Sonntag, 02.09.2012 1. FC Lok Leipzig - Rasen-Ballsport Leipzig 1:3 (0:1)
im Zentralstadion
Ein Stadtduell in der gleichen Liga, das elektrisiert
naturgemäß die fußballinteressierten Massen. Hier in
Leipzig ist das derzeit noch spezieller, viel spezieller. Denn die
sportlichen Rahmen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Einerseits unsere Loksche, seit 119 Jahren fest in langer
Fußballtradition verwurzelt (wie es ein Riesen-Blockbanner im
LOK-Fanblock zum Anpfiff des Spiels zeigte!), international bestens
bekannt und in der Stadt mit super großer Fangemeinde. Die sogar
den Verein selbst wiederbelebte, nachdem die Stadtspitze erfolglos die
Insolvenzpleite des VfB Leipzig betrieben hatte. Unsere Blaugelben
haben sich innerhalb von 8 Jahren aus den Niederungen der 11. Liga
wieder ins Sichtfenster der überregionalen Wahrnehmung geschossen,
blieben dabei immer im vernünftigen wirtschaftlichen Rahmen. Auf
der anderen Seite das rote Imperium, mit unendlich vielen Moneten
für einen aufgeblähten Profikader, rein- und wieder
rausgekauft bei einem korrumpierten Leipziger Vorstadtverein, ohne
eigene Mitglieder und ohne wirkliches Vereinsleben - zum Leben erweckt
und am Leben erhalten durch Boulevard und Kommerz.
Ein langes Vorwort, aber wir wollen eben nicht nur Fußball sehen.
Heute aber stand das Runde doch mehr im Fokus, und so traf sich der
Fanclub bereits zwei Stunden vor Beginn am
Mückenschlößchen, um dieses städtische Duell, von
den Medien verfälschend Derby genannt, zünftig
“vorzubereiten”. Dabei sah man später auch die Jungs
von Scenario in ihren blauen Motto-Shirts vorbei marschieren, Start war
ja bereits um 10 Uhr der Hauptbahnhofsvorplatz. Organisation ist alles,
auch bei Locomotion. So besorgte der Randleipziger für alle die
Programme und hang im Block C unsere Fanclubfahne gut positioniert auf.
Zusammen mit unseren “Gästen” aus Stuttgart und
Rednitzhembach ging es vom übervollen Freisitz weiter Richtung
Stadion. Dort regierte der blaugelbe Trubel, Andrang am Einlass und an
den Ticketschaltern - grünweiß waren nur die
“Minnas” der polizeilichen Einsatzkräfte. Das Stadion
war heute so voll, dass gleich die Oberränge auf beiden Seiten
geöffnet werden mussten. Im LOK-Fanblock D war kein Klappstuhl
mehr frei und auch in Gerade C unten drängten sich die Leute. Der
Oberrang blieb mir verborgen. Gegenüber in Geradenblock A enorm
viel interessiertes Publikum, später sah man dort nicht alle
jubeln. Die noble RBL-Fanlandschaft sah schon ziemlich ausgedünnt
aus, aber immerhin haben sie sich viele bunte Banner zurecht gehangen.
Das gipfelte sogar im provokanten Spruch zum Anpfiff: “Die neuen
Farben in der Stadt”, was wohl jeden Leipziger vor den Kopf
stößt. Leider scheint es so, dass sich Werte einer
Gesellschaft ändern können, vor allem wenn viel Kohle im
Spiel ist.
Apropos Spiel, tatsächlich rollte kurz nach 14 Uhr der Ball, die
Kulisse gigantisch, Gänsehaut pur bei diesen blaugelben Massen.
