Samstag, 03.12.2011  1. FC Lok Leipzig - VfB Fortuna Chemnitz  0:1 (0:0)

Am Ende wollten alle nur noch weg - weg vom grausig anzusehenden Fußballkick im Bruno. Den blaugelben Akteuren stand nicht nur die Erschöpfung nach dem pausenlosen Anrennen in den Gesichtern geschrieben, sondern auch die pure Enttäuschung über die eigene Blamage. Ja, blamiert haben sie sich, unsere Spieler, vor allem vor den eigenen Fans. Sie waren zu keiner Zeit des Matches in der Lage, richtig deutliche Akzente zu setzen, um dieses Heimspiel zu gewinnen, gewinnen zu können und zu wollen. Was mit dem lapidaren Modewort Teamspirit so einfach zu beschreiben ist, fehlt genau dieser Mannschaft von Mike Sadlo. War in der Anfangsphase noch der Zug zum Tor erkennbar, so ebbte das mit zunehmender Spielzeit und fehlendem Torerfolgserlebnis gehörig ab. Rico Engler wandelte dabei desöfteren an der abseitsstellenden Verteidigungslinie und wurde mehr durch den Wink des Assis an der Linie beeindruckt als selber zu einer Torschussgranate anzusetzen. Obwohl das schon fast geklappt hätte, einmal oder zweimal.
Nach der Pause wollten die Gäste aus Chemnitz ihre orange leuchtenden Trikots einmal mehr auch zu überfallartigen Angriffen einsetzen. Sehr wirkungsvoll, da so unsere ganze Taktik in die Binsen ging. Unsere Abwehr geriet arg ins Schwimmen, als vier, fünf VfB-Fortunen urplötzlich auf das LOK-Tor zu sprinteten. Und da stand mit Boris Jovanovic auch noch unser eigentlicher Keeper-Coach drin, dem die fehlende Matchpraxis bei einigen Lapsūs überdeutlich anzumerken war. Nun, am Gegentor durch Rolleder war kaum was zu machen und auszusetzen, nur dass es dadurch 0:1 gegen uns stand. Die folgenden Sturmattacken mit Chancen von Fraunholz, Brodkorb und Engler sollten leider keine Wende mehr bringen, man stand damit quasi völlig im Regen. Auch wirklich und tatsächlich, denn der Dezemberhimmel öffnete derweil seine Schleusen. Das Szenario konnte nicht eindeutiger und trübsinniger sein für die anwesende LOK-Fangemeinde.
Was bleibt, ist die Sorge um das Kommende. Es werden wohl viele Gespräche und folgende Taten im Umfeld und auf dem Platz folgen - müssen. Sonst, ja sonst wird der Fußball in Probstheida zum reinen Insidergeschäft.
RT

Bruno-Plache-Stadion: 1.780 Zuschauer
Schiedsrichter: Stephan Reuter (Eisfeld)
0:1 Rolleder (58.)

