+++ Testduell mit Bundesligist Bayer 04 Leverkusen geht 0:5 aus, knapp 10000 Zuschauer sahen ein unterhaltsames Fußballspiel im großen Zentralstadion! +++ Veranstalter war der seit 5 Jahren insolvente VfB Leipzig, dessen Verwalter Friedbert Striewe dieses Spiel mitorganisiert hat. +++ Saisoneröffnung am SA, 25.07. ab 14 Uhr im Bruno, Testgegner ab 16:00 der VfB Fortuna Chemnitz! +++

 

Samstag, 18.07.2009  1. FC Lok Leipzig - Bayer 04 Leverkusen  0:5 (0:2)

Zentralstadion, Anstoß 18:15

 

René Adler sei Dank, der Nationaltorwart beschert uns Lokisten dieses „Ablösespiel“ gegen einen Hochkaräter aus der Fußball-Bundesliga. Als Nachwuchskader des VfB Leipzig wechselte Adler in den Wirren der ersten Insolvenz nach Leverkusen, wo er in Rüdiger Vollborn einen echten Torwartprofi als Lehrer - und Herbergsvater mit Familienanschluss - fand. Sehr gute Voraussetzungen also , um zu einem ausgezeichneten Mann zwischen den Pfosten zu reifen. Dass dieses Spiel überhaupt (noch) stattfindet, ist unserem Vereinsfreund Friedbert Striewe zu danken, der in seiner – teils umtriebigen – Funktion als Insolvenzverwalter des ersten deutschen Fußballmeisters VfB Leipzig um diese Ausbildungsentschädigung in Form eines Freundschaftsspieles kämpfte. Rein rechtlich gesehen war da allerdings kaum oder gar nichts mehr zu gewinnen, weil aber auch in Bundesligavereinen der Fußballosten eine gewisse Förderwürdigkeit erfährt, setzte sich auch der Manager von Bayer 04, unser aller Rudi Völler, für das Stattfinden dieses Highlights ein. Die Leverkusener kommen mit allen Stars, außer dem am Kreuzband verletzten Patrick Helmes, wollen das Spiel als Einstimmung für die neue Bundesligasaison nutzen.