Unsere Mannschaft kniete sich voll rein in die Herkulesaufgabe, eine
teils abgezockte Söldnertruppe in Schach zu halten. Nach vorn ging
zunächst nicht so viel, dann hätte Rico Engler fast
getroffen. Stattdessen erster Eckball für LOK direkt vor den
blaugelben Massen, vielstimmig ertönte das “Hinein,
hinein!”. Der Ball flog nicht ins Tor, sondern zu RB-Torwart
Coltorti, der schnell abwarf und vorne unsere Mittelfeld-Abwehr
überwand, RB-Neuzugang Judt lupfte das Ding gekonnt über
Gäng ins LOK-Tor - der vermeidbare Rückstand nach einer
halben Stunde. Das spielte den Rotweißen in die Karten, sie
bekamen immer mehr Konterräume.
Zur Pause durfte man die Imbissversorgung im Sektor C testen.
Fischbrötchen und Bratwurst waren noch im Angebot, der Rest schon
ausverkauft. Das schien mir verwunderlich, bei diesen Preisen, je 3
€ für Bockwurst, Currywurst, Fischbrötchen oder
Bratwurst, 3,50 € für die Schnitzel-Semmel. Diese Summen
standen groß angeschlagen am rechten Eck der Imbissbude und
wurden auch von den Serviceleuten abkassiert. Als ich nach Spielende
mir aber mal die anderen Schilder ansah, auweia… Später
mehr dazu.
Die zweite Halbzeit sah jetzt einen energischeren FCL, mit vielen guten
Spielideen und Druck nach vorn. RB beschränkte sich auf
gelegentliche Konter. Einen solchen verschaffte Kutschke ein Laufduell
mit einem LOK-Spieler. Dieser ging nach Foul vom RB-Stürmer zu
Boden, was der Schiedsrichter allerdings ignorierte. So schnell wie der
Kutschke wieder aufsprang und den Abpraller einköpfte, konnte die
blaugelbe Abwehr nicht mehr reagieren. Das wars dann, der dritte
Treffer resultierte aus einem Pressschlag von Krug und Kittler,
letzterer fegte den Ball genau vor die Füße von Rockenbach,
der unbedrängt flach einschob. Der anschließende Torjubel
direkt vor unserem Fanblock zeigte die nervliche Anspannung bei den
RB-Kickern ganz deutlich. Der Fußballtradition vor großem
Publikum mal den Stinkefinger zeigen war für die wohl auch eine
Art Selbstbefriedigung… Das Highlight folgte aber noch für
uns, denn kurz vor Schluss gelang nach Rico Englers Pfostenknaller
unserem Neuzugang Fatih Alemdar das wichtige Anschlußtor. So
hatten wir noch mehr Grund, der Mannschaft für ihre starke
Leistung zuzujubeln.
Da bewiesen unsere Fans auch erstaunliche Ausdauer, selbst
Mikrofonpannen konnten Mirko und das Team von der Uffta nicht abhalten.
Nun nochmal zum Imbiss und den tollen Preisschildern. Das mit den 3 und
4 Euro war wirklich das einzige, auf den anderen standen aber noch die
"alten" Preise, mit jeweils einen Euro billiger. Die Servicekraft war
bei mir zumindest so einsichtig, dass sie mir nach meiner Nachfrage den
einen Euro zurück erstattete. Die Ordner bliesen derweil zum
Halali, in dem sie die verweilenden Fans
sanft aus dem Block heraus baten. Auch der Abmarsch der Fans unten
geschah recht organisiert, für uns nördlicherseits Richtung
Goyastraße, während die RB-Fans über die Festwiese zu
laufen hatten. Dort soll es wohl noch zu einigen Attacken gekommen
sein. Wir landeten wieder am Mückenschloß. Von dort zuckelte
anschließend ein LVB-Tatrazug mit Niederfluranhänger mit uns
durch die Waldstraße Richtung Innenstadt. In der wartete beim
Chinesen in der Nikolaistraße unser Abendbrot auf uns -
gemütliches Ende eines aufregenden Fußballtages..
RT
Zentralstadion Leipzig: 24.795 Zuschauer
Schiedsrichter: Lasse Koslowski
0:1 Judt (28.), 0:2 Kutschke (53.), 0:3 Rockenbach da Silva (86.), 1:3 Alemdar (90.)
