Samstag, 29.09.2012  1. FC Lok Leipzig - FC Carl Zeiss Jena  1:0 (1:0)
im Zentralstadion

Ohne wirkliche Illusionen wanderte man Samstagmittag zum Block C des Zentralstadions, die Niederlagenserie hatte sich doch ziemlich eingeprägt beim gemeinen LOK-Fan. Fragte man beim gemütlichen Umtrunk vor dem Spiel nach dem heutigen Ergebnis, so hörte man was von “ein Punkt wäre heute Gold wert” oder so. Die Kulisse in der großen Schüssel sah dann auch dementsprechend mager aus. Gähnende Leere, nur sehr enttäuschende 3506 wollten das alte Derby zwischen LOK und Zeiss live erleben. Zu DDR-Zeiten platzte da meist das Plache-Stadion aus allen Nähten, zählten die Spiele beider Clubs immer zu den Höhepunkten der jeweiligen Saison. Warum man diesmal nicht auch in Probstheida spielen durfte, bleibt wohl das alleinige Geheimnis der Sicherheitsfanatiker bei der Polizei. Denn mehr als knapp 1000 Jenaer Fans waren das nicht im Gästeblock der Arena. Das ist der Blocksektor D, da, wo eigentlich immer die LOK-Fans ihr Domizil in der Schüssel haben, aber eben nur zur Derbyzeit. Oder wenn es gegen RB geht. Heute sah das so aus, dass die LOK-Gegengeraden- und Kurvengänger aus Probstheida mit ihren Dauerkarten in Block B einquartiert wurden. Alternativ zur Hintertoraussicht gab es Block C, da gab es allerdings Tribünenpreise. 15 Euro oder ermäßigt 13 Euro mussten berappt werden. Die geringe Zuschauerzahl könnte aus diesen Fakten herrühren…
Jena bestimmte gleich von Beginn an die Szenerie, sowohl auf als auch neben dem Platz. Der Drittliga-Absteiger gilt als Favorit, aber das Favoritensterben heute begann schon früh, in Minute 6. Da rauschte Albrecht Brumme heran, schob den Kopfballableger nach Freistoß von rechts resolut am Jenaer Keeper vorbei in die Maschen des Südtores im Zentralstadions. Den LOK-Fans gefiels, sie jubelten dahinter und daneben ausgelassen. Fortan war es ein Spiel mit Zugzwang für die Gäste, die zu guten Möglichkeiten kamen, auch weil die LOK-Abwehr flatterte. Aber was durchkam, “wurstete” unser Lukas im Tor gekonnt heraus. Selbst ein furioser Endspurt der Jenaer kurz vor der Pause änderte nichts am 1:0. Der Bulettenburger für 2,50 Euro während der Pausenversorgung kann unter die Rubrik “Mehr Masse statt Klasse” eingetütet werden, der Hunger trieb’s rein.  Am Bierausschank floss diesmal Clausthaler, dank der polizeibestimmten Sicherheitsstufe 1.
Die zweite Halbzeit wurde turbulent. Erst lag ein Jenaer Spieler verletzt in der eigenen Rasenhälfte, die eigenen Kameraden rannten unbeirrt weiter dem Ball nach, unser Torwart Lukas erwischte den Jenaer vor dem Strafraum nur noch leicht am Trikot - und sah dafür glatt Rot. Der Wirbel und das Anziehen vom Ersatzkeeper samt Austausch mit Stürmer Steve Rolleder dauerte und summierte die spätere Nachspielzeit. Danach berannten die Gäste unser Tor, testeten den Cempzik auf Herz und Fäusten. Bestand der Junge glänzend, weil auch die Anderen immer mehr Schippen ihrer Leidensfähigkeit draufpackten. Der Schiri mutierte immer mehr zur persona non grata. Jeder Faller ein Foul, jedes Foul eine Gelbe. Dass da mal was doppelt vorkommen könnte, merkte er erst, als sich unser Markus Krug nach eben einer solchen wutentbrannt das gelbe Trikot vom Körper riss. Da erst gab es Rot zum Gelb und damit für uns die doppelte Unterzahl. Regte nur noch mehr Widerstand und legte mehr Kräfte frei - Wahnsinn. Die 90 Minuten waren vorbei und 5 Minuten Verlängerung angezeigt. Bei zwei Spielern weniger wäre da weniger Zeit mehr als fair. Fast hätte unsere 11 Alemdar sogar noch das 2:0 gemacht, der Pfosten rettete für Jena. Die drei Punkte blieben dafür in Leipzig - endgültig!
Wer heute nicht im Stadion war, sollte das bitter bereuen - und künftig nicht mehr schwänzen!
RT

