+++ Grandioser LOK-Sieg im Leipziger Traditionsderby! +++ 

Sonntag, 06.02.2011  1. FC Lok Leipzig - FC Sachsen Leipzig  2:0 (1:0)

im Zentralstadion

Eine gute Stunde vor Beginn rotierte man bereits fast rings ums Stadion, über Blockeingang D erreichte man endlich den Sector C in der Mitte. Die neuen Programme zum endlos oft verschobenen ersten Saisonderby sackte der geneigte Sammler begeistert ein, und wie man erfuhr, soll es die Hefte vom letzten August zum Heimspiel gegen Auerbach kostenlos beim Kauf der aktuellen Nummer dazu geben, immerhin. Die Fanclubfahne fand heute einen würdigen Platz fast in Spielfeldmitte, dem Randleipziger als derzeitigem Bannerverantwortlichen sei Dank.
Der kurze Spielfilm:
Es ist 13 Uhr und die Grünweißen gewinnen das einzige Mal heute, nämlich den Anstoß. LOK macht von Beginn an Dampf, Benni Fraunholz marschiert und wird unsanft zu Fall gebracht. Freistoß für die Loksche, Thorsten Görke tritt an und schießt flach mit Schmackes direkt aufs Sachsen-Tor. Dessen Keeper Felix Weiß kniet nieder, aber findet kein Körperteil, das den Ball aufhält - es steht 1:0 für LOK! Sechs Minuten ist das Spiel erst alt und quasi vorentschieden. Die 3000 Leutzscher in Block B geben keinen Laut mehr von sich, ihre Mannschaft ist geschockt. LOK versucht sich mit gewitzten Kombinationen, hat Chancen durch Kapitän Görke und Neuzugang Devaty, letzterer wartete leider vergeblich auf den Elferpfiff. Erst nach einer halben Stunde zeigten die heutigen Gäste mal ihre spieltechnischen Qualitäten, aber wie ihr Trainer Dirk Heyne später sagen wird: „Ohne Zweikämpfe anzunehmen, kann man halt kein Derby gewinnen!“. Unsere Trainer-Glatze Mike Sadlo bewies den richtigen Wechselriecher, er brachte für den gelbgefährdeten (und auch angeschlagenen) Fraunholz das LOK-Urgestein René Heusel. Und der lief gleich mal auf richtigem Laufweg durch den Sachsenstrafraum, um - ja, nur um das perfekte 2:0 zu machen. Klasse, das konnte man nun genüsslich auf den Rängen feiern, die Mannschaft biss sich richtig rein zum Derbysieg! Was schlussendlich mit tosendem Applaus im immer noch heimischen Zentralstadion von den wahren Leipziger Fußballanhängern bedacht wurde. Das Beste zum Schluss: Es gab zwischen den rivalisierenden Fangruppen heute überhaupt keine Probleme zu vermelden. Ein gemeinsames Feindbild verbindet…
RT

Zentralstadion Leipzig: 10.600 Zuschauer
Schiedsrichter: Andy Weißenborn (Berlin)
1:0 Görke (5.), 2:0 Heusel (56.)
Gelb-Rot: Seifert (83./wdh. Foulspiel)