Fotos zum Spiel
+++ PRESSESCHAU +++
2000 Anhänger von Lok Leipzig bei Fanmarsch – Polizei: Alles „sportlich und friedlich“
Etwa 2000 Fans des 1. FC Lok Leipzig haben am Sonntagmittag an dem
Fanmarsch ihres Vereins teilgenommen. Im Moment ist der Tross an der
Red-Bull-Arena angekommen, wo um 14 Uhr das Stadtderby zwischen Lok
Leipzig und Liga-Krösus RB angepfiffen wird. „Alles ist
ruhig verlaufen, vereinzelt wurde Feuerwerk gezündet“,
fasste Polizeisprecher Christian Schulz gegenüber LVZ-Online
zusammen.
Wegen der hohen Teilnehmerzahl hatte sich die Polizei entschlossen, den
Fanzug nicht wie geplant über die Wald- und Goyastraße zu
führen, sondern weiter über die Leutzscher Allee Richtung
Sportforum umzuleiten. „Die Fans hatten sich über die
gesamte Straßenbreite verteilt, sodass der Gegenverkehr nicht
mehr durchkam“, so Schulz. Die Stimmung beschrieb er als
„sportlich und friedlich“. Dennoch hat die Polizei für
den Ernstfall vorgesorgt: Neben einer Reiterstaffel aus Dresden werden
die sächsischen Polizisten auch durch einen Hubschrauber sowie
Wasserwerfer unterstützt. Ein Verkehrschaos, das auch wegen des
parallel stattfindenden Stadtlaufs befürchtet wurde, ist bisher
ausgeblieben.
© LVZ-Online, 02.09.2012, 14:22 Uhr - von ra
Schönheitsfehler
für RB Leipzig durch späten Lok-Treffer – Gäng:
„Müssen Fehler abstellen“
Lok-Torhüter Christopher Gäng war am Sonntag nach dem Spiel
begeistert. „So viele Zuschauer haben einige Vereine im ganzen
Jahr nicht“, meinte der Keeper. Auf der Anzeigetafel leuchtete in
der zweiten Halbzeit unter dem Jubel der Besucher die Zahl 24.795
– Rekord für die vierte Liga. Auch wenn sich die
Probstheidaer achtbar gegen den Staffelfavoriten schlugen, Gäng
war mit der Mannschaftsleistung nicht zufrieden. Vor allem seine
Vorderleute in der Abwehr ließen den Schlussmann bei allen drei
Treffern im Stich. Gängs Gegenüber bei RB, Fabio Coltorti,
beförderte nach einer knappen halben Stunde den Ball mit einem
Abschlag tiefe in die Hälfte des 1. FC Lok. Andy Wendschuch und
Sebastian Seifert waren sich da nicht einig und RB-Defensivexperte Juri
Judt musste nur noch dazwischen sprinten und anschließend zum 1:0
für RB einlupfen. Dicker Klops auch beim 0:3: Kevin Kittler bekam
den Ball nicht aus dem Strafraum und Thiago Rockenbach musste von der
Strafraumgrenze nur noch einschieben. „Die individuellen Fehler
müssen wir abstellen“, analysierte Gäng. RB hält
er aber für die „Übermannschaft der Liga“. Mehr
will er zu seinem alten Verein nicht mehr sagen. „Ich
konzentriere mich nur noch auf Lok“, so der Keeper. Das macht
auch Kevin Walthier. Der 21-Jährige durchlief die zweiten
Mannschaften von Greuther Fürth, Mainz 05 und dem 1. FC
Nürnberg. Im Sommer unterschrieb er bei Lok und lieferte gegen RB
eine beherzte Leistung ab. Vor allem seine Ballsicherheit und seine