Der Andrang an diesem Samstagabend war enorm, viele Leipziger Fußballfans wollten es sich nicht entgehen lassen, Bundesligaspitze und ostdeutsche Oberligatradition in einem Stück auf dem Rasen des WM-Zentralstadions zu erleben. Die Namen Bayer 04 Leverkusen und 1. FC Lokomotive Leipzig sprechen da klar für sich. Die Ansprache vor Spielbeginn - wegen der Massen an den Eingangstoren wurde erst eine Viertelstunde später angepfiffen - hielt der eigentliche Initiator dieser Freundschaftsbegegnung, der Rechtsanwalt Friedbert Striewe. 2004 hatte er als eingesetzter Insolvenzverwalter den VfB Leipzig vor Gericht von den immensen Schulden befreit, mit der Konsequenz, den Verein am Ende komplett aufzulösen. Nun, die Geschichte ist bekannt, Spielrecht und Personal wechselten zum Monate vorher gegründeten 1. FC Lok, aber das Ende des VfB ist rein rechtlich gesehen immer noch offen.
Den sportlichen Wert dieses Testspiels sollte man natürlich nicht überbewerten, denn in dieser frühen Phase der Vorbereitung ist an gute Fußballkost kaum zu denken. So starteten die LOK-Fußballer forsch, ehe die Gäste mit ein paar gelungenen Aktionen nach vorn die Abwehr um Keeper Jan Evers vor richtige Probleme stellten. Jungstar Toni Kroos, einst der Jugend von Hansa Rostock entsprungen, netzte mit gekonntem Schlenzer ein. Auf den Rängen war es mal kurzzeitig ruhiger, das frühe 0:1 hinterließ beim Team aber kaum Spuren. Im Gegenzug ergab sich die große Chance zum Ausgleich, als über rechts Ralf Schreiber nach innen passte, wo die Nummer 9 Erol Gugna direkt abzog - knapp rechts vorbei. Gleich danach dann das 0:2, Leverkusens 19 Eren Derdiyok hämmerte den Ball volley hinein. Bis auf diese Szenen ließ sich die neue Defensive, in der besonders die Nummer 3 Markus Krug mit großem Einsatz auffiel, vor der Pause nicht mehr überwinden. Vorher ging der überraschend im Team aufgestellte Holger Krauss nach 26 Spielminuten vom Feld - unter tobendem Applaus der Massen. Eine Verneigung vor den großen Verdiensten des alten Kapitäns, der so nochmal einen würdigen Abschied vor großer LOK-Kulisse erhielt. Er verneigte sich danach überwältigt von Emotionen auch vor dem Fanblock in der Nordkurve
Die Treffer drei und vier für die Leverkusener bekamen die meisten gar nicht mit, weil sie gleich so kurz nach der Pause fielen. Tranquillo Barnetta und Theofanis Gekas hießen die Schützen. Bei LOK war jetzt René Heusel neu im Spiel, später kamen vier weitere Feldspieler noch dazu, Am Ende durfte sogar Ersatztorwart Alexander Czempik ran, den fünften Gegentreffer kassierte aber noch der Jan. Er konnte auch da beim Abstauber von – wieder - Theofanis Gekas nichts ausrichten, brachte im Gegenteil bei mehreren Aktionen des Bundesligisten erfolgreich seine Hände dazwischen. Nach dem Schlusspfiff gab es noch freundlichen Beifall und Jubelgesänge auf René Adler, der sich auch zünftig unten am Fanblock bei den LOK-Fans bedankte. Ein Souvenir von ihm flog, glaube ich, auch noch in den Block. Anschließend ging die LOK-Mannschaft auf Gratulationscour, die knapp 10.000 Besucher honorierten die blaugelben Kicker dabei für ihr couragiertes Auftreten bei diesem Spiel. Es folgte die obligatorische UFFTA vom Stadionsprecher, wie immer ein prickelndes Erlebnis für die Fans.

Fazit: Ein wahres Highlight für die Fußballstadt Leipzig, was den Publikumszuspruch und den Unterhaltungswert angeht. Einige Leckerbissen in Sachen Fußballästhetik sah man vorwiegend bei z. B. Toni Kroos, Stefan Kießling und Renato Augusto bei den Gästen, aber auch gelungene Aktionen bei René Heusel & Co.

Kein Vergleich konnte das Spiel heute sein mit dem Hit vor Jahresfrist am 27. August gegen den SV Werder - dafür kam es innerhalb der Saisonvorbereitung einfach zu früh.

Reini

 

Zentralstadion Leipzig:  9.165 Zuschauer

Schiedsrichter:  Lars Albert (Tannenbergsthal)

0:1 Kroos (13.), 0:2 Derdiyok (17.) 0:3 Barnetta (47.), 0:4 Gekas (48.), 0:5 Gekas (63.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Misstöne bei Adler-Festspielen 

Das Ablösespiel für Nationalkeeper René Adler gegen Lok – klasse Nummer mit einer leicht verbogenen Stimmgabel. Knappe 10 000 Zuschauer feierten ihren ELLOOOKAA, den zurückgekehrten Sohn der Heldenstadt, sahen ein Leverkusener 5:0 (2:0) im Zentralstadion. Alles gut und schön. Nerv tötend: Die anhaltenden Tiraden gegen den von Ösis Gnaden getunten Dosen-Klub RB Leipzig. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler traute seinen weltmeisterlichen Ohren nicht, schüttelte dann sein graues Haupt.