Fotos zum Spiel


+++ PRESSESCHAU +++

Lok feiert Auferstehung
Balsam für Ex-Boss Steffen Kubald: Verdienter 2:0-Derbysieg gegen schwachen FC Sachsen
Er hat zwar nicht selbst gekickt, war aber Mann des Tages und drückte am Ende des Ortsderbys Tränen der Rührung. "Ein wunderschönes Abschiedsgeschenk", sagte Steffen Kubald, 49, der neuerdings Ex-Vorsitzender des 1. FC Lok ist und die Leistung seiner Blau-Gelben in Fußball-Deutsch packte: "Geil!" Kellerkind Lok wollte den Sieg mehr, gewann vor 10600 Zuschauern gegen seelenlos-lahme Leutzscher 2:0. Das immer junge und gestern von Ausschreitungen verschonte Derby hatte viel mehr als das Rührstück Kubald zu bieten. Da gab es beispielsweise die Geschichte des Trainer-Jünglings Mike Sadlo, 39, der den Fuchs Achim Steffens, 60, wohl auch perspektivisch bei Lok ersetzen wird und ein gelungenes Erstlingswerk ablieferte. "Das ging an die Nerven", stöhnte Sadlo, der einst als furchtloser "Glatzenstürmer" Angst und Schrecken verbreitete. "Der Job als Fußballer ist einfacher. Als Trainer stehst du ja unter Dauerstrom, musst an tausend Sachen gleichzeitig denken. Wir haben hochverdient gewonnen, die Einstellung war top." Auch Kubald-Nachfolger Michael Notzon wird den 6. Februar 2011 so schnell nicht vergessen. "Das war sehr emotional", sagte der 52-Jährige. "Es ist etwas anderes, ob man als Fan und Sponsor auf der Tribüne sitzt oder als Präsident mit Verantwortung." Weil der Tag ein schöner war, ließ der Gas-Unternehmer 1000 Euro für die Mannschaftskasse springen. Lok-Frauenchef Bernd Wickfelder stand auch in blau-gelben Spendierhosen da, ließ einen weiteren Tausender rüber wachsen. Die Variante mit Achim Steffens als künftigem Sportdirektor und Sadlo als Cheftrainer ist laut Notzon übrigens "denkbar". Und wahrscheinlich.
Des einen Freud, des anderen Leid: Sachsen-Keeper Felix Weiß würde das gestrige Datum gerne streichen. In der fünften Minute ließ er einen harmlosen Freistoß von Thorsten Görke durch die berühmten Hosenträger, setzte die Lok auf die Schiene zum Sieg. Torschütze Görke: "So ein schnelles Tor macht eine breite Brust. Und was heißt hier eigentlich haltbar? Tore von mir sind immer unhaltbar. Das war ein ganz schöner Strahl." Gewiss, Herr Görke. In der 56. Minute wurde eine weitere Derby-Episode geschrieben. René Heusel, in Lok-Kreisen unter "Fußballgott" firmierend, nutzte seinen zweiten Ballkontakt zum 2:0, schwebte noch lange nach dem Abpfiff auf Wolke 7. "Ich komme und mach' das Ding rein, der Trainer hat also alles richtig gemacht. Ich bin fast mein ganzes Leben beim Club. Dieser Derbysieg ist für mich als Leipziger Bub etwas Besonderes. Jetzt geht es bergauf. Wir haben noch 19 Spiele - und da ist der schwerste Gegner immer wir selbst." Und, nein, leider sei kein fideler Derby-Zug durch die Gemeinde möglich. "Wir müssen ja alle am Montag arbeiten." Wie heiß die Lok-Cracks auf den Sieg waren, lässt sich gut an Sebastian Seifert festmachen. Der ist eigentlich ein Feingeist, kennt das Wort grätschen nur vom Hörensagen. Gestern flog eben jener Techniker nach diversen Hardcore-Grätschen mit Gelb-Rot vom Platz. Lok fightete um jeden Meter, der FC Sachsen vermittelte den Eindruck einer mäßig ambitionierten AH-Truppe. FCS-Abwehrmann Enrico Köckeritz: "Wir helfen denen aus der Krisen, und das als Leutzscher. Das ist bitter." Auch die Halsschlagader von Sachsen-Coach Dirk Heyne war dick wie ein Mopedreifen. "Wir haben jeden Zweikampf verloren, alles vermissen lassen, was in einem Derby gefragt ist. Einige leiden unter akuter Überschätzung." Er wird sie erden, im Leutzscher Holz gibt es wunderbare Laufstrecken.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 07.02.2011- von Guido Schäfer