Passideen in die Spitze fielen auf. „Mit meiner Leistung bin ich
zufrieden, die vielen Zuschauer haben mich beflügelt“, sagte
der gebürtige Franke. Vielleicht habe er, so der
Mittelfeldspieler, einige Bälle zu früh gespielt. Sonst
wären die Angriffe über Stürmer Rico Engler noch
gefährlicher geworden. Engler hätte sich für die
Blau-Gelben berühmt schießen können. In der ersten
Hälfte stand er nach einer scharfen Walthier-Hereingabe bereits
einschussbereit vor dem RB-Kasten. Abwehrrecke Fabian Franke
klärte Zentimeter vor dem Angreifer. Sein Kopfball in der zweiten
Hälfte knallte gegen den Pfosten. „RB hat in der zweiten
Halbzeit nachgelassen. Hätten wir dort die erste Chance
reingemacht, wären wir vielleicht zurückgekommen“,
meinte Engler. Die Bullen haben diese Hoffnung mit dem zweiten Treffer
zerstört. „Das 2:0 kam zum richtigen Zeitpunkt“, so
RB-Flügelflitzer Timo Röttger, der von der Stimmung in der
Arena beeindruckt war. Die RB-Fans hätten den Lok-Anhängern
in nichts nachgestanden. „Das war das Faszinierende, dass sie uns
immer wieder nach vorne gepeitscht haben“, freute sich
Röttger. Nur einen kleinen Schönheitsfehler mussten die
Bullen in der Nachspielzeit hinnehmen. Durch den Lok-Treffer hat RB die
Tabellenführung verpasst. An der Spitze thront nun der wieder
erstarkte 1. FC Magdeburg mit sieben Punkten und einer makellosen
Torbilanz von 4:0 Treffern. RB-Trainer Alexander Zorniger interessierte
das überhaupt nicht. „Die Tabelle ist mir im Augenblick
völlig egal“, sagte er. Anfang November müssen sich die
Magdeburger gleich an zwei Spieltagen hintereinander gegen die
Leipziger Teams beweisen. Am 4. November sind sie in der Red Bull Arena
beim 1. FC Lok zu Gast. Am Wochenende danach muss dann Zorniger mit
seinem Team an der Elbe spielen.
© LVZ-Online, 03.09.2012, 10:41 Uhr - von Matthias Roth
Elf Festnahmen nach Randalen beim Leipziger Derby - RB-Stürmer Frahn verurteilt Chaoten
So friedlich die Stimmung vor dem Stadtduell Lok Leipzig gegen RB (1:3)
war, so gefährlich wurde es nach der Partie. „500 Lok-Fans
haben auf dem Parkplatz neben dem Stadion die Sicherheitsleute und die
Polizei angegriffen“, erklärte Frank Gurke, Einsatzleiter
der Polizei, am Sonntagabend gegenüber LVZ-Online. Seine Kollegen
mussten eingreifen und die Chaoten mit Wasserwerfern und Reizgas
zurückdrängen. Elf Personen wurden vorläufig
festgenommen. Nach Angaben der Polizei sind sie aber inzwischen wieder
auf freiem Fuß. Bereits während des Spiels beobachteten die
Sicherheitskräfte zwei Böllerwürfe aus dem Block D.
Daraufhin wurden drei Lok-Anhänger von der Polizei herausgezogen
und ihre Personalien aufgenommen. Nach dem Spiel gerieten dann Fans
beider Mannschaften vor dem Stadion aneinander. Gegen 16 Uhr eskalierte
die Lage in der Nähe des Parkplatzes am alten Schwimmstadion.
