jan Evers vorbei genau auf den Kopf von Soeren Eismann, der ungehindert zum 1:0 (33.) einköpfte. Zu allem Überfluss vertändelten die Gäste den Ball nach dem Anstoß. Nils Petersen nutzte den Schnitzer eiskalt und schob aus abseitsverdächtiger Position zum 2:0 ein.

Mit Wiederbeginn stand eine stärkere Lok-Elf auf dem gepflegten Rasen. Obgleich sie spielerisch unter ihren Möglichkeiten blieben, erarbeiteten sich die Gäste vier klare Chancen, die sie zum Teil kläglich (Marcel Hensgen, Rico Engler) vergaben. Pech hatte der eingewechselte René Heusel mit einem Pfostenschuss. „Wir haben Lok mit dem Doppelschlag den Nerv gezogen“, meinte Jenas Coach Michael Junker. Lok-Trainer Rainer Lisiewicz, der heute seinen 59. Geburtstag feiert, sprach von einer „verpennten ersten Hälfte“. Routinier Torsten Jülich nannte diesen Abschnitt „eine Katastrophe, so dass die Niederlage verdient war.“

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 06.10.2008 - von Norbert Töpfer)

 

Lok-Kapitän wütend auf unbelehrbare Fans

Nach der Unterbrechung wegen Feuerwerkskörpern beim Oberliga-Spiel bei Jena II stürmte Lok-Libero Holger Krauß von der Leipziger Fan-Kurve zur Trainerbank und schrie mit der Kapitänsbinde in der Hand: „Ich habe die Schnauze voll.“ Lok verlor 0:2.

Frage: Wollten Sie die Binde tatsächlich wegwerfen?

Holger Krauß: Ich hatte sie immer in der Hand. Das hat sich aus der Situation heraus entwickelt. Ich hätte die Binde nie weggeworfen.

Was hat Sie so in Rage gebracht?

Meine Wut richtete sich gegen die wenigen Leute, die so blöd waren und Raketen warfen. Die haben unserem Verein wieder mal geschadet. Die anderen, wahren Lok-Fans waren mit meiner Geste nicht gemeint. Ich habe auch nicht gesagt, dass ich bei diesem Publikum nie wieder für Lok spielen würde, wie es in einigen Medien zu lesen war.

Sie sollen in der Lok-Kurve beleidigt worden sein ...

Das stimmt. Als ich die Unbelehrbaren aufgefordert hatte, mit dem Raketenschießen aufzuhören, sind drei dieser Leute runter zum Zaun gestürmt, um mich zu belöffeln. Ich wollte sie beruhigen. Aber es bringt nichts. Die machen, was sie wollen. Da waren auch welche dabei, die bei uns Stadionverbot haben.

Der Stadionsprecher erklärte den Fans, dass Lok den Platz verlässt, wenn weiter Raketen fliegen. Wären Sie gegangen?

So extrem war die Situation nicht. Wir hatten das vor Monaten angedroht, und es war lange Ruhe. Wir spielen für die Anhänger, die sich von solchen Aktionen distanzieren.

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 06.10.2008 - von Norbert Töpfer)

 

Lok droht Punktabzug 

Dem 1. FC Lok Leipzig droht nach dem Spiel bei der zweiten Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena eine empfindliche Strafe. Schuld sind Chaoten, die zu Beginn der Partie „Juden, Jena“ grölten. Der Oberliga-Zweite kann nach Fifa- und DFB-Bestimmungen mit Punktabzug belegt werden.