Leipziger Derby: Lok siegt 2:0 und stürmt auf den dritten Platz
Die Nummer 1 der Leipziger Traditionsvereine ist der 1. FC Lok. Die Blaugelben schlugen die Grünweißen vor 10.600 Zuschauern mit 2:0 (1:0). Ein früher Torwartfehler spielte Lok dabei in die Karten, doch überraschte vor allem, wie souverän der Tabellen-15. das Spiel nach Hause brachte und wie wenig der FC Sachsen dagegenhielt. Für kurze Zeit marschierte Lok damit auf den dritten Tabellenplatz. In der Pressekonferenz nach dem Leipziger Derby erstaunte Lok-Trainer Mike Sadlo die anwesenden Journalisten mit einem simplen Gedankengang. „Wenn Aue letzte Woche Herbstmeister geworden ist, sind wir dann jetzt Tabellenführer zum Saisonauftakt?" Dafür hat es nicht ganz gereicht, Lok rangiert nach dem 2:0-Sieg gegen den Lokalrivalen „nur" auf dem dritten Platz - nach dem 1. Spieltag. Den Sieg hatten sich die Probstheidaer allerdings überzeugend erkämpft. Der FC Sachsen blieb dagegen die komplette Spielzeit unter seinen Möglichkeiten, weshalb Trainer Dirk Heyne auf eben jener Pressekonferenz auch sagte: „Alles in allem war es ein verdienter Sieg für Lok. Den Rest erzähle ich lieber in der Kabine. Das ist besser so". Heyne hatte zuvor allerdings bereits analysiert, warum der Sieg für Lok verdient war. „Wir waren in den Zweikämpfen fast immer nur zweiter Sieger und haben sie auch nicht richtig angenommen." Lok brauchte zwei Minuten, um sich ins Spiel zu finden, erweckte dann aber stets den Eindruck hellwach zu sein. Im Gegensatz zu beispielweise Felix Weiß im Sachsen-Tor. Einen scharfen Freistoß von Thorsten Görke ließ Weiß unter seinem Körper durchrutschen. Nach fünf Minuten führte die Lok. Nach dem Tor machten sich fast alle Feldspieler zu Ex-Präsident Steffen Kubald auf, der an diesem Tag noch einmal an der eigenen Trainerbank stand. Und was er sah, war der Auftakt zu einem „würdigen Abschied" (O-Ton René Heusel). Lok dominierte nach dem Tor die Partie und kam vor allem über Pavel Devaty zu einigen schnellen Vorstößen. Der tschechische Neuzugang fügte sich gut ein und agierte auf der 10er-Position mit viel Auge. Pech hatte er, als ihm Schiri Andy Weißenborn Mitte der ersten Hälfte einen klaren Elfmeter verwehrte.
Der FC Sachsen leistete sich derweil immer wieder Wackler im Spielaufbau, die Lok allerdings nicht nutzte. Erst nach einer halben Stunde hatte der FC Sachsen das Heft in der Hand. Die beste Chance war da schon Geschichte. Nach schönem Pass von Khvicha Shubitidze stand Sven Seitz nach 18 Minuten plötzlich allein vor Jan Evers, spielte ihn aus und kam dann zehn Metern vor dem Tor ins Stocken. Lok-Kaptiän Thorsten Görke bedrängte ihn fair und verhinderte somit den Ausgleich. Auf der Gegenseite versuchte der Kapitän dann die Windverhältnisse zu seinen Gunsten zu nutzen, doch der Versuch einer direkt verwandelten Ecke schlug fehl. Der Ball setzte auf der Latte auf. Mit einem scharfen und angeschnittenen Freistoß vor das Lok-Tor ging die erste Halbzeit zu Ende. Als der FC Sachsen in der zweiten Hälfte dann drauf und dran war, die Lok in der eigenen Hälfte festzunageln und auszugleichen, traf wieder der 1. FC Lok. Wieder Freistoß Thorsten Görke, diesmal reingeschlagen von halb links, Saalbach konnte den Ball ungehindert stoppen und Heusel schob ihn aus Nahdistanz ein. 35 Minuten vor dem Ende eine kleine Vorentscheidung. Lok nutzte die Standards, so wie man es auf dem Acker im ehemaligen Zentralstadion machen musste. Von Sachsen kam danach nicht mehr viel. Echte Ausgleichschancen gab es nicht. Mal war hier ein Bein dazwischen, mal war da ein Pass zu lang. Selbst als Loks Sebastian Seifert wegen wiederholten Foulspiels sieben Minuten vor Ende mit Gelb und Rot vom Platz geschickt wurde, schlief der FC Sachsen nicht aus. „Einige Spieler dachten wahrscheinlich, sie können das Spiel locker runter spielen", sagte Dirk Heyne nach dem Spiel. Insgesamt war es in der Tat zu wenig Engagement von den Leutzschern, Lok tat zwar nach dem 2:0 auch nicht mehr fiel, aber das reichte am Ende, um das Derby zu gewinnen. Dass Steffen Kubald, der Lok-Vorsitzender wurde, als zwischen beiden Mannschaften sieben Ligen lagen, genau am Tag des ersten Derbysiegs seit fast neun Jahren sein letztes Spiel in dieser Position erleben würde, komplettiert einen sehr guten Tag für die Blaugelben. In der aktuellen Tabelle rangiert der 1. FC Lok nunmehr auf Tabellenplatz 14. Nächsten Sonnabend kommt der VfB Auerbach ins Plache-Stadion. Für die Leutzscher geht es erst eine Woche später mit einem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue II weiter.
Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 06.02.2011 - von Marko Hofmann