Zentralstadion Leipzig:  3.506 Zuschauer
Schiedsrichter: Christopher Musick (Friedland)
1:0 Brumme (6.)
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte Wurster (47.), Gelb-Rote-Karte Krug (80.)

Fotos zum Spiel



+++ PRESSESCHAU +++


Knapper Sieg gegen Jena - Der 1. FC Lok Leipzig siegte am Samstag 1:0 gegen den FC Carl Zeiss Jena.
Kurz nach Anpfiff verlängerte Engler den Einwurf von Bachmann per Kopf, sodass Brumme den Ball aus sechs Metern unhaltbar in Jenaer Tor pfeffert (6.). Die frühe Führung zeigt Wirkung. Die Gäste wirken nervös und unkonzentriert, spielen viele Fehlpässe. Nach einer Hildebrandt-Ecke von links köpft Rolleder, allerdings zwei Meter übers Tor (13.). Die Jenaer konnten sich schnell wieder fangen. Ibold versuchts und zieht aus 18 Metern ab, verfehlt das Lok-Tor aber am rechten Pfosten vorbei (15.).
Knapp: Brinkmann schießt direkt, Wurster hat den Ball erst im Nachfassen (25.). Und auch der Freistoß von Schlosser wird von Zickert wieder abgeblockt (33.). Dann die Doppelchance für Jena: Erst Ibold aus Nahdistanz und Dvorschak im Nachschuss. Wurster pariert jedoch glänzend (33.) Auch der Freistoß für Jena endet am Pfosten (40.). Zu Beginn der zweiten Halbzeit sieht Wurster Rot. Nach einer Notbremse gegen Banaskiewicz kurz vorm Strafraum muss er runter (48.). Lok in der Unterzahl und Jena macht auch noch ordentlich Dampf. Ein Angriff nach dem anderen rollt aufs Lok-Tor, doch keiner geht rein. So wie der Kopfball von Riemer, der nur knapp übers Tor fliegt (60.). Die Leipziger greifen nur noch sporadisch an, konzentrieren sich auf die Abwehr und verteidigen die kostbare Führung vor rund 3500 Zuschauern. Engler kann die große Chance nicht verwandeln, Berbig faustet den Ball weg (72.). Und Schulte kontert mit einem Schuss aus 20 Metern, der ans Außennetz geht (75.)
Auch das noch: Gelb-Rot für Krug (79.). Lok steht nur noch zu neunt auf dem Spielfeld. Trotzdem scheitert Jena wieder. Huke schießt links vorbei (87.). Alemdar gibt noch einmal alles, trifft jedoch nur den Pfosten (93.). Reicht trotzdem: Lok gewinnt in Unterzahl mit einem knappen 1:0.
Quelle: BILD-Leipzig-online vom 29.09.2012 — 15:22 Uhr

