Gedankensprünge

 

In dieser Rubrik erscheinen die Vorwort-Artikel des Fanzine "PLACHE-ECHO", welche von uns erstellt wurden.

Das "PLACHE-ECHO" ist ein Fanzine von VfB-Leipzig-Fans, welches nur am Stadion käuflich zu erwerben ist und in unregelmäßigen Abständen erscheint.

Herausgeber ist der Fanclub "REUDNITZ", das A4-Heft kostet 3,50 DM.

 

Gedankensprünge vom 09.02.2002

 

Das Bayern-Spiel

 

Beim Blick auf die aktuelle Wetterlage ist es kaum vorstellbar, dass vor wenigen Wochen im Bruno noch bei klirrender Kälte auf vereister Rasenfläche das Fußball-Highlight der Saison stattfand.

Für unseren Viertligisten VfB Leipzig war das schon (wieder) wie  Weihnachten, als der amtierende Deutsche Meister, Champions League -Sieger und Weltcup-Gewinner Bayern München hier zum sportlichen Wettkampf antrat und sich das Medieninteresse rund ums Spiel fast in Bundesliga-Dimensionen bewegte.

Der Zuspruch an Besuchern hätte zahlenmäßig zwar besser sein können als die angezeigten 8.730, was man aber auf der Gegengeraden wieder mal an Fan-Massen zu sehen bekam, erinnerte einen unweigerlich an die guten alten LOK-Zeiten aus den Siebzigern und vom Anfang der Achtziger. Respekt den Bayern, dass sie wie angekündigt tatsächlich mit all ihren Stars antraten und dieses Match auch ernsthaft als Teil ihres Bundesliga-Vorbereitungsprogramms betrachteten. Das Ergebnis ist bekannt, unser junges VfB-Team hielt prächtig dagegen und schaffte die vermeintliche Sensation. Inzwischen läuft die Rückrunde, die Bayern schwächeln in der Liga, auch die Hamburger Kiez-Kicker konnten letztens gegen die verunsicherten Starspieler einen 2:1-Sieg bejubeln – irgendwie wiederholt sich doch alles. Und die Initialzündung zur Bayern-Krise kam (auch) aus Leipzig…

 

Lizenz-Unterlagen Anfang März fällig.

 

Und wieder ruft der DFB – und alle Profi-Vereine und solche, die es nach sportlicher Qualifikation noch (oder wieder…) werden wollen, müssen springen. Nämlich ihre Unterlagen über die finanziellen Drahtseilakte der kommenden Saison offen legen und hinterlegen. Sicher ist dies zwingend notwendig, um den Spielbetrieb übers Jahr am Laufen zu halten, denn da sind zwielichtige Geldbeschaffungs-Unternehmungen nicht zu gebrauchen. Aber nicht alles vom allmächtigen Fußballverband ist auch allverständlich, wie z.B. die „automatische“ Abstiegsregel für Insolvenz beantragende Vereine für die laufende Saison. Das Beispiel BFC steht da für sich, da werden Gelder für ein sauberes ordentliches Entschuldungsverfahren nach geltendem Recht eingebracht – und sportlich geht dann nichts mehr. Und die Vereine, die ihre Schulden monate- und jahrelang vor sich her schieben, können weiter wurschteln, bis dann der große Knall kommt.

 

Dixi Dörner hat sich eingefuchst.

 

Der Start ist relativ gelungen, der mühevolle 1:0-Sieg durch den abgefälschten Freistoß von Abwehrchef Jörn Lenz bereits Geschichte, die drei wertvollen Punkte in der Tabelle verbucht. Der Trainer hat das Team im Griff, kennt jeden Spieler nun genau. Dieser Tage äußerte er sich in der hiesigen LVZ (vom 08.02.02/ St. Enigk) zur aktuellen Lage:

 

"Ich denke, es ist ein Vorteil, dass wir seit geraumer Zeit mit dem gleichen Stamm spielen. Die Mannschaft hat sich gefunden, zusammengerauft, harmoniert gut. Wir sind ein Stück vorangekommen."

- damit frönt er dem Teamgeist.

"Wir haben viele junge Leute und ein großes Entwicklungspotenzial, spielen ungestümer, unberechenbarer. Das kann ein Vorteil sein - wenn taktische Disziplin dazu kommt. Und wir müssen die Nerven behalten, wenn wir mal verlieren."

