Mittwoch, 28.04.2010 SV Schott Jena - 1. FC Lok Leipzig 0:0
Lok spielt auswärts bei Jena Schott an einem Mittwoch Abend. Ok,
es gab schon attraktivere Spiele. Aber wer genau zwei Wochen zuvor bei
Erfurt II bei mistigem Regenwetter anwesend war, der hat auch keine
Hemmungen, nach Jena zu fahren. Kurzfristig noch eine
Mitfahrgelegenheit erhalten und ab ging’s. Premierenfahrt
übrigens für das Mobil, welches einen Tag zuvor vom Fahrer
erstanden wurde.
Über die bewährten Autobahnteilstrecken ging es zügig
ins Thüringische und pünktlich zum Anpfiff stand man im
Block. Gute Planung (oder kein Stau bzw. nicht verfahren, sucht’s
euch aus)! Die Sonne wärmte, der Hintertorblock mit vielleicht
knapp 100 Leipzigern gefüllt, die gespannt auf die Leistung der
Mannschaft waren, welche sich ja mit einem offenen Brief für die
schlechten Leistungen der Vorwochen entschuldigte. Beste
Voraussetzungen also für einen netten Fußballnachmittag.
Erstmals durfte ich auch den berühmten Jenenser Nebenplatz
abhaken, auf dem die Rasenballer aus Markranstädt letzten Sommer
den geballten Hass der Jena-Ultras erfuhren. Letztere waren heute nur
spärlich vertreten, auf der Gegengeraden vielleicht mit zehn
Leuten anwesend. Das wird eine Woche später beim
Aufeinandertreffen mit der Zeiss Zwoten schon anders aussehen.
Das Spiel plätscherte so dahin. Einen größeren
Unterschied zwischen Lok und dem Tabellenletzten konnte ich nicht
wirklich ausmachen. Organisierter Support von den wenigen Leipziger
Ultras war auch nicht zu vernehmen. An dem Tag zählte
wahrscheinlich nur Anwesenheit. Na ja, man passte sich dem Niveau auf
dem Rasen an. Eine richtige Thüringer Rostbratwurst gab’s
leider auch nur vom Elektrogrill. Dementsprechend schmeckte sie auch.
Ein Preisschild war auch nirgendwo auszumachen. Auf Nachfrage wurde
einem erläutert, dass keine Befestigungsmöglichkeiten
vorhanden waren und man bei den Leipzigern ja nie wüsste …
Aha.
Bis zum Abpfiff chillte man im Gästekäfig, welcher von
massigst Ordnern bewacht wurde. Tore fielen leider auch keine weiter.
Die Sonne ließ zudem in ihrer Strahlkraft nach, so dass es doch
empfindlich kühl wurde und man sich schnell auf den Rückzug
machte. Die mutigen Sonnenanbeter legten noch einen kleinen Strip auf
dem Parkplatz ein und tauschten ihre kurzen Hosen schnell gegen warme
Jogger ein. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem Schnellrestaurant
endete halb Elf nach dem doch noch obligatorischen kurzen Verfahrer an
der letzten Ausfahrt die recht unspektakuläre Auswärtsfahrt.
Fazit: Hauptsache nicht verloren und den Ground gemacht. ;)
TF
Ernst-Abbe-Sportfeld, Nebenplatz 3: 139 Zuschauer
Schiedsrichter: Norbert Griese (Großräschen)
Tore: Fehlanzeige
Gelb-Rote Karte: Schmolke (89.)
+++ PRESSESCHAU +++
Nullnummer beim Letzten: Lok kämpft, trifft aber nicht
Wie im offenen Brief versprochen, haben die Spieler des 1. FC Lok
gestern beim Tabellenletzten Schott Jena um jeden Zentimeter gefightet.
Ein Tor gelang ihnen aber trotz guter Möglichkeiten wieder nicht.
