Samstag, 19.04.2014 1. FC Lok Leipzig - TSG Neustrelitz 3:2(1:2)
Der gute alte Videotext musste herhalten, um dieses Spiel live zu
verfolgen. Die kurzfristige Spielverlegung auf Samstag - zeitgleich mit
dem RB-Spiel im Zentralstadion - machte es mir arbeitsbedingt nicht
möglich, vor Ort in Probstheida dabei zu sein. Die örtlichen
Fußballverbände sind immer bestrebt, dem Ruf des
geldgewaltigen Firmenvereins zu folgen. Polizei und Ordnungsamt sind da
willkommene Helfer bei der hauseigenen Teminplanung.
Immerhin erschienen doch kanpp 2000 Fans im Bruno, um eine erneute
deftige Pleite ihrer Mannschaft gegen ein Spitzenteam dieser
Regionalliga erleben zu wollen/ müssen. So jedenfalls der Stand in
der Vorschau vor dem Spiel und dann auch nach ca. 35 Minuten. Erst
danach fasste sich unser blaugelbes Wundertütenteam endlich ein
Herz und semmelte den Ball dem Souveränen Spitzenreiter ins Netz,
Grandner ouvert extra! Die zweite Spielhälfte lang versuchten die
Gäste aus Mecklenburg das knappe Resultat einfach nur zu
verwalten, ehe die letzten turbulenten Minuten dieses Spiel anbrachen.
Marzullo gelang in der 89. der viel umjubelte Ausgleich, schon das riss
die Massen von den Sitzen. Ins Klettern auf die Zäune kamen sie
dann, als nur eine Minute später dem schonmal Torschützen
Patrick Grandner der finale Rettungsschuß für unser Team
gelang - 3:2. Auch der Sprung im Teletext daheim war explosiv für
die anwesenden Gemüter...
Ein punktueller Sieg für LOK, der noch lange nachhallte nach
diesem Spieltag. Nicht nur im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion,
sondern sicher auch in Halberstadt und Rathenow, die sich nach ihren
heutigen Auswärtssiegen eine halbe Stunde zuvor schon aller
Abstiegssorgen entledigt sahen. So kann man sich irren - LOK bleibt
dran, auch wenn es bis zur richtigen finalen Rettung der Regionalliga
2014 noch dauert.
RT
Bruno-Plache-Stadion Leipzig: 1.954 Zuschauer
Schiedsrichter: Sebastian Schmickartz (Berlin)
0:1 Pütt (16.), 0:2 Weidlich (30.), 1:2 Grandner (36.), 2:2 Marzullo (88.), 3:2 Grandner (89.)
+++ PRESSESCHAU +++
Lebenszeichen de luxe
So viel Jubel war zuletzt selten in Probstheida. Fast 2.000 Zuschauer
feierten am Samstagnachmittag euphorisch ihre Lok-Elf, die eine
drohende Niederlage gegen Tabellenführer Neustrelitz mit zwei
Toren kurz vor Ultimo in einen Sieg umbog. Nach einer wenig
überzeugenden ersten Halbzeit, hatten sich die Leipziger durch
eine kampfstarke und emotionale Schlussphase den Erfolg redlich
verdient. Pech im Glück: Auch die direkte Konkurrenz punktete.
Neustrelitz war nach Leipzig gekommen, um durch einen Auswärtssieg
die Regionalliga-Meisterschaft in trockene Tücher zu wickeln.
Zunächst schienen die Mecklenburger aber eher das schöne
Osterwetter genießen zu wollen, als sich in temporeichen
Fußball zu ergehen. Sehr bedächtig baute der Spitzenreiter
sein Spiel von hinten her auf und erzielte in der Offensive wenig
Wirkung. Lok-Trainer Scholz schickte fast das selbe Team auf den Rasen
wie in der Vorwoche. Lediglich für den verletzten Zielinsky
stellte er Engler in die Startelf. Angeführt wurde die Mannschaft
von Krug, der nach Kittlers Suspendierung die Kapitänsbinde
übernahm. Mit Sätzen wie: "Unsere Chance ist die, dass wir
keine haben!", versuchte Scholz seinen Jungs im Vorfeld Mut zu machen.
Das hatte in der Anfangsphase noch nicht gefruchtet. "Meine Truppe
hatte ein bisschen Angst.", stellte der Coach fest. Zwar zeigten die
Blau-Gelben durchaus den Willen, dem Gegner die Bälle abzujagen.