Nachdem das aus tausenden Kehlen geblökte „Scheiß-Red-Bull!“ zum 342-mal durchs Stadion brandete, fragte man sich: Ist das neue Feindbild so viel interessanter als der Kick? Wie geliebt fühlt sich wohl der von Jupp Heynckes gecoachte Gast? Und: Warum weist der sonst so mitteilsame Stadionsprecher nicht freundlich darauf hin, dass hier und heute Lok gegen Bayer spielt?

„Bei allem Verständnis für den momentanen Frust kann ich unseren Fans nur empfehlen, sich auf den 1. FC Lok zu konzentrieren“, sagte Holger Krauß, der nochmal 25 Minuten ran durfte, dann einen tränenreichen Abschied in der blau-gelben Fankurve feierte. „Ich sehe das genauso wie René Adler, Red Bull ist eine große Chance für Leipzig. RB braucht die kleineren Sponsoren nicht, das muss Lok nutzen, sich als Nummer zwei etablieren.“ Krauß, der nach drei Jahren in Probstheida zum Bezirksligisten TuS Leutzsch wechselt, hat diese verwegene Vision: RB wird der FC Bayern München Leipzigs, Lok zu 1860 München. Womit die 1. und 2. Liga Einzug gehalten hätte. Übrigens fordern die Lok-Bosse vom kleinen TuS Leutzsch allen Ernstes eine Ablöse für den verdienten 32-jährigen Haudegen. Fußball kann kraußam sein.

Dass die bekannt verspielten Leverkusener unter Coach Jupp Heynckes die Flausen ausgetrieben bekommen, ließ sich schon vorm Anschwitzen erkennen. Die Stars um den Super-Finnen Sami Hyypiä schlüpften in Reih und Glied aus dem Spielertunnel, betraten diszipliniert wie eine Abordnung Jungpioniere die Arena. Dort waren sie bereit, fast immer breit, ging es mit dem Anpfiff im Stechschritt Richtung Lok-Tor. Die von Don Jupps Mannen gebaute 90-minütige Einbahnstraße hatte nur dieses Schlagloch: In der 10. Minute tanken sich die Blau-Gelben Steven Aßmann und Ralf Schreiber auf Rechts durch, Letzterer flankt butterweich auf den Fuß von Neuzugang Erol Gugna, der den Ball hauchzart neben den rechten Pfosten setzt. Den hätte selbst der katzengewandte und sonst völlig beschäftigungslose Adler nicht gehalten. Davor und danach hatten die Gäste alles im Griff, war der Vier-Klassenunterschied offensichtlich.

Der Ex-Rostocker Toni Kroos überlistete Lok-Keeper Jan Evers mit dem Außenrist zum 1:0 (13.), Eren Derdiyok ließ vier Minuten später das 2:0 folgen. Danach verfielen die gnadenlos überlegenen Leverkusener in alte Verhaltensmuster, waren verspielt wie Labrador-Welpen – und ähnlich (tor-) ungefährlich. Das rief hinterher den strengen Jupp Heynckes auf den Plan. „Wir müssen uns im Abschluss verbessern“, nörgelte der mit einschlägigen Erfahrungen gesegnete Ex-Nationalspieler. Der 64-Jährige steht mit 220 Bundesligatoren hinter Gerd Müller (365) und Klaus Fischer (268) auf Platz drei der ewigen Torjägerliste. Tranquillo Barnetta (47.) und der bei Bayer seltsamerweise ungeliebte Gyros-Bomber Theofanis Gekas sorgten in der 48. und 63. Minute für das 3:0 und 4:0. Lok-Coach Jörg Seydler sprach dennoch von einem Riesenerlebnis, lobte die Defensive, war aber von der Kür nicht begeistert. „Nach vorne hat nicht viel geklappt.“ Bester Loki und frei von Selbstzweifeln war Reimund Linkert, der nicht nur figürlich an Zaubermaus Marco Marin erinnert.