Dramatische Schlussphase: 1. FC Lok verteidigt mit zwei Mann weniger Sieg gegen Jena
Nervenkrimi für Lok Leipzig: Wild gestikulierend steht Marco Rose in seiner Coaching-Zone. Sekündlich schaut der Trainer des 1. FC Lok Leipzig auf die Uhr, läuft nervös auf und ab – nicht müde werdend, jede noch so kleine Balleroberung oder abgewendeten Schussversuch des Gegners zu feiern und seine Spieler anzufeuern.
Lok spielte am Samstag in der Fußball-Regionalliga gegen den FC Carl Zeiss Jena zunächst ab der 47. Minute (Rote Karte Lukas Wurster) in Unterzahl – ab der 80. Minute (Gelb-Rot Markus Krug) gar in doppelter. Am Ende brachte Lok seine 1:0-Führung über die Zeit. Das frühe Tor schoss Albrecht Brumme in der 6. Minute. „Ich bin unheimlich stolz auf meine Truppe. Vor allem die Art und Weise, wie wir das Spiel gewonnen haben“, freute sich Rose nach dem Spiel. Denn nach den beiden Platzverweisen hätten seine Spieler gefightet und sind über ihre Grenzen hinausgegangen. Ebenfalls überschwänglich vor Freude zeigte sich Felix Bachmann: „Wir haben die vergangenen drei Spiele immer auf Augenhöhe agiert. Jetzt haben wir endlich den Bock umstoßen können.“ Dagegen sei der Auftritt der Jenaer „blamabel und nicht hinnehmbar“ gewesen, kritisierte ein völlig frustrierter Carl Zeiss-Coach Petrik Sander. „Das war ein Auftritt, der uns zu denken gibt, wenn man sieht, wie wenig doch ausgereicht hat, uns auseinander zu bringen.“ Dabei war auch Rose „sehr unzufrieden mit der ersten Halbzeit. Wir hatten richtig Probleme gehabt zu verteidigen und haben es nicht annähernd geschafft, Sicherheit ins Spiel zu bekommen“, erklärte er. Genau das zeige, wie unberechenbar doch Fußball sei – denn gleichzeitig hätte der Start für die Leipziger nicht besser sein können: Nach einem Einwurf von Felix Bachmann, der von Rico Engler per Kopf verlängert wurde, nahm der unbedrängte Brumme den Ball im Strafraum an und brachte die Leipziger mit 1:0 in Führung. Beschwingt vom frühen Führungstreffer war das Team von Trainer Marco Rose in den Folgeminuten zunächst die spielbestimmende Mannschaft. Allerdings kamen die Gäste mit zunehmender Spieldauer immer besser in die Partie, zeigten ihre spielerischen Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins. Zudem offenbarte Leipzig Abstimmungsprobleme in der Defensive. Demzufolge kam Jena immer wieder gefährlich vor das Lok-Tor und drängte auf den Ausgleich. Doch stets schaffte es Lukas Wurster mit sehr guten Paraden, die Führung der Leipziger festzuhalten. So wie in der 24. Minute, als Jenas Tino Schmidt den Ball im Strafraum annahm und aus acht Metern unbedrängt abzog. Er bekam jedoch nicht den nötigen Druck hinter den Ball, sodass Wurster ihn entschärfte. Kurz darauf erarbeitete sich Leipzig die erste richtige Kontermöglichkeit. Rico Engler kam über die Mitte und spielte auf den rechts laufenden Patrick Grandner. Der hätte nur abziehen müssen, legte jedoch auf den links parallel laufenden Rolleder ab. Der Pass war jedoch zu lang für den Stürmer. Unmittelbar nach dem Seitenwechsel kam es zu einer umstrittenen Szene. Ein Jenaer Spieler lag in der eigenen Defensivhälfte verletzt am Boden. Die Thüringer kamen in Ballbesitz und spielten einen weiten Konterpass auf einen freistehenden Teamkollegen. Wurster stürmte heraus und brachte den Gegenspieler vor dem Strafraum zu Boden. In der Folge entwickelte sich ein zerfahrenes Spiel, bei dem es Lok trotz der Unterzahl schaffte, sich gegen die weiter drängenden Jenaer zu stemmen – auch, als Markus Krug nach seiner zweiten Gelben Karte ebenfalls vom Platz gehen musste und Leipzig nur noch mit neun Mann auf dem Feld agierte. Zudem knüpfte Loks etatmäßiger dritter Torhüter Alexander Czempik nahtlos an die Leistung für den vom Platz gestellten Wurster an. „Man muss beiden ein riesiges Kompliment machen. Sie waren auf den Punkt da, als wir sie gebraucht haben“, lobte Loks Kapitän Jens Werner. Coach Rose hofft, dass dieser Tag der Mannschaft gezeigt hat, „wie gut so ein Sieg tut, wenn man über die Grenzen hinaus gehen kann – was jedoch kein Grund ist, dies nicht schon beim Elf gegen Elf zu zeigen“. Denn auch in den kommenden Spielen müsse sein Team komplett am Limit arbeiten, um in der Liga bestehen zu können.
© LVZ-Online, 29.09.2012, 17:07 Uhr - von Anne Kunze