+++ LOK schafft sich selber ab im zweiten Saison-Derby - ein Eigentor und eine Steilvorlage zum Gegner besiegeln das 0:2 gegen eigentlich harmlose Leutzscher! +++ Abhaken und weiterkämpfen, nur der nächste Sieg zählt jetzt im Abstiegsrennen- am Samstag um 14Uhr im Bruno gegen Aue 2.! +++

Ostermontag, 25.04.2011  FC Sachsen Leipzig - 1. FC Lok Leipzig  2:0 (1:0)

Zentralstadion Leipzig

Es war ein schwarzer Montag für die LOK-Fans, wie kann das auch anders sein nach einem verlorenen Derby. Dabei sah es vor und bei Beginn dieses Traditionsspiels zweier Oberligamannschaften so gar nicht nach einem Erfolg der Grünweißen aus. Immerhin stand LOK erstmals in diesem Jahr in der Tabelle über den „Chemikern“, und der furiose Start ließ diese ein ums andere Mal in wilde Wegschlagaktionen verfallen. Aber dann der Schockauftritt in der 17. Minute…
Osterbrunch im Mückenschloß - unter diesem Motto stand wieder unser vormittäglicher Treff des Fanclub Locomotion vor dem großen Derby. Alles in Blaugelb, viele Tische schon zusammengerückt zu einer langen Festtafel, das leckere Paulaner in großen Gläsern (und zu stolzen Preisen), viel Trubel und bekannte Gesichter. Auch Ex- und Vielleicht-bald-wieder-Spieler Rico Engler saß mit am Tisch der blaugelben Fans. Alles beherrschendes Thema der heutige Derbysieg, was anderes stand uns nicht im Sinn. Wichtig dabei auch die Punkte, denn der Klassenkampf ist allgegenwärtig in Leipzig. Nur Wunder im rasanter gewordenen Fußballleistungssport kann keiner hier wirklich erwarten, zu holprig waren da die bisher gezeigten Vorstellungen. Und das lag nicht nur an den Spielflächen. Das sogenannte kickende Personal macht den Unterschied, die vorhandenen Talente laufen den traditionellen Erwartungen klassenweit hinterher. Mit Knoof, Heusel, Kevin Adam und Evers sind gerade noch vier Akteure aus der Ära Lisiewicz im aktuellen Kader. Dazu ein Pavel Devaty, dem man die Lust und Kreativität am Fußballs ansieht. Die anderen mit viel Mut und Einsatz in den letzten Spielen, aber meist ohne den gewissen Kick. Auch in Leipzig-Leutzsch sieht das zurzeit nicht viel anders aus, Jungspunde und ein Oldie aus Zwickau (Shubitidze), und ein Trainerwechsel aus Verzweiflung, weil es zu lange keinen Sieg mehr gab.
Sicherheit zuerst an allen Ecken und Fronten, dies sollte das Motto der hiesigen Polizei für den heutigen Derbytag sein. Und der Verlauf gab ihnen Recht, denn so friedlich wie diesmal lief noch nie ein solches Duell der beiden ewigen Rivalen ab. Vielleicht weil jeder weiß, wie ernst die Lage für beide Traditionsclubs in der Oberliga ist.  