+++ Wieder keine Punkte - LOK bleibt weiter erfolglos im Kampf um Punkte in der Oberliga! +++

Samstag, 28.11.2009  VfL Halle 96 - 1. FC Lok Leipzig  1:0 (0:0)


Trotz einer kämpferisch engagierten Vorstellung verlor der 1. FC Lok sein Auswärtsspiel beim Aufsteiger VfL Halle 96. Das Tor des Tages fiel eine Viertelstunde vor dem Schlußpfiff, ein Abpraller aus der Gästeabwehr landete vor dem freistehenden Schützen, der aus 5 Metern keine Mühe hatte, LOK-Torhüter Jan Evers zu überwinden.
Etwa 600 Fans waren aus Leipzig angereist, teils mit eigenen PKWs, teils mit der S-Bahn. Letzteres bot sich an, eben weil die schienengebundene Verbindung zwischen den beiden mitteldeutschen Nachbarmetropolen doch taktmäßig recht ausgeprägt ist. Im Halbstunden-Rhythmus pendelt die S-Bahn inzwischen, durch die jüngst ausgebaute neue Strecke in noch kürzerer Zeit. Um halb zwölf etwa rollte unser Zug aus den Leipziger Einkaufspromenaden. Ein kleiner Vorrat an Flüssignahrung und etliche Lokisten waren mit an Bord des Doppeldeckers, vom Fanclub Alex mit Sprössling David und meine Wenigkeit. Man hatte viel Spaß im Abteil, denn der sechsjährige kleine LOK-Fan hielt alle schön auf Trab. Aber es fielen auch Komplimente von Lokisten in Richtung Vater Alex, so wie „so soll mein Kleiner später auch mal werden“.   Pünktlich sechsunddreißig Minuten später durfte man in Halle Hbf. die Bahn wechseln, der Anschluß befand sich gleich auf dem Gleis gegenüber. Volle neun Minuten dauerte die Fahrt Richtung Halle-Trotha. Über den Bordfunk teilte die Polizei mit, dass die LOK-Fans doch bitte eine Station nach der üblichen aussteigen müssen, die hieß dann Wohnstadt Nord statt Zoo. Einfach nur, weil es doch so schön praktisch ist, die Gewaltpotentiale von LOK/ HFC und VfL sauber voneinander zu trennen. Irrsinnig viele grünweiße und blauweiße Minibusse parkten in Stadionnähe und die zwei Hände voll Fans wurden gleich an der S-Bahnstation freundlich eskortiert. Der Ort schien wie ausgestorben, typische Siedlung im Winterschlaf. Obwohl das Wetter doch derzeit nicht an die kalte Jahreszeit erinnert, nur die Sonne fehlt zum Glück. Kurios das Stadion am Zoo, eher ein umzäunter Sportplatz. Wobei die Absperrgitter nur für Gästefans errichtet wurden, hier sind Einlaßschleuse mit massivem Schiebetor und doppelter (mit Patrouillen-Korridor!) engmaschiger Hochzaun zum Spielfeld hin neuer Standard für die Oberliga, oder was sonst? Die Fankultur wird kaserniert und umzingelt. Beamte und Auswärtsfans sind jedoch meist nur Ausführende und Leidtragende von gelegentlich überzogenen Sicherheitsabsprachen. Heute wollte man eben keine Überraschungen erleben. Gegenüber wedelte kurz vor Spielbeginn der kleine Pulk an VfL-Fans mit blauen und roten Tüchern, sah echt lustig aus. Die gediegene Sitzplatztribüne im Freien war vielleicht zur Hälfte gefüllt, mit ca. 200 blauroten Fans und Sympathisanten, die natürlich gut freie Sicht hatten, ohne störenden Zaun.
