Sonntag, 19.09.2010  FSV Wacker 90 Gotha - 1. FC Lok Leipzig  3:2 (1:1)

LOK lief immer hinterher, viele Fehler führten zur ersten Niederlage der Saison, ausgerechnet bei Aufsteiger Wacker Gotha.
RT

Volkspark-Stadion Gotha: 1.216 Zuschauer
Schiedsrichter: Patrick Kluge (Zeitz)
1:0 Scheidler (17.), 1:1 Hildebrandt (36.), 2:1 Scheidler (53.), 2:2 Schulz (57.), 3:2 Scheidler (81.)
Rote Karte: Hatzky (62.)
Gelb-Rote Karte: Bärwolf (72.)

Fotos zum Spiel


+++ PRESSESCHAU +++

2:3-Schlappe bei nur noch neun Gothaern
Erst drei Remis in Folge, gestern nun eine peinliche Niederlage: Der 1. FC Lok hat den Oberliga-Start gründlich verpatzt. Bei Aufsteiger Wacker Gotha verloren die Probstheidaer vor 1126 Zuschauern 2:3 (1:1), kassierten dabei drei Kontertore und den letzten, entscheidenden Treffer sogar in doppelter Überzahl gegen nur noch neun Gothaer. "Wir haben uns bis auf die Knochen blamiert", lautete das bittere Fazit von Klubchef Steffen Kubald, der wie 300 Lok-Fans abgrundtief enttäuscht nach Hause fuhr.
Gotha aber feierte den ersten Heimsieg - und Matchwinner Steffen Scheidler, der alle drei Tore erzielte (16., 54., 83.). Zweimal konnten die Leipziger ausgleichen. Raik Hildebrandt (36.) und der eingewechselte Christoph Schulz (59.) trafen jeweils nach Vorarbeit von Benjamin Fraunholz.
Doch Scheidlers dritter Streich traf Lok mitten ins Herz. Die pausenlos anrennenden, klar feldüberlegenen Gäste, die viele Chancen versiebten, gaben auch hierfür die Vorlage. Markus Krug spielte im Mittelfeld einen katastrophalen Fehlpass, Gothas Sturmführer marschierte erneut auf und davon.
Lok-Trainer Achim Steffens war entsetzt: "Ich habe eine Woche nur von der schnellen Nummer 13 gesprochen (Scheidler, d. A.), und der erschießt uns dann. Offenbar hört mir keiner zu." Und in seiner Wut legte Steffens gleich nach: "Da ist meine Arbeit nichts wert, da muss ich mir schwer überlegen, ob ich mir das noch antue."
Gotha hatte sich beim Stand von 2:2 selbst geschwächt. Christian Hatzky (67.) sah für ein Allerweltsfoul die Rote Karte, Routinier Daniel Bärwolf (75.) die Gelb-Rote. Bereits verwarnt, attackierte der Stürmer, der früher für den VfB Leipzig kickte, heftig den Schiri-Assistenten und musste wegen Meckerns vorzeitig unter die Dusche. Dumm.
Noch dümmer aber, wie Lok den Gastgebern danach ins Messer lief. "Dreimal das gleiche Gegentor, das ist naiv, das ist ein Schlag ins Gesicht, so etwas habe ich noch nie erlebt", stöhnte Kapitän Thorsten Görke. Konsequenz: Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz. Und am Sonnabend kommt Spitzenreiter Bautzen ins Plache-Stadion. "Wir sind jetzt im Abstiegskampf", weiß Görke.
1. FC Lok: Evers - Krug, Görke, Knoof (29. Seipel) - Saalbach - Werner, Hildebrandt, Linkert, Seifert (78. Brumme) - Fraunholz, Heusel (52. Schulz).
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 20.09.2010 - von Steffen Enigk


Lok steckt im Tief, Trainer bleibt zuversichtlich
Achim Steffens mag's kurz und knackig. Doch die Aussetzer beim 2:3 in Gotha führte er seiner Truppe nach einer schlaflosen Nacht geschlagene 40 Minuten lang vor Augen. Die Niederlage in doppelter Überzahl war dem Lok-Trainer an die Nieren gegangen. So sehr, dass er vor laufender MDR-Kamera fragte, ob er sich den Job noch antun müsse. Inzwischen hat er eine Antwort gefunden: "Ja, mit Volldampf, ich will niemanden enttäuschen." Seine aus nacktem Frust geborene Äußerung hat Steffens bereut, war erschrocken über sich selbst und die vielen besorgten Anrufe aus dem Lok-Umfeld. "Aber wenn du ohnmächtig an der Linie stehst, pausenlos Anweisungen aufs Feld brüllst und die Mannschaft trotzdem zum dritten Mal den gleichen Fehler macht, brauchst du Nerven aus Stahl, und die habe auch ich nicht."
und dabei die Ordnung verlieren, brauchen mehr taktische Disziplin, bessere Organisation und Kommunikation auf dem Rasen."
Steffens kam als Hoffnungsträger, weckte hohe Erwartungen. "Jetzt sieht die Situation natürlich dumm aus", gesteht er. Steckt Lok als Oberliga-Vorletzter ab sofort im Abstiegskampf? "Nein, nach vier Spielen ist das zu früh, wir dürfen keine Angst schüren, nicht in Panik verfallen. Aber Ausreden gibt es keine mehr", sagt der Coach: "Ich habe mich für dieses Team entschieden, die Jungs arbeiten im Training gut, doch sie müssen schnell lernen."
Am Sonnabend kommt Spitzenreiter Bautzen ins Plache-Stadion, dann geht's zu Aufstiegsfavorit Halberstadt - ultimative Herausforderungen ausgerechnet im sportlichen Tief. "Da müssen wir durch", betont Steffens und weiß auch wie: "Wir dürfen nicht blind anrennen
Steffens wird umstellen, das halbe Team austauschen kann er mangels Alternativen nicht. Intern hat er seine Spieler hart kritisiert. Namen nennt er nicht in der Öffentlichkeit. Ausnahme: Abwehrchef und Kapitän Thorsten Görke. "Ihn nehme ich besonders in die Pflicht, er hat genug Erfahrung, er muss führen, sich durchsetzen."
Gerade gegen Bautzen braucht Lok die Unterstützung der Fans. Der Trainer kleidet seinen Appell wie so oft in einen launigen Spruch: "Wenn das geliebte Kind im Krankenhaus liegt, muss man es besuchen." Achim Steffens hat ein Spiel verloren und kurzzeitig die Contenance. Seinen Humor zum Glück noch nicht.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 22.09.2010 - von Steffen Enigk