Fotos zum Spiel


+++ PRESSESCHAU +++

1. FC Lok Leipzig vs. Fortuna Chemnitz 0:1 - Offenbarung in Probstheida
Erneut ist der 1. FC Lok in einem Heimspiel ohne Punkte geblieben. Die Probstheidaer verloren auch gegen Fortuna Chemnitz, Tabellenplatz 10, mit 0:1 (0:0). Fast eine Halbzeit gedanklich gar nicht auf dem Platz, wirkte die Lok-Elf auch in der zweiten Halbzeit seltsam verunsichert und mutlos. Nach dem Spiel ließ die sportliche Leitung Mannschaft und Spieler allein, die sich den Unmut der Fans anhören mussten – „Sadlo raus!“-Rufe inklusive.
Einige riefen „Verräter!“, andere „Sadlo raus!“, wieder andere „Vorstand raus!“. Der Rufe gab es viele im Anschluss an die 0:1-Heimniederlage des 1. FC Lok gegen den Landesliga-Aufsteiger Fortuna Chemnitz. Ob der Vorwurf „Verräter!“ stimmt, ist unklar, die erste Forderung ist aus Fansicht nachvollziehbar, die zweite Forderung auch, aber schwerer umsetzbar als der Trainer-Rauswurf.
Unwürdig ist es allerdings schon, wie sich vor allem Sportvorstand Dirk Majetschak seit Wochen aus der Verantwortung stiehlt. Von Fans wurde der ehemalige Nachwuchsspieler des „alten“ 1. FC Lok während des Spiels als „Redbullschak“ angefeindet, da seine beiden Söhne mittlerweile vom 1. FC Lok zu RB Leipzig gewechselt sind. Bei Lok Leipzig hat es Majetschak seit seiner Wahl vor zehn Monaten nicht hinbekommen, etwas spürbar Positives zu bewirken. Die 1. Mannschaft steht nach Ende der Hinrunde mit sechs Niederlagen auf dem 8. Tabellenplatz und hat sieben Punkte Rückstand auf einen garantierten Aufstiegsplatz. Führung, wie es sich für einen Vorstand gehört, erfährt der Verein weder von ihm, noch von Präsident Michael Notzon, der in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung tritt und aufgrund seiner Geschäfte auch selten in Leipzig ist. Ein großes Dilemma für Probstheida.
Ohne Führung agierte auch die Mannschaft des 1. FC Lok gegen Fortuna Chemnitz. Einerseits natürlich logisch, da Kapitän Thorsten Görke nach fünf gelben Karten verletzt fehlte und auch der erfahrene Jens Werner gesperrt war. Allerdings sollte man doch von einem Aufstiegsaspiranten erwarten, dass er mit Selbstvertrauen und vor allem Willen agiert, und es einen oder zwei Spieler gibt, die anstelle des Kapitäns vorangehen. Gerade nach dem Rückstand durch einen Rolleder-Kopfball nach knapp einer Stunde mangelte es der Lok-Mannschaft aber an einem Ruck und eben an Führung. Die Offensivleute spielten selten miteinander, sondern jeder für sich selbst. Abspiele kamen nie oder zu spät, aus unmöglichen Positionen wurde geschossen, aber nur dreimal musste Chemnitz’ Torwart Robin Köpsel parieren. Einen Kopfball des eingewechselten Marcus Brodkorb nach 77 Minuten holte er beispielsweise überragend aus dem Eck. Zehn Minuten später wäre er eigentlich machtlos gewesen, aber bevor Fraunholz freistehend eine Ristovski-Flanke ins leere Tor schieben konnte, fiel er ohne gegnerische Einwirkung zusammen. „Was war denn das?“, fragte sich nicht nur das Trainerduo Sadlo/ Eiselt. Schon in der ersten Halbzeit agierte die Heimmannschaft überraschend mutlos. „Ich habe dafür keine Erklärung und muss selbst erstmal die Mannschaft fragen, was gerade in der ersten halben Stunde los war“, sagte Lok-Trainer Mike Sadlo nach dem Spiel. Boris Jovanovic, der für den verletzten Martin Dolecek im Tor stand, und Martin Schuster hatten in den ersten fünf Minuten schon zweimal überragend für Gäste-Spieler aufgelegt, aber beide Chancen ließen diese ungenutzt. Lok brauchte 30 Minuten, um den ersten vernünftigen Angriff vorzutragen, zuvor störten immer wieder Missverständnisse samt Fehlabspielen den Spielrhythmus. Dann versemmelte Engler einmal freistehend, einen zweiten Engler-Schuss parierte Köpsel gut.
Gegen Spielende hatten die mit dem Selbstbewusstsein aus einem einzigen Auswärtssieg angereisten Gäste sogar noch mehrere Konterchancen, die beste vergab Rolleder, der aus 17 Metern freistehend nur den Außenpfosten traf. Nach Spielende brach sich der Frust der Fans Bahn, die sich in der Mehrzahl verschaukelt fühlten. Die große Chance zum Regionalliga-Aufstieg scheint die Mannschaft aus ihrer Sicht leichtfertig zu verspielen, selbst Ex-Trainer Achim Steffens sprach auf der Tribüne davon, dass kein Spielkonzept zu erkennen war. Ein Vater, dessen Sohn in der D-Jugend des Vereins spielt, bekam sich gar nicht mehr ein, sah die Leistung als Verrat an der Nachwuchsarbeit und an den vielen Jugendlichen, um deren Perspektive es geht.
Dirk Majetschak war bereits kurz nach Spielende aus dem Stadion gedüst, Markus Krug und Benjamin Fraunholz stellten sich dagegen den Fans und durften sich einiges anhören. So wie auch Trainer Mike Sadlo, dem auf dem Weg zur und von der Pressekonferenz und auch während seines Statements „Sadlo raus!“-Rufe „entgegenflogen“. Einen Propheten muss man nicht bemühen, um zu wissen dass ihn nur ein Sieg gegen Auerbach retten kann – wenn überhaupt. Eine Niederlage wäre die fünfte Niederlage im achten Heimspiel. Ein Aufstieg mit dieser Heimbilanz wäre kaum vorstellbar.
Ein Scheitern der Mannschaft und Sadlos wäre auch ein Scheitern von Majetschak.
Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 03.12.2011 - von Marko Hofmann

