Sonntag, 18.03.2012 1. FC Lok Leipzig - FC Erzgebirge Aue 2. 2:0 (1:0)
Der Frühling hat Einzug gehalten, viele Anhänger des runden
Leders wollten die ersten Sonnenstrahlen zu einem Ausflug nach
Probstheida nutzen. Dabei konnten sie sogar gleich zweimal 90 Minuten
Fußball erleben, weil unsere Damen-Bundesliga-Mannschaft schon um
11 Uhr zum Abstiegsdrama gegen die TSV Bayer 04 Leverkusen einlud. Ein
Marketing-Plakat und unzählige gleichartige Flyer sollte die
große Masse an Fußballfans in Leipzig und Umgebung für
diese Doppelveranstaltung zusammen mit dem Match der Herren gegen Auer
Reserve gewinnen - eine an sich sehr löbliche Idee. Denn spannend
und prekär in punkto Erreichen des Saisonzieles ist die Lage
natürlich genauso auch bei unseren Frauen, schließlich soll
diese Bundesligasaison nicht nur einen Frühling lang dauern. Hier
ist jede Stimme mehr Anfeuerung sicher enorm hilfreich, laut
Veranstalter nahmen leider nur insgesamt 456 Fans diese
Möglichkeit tatsächlich wahr. Über zwei Stunden auf das
Herrenspiel warten zu müssen wird wohl die meisten abgeschreckt
haben, sicher für künftige Aktionen ein
überdenkenswerter Fakt.
Wie sehr ein Fan heiß auf ein LOK-Spiel sein kann, beweist der
Sonntagsausflug von Lutz aus Nürnberg. Der setzte sich einfach
früh 8:34 Uhr in den ICE und düste die dreieinhalb Stunden
Richtung Sachsen. Pünktlich gegen 12 Uhr wurde er am Hbf abgeholt
- von uns Locomotions. Halb eins vor dem Stadion wurden Karten und
Programme gekauft, zu den letzten Minuten des Frauenspiels durfte
allerdings keiner ohne entsprechende Doppelkarte rein, schade. Viertel
nach eins ging es für alle endlich ins Gelände, und im
Club-Casino herrschte reges Treiben. Hier spielte schon die Erste von
Erzgebirge Aue, live in Sky-TV übertragen, in der 2. Liga gegen
den FC St. Pauli. Die Auer siegten last minute 2:1, das nur nebenbei.
Hier in Probstheida ging es heute um das Aufstiegsrennen in der
Oberliga, ein Sechspunktespiel sozusagen. Drei große blaugelbe
LOK-Fahnen wurden zu Beginn über den Platz getragen und deren
Träger schwenkten sie freudestrahlend Richtung Publikum. Das Team
zeigte vom Anstoß weg gleich, wer heute als Sieger vom Platz
gehen würde. Nicht mal zwei Minuten gespielt und LOK führt
1:0, Marcus Brodkorb hatte abgezogen - Tollhaus Bruno. Die erste
Halbzeit wurde ein einziger Sturmlauf, mit guten Chancen und sogar
einem verschossenen Elfmeter - nur nicht mit dem 2. Tor. Verschnaufen
hinter der Tribüne, Pausentee für die Mannschaften - dann
ging es munter weiter. Rico Englers 2:0 ließ alle restlos
entspannt jubeln, danach ging noch mal richtig die Post ab. Unsere
blondierte schwarze Perle Dieter vergab noch zwei Riesen, das machte
aber gar nichts. Partystimmung im Bruno, das hat es hier lange nicht
gegeben. Willi will’s wissen - die drei Ws der
TV-Erklärserie passen haargenau für die Zustandsbeschreibung
seiner Trainerphilosophie. Nach dem Schlusspfiff wurden Spieler und
Trainer von den Medien und später am Zaun auch von den Fans in
Beschlag genommen und man feierte später auch am Club-Casino
weiter. Zuvor durfte unsere Locomotion-Crew am Grillstand die wirklich
letzten Würste für heute verspeisen, sehr lecker…
RT
Bruno-Plache-Stadion: 3.705 Zuschauer
Schiedsrichter: Stephan Reuter (Eisfeld)
1:0 Brodkorb (2.), 2:0 Engler (66.)
Rote Karte: Lobsch (Aue/ 73./grobes Foulspiel)
Fraunholz verschießt Foulelfmeter (31.)
Fotos zum Spiel
+++ PRESSESCHAU +++
Diesen FC Lok kann im Moment keiner knacken!
2:0 hieß es ohne den am Oberschenkel verletzten Seipel gegen
Mit-Aufstiegsfavorit Aue II. 3705 Fans im Freudentaumel. Trainer Willi
Kronhardt philosophisch: „Wenn man Mut und Vertrauen in die
eigene Stärke hat, kann man jeden Gegner in die Knie zwingen."
Brodkorb nagelte schon nach zwei Minuten die Führung rein.
Fraunholz seinen Elfer (er wurde selbst gelegt) allerdings nur an den
linken Pfosten. Schicht war im Schacht, als Engler, der zunächst
als Innenverteidiger und später im rechten Mittelfeld ran durfte,
nach Sahnepass von Racko einnetzte (66). Sein Tor widmete er Freundin
Stephanie, die gerade ihren 20. Geburtstag feierte und auf der
Tribüne strahlte. Weniger schön: Aues Lobsch sah nach Foul an
Seifert (musste mit dickem Knöchel raus) noch Rot (74.). Lok nun
Fünfter.
Quelle: Bild-Leipzig-online 18.03.2012 - 19:44 Uhr - as
1.FC Lok Leipzig vs. Aue II 2:0 - Ordnung, Tore, Disziplin
Der 1. FC Lok pirscht sich langsam an die Aufstiegsplätze ran.