Lok-Fans attackierten die Ordner, schlugen und traten auf sie ein. Als
die Polizei einschritt, hagelte es Steine und Flaschen aus den Reihen
des Lok-Anhangs. Auch völlig Unbeteiligte wurden Zeugen zufolge
von entfesselten Hooligans attackiert. Ein Rollstuhlfahrer wurde
umgetreten, ein Rentner geschlagen. Auch die Familie von RB-Profi Paul
Schinke wurde attackiert. Mittendrin in den Auseinandersetzungen war
Lok-Sicherheitschef Steffen Kubald. Er versuchte, die Angreifer zu
beschwichtigen. „Das ist einfach nur dämlich“, zeigte
sich Kubald verständnislos. Doch nicht nur außerhalb des
Stadions hatte er Probleme mit einigen Lok-Anhängern. So sollen
vier von ihnen während der Partie Feuerzeuge Richtung Spielfeld
geworfen haben. Zwei der Verdächtigen wurden nach Polizeiangaben
festgenommen. „Diese Leute bekommen jetzt Stadionverbot“,
sagte Kubald. RB-Stürmer Daniel Frahn wurde Zeuge der Krawalle auf
dem Parkplatz, verurteilte die Aktion aufs Schärfste:
„Schämt euch“, schrieb der 25-jährige Angreifer
auf seiner Facebook-Seite. „Wie krank und bescheuert muss man
sein, als Fußballfan Frauen und Rentner zu schlagen“, trat
Frahn verbal nach. „Ich hoffe, solche Idioten bekommen irgendwann
die richtige Strafe.“ Dabei war die Lage insgesamt kurz nach dem
Schlusspfiff entspannt. „Zunächst war alles ruhig“,
schildert Gurke. Die Polizei habe die bekannten Fangruppen beobachtet.
Dann jedoch kam es zu dem Angriff auf dem Parkplatz. „Und das von
einer Gruppe, die wir eigentlich nicht als gewaltbereit
eingeschätzt haben.“ Gegen 16.25 Uhr räumte die Polizei
den Parkplatz, musste dabei zwei Wasserwerfer sowie Diensthunde
einsetzen. Mehrere Angreifer wurden noch auf dem Parkplatz
vorläufig festgenommen und mit Kabelbindern fixiert. Das
sächsische Innenministerium rechnet bis zu 200 Lok-Fans der
Kategorie B (gewaltbereit) und rund 80 der Kategorie C (gewaltsuchend)
zu. Zum Spektrum gehören etwa die "Blue Caps LE", die vom
Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft werden. Als
problematisch gelten auch Mitglieder von "Scenario Lok". "Der Kern der
Fangruppe besteht aus bekannten, organisierten Neonazis", so
Stadträtin Juliane Nagel (Linke). "Scenario Lok" hatte zu dem
gestrigen Fanmarsch vom Hauptbahnhof zum Stadion aufgerufen, rund 2000
Lok-Anhänger demonstrierten weitgehend friedlich. Gegen 18 Uhr
hatte sich die Situation rund um das Fußballstadion beruhigt,
bestätigte Polizeisprecher Christian Schulze. Trotz der Attacke
zog er eine positive Bilanz. „Wir hatten die Lage jederzeit im
Griff. Die meisten waren friedlich.“ Wie die Leipziger Polizei am
Abend mitteilte, wurden 29 Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher
Körperverletzung, Raub, Sachbeschädigung, Widerstand gegen
Vollstreckungsbeamte sowie Verstoßes gegen das Sprenggesetz
eingeleitet. Fünf Polizeifahrzeuge sind durch Steinwürfe
beschädigt worden, Polizisten wurden nicht verletzt.
