Sonntag, 03.11.02  VfB Leipzig gegen OFC Neugersdorf  3:1 (1:0)

 

Zeitgleich mit dem Heimspiel des VfB fand am heutigen Nachmittag in Magdeburg auch das Sachsen-Anhalt-Derby FCM gegen HFC statt, wohin es einige LOK-Anhänger bevorzugt hinzog (später wird es noch ein paar Zeilen dazu geben) – sehr zur Verwunderung der meisten Fans aus Probstheida. Sicher ist ein solches Derby attraktiver und damit im Erlebniswert von anderem Kaliber als so ein „normales“ VfB-Spiel gegen die Oberlausitzer – aber eigentlich sollte ein Spiel des eigenen Vereins immer Priorität haben…

 

Die Himmelsschleusen hatten in Leipzig heute leider ihren Tag der offenen Tür, wenig oder meistens mehr des kalten Nass tröpfelte seit den Mittagsstunden ständig herunter. Das liess nichts Gutes für das Spiel im Bruno erwarten, aber es waren doch reichlich anderthalbtausend Besucher, die sicher ein Schützenfest ihres Teams heute erwarteten.

Das Team begann auch recht schwungvoll, erarbeitete sich aber nur wenige echte Torchancen, aber schon die zweite saß, Hannemann hatte per Gewaltschuss den guten Gästekeeper zum ersten Male überwunden. Trotzdem der Ball auch gut über die Flügelpositionen lief, gelang bis zur Pause kein weiterer Treffer. Nach Glühwein- und Bratwurststärkung – ein Extralob den fleißigen Imbissleuten um Frau Baumgarten – konnte man den zweiten 45 Minuten in gespannter Erwartung entgegen sehen. Es ging auch gut los, denn der früh für den angeschlagenen Regisseur Breitkreuz ins Spiel gekommene „Gunkulator“ machte seine „Kiste“ – 2:0, alles war gelaufen. Denkste, denn plötzlich erwachten die wackeren Gäste und spielten den Staffelsiegfavoriten in seiner Abwehr ziemlich schwindlig. Missverständnis zwischen Lenz und Gunnar und das nasse Leder rollte unbedrängt ins VfB-Tor. Aber mehr konnten uns die Neugersdorfer nun wirklich nicht mehr ärgern, und bald schaffte Mike Sadlo das erlösende dritte Tor. Bei seinem Austausch mit Marcetic holte sich der Schützenkönig kurz vor Spielende auch noch seinen Extraapplaus vom wie immer recht launischen Dammsitzpublikum – aber hier denkt man doch schon wieder in Bundesliga-Dimensionen…

 

Fazit: Gutes einsatzstarkes Spiel unseres VfB bei misslichem Wetter brachte einen recht sicheren 3:1-Erfolg, sieht man die anderen Resultate der Mitbewerber, so scheinen sie dort mit mehr Leichtigkeit zu ihren klaren Siegen zu kommen (FCS 6:0 in DD-Laubegast, Jena 5:0 gegen Cottbus2.). Aber das verklärt denen auch die Sinne – und wir sind noch immer vorn, wenn auch nur mit einem Tor Vorsprung!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig-Probstheida:  1.571 Zuschauer

1:0 Hannemann (18.),  2:0 Gunkel (53.),  2:1 Behring (57.),  3:1 Sadlo (68.)

 

 

Am späten Sonntagabend erreichten uns noch hochinteressante Infos zur Erlebnistour einiger Locomotion-Mitglieder und –Sympathisanten zum Spiel des HFC in Magdeburg – hier der Bericht des Randleipzigers:

 

 

Sonntag, 03.11.2002  1. FC Magdeburg gegen Hallescher FC  4:3 (1:0)

 

Ja, tatsächlich hatte man sich für diesen Sonntag für die Fahrt ins Anhaltinische entschieden, man wollte einfach mal live erleben, was so beim Derby der alten Rivalen unseres Nachbarlandes abgeht. Da musste eben auch ein VfB-Spiel mal ausgelassen werden…

Zusammen mit 25 weiteren LOK-Fans, darunter auch die Locomotions Thomas, Sven und Bluesky, ging es mit dem Regionalzug um 9.47 Uhr zunächst zum Ausgangspunkt der heute beteiligten rotweißen Fans, nach Halle an der Saale. In der dortigen Bahnhofshalle hatte sich der gesamte Mob der Zugfahrer versammelt, um ins ungeliebte „Magdedorf“ zu kommen. Einer ermittelte aus Langeweile die genaue Zahl der mitreisenden HFC-Freunde und kam auf exakt 211. Man hatte seinen Spaß sowohl an den Kalauern eines Leipzigers mit Spartak-Moskau-Shirt, als auch an den freudvollen Anti-FCM-Gesängen, die die HFC-Fans zum besten gaben („Ihr seid die Größten der Welt, Ihr seid immer alleine – FC Magdedorf!“). Nach dem Aussteigen am Zielbahnhof verfrachteten uns die Grünröcke in eine bereitstehende Tatra-Tram, gerade geräumig genug für alle. Nach kurzer Notklingelpause erreichten wir zügig das Stadiongelände und an der neuen Bördelandhalle vorbei kam man in geschlossener Formation am Grube-Stadion an. Dort machten schon ein paar FCMer mächtig was an Sprüchen und man wusste gleich, was die beiden Fanlager so „verbindet“. Da keine Programmhefte zu sehen waren, machte man sich Undercover zum Haupteingang. Dort wurde man zwar fündig bei mobilen Straßenhändlern (ist ja wie zu tiefsten DDR-Zeiten!/ d. Red.), erfuhr aber, dass im Gästeblock keine Hefte verkauft werden, denn die hatte man angeblich dem HFC-Fanprojekt schon vorher zugeschickt (150 Stück). Das Heft kostete übrigens üppige 1,50 €, dafür hielt sich der Eintrittspreis im üblichen Rahmen (5 €). Nun, man stieg dann hinauf zum abgezäunten Gästeblockbereich, hier war schon allerhand los, in sechs Bussen waren noch mal knapp 400 HFC-Fans angereist. Drei riesige Trommeln wurden hereingerollt, wovon das eine Geschoss sicher 1m breit und 40 cm hoch war und gerade so durch den Eingang passte. Die Stimmung war hervorragend. Obwohl es hier oben wie Hechtsuppe zog, bei dem unbebauten Umfeld kein Wunder. Etliche Leute konnte man wohl auch den DFB-Kat. B und C zuordnen, ein Derby zieht halt überall allerlei an. Obwohl die Braunschweiger heute fehlten, da sie selber ein Heimspiel hatten.