- baut er bereits vor, wenn es mal (wieder) nicht so laufen sollte.

“Dynamo Dresden wird der schärfste Konkurrent sein. … Und hat ein fantastisches Publikum. Zuletzt gegen Grimma kamen 4500 Fans, hunderte fahren zu den Auswärtsspielen, treiben ihr Team voran. Das kann den Ausschlag geben. Nächste Woche gegen uns werden 10.000 Zuschauer erwartet. Dagegen müssen wir gewappnet sein."

- und sind wir auch, wenn auch zu den sogenannten „Kleinen“ viele VfB-Fans das Team lautstark unterstützen, daheim wie auch auswärts!

"Jena, Dresden, Plauen - die sind alle etwas erfahrener, abgebrühter, cleverer als wir. Auch der FC Sachsen, der sich hinter seiner Insolvenz versteckt, aber etliche Leute hat, die schon höherklassig gespielt haben. Es wird bis zum letzten Spieltag spannend bleiben."

- eine realistische Einschätzung, aber wir träumen alle gerne weiter …

 

09.02.2002 – © Reinhard, VfB Leipzig-Fanclub LOCOMOTION

 

 

Gedankensprünge vom 05.11.2001

 

 

Dörner-raus-Rufe in Halle

 

Die Wut war körperlich zu spüren, der Frust musste raus. Der HFC machte das 1:0 und aus unserem Fanblock erschall ein vielfaches „Dörner raus!“. Verständlich - als Ventil im Augenblick der größten Enttäuschung eines aufstiegssüchtigen Probstheidaer Fußballfans. Unverständlich - nach dem das Team sich unten rein kniete und das Ausgleichstor machte – wer da weiter nach dem Rausschmiss des Trainers rief, hatte irgendwas ausgeschaltet…

Hier dazu einige Ausschnitte aus VfB-Forumbeiträgen im Internet zu diesem Thema:

 

Autor: Jan - L.E.   Datum:   03.11.01 20:16

Ihr habt doch schlicht 'nen Schatten !
Die gestrigen "Dörner raus" - Rufe waren deplaziert. Es galt die Mannschaft zu unterstützen und was lief ab ???? "Dörner raus" - Rufe, "Grundmann raus" - Rufe. Ihr seid so sch...e das glaubt ihr gar nicht. Wer zu einem Spiel fährt, der möchte gewinnen und seinen Teil dafür tun, das hat man gestern im Gästeblock aber bei den wenigsten gesehen. Die Spieler sind verpflichtet ihren Teil auf dem Platz zu zeigen und wir können sie unterstützen, was ja in unserem eigenen Interesse liegen sollte. Denn "Kult-Spiele" gegen Braunsbedra, Gotha, Neugersdorf und Zittau brauch ich nicht zu haben. Nur wessen Einstellung das ist, der sich damit zufrieden gibt und nichts tut, der kann mittelfristig weitere "kultige Reisen" planen, Zielorte könnten dann Schneeberg, Wurzen, Pulsnitz, Eilenburg und Markranstädt sein. Hätte man die Mannschaft nur halb so lautstark angefeuert, wie man "Dörner raus" gerufen hätte, dann wäre schon etwas gewonnen gewesen, doch auch nach dem 1:1 noch seine Zeit zu verschwenden und "Dörner raus" zu brüllen, anstatt auf den möglichen Siegtreffer zu hoffen ist doch absolut krankhaft. Hätte man das auch noch gerufen, wenn noch das 2:1 oder gar das 3:1 gefallen wäre ????
Autor: Thomas GC-City    Datum:   04.11.01 15:21
Ich beziehe mich hier mal auf den Artikel von Jan L.E. weiter unten . Dass du die Dörner Raus - Rufe deplaziert fandest ist dein Ding, von mir aus bitte. Die große Masse der Probstheidaer Anhänger war offensichtlich anderer Meinung . Gut fand ich vor allem, dass es nach dem 1:1 weiter ging , und wenn wir in Führung gegangen wären, hätte es noch lauter werden müssen !
Es kotzt mich einfach an, dass hier nur Wischi-Waschi-Fußball gespielt wird, der Trainer redet ständig von 4- 5 neuen Spielern und schickt im Gegenzug die Nachwuchsleute in die Wüste bzw. bietet ihnen keine Perspektive. Somit macht er die Arbeit von Achim Steffens im Handumdrehen zunichte. Der Mannschaft fehlt es immer mehr an Selbstvertrauen und Zusammenhalt.
Autor: Danilo     Datum:   04.11.01 21:57
Viele der Fans waren auch Idioten, die das gerufen haben. Manchmal hab ich echt das Gefühl, dass von unseren Fans kein Schwein nachdenkt.