Unser blaugelbes Team schwor sich ein auf Wiedergutmachung vom letzten Wochenende, mit Kevin Adam, Jens Werner, Paul Stöbe, Ralf Schreiber und Erol Gugna bekamen gleich fünf Akteure aus der zweiten Reihe ihre Chance in  der Startelf. Präsent war das Team dann schon, allerdings lief nach vorn so gut wie gar nichts. Ewiges Ballgeschiebe im Mittelfeld, wobei der Gegner auch dankbar mithalf. Keiner konnte irgendwie ein Angriffsspiel aufziehen, kein Genuss für umstehende Augenzeugen. Die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit probierte LOK auch mal ernster was nach vorne, und gleich hatte Christian Haufe das 1:0 auf dem Fuß.
Das fiel dann in der zweiten Hälfte für den VfL 96, als man sich als LOK-Fan doch schon auf ein trübes 0:0 eingestellt hatte. Sehr bescheiden, und nicht mal der eine Punkt wurde einem gegönnt. Na ja, der liebe Fußballgott hat unsereins wohl nicht gerade im Betreuungsprogramm...
Der Rückweg zur S-Bahnstation gestaltete sich länger als möglich und erwartet, zumindest was die Zeit angeht. Gut, dass es in Wohnstadt Nord, wo wir wieder zusteigen mussten, in der Nähe einen Spielplatz gibt. So wurde die halbe Stunde Warten auf die nächste Bahn aktiv gut genutzt für den fußballerischen Nachwuchs in unseren Reihen. Übrigens, die nächste halbe Stunde ging dann später in Halle-Hbf. für den Getränkenachschub drauf. HFC-Fans sah man hier keine mehr, die meisten von ihnen unterstützten natürlich ihre Erste in Hannover. Der letzte Tourabschnitt verlief recht locker, selbst der Schaffner sah das mit den MDV-Zonen nicht so eng. Eine Stunde später als der große Pulk der LOK-Fans rollte unser Zug wieder vor dem Querbahnsteig ein, festlich geschmückt zu unserem Empfang. Oder ist doch schon bald Weihnachten?
Fazit: Der Auftritt heute ist mit dem gegen Auerbach nicht zu vergleichen, hier beim VfL 96 stimmte die Einstellung und jeder versuchte sein Bestmöglichstes. Aber, und das stimmt bedenklich, viel mehr ist wohl nicht zu erwarten. Es sei denn, ein Erfolgserlebnis sprengt alle psychologischen Ketten. Am besten schon nächste Woche gegen Pößneck!
PS: Am Sonntag ist Jörg Seydler als Cheftrainer zurückgetreten. Zum Spiel gegen Pößneck sitzt Uwe Trommer als Chef auf der Bank. Wenn alles gut läuft, vielleicht auch noch in der Rückrunde. Ein Blick auf die Tabelle verrät: So wie gegen Auerbach darf am Samstag nicht noch mal abgeloost werden.