Für Block B, der Gegengeraden für die wahren Heimfans heute - in blaugelb - gab es noch Eintrittskarten, weshalb hier viele Schlange stehen durften. Programme wurden hier auch angeboten, für einen Euro durfte man ein buntes, sehr werbeorientiertes Heftchen sein Eigen nennen. Wie üblich dann an den Eingängen straffe Kontrollen, auch Rucksäcke mussten draußen bleiben, wurden per Nummernvergabe in Containern eingelagert. Später nach dem Match war die Rückgabe dann allerdings ein echter Zeitkiller. Wir erklommen nun die Stufen zum Heiligtum, um wenig später in die noch blau bestuhlte Arena hinabzutauchen. Das Loco-Banner fand den optimalen Platz, gut ausgesucht vom Randleipziger. Ein paar Minuten vor halb zwei rollte schon der Ball und unser Team beeindruckte mit tollen Spielpassagen, resoluten Antritten und beherzten Torschüssen. Die Leutzscher schienen konsterniert und agierten wie das Kaninchen vor der Schlange, ließen einfache Bälle ins Aus rutschten oder zum Gegenspieler prallen. Alles schien in die richtige Version zu laufen, LOK hatte vier, fünf allerbeste Chancen auf den ersten Treffer. Bis zu Minute 17, da lief ein Ball links in unseren Strafraum, Brodkorb störte nur scheinbar und verbaute unserm Torwart dadurch das Eingreifen. Der Rest passierte sekundenschnell, Stephan Knoof knallte das Ding unters LOK-Gebälk. Plötzlich führte Grünweiß und die gut 2500 Fans dort draußen hörte man jetzt mal richtig laut. Für uns war es zwar ein Schock, aber man glaubte zunächst irgendwie an einen Ausrutscher, so präsent war unser Team bisher. Die Jungs behielten auch weiterhin die Köpfe oben, nur die Leutzscher erwachten jetzt aus ihrem bisherigen Sieglostrauma. Trotz wildem Anrennen gelang der Ausgleich nicht bis zur Pause.
Imbissangebot wie immer in der Arena, Bulette schwarz im Teigmantel zu 2,50 €, wer Bratwurst oder Currywurst nahm, wurde sicher besser befriedigt. Das alkoholfreie Bier ganz in Plast zu 2,50 €, plus Becherpfand, was die Jüngsten gleich zu Sammelhöchstleistungen animierte.
Mit neuem Mut zur Aufholjagd erschienen unsere Kicker, nur die Schiris hatten wohl zu heißen Kaffee und liefen zuletzt auf. Das gewollte Powerplay geriet aber schon nach vier Minuten arg ins Stocken. Ein Leutzscher Abwehrschlag landete links an der Mittellinie, Seitz bekam den Ball wunderschön von Brodkorb in den Lauf serviert und frei vor Evers schob Heinze zum 2:0 ein - das war‘s eigentlich. Nur das nimmermüde Ankämpfen der Blaugelben gegen die Derbyniederlage verhinderte die absolute Tristesse bei den LOK-Fans.
So schade das ist, beim Betrachten beider Saison-Derbys kommt man unweigerlich zur Erkenntnis: Das Glück ist wandelbar, heute war es definitiv nicht auf unserer Seite. Die Punkte im Abstiegskampf müssen nun woanders her kommen, am besten gleich am nächsten Samstag gegen Aue 2.!
RT

