+++ Vier Minuten fehlten am Elfmeterschießen - Drittligist Erzgebirge Aue entgeht knapp einer Pokalblamage! +++

 

Samstag, 14.11.2009  1. FC Lok Leipzig - FC Erzgebirge Aue  0:1 n. V. 

 Landespokal-Achtelfinale

Eine Riesensache war das, dieses Pokalmatch - besonders für unser junges Oberligateam. Mit welcher Spielfreude und nimmermüdem Einsatz da um jeden Ball gekämpft wurde, beeindruckte schon. Und für die ständigen kritischen Vertreter in unserer Anhängerschaft, zu denen meist auch der Verfasser dieser Zeilen gehört, gab es heute wenig bis gar nichts zu melden - bis auf die Tatsache, dass kein eigenes Tor gelang…
Zum Gedenken an Robert Enke verstummten Akteure und Publikum für eine Minute. Schade, dass so ein tadelloser Sportler für sich in diesem Leistungsdrucksystem keine Überlebenschance mehr sah - eine menschliche Tragödie. Unser Stadionsprecher vergaß bei den Beileidswünschen neben der tapferen Teresa Enke und den Angehörigen auch den schockierten Lokführer des Regionalzuges nicht.
Nun zum Rasenball, ach da fällt mir - wie nur - doch die freudige Nachricht vom Vortag aus Zwickau ein. Riesenspiel der Westsachsen gegen überraschte RB-Superprofis (Monatsgehälter von 30.000 € für die Spitzenleute kursieren im Gerüchtedschungel), mit einem überragenden Sebastian Helbig, der zwei Buden machte. Am Ende stand ein 3:2 für den FSV, ein Lichtblick am Horizont der Fußballgerechtigkeit!
Auch in Probstheida rollt nun der Ball, unsere Kicker treten plötzlich so völlig anders auf als in den Vorwochen. Von der ersten Minute an war zu spüren, hier brennt eine Mannschaft, die den Sieg will. Die Auer reagierten nur, hatten Mühe und Glück, den ersten Treffer zu verhindern. Es half zweimal gleich der linke Pfosten, als nach perfekter Rückgabe von Alex Kunert unser Christian Haufe abzog und der Keeper Männel per Kopf noch mal nachlegte. Hier das 1:0 und Aue hätte sich nicht mehr erholt, diese Prognose ist nicht gewagt. Leider aber bringt diese Erkenntnis nichts, aber jeder, der heute im Stadion war, kommt wohl zu den nächsten Spielen wieder. Kurz vor der Pause drängten die Lilaweißen auf eine Vorentscheidung, was etwas Hektik in die Szene brachte. Der unsichere Unparteiische weckte mit merkwürdigen Auslegungen auch noch den Unmut der LOK-Anhängerschaft. Pause und die Chance, mal auf Erbsensuppe mit Bockwurst zu testen, auch der Glühwein war heiß begehrt, wortwörtlich und tatsächlich.
Markus Krug hatte es dann auf dem Fuß, zwei Minuten vor dem regulären Ende den Siegtreffer für Blaugelb zu landen, nur ging sein satter Schuß knapp drüber. Hinten ließ die LOK-Abwehr nichts mehr zu. Dann ging das Licht an an den Flutlichtmasten - zweimal 15 Minuten Verlängerung wollten beleuchtet werden. Weiter hielt LOK das Geschehen völlig offen, das Elfmeterschießen war richtig in Reichweite. Bis zur 116. Minute - und dem perfiden 0:1. Der Ball rutschte zwischen Pfosten und Jan ins Evers-Tor - ein „Scheißding“, wie es unser Keeper hinterher treffend beschrieb. Dennoch gab sich die Mannschaft nicht geschlagen, drückte noch mal nach vorne, aber der Ausgleich fiel in den vier Minuten einfach nicht mehr. Überpünktlich schloss der schwache Schiri dann für uns das diesjährige Kapitel Sachsenpokal.
Die Polizei, personell ziemlich aufgestockt, schickte die Gästefans über Lössnig nach Hause. Unruhige einheimische Chaoten versammelten sich derweil an der Haltestelle, von fliegenden Steinen und Radkappen war die Rede, gerüchtehalber. Die gepanzerten Cops trieben daraufhin oder befehlsmäßig die Leute zur nächsten Tramstation. Dort an der Russenstraße ging es dann sehr viel später erst weiter, mit drei Tatra-Sonderstraßenbahnzügen - teilweise auch noch im Schritttempo. Von Auer Fans keine Spur, der Riesenpolizeieinsatz galt fortan nur noch der sicheren Heimfahrt der LOK-Fans auf dem Schienenweg der LVB.


Reini

 

Bruno-Plache-Stadion: 3.967 Zuschauer

Schiedsrichter: Daniel Hartig (Freital)

0:1 Le Beau (116.)