© LVZ-Online, 03.09.2012, 14:47 Uhr - von Reik Anton/joka/F.D./nöß
24795 Fans feiern Leipziger Fussballfest - RB gewinnt das Derby, Lok den Rekord
Am Ende hieß es zwar 3:1 für RB. Trotzdem gingen bei diesem
Leipziger Stadtderby beide Klubs als Sieger vom Platz! Zum einen die
Bullen, die sich verdient die drei Punkte sicherten. Und zum anderen
der 1. FC Lok, der sich über 24795 Fans freuen durfte, damit den
Viertliga-Zuschauerrekord (bisher 18500 bei Münster gegen Gladbach
II) nach Probstheida holte. Lok-Trainer Marco Rose (35): „Ich bin
froh und stolz darauf, bei diesem Fußballfest dabei gewesen zu
sein! Auch wenn das Ergebnis sich nicht gut anfühlt.“
Wichtiger aber: Die Zuschauer spülten die Rekordeinnahme von rund
250000 Euro in die klamme Klub-Kasse! Dafür verpflichtete Lok
gleich mal Stürmer Albert Spahiu (22/Mainz II). Möglich, dass
nun auch der umworbene Christian Beck (24, zuletzt Halberstadt)
bezahlbar wird, der sich das Spiel diesmal live in der VIP-Lounge
anschaute. Rein ins Spiel: Die Bullen aggressiver und aktiver, und mit
dem 1:0 durch einen Konter von Judt (29.). Kutschke (55.) per Kopf und
der starke Rockenbach flach aus 12 Metern nach Missverständnis
zwischen Kittler und Krug (85.) legten nach. Judt: „Wir waren die
bessere Mannschaft, haben noch einiges liegen lassen.“ Alemdar
gelang mit dem Schlusspfiff für Lok zumindest noch
Ergebnis-Kosmetik (90./1:3). RB-Trainer Alexander Zorniger:
„Leipzig hat den Zuschauer-Rekord! Und ich freue mich, wie mein
Team aufgetreten ist. Ich bin sehr stolz auf die Truppe!“
84 Minuten war es relativ ruhig im Stadion. Dann kochte die
Derby-Stimmung richtig hoch! Nach dem 3:0 jubelte Torschütze
Rockenbach ausgerechnet vorm Lok-Block. Dazu vollführte Daniel
Frahn erst ein Freudentänzchen vor Lok-Verteidiger Krug, legte
sich dann mit Co-Trainer Eiselt an. Was war da los? Frahn: „Krug
hat mich das ganze Spiel über provoziert. Da habe ich gesagt, er
soll sich lieber auf sich konzentrieren. Prompt unterlief ihm der
Fehler vorm dritten Tor. Die Emotionen mussten raus." Und was war mit
Eiselt? Der Assistent von Marco Rose: „Ich habe ihm nur gesagt,
dass er vor seiner eigenen Kurve feiern soll. Schließlich
könnte es sein, dass man sich in der Stadt mal wieder sieht..."
Die Quittung gab‘s von Fatih Alemdar, der RB mit seinem Tor in
der Nachspielzeit die Tabellenspitze versaute.
Quelle: Bild-Leipzig-online vom 02.09.2012 — 23:49 Uhr - von A. Schmidt, S. Krause und C. Paulus
Verletzte,
Sachschaden, Imageschaden - Zwei Lehren aus dem Derby: Höchste
Sicherheitsstufe muss, Alkohol darf nicht sein / Lok identifiziert vier
Feuerzeug-Werfer
Unter den knapp 25 000 Zuschauern beim Ortsderby war auch eine
Delegation aus Salzburg. Die Männlein und Weiblein von Red Bull
Salzburg staunten nicht schlecht über die grandiose WM-Arena, den
erstklassigen Andrang in der vierten Liga, das Niveau beim Duell Lok
gegen RB, das der favorisierte Gast bekanntermaßen 3:1 für
sich entschied. Nach dem Spiel wollten die von RB-Fußballchef
Ralf Rangnick dienstverpflichteten Ösis mit dem Team-Bus Richtung
Penta-Hotel. Dort sollte eine Art Ringelpiez mit Anfassen und
Powerpoint-Vorträgen zwischen den Salzburger und Leipziger
RB-Werktätigen stattfinden. Nennt sich neudeutsch: Workshop. Der
Bus wie auch die VIP-PKWs steckten aber im Bauch der Arena fest, weil
sich auf dem Stadionvorplatz eine versprengte Lok-Gruppierung verbal
und handfest auslebte.
Vorläufige Bilanz: Mehrere Verletzte, demolierte Einsatzfahrzeuge.
