Sonntag, 31.10.2010 Erzgebirge Aue 2. - 1. FC Lok Leipzig 1:0 (1:0)
Der erste Saisonsieg am letzten Wochenende gegen Luckenwalde sollte die
Wende zum Guten bringen, allerdings - nach der wenn auch knappen
Niederlage bei der Zweiten von Erzgebirge Aue beginnt das Zittern
für alle erneut. Schaffen es die Blaugelben in dieser Saison
tatsächlich mal, über einen längeren Zeitraum
erfolgreich Fußball zu spielen? Oder müssen wir uns als Fans
auf einen mörderischen Abstiegskampf einstellen? Wobei das
mörderisch durchaus ernst gemeint ist, wenn es um die Existenz
unseres Vereins geht. Denn ein erneuter Landesliga-Auftritt dürfte
wenig hilfreich sein für zukunftsträchtige Visionen. Davon sind
wir derzeit meilenweit entfernt, wenn man mal den grandios
organisierten Ausbau unseres Stadions in den letzten Monaten ausnimmt.
Die Mannschaft findet einfach nicht in die Erfolgsspur, es fehlt die
Gewinnermentalität früherer Jahre. Im Fußball ist
vieles Inspiration und diese spielerische Leichtigkeit verhilft den
Akteuren dann zu eigentlich ungeahnten Höhenflügen. Da wieder
hinzukommen muss das Ziel sein, und das geht eben nur, wenn alle im
Verein zusammenhalten.
RT
Erzgebirgsstadion Aue: ca. 800 Zuschauer, davon etwa 500 aus Leipzig
Schiedsrichter: Dirk Simon (Merseburg)
1:0 Hiemer (33.)
Rote Karte: Knoof (76./Tätlichkeit)
(Statistik LOK-Homepage)
Fotos zum Spiel von Elke - vielen Dank!
+++ PRESSESCHAU +++
Schwarzer Tag: 0:1 in Aue und Rot für Knoof
Jetzt kommt es richtig dick für den 1. FC Lok Leipzig. Und das
nicht nur wegen der unglücklichen 0:1 (0:1)-Niederlage gestern
Nachmittag bei der starken zweiten Mannschaft des FC Erzgebirge Aue. In
dem heiß umkämpften Match flog Stephan Knoof nach einer
Tätlichkeit an Andy Wendschuch vom Platz. Zu allem Überfluss
fehlt am Sonnabend im Heimspiel gegen die Reserve von Dynamo Dresden
auch noch Innenverteidiger Markus Krug, der die fünfte Gelbe Karte
sah. Für die Probstheidaer beginnt spätestens nach dieser
Niederlage der Abstiegskampf. Was auch der Lok-Vorsitzende Steffen
Kubald gestern nach dem Abpfiff bestätigte. Doch viel Anlass zur
Kritik sah er nicht: „Mit dieser Leistung bei unseren
großen Personalproblemen wäre ein Unentschieden verdient
gewesen." Die Gäste bestritten aufgrund ihrer langen
Verletztenliste (Heusel, Kieback, Stöbe, Brumme, Seifert, Seipel,
Mende) das Match gegen die starke Reserve des Zweitligisten mit dem
letzten Aufgebot. Die Auer dagegen konnten fünf Akteure aus dem
Profikader aufs Feld schicken. Doch davon war in Halbzeit eins vor 650
Zuschauern, davon 500 aus Leipzig, nur wenig zu sehen. Die sahen ein
ausgeglichenes Match mit Chancen auf beiden Seiten. Dabei gelang den
Gastgebern das einzige Tor (33.). Manuel Hiemer traf nach Pass von
Profi Alban Ramaj aus Nahdistanz. Der 1. FC Lok dagegen ließ wie
in vielen Partien zuvor gute Möglichkeiten ungenutzt und stand am
Ende wieder einmal mit leeren Händen da. Die größte
Möglichkeit ließ Benjamin Fraunholz aus. Der Stürmer
lief nach feiner Finte drei Minuten vor dem Abpfiff allein auf den Auer
Kasten zu, scheiterte aber an Keeper Michael Arnold. „Wir haben
derzeit zu viele Ausfälle. Und jetzt noch der unnötige
Feldverweis für Knoof, der berechtigt war. Der Schiedsrichter hat
insgesamt korrekt gepfiffen. Nach dieser Niederlage sind wir gegen
Dresdens Zweite nun zum Siegen verdammt. Wenn uns da nicht drei Punkte
gelingen, wird die Lage richtig brenzlig für uns", beschreibt
Teammanager Peter Milkau die kritische Situation des 1. FC Lok.
(Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 01.11.2010 - von Norbert Töpfer)
Evers: Es kann jeden erwischen
"Es ist gespenstisch, wie ein Spuk", stöhnt Jan Evers. Seit
fünf Jahren steht er im Lok-Tor, aber an eine so schwierige
Situation kann er sich nicht erinnern: "Wir haben ja stets oben
mitgespielt, und in der vorigen Saison mit schlechtem Fußball
immer noch im Mittelfeld." Jetzt ist Lok Oberliga-Vorletzter, und
hinter Evers schlug es bisher in jeder der acht Partien ein. Auch das
ist neu für den 26-Jährigen, der so oft als Matchwinner
gefeiert wurde und mitunter über Monate die Minuten ohne
Gegentreffer zählen durfte. "Natürlich frisst das an mir,
aber bei uns wird derzeit jeder kleine Fehler, jede Unachtsamkeit
sofort bestraft." Gespenstisch ist auch die Personalnot der
Probstheidaer, die Verletzungsmisere. "Wir haben keine eingespielte
Mannschaft, wir trainieren manchmal nur mit acht, neun Leuten", sagt
Evers, "der Trainer muss jede Woche improvisieren, aus einem Haufen
Steine ein neues Haus bauen, das ist verdammt schwer." Auch für
den Keeper, der sich ständig auf neue Vorderleute einzustellen
hat. "Jeder tickt anders, hat seine Macken." Im morgigen Heimspiel
gegen Dynamo Dresden II (14 Uhr, Plache-Stadion) fällt sogar die
komplette Innenverteidigung aus. Stephan Knoof und Markus Krug sind
nach ihren Feldverweisen in Aue gesperrt. Coach Achim Steffens nennt
Markus Saalbach und Marcus Brodkorb als Alternativen, schickt
vielleicht sogar André Irrgang aus der zweiten Mannschaft aufs
Feld, weil er Kapitän Thorsten Görke im Mittelfeld für
wertvoller hält.
Evers weiß, dass er vorangehen, Ruhe ausstrahlen, seiner Abwehr
Sicherheit geben muss. "Aber ich zweifle ja auch, habe bisher noch
keine überragende Leistung gebracht und kein Spiel für uns
gewonnen", räumt er ein - und lobt gleichzeitig die
Unterstützung von Torwart-Trainer Maik Kischko, von dessen
Erfahrung er seit zwei Jahren profitiert: "Maik hat Bundesliga
gespielt, er sieht alles aus meiner Perspektive, stellt mich optimal
ein, nimmt mir die Versagens-Ängste." Noch enger zusammenstehen
müsse das Team in der misslichen Lage, den Kopf oben behalten und
"kämpfen, kämpfen, kämpfen", fordert Evers. Er mag das
Thema Abstieg nicht herbeireden, rät aber den Kollegen, die
Gefahren nicht völlig auszublenden. "Es kann jeden erwischen, auch
uns, und es würde nicht nur mir das Herz brechen, sondern auch
vielen Fans." Gegen Dynamo stehe deshalb nur ein Sieg zur Debatte.
Evers würde zwar liebend gern erstmals "zu Null" spielen, doch das
sei Nebensache: "Wenn ich drei Dinger kriege und wir schießen
vorne vier, soll mir das egal sein.
(Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 05.11.2010 - von Steffen Enigk)