Zudem frage ich mich, was man von der Mannschaft erwartet. Habt ihr immer noch nicht mitbekommen, dass der VfB nicht die Übermannschaft ist. Halle ist genau so gut/schlecht wie der VfB. Von daher kann man doch eh nicht mehr von der Mannschaft erwarten. Locker bleiben und Saison abhaken…

 

Forum mit Team und Präsidium tut Not!

 

So langsam finden die Fans die aktuelle Lage unseres Vereins gar nicht mehr lustig. War schon der Trainerwechsel so kurz vor Saisonstart völlig unnötig und ebenso wenig nachzuvollziehen, gaben einem die ständigen Gehaltszahlungsverzögerungen samt fehlendem Sportwelt-Geld zu denken, so konnte man nach der überstürzten Suspendierung von fünf Spielern aus der 1. Mannschaft nur noch mit dem Kopf schütteln. Wie weit muss man denn den Verein noch herunterziehen, um den Crash heraufzubeschwören? Denkt man, wenn die fünf, allesamt keine aktuellen Stammspieler, in der 2. Mannschaft (jetzt ohne Trainer übrigens, ein weiteres Kapitel „unglücklichen Vereinslebens“…) kicken, dass man damit dem Profiteam in der Oberliga hilft? Dass Trainer und Spieler jüngst im Auswärtsspiel in Halle von den eigenen übelst enttäuschten Fans übelst beschimpft wurden (Höchststrafe: „Geht doch zu Chemie!“), zeigt die fehlende kommunikative Basis – auf deutsch, man muß dringendst mal miteinander reden! Die Gelegenheit soll sich bald ergeben,

 ein solches öffentliches Forum findet nun am Donnerstag, 15.11.2001 im Clubcasino-Saal statt.

Nur sollte jedem dort klar sein, dass nur sachliche Kritik (dies schließt auch den Präsidenten ein!) und sinnvolle Beiträge dem VfB wirklich weiter helfen, Krawall-Journaille („Beim VfB brennt es!“ /BILD 05.11.) haben wir in Leipzig wahrlich genug.

 

Inferno Lok Leipzig

 

Wer nach längerer Zeit mal wieder im Bruno z. B. zum Stadtderby war, dürfte seinen Augen und Ohren nicht getraut haben. Ein gutes Dutzend bewegliche Fahnentransparente (im Fan-Volksmund auch Doppelhalter genannt) im stimmgewaltigen Gegengeraden-Fanblock, blaugelber Rauch, sinnvolle Sprüche auf ellenlangen Papierrollen auf Tribüne, Dammsitz und Fanblock, blaugelbe Schirme und Luftballonbündel, per Megaphon animierte Fan-Choreo’s und als Krönung die Doppelrunde des Spruchs „LOK SCHAUT AUF EUCH HERAB!“ als Flugzeugschweif für jeden sichtbar am Probstheidaer Fußballhimmel – all das haben aktive Fußballfans in eigener Regie und mit eigenen Mitteln inszeniert. Diese firmieren unter dem sinnigen Namen „INFERNO LOK LEIPZIG“ und treffen sich seit gut einem Jahr in immer häufigerer Regelmäßigkeit, um das VfB-Team endlich viel besser hör- und sichtbar zu unterstützen. Angefangen hat dies übrigens in kleinen Schritten schon anno 1998, als Glauchau-Thomas, Steffen und Kasper die ersten Pyro-Aktivitäten einleiteten. Inzwischen hat sich Inferno vergrößert und manche Ideen-Schlacht mit Gleichgesinnten aus dem Grünweißen „Diablos“- Lager gewonnen – siehe Derby. Und nicht zu vergessen, auch das „Wir gratulieren dem FCM zum Staffelsieg!“ und die gewachsene Freundschaft mit den HFC-Fans kommen auf das Konto von INFERNO LOK LEIPZIG.

 

05.11.2001 – © Reinhard, VfB Leipzig-Fanclub LOCOMOTION