Fußball in der Weimarer Republik

 

Von Erik Eggers

 

 

ISBN 3-89784-174-6 , 14,8x21cm , 280 Seiten  für 31,10 DM/ 15,90 EUR – AGON-Verlag

 

Als sich das Deutsche Reich nach 1918 in der außenpolitischen Isolation wiederfand, waren es Fußballspiele, die traditionelle Verbindungen zu neutralen Staaten zügig aufleben ließen... Ein wendiger Verleger namens Tischbein von der Hannoverschen „Deutschen Sportzeitung“, damals offizielles Organ des DFB, organisierte dazu erst Spiele in Schweden. Als diese aber Disqualifikationen für all jene Vereine aussprachen, die den Spielverkehr mit deutschen Mannschaften weiter betrieben, verlagerte er seine Aktivitäten nach Norwegen und der Schweiz... Ein Jahr nach Kriegsende spielten daraufhin der renommierte VfB Leipzig (Deutscher Meister 1903, 1906 und 1913), die SpVgg. Fürth (Titelträger 1914) und der VfL Halle 96 in der Schweiz.(S. 102/ 103)

 

 „Der Kampf für oder gegen das Radio“ – bereits am 1. November 1925 fand eine regionale Fußballreportage statt, von der Begegnung Preußen Münster – Arminia Bielefeld. Und das DFB-Endspiel am 13. Juni 1926 in Frankfurt zwischen der SpVgg. Fürth und Hertha BSC (4:1) verfolgten schätzungsweise 400.000 Hörer an den Radioempfängern, es wurde von 15 deutschen Sendern übertragen. Aber auch zu damaliger Zeit gab es kritische Medienschelte seitens des Publikums, denn alsbald wurde für eine Beschränkung der Radioübertragungen plädiert. „Hat ferner die Fußballbewegung ein so großes Interesse daran, den neuen Typ des auf dem Sofa liegenden, seine Zigarre rauchenden Fußballinteressenten zu schaffen?“, so ein Leser des „Fußball“. Der DFB gestattete daraufhin nur noch einige wenige Reportagen, z.B. vom Meisterschaftsfinale und von drei Länderspielen. Man befürchtete, die Zuschauer könnten ausbleiben – wie wahr, ist diese Aussage aus heutiger Sicht (Premiere-Abo für alle Erstligaspiele und ran-Show) doch sehr bemerkenswert! Damals sprach der DFB übrigens von einem – Zitat „Fußball“ 1930 – „ideelen Verlust, wenn Spieler und Zuschauer nicht die Gemeinsamkeit des Erlebens in wechselseitiger Auswirkung in sich spüren.“. – dies ist doch Musik in des Fußballfans Ohren.

 

Film und Fußball – dies steckte in den 20-er Jahren noch in den Kinderschuhen. Filmische Sportszenen nahmen im Vergleich zu der großen Wirkung der Printmedien einen nur geringen Raum ein. Es gab nur dokumentarische Aufnahmen, die für Wochenschauen gedreht wurden oder als Lehrfilme genutzt wurden. Heute ist es genau umgekehrt, nimmt die TV-Berichterstattung den größten Teil der öffentlichen Wirkung ein.

 

 Fazit: Ein höchst interessantes Buch für den historisch bewanderten Leser, auch um einige Zusammenhänge zwischen der damaligen Staatsdoktrin und dem Massensport Fußball näher zu beleuchten, endgültige Klarheit will aber auch der Autor nicht bringen können...

 

(c) Fanclub Locomotion 09/2001 - Reini