Als Morlock noch den Mondschein traf

 

Die Geschichte der Oberliga Süd 1945 – 1963

 

von Werner Skrentny

 

 

Format 23x21cm, 240 Seiten, ca. 100 s/w-Fotos, Einband Hardcover

ISBN 3-89784-175-4 , Juli 2001, 48,70 DM / 24,90 EUR - AGON-Verlag

 

„... Und Fußball war anders als heute: Eine Elf waren elf Mann, ausgewechselt wurde nicht und so humpelten verletzte Akteure als Statisten auf Linksaußen, wo sie unter Aufbietung letzter Kräfte noch das Leder weitergaben. ... Man spielte noch fast durchweg in Fußballstadien ohne die völlig überflüssigen Aschenbahnen, die die Zuschauer weit weg vom Geschehen verbannen – die Todsünde des deutschen Sportstättenbaus... Mehr als drei Neuzugänge gab’s nicht pro Saison... Die Mannschaften waren originär, die Besten von Stadt und Region, allenfalls einige „Reingeschmeckte“..., da ergab sich die Identifikation fürs Publikum ganz von selbst. Zumal die Vereine für eine Tradition standen, keine Emporkömmlinge, mal schnell von einem publicitysüchtigen Mäzen nach oben gepuscht – und dann wieder fallengelassen. ... Es tut einem in der Seele weh, müssen heute auf Wunsch von Sponsoren oder modischer Vorstands-Gecken traditionelle Vereinsfarben gewechselt oder in modischem Outfit präsentiert werden.“

 

Schon diese Zeilen im Vorwort zu diesem Buch lassen auf kurzweilige Leselektüre schließen, geht es doch um aus völlig verständlicher Verfasser-Sicht um die völlig unverdorbene Nachkriegsgeschichte einer Fußballregion Deutschlands, der OBERLIGA-SÜD.

Für unser interessierte Anhänger von Nordost-Viertligisten gibt es da natürlich gleich Namens-Assoziationen, die aber angesichts der langen Liste berühmter Vereinsnamen in wohl unberechtigt erscheint. Vereine wie Eintracht Frankfurt, FC Bayern München, München 1860, 1. FC Nürnberg und VfB Stuttgart spielen heute noch in den höchsten Spielklassen, andere wie Freiburger FC, SpVgg. Fürth, Karlsruher SC, Hessen Kassel. Waldhof Mannheim und Kickers Offenbach sind jedem Fußballfan geläufig und wieder andere sind gerade wieder auf dem Sprung nach oben, wie z.B. Jahn Regensburg, SSV Reutlingen und 1. FC Schweinfurt 05.

 

Über all diese Vereine gibt es Anekdoten, Bilder und Statistik aus der Zeit zwischen schwerem Beginn unmittelbar nach dem katastrophalen Weltkriegsende 1945, mit allen personellen und materiellen Verlusten der Vereine. Hinein in die spannenden Meisterschaftsendrunden, Eurocupdramen bis hin zum Beginn der neuen Ära Fußballbundesliga 1963 ,diese Oberliga-Süd als ja zweithöchste deutsche Spielklasse hatte es wirklich in sich.

 

Hier noch ein Auszug aus dem Bericht vom legendären Europacup-Finale der Frankfurter Eintracht am 18. Mai 1960 im Glasgower Hampden Park gegen Real Madrid:

... es standen 127.621 Eintrittskarten zur Verfügung – offensichtlich zu wenig, denn im Morgengrauen überrannten schottische Fußballanhänger die Polizeisperren, prügelten sich mit berittener Polizei, um an Tickets zu kommen... Das Deutsche Fernsehen – es gab nur dieses eine Programm, sonst nichts – übertrug das Spiel in voller Länge, Reporter Rudi Michel wurde kritisiert, er sei „zu fein- und zu deutschfühlig“, die Straßen waren jedenfalls leergefegt, alle sonstigen Veranstaltungen abgesagt. Frankfurt führte nach 18 Minuten 1:0, hatte noch weitere gute Möglichkeiten, di Stefano glich aus – und nach 70 Minuten führte Real 6:1, am Ende hieß es 7:3, Halbzeit 3:1. ... Die SG Eintracht Frankfurt wurde auch als Verlierer daheim freundlichst empfangen. Beim großen Gesellschaftsabend im Zoo sang Maria Mucke „Wir wollen niemals auseinandergeh’n.“ – da war der Verein wohl etwas knickrig gewesen: Den Originalhit dang damals schließlich Heidi Brühl.

 

Herausgegeben und zumeist geschrieben wurden die Artikel von Werner Skrentny, der die Erstauflage von 1993 (damals Klartext Verlag Essen) noch mal überarbeitet hat, besonders die statistischen Angaben zu den Vereinen.

Der Autor, Jahrgang 1949, aus dem Nordschwarzwald stammend, hat die Nähe zu den Fußballhochburgen Stuttgart und Karlsruhe zu vielen Geschichten rund um den süddeutschen Fußball genutzt, welche mit viel Hintergrundwissen und Bilder (u.a. eine Eintrittskarte zu 4,-DM vom Sportforum Leipzig, Sonntag, 10. März 1957  Spielvereinigung Fürth gegen SC Lokomotive Leipzig) angereichert sind.

 

(c) Fanclub Locomotion 09/2001 - Reinhard