Seit gestern beschäftigt sich das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) mit dem Vorfall. Das bestätigte dessen Vorsitzender Stephan Oberholz: „Es wurden zwei Verfahren eröffnet. Gegen Gastgeber Jena liegt der Anfangsverdacht wegen nicht ausreichenden Ordnungsdienstes vor, gegen Lok Leipzig wird wegen unsportlichen Verhaltens ermittelt.“

Damit sind antisemitische Parolen so genannter Probstheidaer Fans sowie das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Rauchbomben im Gäste-Block gemeint. Dem Sportgerichtschef liegt bereits der Bericht des Spielbeobachters vor, der vom NOFV-Sicherheitsausschuss zu Risiko-Partien geschickt wird. Zum Inhalt machte Oberholz keine Angaben. Beide Klubs haben nun fünf Tage Zeit für Stellungnahmen. Die Berichte des Schiedsrichters und seiner Assistenten erwartet er ebenfalls. Danach entscheidet der Jurist, ob es zur Verhandlung kommt. Prognosen zu einem möglichen Urteil gab er nicht. Doch die Aussichten für Lok sind schlecht. Denn im vorigen Jahr kassierte der Hallesche FC wegen gleichlautender Rufe seiner Fans im Match gegen Jenas Zweite einen Drei-Punkte-Abzug. Zudem musste der spätere Staffelsieger ein Spiel unter teilweisem Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren. Für die Leipziger könnte sich begünstigend auswirken, dass nur wenige Anhänger unter den 1300 Leuten im voll besetzten Fan-Block „Juden, Jena“ riefen. Zudem verstummten die Gröler, als der Stadionsprecher zu Fairness aufforderte.

Das bestätigt Matthias Haupt, Sprecher der Polizeidirektion Jena, der selbst vor Ort war. „Die Rufe waren deutlich zu hören. Wir werten jetzt das Videomaterial von Stadionkameras und mobilen Überwachungstrupps aus. Die Ergebnisse werden der Staatsanwaltschaft vorgelegt.“ Haupt bewertet das Abfeuern der Raketen in Richtung Jenaer Fans als eine extreme Gefahr für die Zuschauer. „Genau so unverständlich ist das Zünden der Rauchbomben im eigenen Block. Die Leute gefährden sich doch selbst.“ Der Referee hatte das Spiel für fünf Minuten unterbrochen.

Die Ordnungshüter ermittelten bereits am Sonnabend einen Leipziger Raketensünder. Steffen Kubald kennt ihn. Es handelt sich um Christian J., Jahrgang 90, von den Lok-Ultras. Er wurde vorläufig festgenommen, befindet sich aber wieder auf freiem Fuß.

Stadionverbote sind die einzige Chance des Lok-Vorstands, gegen Uneinsichtige vorzugehen. 26 Personen dürfen seit der Neugründung des Klubs im Jahr 2004 das Plache-Stadion nicht mehr betreten theoretisch zumindest. Denn der Klub hat gesetzlich keine Möglichkeit, deren Namen oder gar Fotos auszuhängen, um ihren Eintritt zu verhindern. „Diese Leute können nur aus dem Stadion verwiesen werden, wenn ich sie persönlich sehe oder sie bei einer Straftat erwischt werden“, schildert Kubald die Praxis. Bei Auswärtsspielen sind die Lok-Verantwortlichen in ihrem Handeln eingeschränkt. „Wir dürfen den Gastgebern aus datenschutzrechtlichen keinerlei namentliche Angaben zu gewaltbereiten Personen machen“, weiß der Lok-Vorsitzende. Dennoch schöpft er Mut aus dem schwarzen Sonnabend. Der sei zwar ein Rückschlag gewesen. „Aber ich freue mich über einen Großteil der Fans, die mit Pfiffen und Buhrufen reagierten, als die Rufe laut wurden. Dass sie direkt einschreiten und sich dafür Prügel abholen, können wir nicht erwarten.“ Das Verhalten der vielen fairen Anhänger wertet Kubald als „neue Fankultur“, was die Sportrichter wohl wenig interessieren wird.

Das Spiel des 1. FC Lok Leipzig gegen die 2. Mannschaft des FC Magdeburg wurde vom 19.10. auf den 18.10. (13.30 Uhr) vorverlegt. Die Partie findet im Plache-Stadion statt.

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 07.10.2008 - von Norbert Töpfer)