Schalke-Talente gewinnen in Leipzig / 1. FC Lok enttäuscht
Publikumsliebling 1. FC Lok in der Vorrunde raus, Außenseiter FSV
Krostitz auf Platz drei - verkehrte Welt beim 10. Leipziger
Hallenfußball-Turnier. Den Sieg beim "Ur-Krostitzer-Masters"
holte sich gestern Abend vor 1800 Zuschauern in der Grube-Halle das
Nachwuchsteam von Schalke 04 durch ein 5:0 im Finale gegen Wacker
Burghausen. Die Überraschungsmannschaft aber hieß FSV
Krostitz. Der Tabellenletzte der Leipziger Bezirksliga zog als
Gruppenerster ins Halbfinale (2:5 gegen Schalke) ein, trotzte
Drittligist Burghausen ein 2:2 ab und schlug dann den 1. FC Lok 2:1
nach 0:1-Rückstand. Michael Wege und Christian Bettfür
erzielten die Treffer zum Prestige-Erfolg des FSV. Es war der erste
Sieg der Krostitzer überhaupt bei ihrer dritten Turnierteilnahme,
und sie feierten ihn wie eine Meisterschaft. "Gegen höherklassige
Konkurrenz waren die Jungs doppelt motiviert und haben eine
überragende Leistung gezeigt", freute sich Trainer Sven Roos und
lobte besonders seinen 42-jährigen Torwart Hendrik Müller:
"Unglaublich, was er alles gehalten hat." Auch Matchwinner Christian
Bettfür war glücklich und wird diesen Abend wohl nie
vergessen. "Ich bin seit der Kindheit Lok-Fan, da war das
natürlich ein großer Moment für mich", meinte der
25-jährige Stürmer. Oberligist Lok aber kostete diese
Niederlage das Weiterkommen. "Wir waren unkonzentriert", erklärte
Coach Mike Sadlo verärgert, "wenn man führt, muss man clever
spielen und nicht Harakiri. Es ist mir unerklärlich, dass wir noch
zwei Tore bekommen haben." Auch beim abschließenden 1:1 gegen
Burghausen reichte ein 1:0-Vorsprung durch Rene Heusel nicht zum
fürs Halbfinale nötigen Sieg.
In der anderen Gruppe dominierte der Regionalligist ZFC Meuselwitz,
bezwang Plauen 2:0 und Schalke 2:1, erreichte gegen Jena, das trotz
starken Aufgebots mit Orlando Smeekes und Torsten Ziegner früh
ausschied, ein 2:2. Vor allem Andreas Luck und Philipp Riese hatten
ihren Spaß am Hallenkick und machten schöne Tore. Im
Halbfinale aber war für den ZFC Endstation - 2:3 gegen Burghausen.
Im Spiel um Platz drei unterlag Meuselwitz den Krostitzern 18:19 im
Neunmeter-Schießen, wobei Frank Müller seinen letzten
Versuch absichtlich daneben schoss, um dem 20-minütigen Marathon
vom Punkt ein Ende zu setzen und die aufs Finale wartenden Zuschauer zu
erlösen. Dafür gab's einen Fairplay-Preis. ZFC-Trainer Damian
Halata war nicht unzufrieden: "Wir haben uns gut verkauft, ordentlichen
Fußball gespielt." Hallen-Ergebnisse sind für Halata nicht
wichtig, das Hallen-Training hat er sogar teuer bezahlt. Tags zuvor
hatte sich Verteidiger Mirko Kotowski den Mittelfuß gebrochen.
"Er fällt drei Monate aus, das ist bitter." Vielleicht aber
erhält Meuselwitz bald Verstärkung in der Offensive. Wie
durchsickerte, hat der Regionalligist den früheren
Lok-Stürmer Rico Engler, der bei Drittligist Babelsberg auf der
Bank versauert, an der Angel. Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 05.01.2011 - von Steffen Enigk
"Hosenscheißer" werden in der Karibik nicht glücklich
Trotz hohem Erwartungsdruck und prekärer Tabellensituation ging es
beim Pressefrühstück des 1. FC Lok am Mittwoch heiter und
offenherzig zu. Trainer Maik Sadlo, Neuzugang Heiner Backhaus und
Rekonvaleszent Sebastian Kieback plauderten frei von der Leber weg und
nährten die Hoffnung auf eine erfolgreiche Rückrunde für
die Probstheidaer. Da saßen sie nun zu dritt auf einer Couch.