Der Imbisswagen hier oben bot ein reichhaltiges Angebot, Buletten und Bratwurst sowie Glühwein und alkfreies Bier. Die zwei Insassen ließen sich allerdings kaum aus ihrer Bierruhe bringen, es dauerte etwas. Der Brawu-Test ergab die Note 3 minus, weil das Bratfett ziemlich unattraktiv vom Testobjekt abperlte und auch die große Scheibe Toastbrot altbacken war. Der Glühwein war heftig gepanscht, viel Wasser, wenig Promille, das gab in der Pause noch Zoff.

Wundern musste man sich auch über die neue Unsitte auch hier, die Innenraumzäune mit Fett und Öl einzuschmieren, einfach widerlich und assozial.

Die Magdeburger hatten in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und gingen auch kurz vor der Pause in Führung, der Stadionsprecher war nun echt in seinem Element und heizte die Atmosphäre nur noch weiter an.

Der Imbisswagen hatte nun Hochbetrieb, die Massen brüllten „Macht doch mal die Becher richtig voll, sonst schmeißen wir den Wagen um!“, aber die beiden rückten nicht mehr Glühwein raus. Da wurde der Wagen kurzerhand mal richtig durchgerüttelt, ehe die Cops die Lage checkten und die zwei zu Tode erschrockenen Geizhälse retteten. Auch ein „DIXI“ musste später nach dem Schlusspfiff dran glauben, neben dem gülligen Inhalt wurde da übrigens auch ein fettes Kantholz gesichtet - und Erinnerungen wach…

Die zweite Hälfte wurde zum berühmten „Himmelhoch“ und „zu Tode betrübt“. Erst das zwei-eins und das drei-eins und das „Wir sind die Nummer 1 in Sachsen-Anhalt!“ im Halle-Block, dann die Magdeburger Jubelszenen nach dem 4:3, unfassbar! Es dauerte lange, ehe sich der Frust breit machte, man hatte aber auch Zeit (der manches rostige Blockschild dank intensivem Rütteln zum Opfer fiel...), weil erst nach knapp 30 Minuten der Block von den Cops freigemacht wurde. Es war wie Spießrutenlaufen, rumstehende Magdeburger schmissen mit vollen Bierflaschen oder versuchten durch die lasche Polizeikette an unsere Schals zu kommen. Schalangriffe, wie zu DDR-Zeiten, die haben hier nichts gelernt! Dann erreichte man die Haltestelle, aber in der Trambahn blieb dann nix mehr heil, Notbremse, etliche Lampen und Sitze gingen zu Bruch, logisch das die Cops räumten. So ging es im strömenden Regen den langen Marsch über die zwei Elbbrücken und die City zum Hauptbahnhof.

Dort wartete schon der Regionalzug und endlich im Trockenen ging es heim. Aber bald war auch hier Stop angesagt, die Lok hatte ihren technischen Geist aufgegeben, irgendwo in der Pampa saß man wieder im Regen. Die Ortschaft bestand nur aus fünf, sechs Häusern, aber eine Kneipe war darunter, alles stürmte durch die beleuchtete Glastür. Aber der Besitzer sträubte sich mit Händen und Füßen an seinem Eingangsportal der durstigen Fanmasse entgegen. „Ich wohne doch nur hier, hier gibt’s nichts zu trinken, das ist keine Kneipe!“, so seine flehentlichen Hilferufe, man zog wieder von dannen. Am Gegenbahnsteig versammelte sich dann alles für den nachfolgenden intakten Zug, der teils auch mit Ausländern belegt war, die sich nicht gerade bescheiden verhielten, teils sehr zu ihrem eigenen Ärger.

In Halle hieß es dann schnell Umsteigen nach Leipzig, und die rund 25 Leipziger hatten gegen 21 Uhr ihren heimatlichen Hauptbahnhof wieder.

Der Randleipziger

 

Ernst-Grube-Stadion Magdeburg:  4.873 Zuschauer

1:0 Kreibich (43./FE), 1:1 Schädlich (47.), 1:2 Riediger (56.), 1:3 Kricke (63.), 2:3 Kreibich (76./HE), 3:3 Provosky (79.), 4:3 Kullat (92.)

 

Fotos zum Spiel