"Es fehlt einfach die Qualität" : 1. FC Lok versagt auch beim 0:1 gegen Fortuna Chemnitz - und der Stuhl von Trainer Mike Sadlo wackelt
Wütende Fans und nachdenkliche Verantwortliche: Es wird ungemütlich in Probstheida nach der zweiten Heim-Pleite am Stück. Einige der 1780 Lok-Anhänger wanderten beim 0:1 (0:0) am Sonnabend gegen Fortuna Chemnitz vorzeitig frustriert ab, andere forderten lautstark den Rauswurf von Trainer Mike Sadlo. Und von Mitgliedern des Aufsichtsrates war zu hören, dass es so nicht weitergehen könne. Man müsse mit dem Coach reden - und wohl auch über ihn. Mike Sadlo war nach dem streckenweise desaströsen Auftritt ratlos. "Ich weiß auch nicht, warum die Mannschaft lange so mutlos spielte. Ich muss die Jungs fragen, warum sie nicht den Arsch in der Hose hatten, von Beginn an auf die drei Punkte zu drängen", kommentierte der Trainer die unterirdische Leistung in der ersten Halbzeit.
Obwohl nur auf drei Feldpositionen verändert (Thorsten Görke, Jens Werner und Benedikt Seipel fehlten gesperrt), wirkte das Team gegenüber dem unglücklichen, zumindest spielerisch überzeugenden 1:2 gegen Jena wie verwandelt - ohne jede Linie, ohne Grundordnung, ohne einstudierte Laufwege, ohne Verständnis für den Nebenmann, ohne Zusammenhalt. Keine Kombination, kein Torschuss nach 30 Minuten, stattdessen konfuser Gruselfußball, Gewürge, langatmige Aktionen ohne Sinn und Verstand, Ballverluste ohne Ende. "Jeder hat die Verantwortung abgeschoben", gestand Sadlo. Rico Engler vergab zweimal (34., 37.), dann herrschte wieder Ruhe. Bis Steve Rolleder für die Gäste traf (58.), bei einem Freistoß, unbedrängt, mit einem haltbar erscheinenden Kopfball. Erst jetzt wurde Lok etwas besser, zielstrebiger, kämpfte verbissen, holte die große Brechstange raus - und sündigte wie so oft im Abschluss. Als Ivan Ristovski (einziger Lichtblick) drei Chemnitzer austanzte und flankte, verpasste Benjamin Fraunholz frei den Ausgleich (67.) - und anschließend Rolleder im Konter das 0:2 (71.). Danach parierte Fortuna-Keeper Robin Köpsel gegen Markus Brodkorb (77.), Fraunholz (86.) und Engler (90.). "Unser Sieg war glücklich, wir haben uns irgendwie über die Zeit gerettet", räumte Trainer Dirk Barsikow ein. Sebastian Seifert, am Sonnabend Lok-Kapitän, war stinksauer. "Wenn nur zwei, drei Spieler Normalform haben, ist das in dieser Oberliga zu wenig", giftete der Außenverteidiger, haderte zudem mit der katastrophalen Chancenverwertung und befand: "Beim Gegner hält der Torwart alles, bei uns ist das seit Wochen anders." Einmal in Rage, legte Seifert ein vernichtendes Urteil nach. "Es fehlt einfach die Qualität. Entweder wir kriegen sie bald rein oder es reicht nicht für den Aufstieg." Die Lok-Führung könnte das ähnlich sehen - und das letzte Spiel vor der Winterpause am Freitagabend im Plache-Stadion gegen Auerbach die letzte Chance für Sadlo sein.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 05.12.2011 - von Steffen Enigk