Mike Sadlo, der den kurierenden Cheftrainer Achim Steffens mindestens
bis Saisonende vertreten wird, Heiner Backhaus, bisher der einzige
echte Neuzugang von dem Führung erwartet wird und Sebastian
Kieback, der Landesligaspieler der vergangenen Saison, der nach einem
Fast-Totalschaden im rechten Bein kurz vor der Rückkehr in den
Kader steht. Sadlo, Backhaus, Kieback, drei Hoffnungsträger der
blaugelben Fans für die Rückrunde, die mit dem Klassenerhalt
für den derzeitigen Tabellen-Fünfzehnten enden soll.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt locker
schaffen", sagte zunächst Heiner Backhaus, der die Lok-Spiele
über das vereinseigene Online-Angebot studierte und keine
Mannschaft gesehen hat, die Lok überlegen war. „Uns fehlt
eben, und das habe ich auch gestern beim Hallenturnier gemerkt, die
Cleverness. Da muss mal jemand den Ball im entscheidenden Moment
wegdreschen", so der 28-Jährige. „Es kann doch nicht sein,
dass wir den Gegner fast K.O. schlagen und ihm dann wieder die Hand
reichen". Seine Führungsrolle traut sich Backhaus zu, egal wo ihn
der Trainer aufstellt, aber: „Eine Führungsrolle bekommt man
nicht mit einer großen Klappe". Backhaus will überzeugen und
vor allem hart arbeiten. „Ich bin ein Verfechter harten
Trainings". Das wird er bekommen, auch im taktischen Bereich. Sein
neuer Trainer Sadlo will umstellen, ein 4:4:2 statt eines 3:5:2 spielen
lassen. „Wir wollen ballorientierter verteidigen und schnell
umschalten". Einwände von Leuten die behaupten, dass er nicht das
Personal dazu hat, wischt er beiseite. „Jeder der ein gewisses
taktisches Verständnis hat, kann das." Die Systemveränderung
ist aber keine subtile Kritik an Achim Steffens. Vielmehr war er schon
in der Hinrunde mit diesem einig gewesen, dass eine gewisse taktische
Variabilität vonnöten sei, aber: „Die lernt man nicht
während des Trainings zwischen zwei Spielen". Trotz Steffens'
zeitweiligem Rückzug tauscht sich Sadlo regelmäßig mit
dem Trainerfuchs aus. Bei Niederlagen dürfte der Mannschaft der
Unterschied zwischen Sadlo und Steffens nicht weiter auffallen, denn:
„Nach Niederlagen bin ich drei Tage unausstehlich". Genau deshalb
ist es Sadlos Ziel jedes Spiel in der Rückrunde zu gewinnen - und
die wird lang.
Insgesamt 20 Spiele muss der 1. FC Lok Leipzig noch absolvieren, hat
nach Lage der Dinge von Ende Januar bis Juni kein freies Wochenende
mehr und bis jetzt zwei englische Wochen fett im Terminkalender stehen.
Schon im letzten Jahr hatte sich gezeigt, dass daraus schnell noch mehr
werden können. Eine Urlaubssperre für die Spieler gibt es
trotzdem nicht. „Ich kann mich doch nicht vor die Jungs stellen
und denen sagen: ‚Hört mal zu, euer Urlaub gehört dem
1. FC Lok', ganz abgesehen davon, hat jetzt eh keiner mehr Zeit in die
Karibik zu fliegen", so Sadlo. Für Backhaus ist das hohe Pensum
kein Problem. „Was gibt's im Fußball Schöneres, als
zweimal die Woche ein Spiel zu bestreiten?" Auch Fragen nach dem Druck
wimmelte der erfahrene, ehemalige Bundesligaspieler locker ab.
„Druck hat man, wenn man die Arbeit verliert und drei Kinder zu
Hause hat. Jeder der Fußball spielt, will seine Spiele gewinnen.
Das ist kein Druck. Das ist normal." Nach nur einem Sieg in 10 Spielen
sollten sich die Lok-Spieler auf jeden Fall in Sachen Selbstbewusstsein
etwas bei Backhaus abgucken. „Wir sind der 1. FC Lok, da
können wir uns nicht vor Borea Dresden oder dem FC Sachsen in die
Hose scheißen". Apropos FC Sachsen. An seine Zeit in Leutzsch
erinnert sich Backhaus nicht gern zurück. „Die haben mich
drei Tage vor dem Insolvenzantrag geholt. Ich lief prompt zum
Arbeitsamt und durfte nicht noch mal wechseln". Zurück in Leipzig
will Backhaus nun hier eine Heimat finden. „Ich war fünf
Jahre lang nur unterwegs und habe hier noch ein paar Freunde. In meinem
Alter muss man an die Zukunft denken, vielleicht bleibe ich über
meine Karriere hinaus beim 1. FC Lok". Eher noch am Anfang seiner
Karriere steht Rückkehrer Sebastian Kieback, der sich im Juli bei
einem Freundschaftsspiel gegen Lok Nordost das Wadenbein gebrochen
hatte. Nach fünf langen Monaten in der Reha hat Kieback am Montag
wieder teilweise mit der Mannschaft trainiert. Doch noch ist nicht
alles Gold was glänzt. „Ich muss mich erst an die
Belastungen gewöhnen und kann das volle Pensum noch nicht
mitmachen". Dazu kommt, dass das Wetter auch nichts für einen
Rekonvaleszenten wie ihn ist. Der harte, rutschige Boden ist Gift. Wenn
Kieback wieder fit ist, will er vor allem von den Flügeln kommend
für Torgefahr sorgen. Wer beim Nachholer gegen Borea am 29. Januar
wo in der neuen Formation auftauchen wird, ist laut Sadlo noch
völlig offen, auch wo sich Kapitän Görke und Backhaus
betätigen werden. Fest steht aber: Wer sich in die Hosen macht und
absteigt, hat zwar nach der Saison genügend Zeit für die
Karibik, aber dort wird er nicht glücklich werden. Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 06.01.2011 - von Marko Hofmann