Allerdings mussten sie wiederholt feststellen, dass Ball bekommen und
Ball behalten zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. So war die
Kugel meist schon wieder weg, bevor in Sachen Angriff Gefahr entwickelt
werden konnte. Dazu kam der überraschende Rückstand in einer
bis dahin eher ereignislosen Partie. Franke blieb auf der linken Seite
Zweikampfsieger, bediente in der Mitte Pütt, der Lok-Keeper
Latendresse-Levesque keine Chance ließ - 0:1 (16.). Auf die erste
richtige Torchance der Gastgeber mussten die Zuschauer fast eine halbe
Stunde warten. Langner arbeitete sich bis zur Grundlinie durch und
suchte in der Mitte Rolleder. Der stand in aussichtsreicher Position
vor dem Tor, bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle (27.). Statt des
Ausgleichs setzte es wenig später das 0:2 (30.). Novy war durch
die Lok-Abwehr nicht vom Ball zu trennen, legte für Weidlich auf,
der wenig Mühe hatte, den Vorsprung auszubauen. Im weiten Rund des
Bruno-Plache-Stadions drohte sich Ernüchterung breit zu machen.
Erinnerungen an die herbe 0:4-Pleite gegen Jena keimten wieder auf.
Erste Missfallensbekundungen drangen ans Ohr. Die Lok auf dem Platz
hatte den Kopf allerdings noch nicht in den Sand gesteckt. Wendschuch
schickt Grandner mit einem Zuckerpass in die Spitze. Der Angreifer
blieb kühl, schob das Leder überlegt ins rechte Eck zum
1:2-Anschlusstreffer (36.). Glück für die Gastgeber, dass
ihre Bemühungen kurz vor der Pause keinen weiteren Dämpfer
erhielten. Weidlich spielte mit Sautner den feinen Doppelpass, leitete
an Medjedovic weiter, der in zwei Versuchen nicht an
Latendresse-Levesque vorbei kam. "Jungs, die Fans wollen euch
kämpfen sehen!", impfte Lok-Trainer Scholz zur Halbzeitpause
seinen Spielern ein. Die Wirkung dieser Worte kam langsam, aber sie
kam. Musste Paszlinski in der 57. Minute noch per Kopf auf der Linie
retten, drehten die Blau-Gelben in der letzten halben Stunde merklich
auf. Scholz brachte per Doppelwechsel Böhne und Pejic für
Engler und den angeschlagenen Trojandt. Der Angriffsdruck der Leipziger
stieg, das Publikum spürte, dass hier noch was ging und peitsche
ihre Lok lautstark nach vorn. In Minute 79 wäre das fast mit dem
Ausgleich belohnt worden, als Langner auf das Neustrelitzer Tor
zumarschierte, allerdings im letzten Moment von Franke und Keeper
Bittner gestört wurde. Ebenso hätte im Gegenzug mit der
einzigen Neustrelitzer Chance der zweiten Halbzeit das 1:3 fallen
können. Medjedovic war rechts völlig frei,
Latendresse-Levesque wollte ihm den Ball vom Fuß pflücken,
griff aber ins Leere. Doch der Schuss aus ziemlich spitzem Winkel
landete nur hinter dem Kasten. Als sich die etwa 40 Gäste-Fans
schon zur Feier des vermeintlichen Auswärtssieges bereit machten,
passierte doch noch das Wunder von Probstheida. Zunächst zirkelte
Marzullo den Ball aus Nahdistanz rechts um Keeper Bittner zum
2:2-Ausgleich (88.). Der Jubel war noch nicht verklungen, als Grandner
über links in den Strafraum eindrang, den Neustrelitzer
Schönwälder umkurvte und mit dem rechten Schlappen zum
3:2-Siegtreffer vollendete. Das Plache-Stadion eskalierte - der 1.FC
Lok hatte den Favoriten in die Knie gezwungen. "Keiner hat uns vor dem
Spieltag einen Punkt, geschweige denn einen Sieg, gegen den
Spitzenreiter der Regionalliga zugetraut. Desto schöner ist es.",
freute sich der zweifache Leipziger Torschütze Grandner. "Ich
freue mich, dass heute wieder so viele Zuschauer da waren, uns
unterstützt und zum Sieg getragen haben." An Boden konnte Lok in
der Tabelle damit allerdings nicht gut machen, denn sowohl Rathenow
(2:0 in Auerbach) als auch Halberstadt (4:0 in Meuselwitz) fuhren
ebenfalls drei Punkte ein. Für Lok geht die Mission
"Klassenerhalt" am Freitag um 18:30 Uhr im Plauener Vogtlandstadion
weiter.
Quelle: L-IZ vom 20.04.2014 - von Jan Kaefer