Zentralstadion Leipzig:  8.451 Zuschauer
Schiedsrichter:  Dirk Simon (Merseburg)
1:0 Knoof (Eigentor/17.), 2:0 Heinze (49.)

Fotos zum Derby


+++ PRESSESCHAU +++

Aufbauhilfe für den FC Sachsen
2:0-Erfolg im Oberliga-Derby - Leutzscher beenden Durststrecke, Lok schlägt sich selbst
Ein Lok-Eigentor und ein schwerer Abwehrschnitzer bescherten dem FC Sachsen gestern vor 8451 Zuschauern in der Red-Bull-Arena nach 13 sieglosen Oberliga-Spielen wieder ein Erfolgserlebnis und dem neuen Trainer Christian Kaubitzsch einen gelungenen Einstand. Nach dem 2:0 saß die komplette Mannschaft lange vor der Fan-Kurve, warf Trikots in die Menge und genoss den Jubel. "Derbysieger, Derbysieger", hallte es von den Rängen. Ein schlimmes halbes Jahr war plötzlich vergessen, der Klassenerhalt in Reichweite. Christian Kaubitzsch aber dachte vor allem an seinen Vorgänger. Auf die Frage, wie viel Dirk Heyne noch im Team gesteckt habe, antwortete der 55-Jährige: "Alles, das ist sein Erfolg." Erst am Donnerstag hatte Kaubitzsch übernommen, aber nichts verändert. Die Aufstellung stimmte er mit Heyne gleich nach dessen Rauswurf ab, seitdem telefonierten beide täglich. Auch das Team brannte für Heyne. "Er hat super gearbeitet, wir haben für ihn gewonnen", erklärte Khviva Shubitidze. "Wir haben Charakter gezeigt, alle Rückschläge weggesteckt und endlich das Glück erzwungen, das uns vorher fehlte", meinte Mario Scholze. Dusel hatten die Leutzscher in der Tat. "In der ersten Halbzeit war Lok klar besser und der Fußball-Gott auf unserer Seite", gestand Kaubitzsch. Beim 1:0 (17.) beförderte Stephan Knoof, Lok-Ersatzkapitän für den gesperrten Thorsten Görke, die Kugel nach scharfer Hereingabe von Norman Lee Gandaa aus fünf Metern ins eigene Netz, stellte die Partie auf den Kopf. Denn die Probstheidaer begannen stark, kombinierten schnell und flüssig, wirkten technisch reifer, vergaben jedoch ihre Großchancen. Benedikt Seipel traf den Pfosten (2.), Sebastian Kieback (14.) scheiterte ebenso an Keeper Felix Weiß wie später der agile Pavel Devaty (26.) und Albrecht Brumme (34.). "Fehlende Cleverness und fehlende Qualität", monierte Trainer Mike Sadlo, "wenn wir gegen diesen verunsicherten Gegner in Führung gehen, gewinnen wir auch das Spiel." Stattdessen verlor es Lok nach der Pause verdient. Marcus Brodkorb vertändelte als letzter Mann die Kugel gegen Sven Seitz, dessen Querpass brauchte Daniel Heinze nur noch einzuschieben (49.) - der frühe Genickschlag für das Selbstvertrauen der Gäste. "Wir haben uns selbst geschlagen, Aufbauhilfe für den FC Sachsen geleistet, ihm die Tore auf dem Tablett präsentiert", giftete Sadlo, "ich bin maßlos enttäuscht". Was sein Team nach dem 0:2 anbot, war indiskutabel: kein Biss, keine Ideen, keine Torgelegenheiten mehr. "Wir haben uns kaum noch bewegt, eine Katastrophe", sagte Knoof. Die Sachsen aber verteidigten souverän ihren Vorsprung und hätten ihn bei gefährlichen Kontern sogar fast noch ausgebaut. Besonders Shubitidze (51., 89.) sündigte im Abschluss. Christian Kaubitzsch störte das wenig. "Ich bin hoch zufrieden, das war ein Big Point", befand der Coach, der als Trainer mit der besten Punktquote in die Leutzscher Geschichte eingehen könnte: "Ich weiß noch nicht, ob ich weitermache, ich muss das erst mal überschlafen."
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 26.04.2011 - von Steffen Enigk

