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Fußball in der Provinz - gibt es auch in Thüringen zu sehen.
Die Sonntagsreise eines verirrten Lokisten - nur bei uns! +++
Auswärts in der Regionalliga:
Sonntag, 11.04.2010 ZFC Meuselwitz - Hertha BSC 2. 2:1 (1:0)
Es ist Sonntag und früher Morgen und man ist irgendwie heiß
auf Fußball. Die Nacht war lang und schlaflos und man beschloss,
den folgenden Tag mit Fußball zu verbringen. Als LOKalpatriot
verbot es sich, außerhalb des blaugelben Dunstkreises in L.E.
einen anderen Ort als das Bruno in Erwägung zu ziehen. Obwohl
heuer auch bei RB in Markrans und im AKS der Ball gespielt wurde.
Budissa Bautzen war der erste Gedanke natürlich, aber der wurde
zweistimmig abgelehnt - zu viele Kilometer, zu viele unsichere Landeier
und vielleicht auch schwarze Hälse mit gelben Zähnen…
Andere Blaugelbe haben das heute sicher anders gesehen und sind
hingefahren - und haben es nicht bereut, René Heusel
Fußballgott sei dank! LOK siegt 1:0 bei Budissa - und ich war
nicht dabei.
Man wählte eine andere Route, Richtung Thüringen. Da sollte
es ein Spiel geben in der vierten Liga: ZFC Meuselwitz gegen die Zweite
von Hertha BSC. Schon eine interessante Begegnung, was auch knapp
über tausend Leute dort genauso sahen. Unter ihnen auch fünf
Herthaner, der harte Kern aus der Hauptstadt, deren Erste in der
Bundesliga vor dem Abstiegsabsturz steht. Sie bleiben ihrer alten Dame
treu, kommt da, was kommen muss. Hier her sind sie heute mit dem Zug
gekommen, mit Umsteigen auf dem Weltstadt-Hauptbahnhof Leipzig, von dem
sie offenbar restlos begeistert schienen. So ihre Gespräche, die
man mit ihnen hatte. Man selbst rollte im PKW an, in 45 Minuten
über Zwenkau und Groitzsch. Dort angekommen löste man brav
seine Billets fürs Auto (2€) und den Eintritt (9€) und
staunte nicht schlecht über diverse plakative Schriftzüge
(Sch.. Red Bull) an Gemäuer und in Fahrzeugen (Dynamo D., Energie
C.) - was sich hier doch so alles auf- und umtut. Erwartungen hatte
übrigens auch der hiesige Zoll, der mit ein paar Leuten auf der
Suche nach Schwarzarbeitern war - unter dem Servicepersonal. Keine
Ahnung, ob die fündig geworden sind und ob das in der
Securitybranche üblich ist.
Ich nahm meinen Platz unter der Gegentribüne ein, ein Stehplatz.
Rundherum standen gediegene Herrschaften, meist Mittfünfziger mit
manchmal nicht so ganz toleranten Ansichten und Aussprüchen, was
ein einzelner Hertha-Spieler sich anhören musste, und nur weil er
halt ein Schwarzer ist. Die Jugend ist da schon weiter, mit
Altersweisheit hat das nichts zutun. Zur Halbzeit stand es 1:0, und man
hatte ein sehr gutes Regionalligaspiel gesehen bisher. Die
Thüringer vom Grill konnte da nicht mithalten, kaum Geschmack und
ziemlich schwabbelig, bringt nur die Note 4, die 1,50 € war sie
nicht wert. Dafür konnte die Vereinskneipe punkten, hier herrschte
echtes Fußballanhängerflair. Die Decke voll behangen mit
unzähligen Fanschals, dazu jede Menge Wimpel und Urkunden. Die
Stube befand sich gegenüber der Tribüne im Vereinshaus, das
Fluidum erinnerte irgendwie an Chemie Böhlens Jahnbaude -
heimelige Zipsendorfplatzatmosphäre eben. Ein Novum
außerdem, dass ein jeder den Vereins-Teambus besichtigen konnte,
wer wollte.
Zur zweiten Halbzeit: Die Stimmung, die von den Alten kam, war echt
ordentlich, die wenigen Ultras hinter dem Tor hörte man weniger.
Hertha erspielte sich den Ausgleich, aber die Einheimischen wollten den
Sieg mit besten spielerischen Mitteln - und hatten Glück. Zwei
Minuten vor Ende gelang ihnen der Siegtreffer.
Ein interessanter Nachmittag fand so sein positives Finale - für
den ZFC und den heutigen auswärtigen Leipziger Fan. Der freute und
wunderte sich später über den Sieg seiner Mannschaft -
einfach göttlich, wie gesagt…
Der Randleipziger berichtete live von seinem Sonntagsausflug in die Provinz, leider nicht mit LOK
Fotos zum Spiel