Nicht minder schlimm: Der Imageschaden für Leipzig, insbesondere
für den 1. FC Lok, der nach wildem Vorleben zuletzt lange nicht
mehr auffällig geworden war. "Da reißt man sich wochenlang
den Hintern auf, um das Derby vorzubereiten - und dann so was", rang
Lok-Sicherheitschef Steffen Kubald um Worte und Fassung. "Saudumm."
Lehren aus den Geschehnissen vom Sonntag wurden intern schon gezogen:
Ein Ortsderby m u s s der Sicherheitsstufe I unterliegen. Aus den
Zapfhähnen m u s s alkoholfreies Bier fließen. Und: Die
Fan-Trennung m u s s oberste Priorität genießen.
Prädikat wertvoll: Seitens der Clubs gab es keine
Schuldzuweisungen. Und auch die Polizei - gerne als Erzeuger allen
Übels genommen - wurde diesmal nicht angezählt. Kubald: "Es
soll mir keiner kommen und erzählen, die Polizei war schuld." In
diesen Tagen und Stunden wird Videomaterial gesichtet. Fliegende
Flaschen, Steine und Fäuste müssen zweifelsfrei zugeordnet
werden, andernfalls verlaufen die 29 Ermittlungsverfahren im Sande.
Klar ist: Die moderne Technik liefert gestochen scharfe Bilder. So hat
Lok in Zusammenarbeit mit der Polizei vier Männer identifiziert,
die während des Derbys Feuerzeuge aufs Spielfeld warfen. Drei
stammen aus Halle, einer aus Delitzsch. Stadionverbote sind schon
unterwegs nach Halle/Delitzsch. Den Werfern droht noch mehr Ungemach:
Der 1. FC Lok denkt darüber nach, eventuelle Geldstrafen durch das
Sportgericht beim Quartett einzufordern. Schiedsrichter Lasse Koslowski
(Berlin) hat die fliegenden Feuerzeuge übrigens gar nicht in
seinem Bericht erwähnt, dafür zwei Böller aktenkundig
gemacht. Weil die Blau-Gelben im Stadion schon seit längerem
nichts mehr angestellt hatten, gilt Lok in Sachen Böller 2012 als
Ersttäter, läuft es auf eine überschaubare Geldstrafe
hinaus. Ralf Rangnick hat sich nach dem Derby lange mit Lok-Trainer
Marco Rose unterhalten. Es ging nachweislich nicht um ein Testspiel am
pflichtspielfreien Wochenende.
© LVZ-Online, 04.09.2012 - von Guido Schäfer
Daniel Frahn – das Dementi
Der Fußballprofi Daniel Frahn hat seine Aussage, beim Leipziger
Derby am vergangenen Sonntag hätten Lok-Fans auch einen
Rollstuhlfahrer attackiert, heute wieder dementiert. Auf seiner
Facebook-Seite gab er dazu kurz und bündig so im Original bekannt
“Muss hier etwas Klarstellen:
Möchte mich hier offiziell für die Aussage mit dem
Rollstuhlfahrer Entschuldigen- habe da etwas falsch aufgenommen (es war
ein Unfall wo kein Lok- Fan etwas mit am Hut hatte) Sorry”
[Daniel Frahn]
Wie hoch der Schaden für den 1. FC Lok Leipzig nun
tatsächlich durch die verleumderische Falschaussage des Spielers
Frahn ist, lässt sich derzeit noch nicht in Zahlen beziffern.
Dieses herauszufinden, sollte nun aber Aufgabe der Rechtsanwälte
sowie des Nordostdeutschen Fußballverbandes sein. Verschiedene
Leipziger Medien hatten von teilweise bürgerkriegsartigen
Zuständen nach dem Leipziger Derby am Sonntag berichtet.
Zahlreiche Berichte und Videos mildern diese reißerischen
Presseartikel jedoch um ein Vielfaches ab, was nun wiederum die
generelle Berichterstattung der regionalen Presse in Leipzig in Frage
stellt.
Quelle: ostfussball.com vom 04.09.2012 - von „ab„