Reini

HWG-Stadion „Am Zoo" Halle: 852 Zuschauer
Schiedsrichter: Tino Wenkel (Höxter-Ottbergen)
1:0 Hempowicz (74.)

Fotos zum Spiel


+++ PRESSESCHAU +++

Jörg Seydler gibt auf  - Lok-Trainer tritt nach 0:1-Niederlage beim Aufsteiger VfL Halle zurück
Lok-Trainer Jörg Seydler hat das Handtuch geworfen. Nach dem 0:1 (0:0) der Probstheidaer am Sonnabend beim Oberliga-Aufsteiger VfL Halle, der vierten Pflichtspielpleite in Folge, bot der 53-Jährige seinen Rücktritt an, den der Vorstand nach einem einstündigen Gespräch gestern Mittag annahm. "In den letzten Wochen hat sich die Unzufriedenheit, vor allem der Fans, auf mich fokussiert. Deshalb möchte ich gerade vor dem Sechs-Punkte-Spiel am Sonnabend gegen Pößneck den Weg frei machen für eine Neuausrichtung", sagt Seydler. Lok-Chef Steffen Kubald weist indes darauf hin, dass die Klubführung den Coach nicht entlassen hätte. "Er besaß unser vollstes Vertrauen. Wir wollten uns nach dem letzten Spiel vor der Winterpause zusammensetzen, die Lage analysieren und danach entscheiden, wie es weiter geht", sagte Kubald. Er fügte aber an, dass er Seydlers Entscheidung nachvollziehen könne. Co-Trainer Uwe Trommer wird mit Teammanager Peter Milkau die Mannschaft auf das Heimspiel gegen Pößneck vorbereiten. "Jetzt können auch die Fans wieder kommen, die Seydlers Rauswurf forderten. Zudem ist das Team in der Pflicht zu zeigen, was es drauf hat. Es kann sich nun nicht mehr hinter dem Trainer verstecken", spricht der Lok-Boss Klartext. Seydlers Entschluss habe ihm wie auch den Vorstandsmitgliedern menschlich weh getan, "weil wir gesehen haben, wie akribisch Seydler gearbeitet hat." Das sahen offenbar auch die meisten Spieler so, denn der Mannschaftsrat hatte Kubald bereits am Sonnabend gebeten, an Seydler festzuhalten.
Erst in der nächsten Woche könnte ein Entscheidung über den Nachfolger fallen. Namen wollte Kubald noch nicht nennen. "Bei der Suche müssen viele Aspekte berücksichtigt werden. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass da auch finanzielle Faktoren eine wichtige Rolle spielen." Seydler werde in Zukunft wieder als Nachwuchskoordinator im Klub arbeiten. Manuel Starke, einer der Leistungsträger, bedauert den Schritt Seydlers: "Schade, er hatte viele gute Ansätze. Wir als Spieler waren es ja, die seine guten Ideen nicht umsetzen konnten. Deshalb sollten wir alle zuerst die Fehler bei uns selbst suchen, die dazu führen, dass es nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen." Der Fußball-Lehrer blieb selbst in diesen für ihn schweren Stunden fair. Er machte keine Abstriche am Willen seiner Schützlinge. Es habe keiner gegen ihn gespielt: "Wir waren auch in Halle wieder auf Augenhöhe mit dem Gegner. Aber uns fehlt einfach die Torgefahr in Strafraumnähe." Allein Christian Haufe ließ innerhalb von Sekunden (38.) zwei hochkarätige Möglichkeiten aus, als er zweimal am glänzend parierenden Hallenser Keeper Rene Hartleib scheiterte. Die Gastgeber zeigten sich cleverer. Bei einer ihrer wenigen Chancen jagte Jannick Hempowicz die Eingabe von Tobias Cramer die Kugel zum entscheidenden 1:0 (74.) in die Maschen. "Unser Sieg in einem von beiden Seiten fair geführten Spiel war verdient, weil wir das Tor geschossen haben und Lok nicht", meinte VfL-Coach Torsten Weber. Lok scheint derzeit das Pech gepachtet zu haben. Seydler war froh, mit Zugang Raimund Linkert wieder auf einen starken Kreativmann zurückgreifen zu können. Doch statt gegen Halle die Aktionen zu ordnen, saß der Zugang vom FC Eilenburg wieder draußen. Der 26-Jährige hatte nach seinem Einsatz beim 0:3 gegen Auerbach derart starke Schmerzen, dass ihm die Mediziner einen Gipsverband um den Knöchel legten. Schlecht für den 1. FC Lok, der in dieser kritischen Situation jeden Oberliga-tauglichen Spieler braucht, um seine sportliche Krise zu überwinden.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.11.2009 - von Norbert Töpfer