Hauptdarsteller René Adler verabschiedete sich mit einer kleinen Ehrenrunde, herzte hinterher im Stadionbauch seine Eltern. Die Anti-Ösi-Chöre waren ihm akustisch durch die Lappen gegangen. „Das sind einfach tolle Fans mit viel Herz.“ Klassischer Fall von: Konzentration aufs Kerngeschäft. Schlecht?

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 20.07.2009 - von Guido Schäfer)

 

Heynckes lobt Lok

0:5! Aber 9165 Fans Feiern Bayer Leverkusen und René Adler. Das war ein echtes Fußballfest! Die Bundesliga-Stars von Bayer Leverkusen um Nationaltorwart René Adler (24) verzauberten 9165 Fans bei der 5:0-Testspielgala gegen Oberligist 1. FC Lok im Zentralstadion. Das Match war ein verspätetes Ablösespiel für Adler, der 2000 von Lok-Vorgänger VfB zu Bayer wechselte.

0:5 gegen die Bundesliga! Trotzdem adelte Trainerlegende Jupp Heynckes (64) den Fünftligisten. Der Bayer-Coach lobte Lok: „Lok war prima organisiert in der Abwehr, hat es uns damit wirklich schwer gemacht." Neben den warmen Worten kassierte die „Loksche" noch 25000 Euro Antrittsgage. Kein Wunder also, dass dann auch Lok-Trainer Jörg Seydler (53) strahlte: „Das war ein Riesenerlebnis für uns, auch wenn ich mir natürlich noch ein Tor gewünscht hätte." Die dickste Chance dazu hatte Neuzugang Gugna, der aus 14 m rechts vorbei schlenzte (10.).

Danach spielten die Bundesliga-Profis (Bayer reiste mit allen Stars an!) ihre Klasse aus. Erst netzte Toni Kroos mit dem rechten Außenrist zum 1:0 (13.) ein, dann Eren Derdiyok (17.) zum 2:0. Zur Pause kamen gleichen neun Neue, nur Adler und Barnetta spielten durch. Der Schweizer Nationalspieler (47.) und Gekas per Doppelpack (48./63.) besorgten den Endstand. Das ließ u. a. auch Bayer-Sportdirektor Rudi Völler (49) und Ex-Nationalspieler Bernd Schneider (35) auf der VIP-Tribüne jubeln. Auch Striewe war zufrieden: „Das Spiel war mehr eine emotionale Rendite. Ein toller Lohn für die lange Arbeit."

Übrigens: Lok präsentierte erstmals die neuen Jako-Trikots mit der Unternehmensgruppe Fenger (Beton/Kernberg). Die geht für ein Jahr plus Option auf die Brust.

(Quelle: "BILD Zeitung" vom 20.07.2009 - von Christian Paulus und Julia Kynast)

 

Adler flog durch den VIP-Raum!

90 Minuten wurde er kaum gefordert. Erst in der Nachspielzeit brach für René Adler (24) die Hektik aus. Nach Abpfiff und Trikottausch hetzte Adler unter die Dusche, dann zur Pressekonferenz und zu Radio-Interviews. René: „Es war ein sehr emotionaler Moment hier im Zentralstadion einzulaufen. Ich habe die 90 Minuten genossen. Sensationell, dass so viele Fans da waren!"

Im VIP-Raum blieb nur noch Zeit für einen Mini-Plausch mit Mama Kerstin und Papa Jens. Jens: „Renés Bruder Rico zieht übernächste Woche nach Köln. Wir haben noch ein paar Details geklärt." Zwischen Puten-Schnitzel und Kartoffel-Gratin signierte René dann auch noch schnell zehn Paar Bauhandschuhe. Alles ging ganz fix!

Lok-Chef Steffen Kubald: „Die wollen wir in den nächsten Tagen für die Finanzierung unserer Umbaumaßnahmen im Plachestadion versteigern."

(Quelle: "BILD Zeitung" vom 20.07.2009 - von Stefan Krause)