Nach einem 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen die Reserve von Erzgebirge Aue
erklimmten die Probstheidaer Tabellenplatz fünf. Vor 3.705
Zuschauern glänzte die Mannschaft am Sonntag vor allem mit
Ordnung, Disziplin und zwei Toren – aber es hätten noch mehr
sein können.
Aues Trainer Torsten Wappler, ein kerniger Typ mit Haaren bis zum
Beginn des verlängerten Rückens, teilt ein Schicksal mit dem
glatzköpfigen Piet Schönberg, Trainer von Rot-Weiß
Erfurt II: So wie Schönberg vor zwei Wochen, saß auch
Wappler nach dem Auswärtsspiel seiner Mannschaft im
Bruno-Plache-Stadion enttäuscht bei der Pressekonferenz,
kritisierte seine Spieler und gestand: „Wenn Fraunholz auch noch
den Elfmeter reinmacht, hätte es ein Debakel gegeben.“ Sein
Nebenan, Lok-Trainer Willi Kronhardt, hatte wiederum, wie schon gegen
Erfurt wenig am Auftritt seines Teams zu kritisieren. „Der
Elfmeter ist fast die einzige Sache.“ 31 Minuten waren gespielt
als sich Lok-Stürmer Benjamin Fraunholz die Kugel auf den Punkt
legte und unglücklich gegen den Innenpfosten schoss. Der Ball
sprang zwar direkt wieder zu ihm zurück, aber wenn niemand
zwischendurch berührt, ist der Nachtisch für den
Schützen tabu. Die 3.705 Zuschauer hatten sich zu früh
gefreut, doch positiv aus Lok- und damit Fraunholzens Sicht: Sie hatten
sich vorher schon einmal freuen können.
Nach exakt 67 Sekunden hatte Marcus Brodkorb den FCL in Führung
geschossen. Im Anschluss an einen langen Einwurf von rechts, taumelte
der Ball durch den Auer Strafraum, ehe sich Brodkorb des
Spielgeräts annahm und es aus elf Metern überlegt ins lange
Eck schob. Die Auer Veilchen, die ohne Unterstützung von der
zeitgleich spielenden ersten Mannschaft auskommen mussten,
träumten das ganze Spiel über von einer Gelegenheit diesen
Ausmaßes. Einzig nach 83 Minuten prüfte Thomas Stock
Lok-Torhüter Christopher Gäng aus spitzem Winkel, ansonsten
hätte der gebürtige Mannheimer aber auch zu Hause bleiben
können. „Die Mannschaft hat als geschlossene Einheit agiert
und sehr diszipliniert gespielt“, lobte Willi Kronhardt sein Team
nach dem Spiel und meinte damit zuallererst das Abwehrverhalten. Aue
war offensichtlich unfähig, die gut verteidigende Lok-Mannschaft
in Kalamitäten zu bringen. Lok wartete darauf, dass Aue etwas tat.
Erst als Fraunzholz nach einer halben Stunde von Müller am Trikot
gezogen im Strafraum fiel, tat sich wieder etwas. Fraunholz schob die
Kugel bekanntlich an den Innenpfosten links und prüfte nur drei
Minuten später den Außenpfosten rechts. Marcus Brodkorb
hatte ihn mit einem schönen Pass in Szene gesetzt. Überhaupt
war Brodkorb aus Lok-Sicht der auffälligste Mann in der ersten
Hälfte.
Wechselbedingt - Brumme kam für Werner, Brodkorb rückte in
die Abwehr - war Brodkorb dann nach der Pause weniger auffällig
und auch die Höhepunkte mehrten sich nicht gerade. Erst als Rico
Engler nach wunderschönem Pass des eingewechselte Filipp Racko 24
Minuten vor dem Ende das 2:0 markierte, war das Spiel entschieden. Die
Lust aufs Spiel bei Lok war nun groß, der Auer Frust aber auch.
Nachdem Andreas Lobsch, früher Fortuna Leipzig, mit gestrecktem
Bein Sebastian Seiferts Schienbein am Mittelkreis vollkommen sinnfrei
auf Stabilität prüfte, war Aue nur noch zu zehnt und ergab
sich. Lok nutzte das zu einigen Chancen, aber weder der eingewechselte
N’Diaye (84.) noch Ristovski (85.) nutzten gute Chancen auf das
dritte Tor. Beide hatte der Verein in der Halbzeit in eine Aktion gegen
Rassismus eingeschlossen. Die 15 Minuten nutzte der 1. FC Lok um alle
Nachwuchsspieler des Vereins zu präsentieren, die aus dem Ausland
kommen. Die Jungs aus insgesamt 28 Nationen liefen eine Runde über
den Platz, gefeiert von den Zuschauern, deren Unterstützung Willi
Kronhardt mit dem Wort bezeichnete, mit dem die Entwicklung des 1. FC
Lok in den letzten Wochen zu bezeichnen ist:
„Sensationell.“
Durch den Sieg gegen Aue II hat Leipzig die Erzgebirgler überholt,
rangiert nun auf Platz 5 mit sechs Punkten Rückstand auf den
Zweiten VfB Auerbach (ein Spiel mehr). Die vor Lok platzierten
Zweitvertretungen von Rot-Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena, die
allerdings derzeit nicht aufstiegsberechtigt sind, aus der Tabelle
entfernt, rangiert Lok erstmals diese Saison auf einem fast sicheren
Aufstiegsplatz, nämlich Platz drei.
Quelle: L-IZ vom 19.03.2012 - von Marko Hofmann