Bosse planlos, Trainer ratlos, Spieler hilflos: Deshalb fehlt Lok der Dampf
Aus dem ICE der letzten Jahre (Aufstieg von der 11. bis in die 5. Liga) ist längst eine Bummel-Bimmel geworden. Und selbst die droht nun gänzlich zu entgleisen. Der 1. FC Lok im Jahr 2011 – ein Klub ohne jeglichen Dampf! Vorstand: Michael Notzon (52) ist Präsident und Hauptsponsor (goldgas) zugleich. Aber eben, weil er in Nürnberg lebt, nur ein Frühstücks-Direktor. Sein Statthalter in Leipzig ist Dirk Majetschak (42), ein Banker. Er mag ja mit Geld umgehen können. Als sportlicher Leiter ist er jedoch überfordert. Ihm fehlen Rückgrat und Konzept. Ein Feindbild für die Fans. Nicht zuletzt, weil seine beiden Söhne beim verhassten Rivalen RB Leipzig spielen. Hatte schon Rücktrittsgedanken. Ist keine schlechte Idee... Trainer: Nach der Herz-Erkrankung von Achim Steffens wurde sein Assistent Mike Sadlo (40) Chef. Einer, der bei den Fans nie wirklich eine Lobby hatte. Als bekannt wurde, dass hinter seinem Rücken vor ein paar Wochen bereits mit René Müller als dessen Nachfolger verhandelt wurde, war er vollends enteiert. Auch wenn er sagt: „Ich lasse mich nicht zerstören.“ Mannschaft: Der Umbruch war groß. Zehn Neue kamen, zehn Mann gingen. Verstärkungen? Fehlanzeige. Das Quartett aus Tschechien enttäuschte genauso wie Stürmer N´Diaye aus Senegal. Sportlich zu verantworten von Sadlo und Sport-Direktor Marcel Rozgonyi, der von Anbeginn eine Fehlbesetzung war. Grüppchenbildung statt ausgeprägter Hierarchie. Häuptlinge fehlen. Sadlo klagt: „Ich hätte auch lieber einen Torsten Ziegner gehabt, der jetzt in Zwickau spielt. Aber es war halt finanziell nicht zu stemmen.“ Fans: Die bleiben mehr und mehr weg. Mit 3000 hatte der Klub pro Spiel geplant. Etwa 2500 sind es. Durchschnittlich. Zuletzt kamen gerade mal noch 1700, die Trainer und Mannschaft übelst beschimpften. Majetschak machte sich da übrigens schnell aus dem Staub. Meinte dennoch: „Es war keine Flucht. Nicht mal ansatzweise.“ Fazit: Der FC Lok steckt im Sackbahnhof. Und muss aufpassen, nicht gegen den Prellbock zu knallen...
Quelle: BILD-Leipzig vom 07.12.2011 - von André Schmidt