FC Sachsen legt Lok zwei Eier ins Nest
Grün-Weißer Jubel am Ostermontag im Zentralstadion. Durch eine Eigentor von Stephan Knoof und einen Treffer durch Daniel Heinze besiegte der FC Sachsen Leipzig den 1.FC Lok mit 2:0 (1:0). Damit feierten die Leutzscher ihren ersten Sieg im Jahr 2011 und konnten in der Tabelle wieder am Probstheidaer Lokalrivalen vorbei ziehen. „Es war eine absolut vermeidbare Niederlage", sagte Mike Sadlo nach dem Spiel. „Wir haben dem Gegner die Tore förmlich aufgelegt und Aufbauarbeit für den FC Sachsen geleistet. Wenn wir eine der 100-prozentigen Torchancen nutzen, bin ich mir sicher, gewinnen wir das Spiel." Vor allem Benedikt Seipel und Sebastian Kieback hatten in der 2. und der 14. Minute riesige Möglichkeiten, die Probstheidaer in Führung zu schießen. Lok Leipzig hatte in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz, gewann mehr Zweikämpfe und war gefährlicher vor dem gegnerischen Tor. Insofern passte das 1:0 nicht zum Verlauf der Partie. Norman Lee Ganda erhielt einen Pass von Daniel Heinze in die Spitze, ließ Verteidiger und Torwart Jan Evers aussteigen um dann von der Grundlinie zentral in den Fünfmeterraum zu spielen. Dort stand kein Mitspieler weit und breit, doch Unglücksrabe und Kapitän in Vertretung Stephan Knoof versenkte den Ball in den eigenen Maschen. Das sorgte im Sachsen-Block natürlich für Entzücken. Der 1.FC Lok blieb aber die Spiel bestimmende Mannschaft, auch wenn die Leutzscher nun etwas engagierter in die Zweikämpfe gingen. In der 25. Minute legte René Heusel nach einer lang geschlagenen Ecke den Ball mit dem Kopf auf, Pavel Devatys Schuss wurde aber von Enrico Köckeritz abgeblockt. Die folgende Ecke köpfte Heusel über das Tor. Doch in der grün-weißen Abwehr stimmte die Abstimmung immer noch nicht. Gleich drei Verteidiger konnten sich nicht einigen, wer den Ball weg schlagen sollte (34.) und Albrecht Brumme profitierte vom Chaos, schoss aber Sven Werner an. Auf der Pressetribüne herrschte Einigkeit, dass es eine Frage der Zeit sei, bis Lok das Spiel drehen könnte.
Danach sah es auch bis zur 50. Minute aus, doch dann kam es ganz anders. Marcus Brodkorb verlor das Spielgerät an Sven Seitz, der nun zusammen mit Daniel Heinze auf Evers zu stürmte. Ein Querpass im richtigen Moment und Heinze hatte leichtes Spiel das 2:0 zu erzielen. Nun konnte sich der Gastgeber unter der Leitung von Trainer Christian Kaubitzsch erlauben, das Spiel ruhiger zu gestalten, zumal der Wille der Blau-Gelben gebrochen schien. Stattdessen kam Khvicha Shubitidze eine Minute später zu einer guten Chance, konnte den Ball aber nicht in der langen oberen Ecke des Tors unterbringen. 8.451 Zuschauer sahen im Zentralstadion nun fruchtlose Bemühungen der Männer von Mike Sadlo. „Die stereotype Spielweise von Lok nach dem 2:0 mit den vielen hohen Hereingaben war ein gefundenes Fressen für unsere kopfballstarken Verteidiger", sagte Christian Kaubitzsch nach dem Spiel. Er erzählte auch, dass er der Mannschaft noch eine SMS von Dirk Heyne vorgelesen habe. „Die Truppe war entschlossen, das Ding hier heute für unseren ehemaligen Trainer zu ziehen." Sadlo wechselte offensiv, aber mit dem Vorsprung stand nun auch die Sachsen-Abwehr sicher, die Herausforderungen nahmen im Verlauf des Spiels allerdings auch ab. Die letzte große Gelegenheit blieb der Siegermannschaft vorenthalten. Shubitidze lief allein auf das Tor zu, ein zu uneigennütziger Pass auf den gut gedeckten Sven Seitz kam nicht an. Mike Sadlo war enttäuscht: „Es waren individuelle Fehler und nach dem 2:0 ist uns nach vorne nichts mehr eingefallen. Wir haben heute einen Big Point vergeben und es versäumt, uns von den Abstiegsplätzen abzusetzen." Stephan Knoof, der für den Gelb-gesperrten Torsten Görke Kapitän war, stimmte seinem Trainer zu: „Im Vergleich zur ersten Halbzeit war die zweite gar nichts. Mir tut es leid für die Mannschaft, dass ich ein Eigentor geschossen haben, aber vorher müssen wir eigentlich schon führen." Der FC Sachsen Leipzig kann sich vielleicht schon mit einem Sieg am Freitag bei Borea Dresden aus dem Abstiegskampf verabschieden, laut Mike Sadlo wird der 1.FC Lok wohl bis zum letzten Spieltag noch gegen den Abstieg anspielen. Die nächsten Wochen werden also zeigen, ob es in der kommenden Saison wieder zu zwei Derbys in der Oberliga kommt.
Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 25.04.2011 - von Sebastian Beyer