1000 Tipps für Auswärtsspiele

Von Aachen bis Zwickau

 

 

von Hardy Grüne und Michael Müller-Möhring – Agon-Verlag - ISBN 3-89784-207-6

 

Das neueste, was es an Fußballstadien in Deutschland zur Zeit gibt, in ausführlichem Wort und faszinierendem Bild, findet der aktive Fußballfan in dieser handlichen Paperback-Ausgabe.

Wie schon die Vorgänger bringt das Buch eine Unmenge an Informationen über alle Vereine der oberen drei deutschen Fußball-Spielklassen. Aber auch die Oberligen mit ihren immer zahlreicher werdenden traditionsreichen Vereinen fanden gnadenvoll Aufnahme ins Inhaltsverzeichnis.

Als Leipziger sehen wir natürlich zuerst mal die Einträge für Plache-Stadion und Schwarzsportpark, dazu das zum neuen Zentralstadion.

Im Plache-Stadion fällt gleich der interessante „Klo-Bericht“ ins Auge, hier heißt es wörtlich „faszinierend vielleicht für an der historischen Entwicklung öffentlicher Toiletten Interessierte, für sich in Notdurftsituationen befindende Fans dagegen ein Albtraum“, das werden wir uns wohl noch eine Weile (zum Teil zu Recht) anhören müssen… Und außerdem wird „vor Teilen der VfB-Anhängerschaft gewarnt, man sollte sich als Gästefan vor dem Stadion unbedingt neutral verhalten“ – da kann der Verfasser ja nur ein Derby oder ein Spiel gegen die „geliebten“ Dynamos und Magdeburger besucht haben, denn sonst gibt es für auswärtige Anhänger in Probstheida nämlich keine Probleme. Schlecht nachrecherchiert leider auch die öffentlichen Verkehrsmittel, denn die Trams 20 und 21 fahren schon seit Mai 2001 nicht mehr (Netzumstellung).

Was aber gleichermaßen auch für die „Leutzscher Hölle“ gilt, hier rollt auch keine Tram mehr hin zum Bahnhof. Hier fällt dazu noch auf, dass der Verfasser beste Drähte zur grünweißen Anhängerschaft haben muß. Deren legendenumwobener Historienschein strahlt voll in dieses Kapitel, mitsamt „der Aura der einstigen BSG Chemie“. Von einer „vieltausendköpfigen Fanschar… überaus lautstark“ ist da die Rede, aber auch „im gesamten Stadionumfeld ist Vorsicht angesagt… Alleinreisende sollten sich neutral kleiden“ – ja ja, der wilde Fußballosten, für derartige Horrormärchen sind sich die westdeutschen Gelegenheitsbesucher nicht zu schade.

Interessant auch das interne Bällchen-Bewertungssystem, für die Rubriken Stadion, Stimmung, Service und Stress werden so durch die Autoren Punkte verteilt, alles natürlich „gnadenlos subjektiv“, wie man glauben muß. Im Bruno ist so ziemlich alles mies, nur der Stress ist um gleich zwei Bällchen „besser“ als beim Alfred.

Der Bericht über das Zentralstadion ist allerdings rundum gelungen, sowohl was die historische Aufarbeitung angeht als auch die Umstände und Details für den Neu-/Umbau. Immerhin „bringen ein verschließbares Dach sowie ein ausfahrbarer Rasen modernstes Hightech in die sächsische Messestadt“ (wenn denn das Geld reicht…). Ob ab Frühjahr 2003 dann endlich die Eröffnung stattfinden wird, wird man sehen. Denn „ab dann dürfen die beiden Leipziger Spitzenclubs theoretisch ihre Heimkicks im neuen Zentralstadion austragen – ob sie es wollen, steht allerdings in den Sternen.“ Übrigens hat hier der neue LVB-Netzplan schon Einzug gehalten, die Schreiberlinge waren aber sicher zum Deutschen Sportfest in Leipzig, denn nur zu dieser Zeit fuhr hier die Linie 36…

 

Fazit: Bei allen aus unserer sächsischen Vereinsbrille gesehenen „Unzulänglichkeiten“ bildet das Gesamtwerk selbstverständlich einen optimalen Informations- und Unterhaltungsgehalt, mit dem Prädikat „Echt empfehlenswert“ und eigentlich Pflichtlektüre für den aktiven Fußballfan in Deutschland!

Dezember 2002 - RT