Seydler gibt auf - Trommer übernimmt
Nun also doch. Jörg Seydler legt sein Amt als Trainer des 1.FC Lok Leipzig nieder. Auch eine Nacht der Besinnung konnte nichts mehr an seinem gestern bereits für kurze Zeit gefassten Entschluss ändern. Am Sonntag-Nachmittag erklärte er seinen Rücktritt. Co-Trainer Trommer übernimmt. Zuletzt blieb die Lok in vier Spielen ohne Tor und holte keinen Punkt. Insgesamt konnte Seydler in 14 Liga-Spielen nur vier Siege einfahren. Auf das letzte Hinrundenspiel bereitet der bisherige Co-Trainer Uwe Trommer die auf Platz 12 abgerutschte Lok-Elf vor. Unterstützt wird er dabei von Team-Manager Peter Milkau. Nach der Entlassung von Erfolgstrainer Rainer Lisiewicz am 13. Mai diesen Jahres hatte Jörg Seydler das Amt zunächst vorübergehend bekleidet. Nach dem der Verein keinen geeigneten Kandidaten für die angekündigte sportliche Neuausrichtung gefunden hatte, wurde Seydler mit einem längerfristigen Vertrag ausgestattet. Die diesjährige Saison sollte dabei eigentlich zum Einspielen genutzt werden, da man mit Rasenballsport sowieso nicht mithalten könne, wie es aus Vereinskreisen hieß. Während der Saisonvorbereitung war Seydlers Arbeit noch von Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes gelobt worden, der nach dem 5:0-Sieg seiner Mannschaft in einem Freundschaftsspiel Mitte Juli die sehr gute Arbeit der Lok-Viererkette pries. Die Viererkette war eine Veränderung, die Seydler nach seinem Amtsantritt erfolgreich umsetzte.
Dagegen hatte Lok in der kompletten bisherigen Hinrunde große Probleme in der Offensive. In 14 Spielen gelangen nur zwölf Tore. Davon jeweils drei gegen die abstiegsgefährdeten Mannschaften von Borea Dresden und SCHOTT Jena. In fast der Hälfte aller Ligaspiele erzielte Lok dafür gar kein Tor. Auswärts erzielte der FCL insgesamt nur drei Tore in sieben Spielen. Mit der Situation konfrontiert verwies Seydler immer häufiger auf die mangelnde Qualität, die seine Mannschaft in diesem Bereich habe. Ein Problem, was hausgemacht ist. Vor der Saison gingen mit Norris Höhn und Tommy Kind gleich zwei hoffnungsvolle Sturmtalente gen Erfurt und Meuselwitz, da der Verein ihnen keine Perspektive bieten konnte. Geholt wurde mit Erol Gugna zunächst ein junger Stürmer aus der Landesliga. Der nachträgliche verpflichtete Christian Haufe vom FC Sachsen Leipzig musste in vielen Spielen viele verschiedene Positionen bekleiden und konnte dabei im Sturm nicht überzeugen. Die Neuzugänge für andere Mannschaftsteile wie Jens Werner oder Marcus Saalbach enttäuschten trotz Vorschusslorbeeren immer wieder. Vor der Saison hatte der Verein im Zuge der sportlichen Neuausrichtung stattdessen Spieler wie Marcel Hensgen oder René Ledwoch weggeschickt, die sich in den Jahren zuvor aufgrund ihrer Kampfstärke einen festen Platz in der Mannschaft erarbeiten hatte. Deren Kampfqualitäten vermissten viele Lok-Fans vor allem in den Heimspielen. Hier nahm die Kritik an Jörg Seydler seinen Anfang, als der 1. FC Lok Anfang Oktober gegen Budissa Bautzen erst in allerletzter Minute den Ausgleich erzielen konnte und zuvor spielerisch grauenhaft agierte. Es waren erste „Seydler raus"-Rufe zu hören.
Die Situation in den Heimspielen besserte sich nicht. In den letzten vier Liga-Heimspielen geriet der 1. FC Lok in Rückstand und konnte nur eines davon umbiegen. Dazu boten die Spieler Fußball zum Abgewöhnen, sodass die Zuschauerzahlen zurückgingen und immer wieder Pfiffe zu hören waren. Zu oft lähmte der Systemzwang die Akteure, die Zuschauer waren dagegen gewöhnt, dass die Loksche zwar mal spielerisch nicht glänzte, zumindest aber immer 100 Prozent Kampf gibt. Unter dem Strich war Jörg Seydler von Anfang an eine Verlegenheitslösung, ein Trainer, der es nach den Erfolgen unter Lisiewicz naturgemäß schwer hatte und vor allem die finanziellen Zwänge des FCL nicht mit dem Erfüllen der Erwartungshaltung in Probstheida in Einklang bringen konnte. Auch wenn die Saison aufgrund des zu erwartenden Aufstiegs von RB Leipzig nur zum Einspielen genutzt werden soll, waren in vielen Spielen keine Fortschritte zu erkennen. Als es Rückschritte wurden, nahm Seydler seinen Hut. Wer Nachfolger wird, ist offen. Vereinsvorsitzender Steffen Kubald erklärte auf der Internetseite des 1. FC Lok, dass „man sich nach dem Pößneck-Spiel zusammensetzen wird". Ein Kandidat wäre der zuletzt beim VFC Plauen entlassene Herman Andreev, der schon beim Lok-Vorgänger VfB Leipzig arbeitete und sowohl beim SV Babelsberg 03, als auch beim VFC Plauen bewies, dass er aus geringen finanziellen Möglichkeiten viel machen kann. Überzogene Forderungen dürfte er darüber hinaus nicht stellen.
Quelle: Leipziger Internetzeitung vom 30.11.2009 - von Marko Hofmann und Jan Kaefer