Zum fünften Mal bleibt die Loksche damit in der Rückrunde
ohne Torerfolg. Es läuft bereits die Nachspielzeit als Loks Jens
Werner von Jenas Markus Hacker umgegrätscht wird. Während
Werner schnell wieder steht, liegt Hacker vermeintlich verletzt am
Boden. Lok-Innenverteidiger Markus Krug rauscht heran und brüllt
dreimal: „Steh' auf Junge!". Schnappt sich den Ball und
führt den Freistoß aus. Aber auch der x. Freistoß der
Loksche brachte nichts, sodass Markus Krug nach Schlusspfiff seine
Trinkflasche mehrmals wutentbrannt auf den Rasen warf. Auch die anderen
Lok-Spieler ärgerten sich über zwei verlorene Punkte, aber
Markus Krug ganz besonders. Der junge Neuzugang von der zweiten
Mannschaft des Halleschen FC war nach einer Denkpause zurück in
die Mannschaft gekehrt und dirigierte lautstark mit
Mit-Innenverteidiger Anton Köllner und im Mittelfeld agierenden
Marcus Saalbach die Hintermannschaft des FCL. Defensiv ließen die
Leipziger über die komplette Spielzeit auch wenig zu, vorn, wo
sich kaum einer der drei herumtrieb, sprang dafür nichts
Zählbares heraus. Das Spiel begann aus Sicht der Lok-Mannschaft,
die sich nach einem offenen Brief an ihre Fans selbst zur
Wiedergutmachung verpflichtet hat, mit einem Schock. Lukas Mosert
tauchte nach fünf Minuten frei vor Evers auf, verzog aber um cirka
einen Meter. Es sollte die einzige dicke Möglichkeit für die
Gastgeber bleiben. Fortan kontrollierte der 1.FC Lok Leipzig das Spiel
und hatte wenig später selbst die erste Möglichkeit. Wie
später noch häufig, war Kevin Adam mit einem langen Ball
steil geschickt worden, aber sein schwaches Geschoss konnte Jenas
Torhüter Markus Eismann zur Ecke klären. Der Auftakt für
eine Drangperiode der Leipziger, die bis kurz vor der Halbzeit anhielt,
aber nicht viel Produktives hervorbrachte. So traf Rico Engler aus 20
Metern freistehend den Ball nicht richtig und Werner verpasste nach
Adam-Ecke. Gerade Adam war in den ersten 40 Minuten ein Leipziger
Duracell-Häschen, aber eben eins ohne Treffgenauigkeit nach sieben
gespielten Minuten.
Die nur 139 Zuschauer (davon 76 aus Leipzig) sahen auch in der zweiten
Halbzeit eine dominierende Lok-Mannschaft, die nun auch durch Neuzugang
mit Spielberechtigung Benjamin Fraunholz eine dicke Möglichkeit
hatte. Aber wieder rettete Eismann bei dessen Knaller aus 12 Metern.
Den Abpraller bolzte der heranstürmende Steffen Fritzsch über
das Tor. Wenig später Doppel-Ecke für Lok und eine Dublette.
Zweimal köpfte Marcus Saalbach, zweimal fingerte Eismann in bester
Flugmanier über die Querlatte. Saalbach hatte dann auch die letzte
Leipziger Chance, als er nach einer erneuten Ecke den Ball aus
fünf Metern Eismann nur die Arme schoss. Wenige Minuten zuvor
duckte sich Anton Köllner in aussichtsreicher Position und der
dahinter postierte René Heusel war so perplex, dass er den Ball
nicht richtig traf. Kurz vor dem Ende stellte der etwas kleinlich
pfeifende Schiedsrichter Norbert Giese aus Großräschen noch
einen Jenaer vom Platz. Florian Schmolke hatte einmal grob gefoult und
später den Ball weggeschlagen, macht in der Summe Gelb-Rot. Am
Ende zwei verlorene Punkte für den 1. FC Lok Leipzig, der sich
nach zwei desolaten Partien als Mannschaft präsentierte und
gemeinschaftlich für den Sieg arbeitete. Der Ball wollte aber (mal
wieder) nicht ins Tor und so stellt sich immer häufiger auch die
Qualitätsfrage, denn 22 Tore in 24 Spielen zeigen die Problemzone
des FCL genau auf. In acht Rückrundenspielen fand der Ball nur
sieben Mal den Weg ins gegnerische Netz - davon alleine viermal im
ersten Rückrundenspiel bei Borea Dresden. Auffällig ist
dabei, dass Markus Krug bisher der einzige Verteidiger mit Torerfolg
ist und der 1. FC Lok bei Standards überhaupt keine Gefahr mehr
ausstrahlt. Diese zählten in den vorhergehenden Jahren noch zu den
Stärken der Probstheidaer. Mit 30 Gegentoren liegt man
übrigens im Tabellenmittelfeld. So bleibt nur die Hoffnung auf
einen Torerfolg gegen Zwickau, welches momentan ebenfalls
schwächelt. Markus Krug dürfte bei einem Sieg seine
Trinkflasche weniger enthusiastisch malträtieren. Vielleicht wird
ja dann auch mit ihr gekuschelt. Aufgrund eines Jugendturniers beginnt
das Heimspiel am Sonntag erst 16:30 Uhr. Bereits um 14:00 Uhr empfangen
die Lok-Frauen an selber Stelle den FC Gütersloh.
Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 29.04.2010 - von Marko Hofmann