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++ 

Vier Minuten fehlen: Lok wähnt sich schon im Elfmeterschießen - und verliert doch noch 0:1 gegen Aue

Niedergeschlagen saßen sie auf dem Rasen, völlig ausgepowert und abgrundtief enttäuscht. Zwei Stunden lang hatten die Lok-Spieler leidenschaftlich gekämpft, den hohen Favoriten ins Wanken gebracht, ihre beste Saisonleistung abgeliefert und 3947 Zuschauer im Plache-Stadion begeistert. Letztlich fehlten ihnen vier Minuten zum Elfmeterschießen, zur möglichen Sensation im Landespokal-Achtelfinale gegen Drittligist Erzgebirge Aue.

Lok hatte sich bereits auf den Showdown gefreut, auf Jan Evers und seine Reflexe gehofft. Aber der Torwart konnte nicht zum finalen Helden werden, weil Pierre le Beau in der 116. Minute nach einer Freistoß-Flanke frei aus drei Metern köpfen durfte, der Ball vom Fuß des Keepers hinter die Linie trudelte, er ihn ein paar Zentimeter zu spät zu fassen bekam. "Ein Scheißding", sprach Evers aus, was ganz Probstheida dachte. Trainer Jörg Seydler haderte mit seiner zu leisen Stimme, die nicht aufs Feld durchgedrungen war: "Ich wollte nicht, dass Anton Köllner in die Mauer geht, er hätte das Tor mit seiner Kopfballstärke verhindern können."
Dass le Beau jubelte, als wäre Aue in die zweite Liga aufgestiegen, dass Coach Rico Schmitt sein Team dafür lobte, die Nervenprobe "mit Bravour gemeistert" zu haben, was ganz und gar nicht stimmte - es zeigte, wie groß die Angst des FC Erzgebirge vor einer Blamage beim Oberligisten war.
"Lok hat uns riesige Probleme bereitet und alles abverlangt", zollte Schmitt immerhin Respekt, "die haben fantastisch gefightet und guten Fußball gespielt." Das war die eigentliche Überraschung des Sonnabends: Niemand im Stadion vermochte einen Zwei-Klassen-Unterschied zu erkennen.
Lok störte früh, kniete sich in die Zweikämpfe, beeindruckte zudem mit gefährlichen Angriffen, war in der Anfangsphase klar besser. Und wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn der Fußball-Gott beim Billard-Spiel in der vierten Minute nicht gleich zweimal auf Auer Seite gestanden hätte.
Als Christian Haufe abzog, lenkte Martin Männel die Kugel mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten, von dort sprang sie an Männels Schulter, noch einmal an den Innenpfosten und schließlich in die Arme des Torwarts "Den hatte ich schon drin gesehen, wollte schon feiern", meinte der überragende, technisch brillante Haufe.
Aber es sollte nicht sein, auch nicht beim Kopfball von Marcus Brodkorb (12.) knapp neben das Gehäuse. Danach war Aue zwar optisch überlegen, agierte aber erschreckend einfallslos. Eric Agyemang (14.) und Bashirou Gambo (23., 35.) scheiterten an Unvermögen und Evers, mehr ließ die Lok-Defensive um die bissigen Manndecker Köllner und Markus Krug nicht zu. In der zweiten Halbzeit zog Aue das Tempo an, drückte 20 Minuten energisch, aber Gambo (55., 57.) und Najeh Braham (64.) vergaben ihre Großchancen.
Das war`s schon, Aue schien sein Pulver verschossen zu haben, hatte Dusel, dass Krug (90.) aus der Drehung nicht einschoss. In der Verlängerung kam zunächst Reimund Linkert zum ersten Pflichtspiel-Einsatz für Lok, gab nach Monate langer Verletzung sein Comeback, sollte im Elfmeterschießen ran. Doch dann traf le Beau. Bitter.
Seydler war dennoch stolz auf seine Mannschaft. "Die Jungs haben alles abgerufen, wir machen Fortschritte." Lok-Chef Steffen Kubald empfand "Hochachtung vor dem Team und der taktischen Einstellung des Trainers". Und er war froh, dass es im Stadion ruhig blieb, Lok die brisante Partie problemlos über die Bühne brachte. In der Connewitzer Straße warfen einige Chaoten beim Abmarsch mit Steinen. Die Polizei hatte die Lage aber schnell im Griff, nahm sieben Randalierer vorläufig fest.
Quelle: LVZ vom 16.11.2009 - von Steffen Enigk

Klasse Spiel im Plache-Stadion: Lok Leipzig verliert erst nach Verlängerung 0:1 gegen Erzgebirge Aue
Der 1. FC Lok Leipzig hat gegen Drittligist FC Erzgebirge Aue die Sensation nur knapp verpasst. Das Team von Coach Jörg Seydler verlor im Achtelfinale des sächsischen Landespokals nach 120 Minuten mit 0:1 (0:0).
Totenstille. Soeben hatte Pierre Le Beau vom FC Erzgebirge Aue den Ball ins Tor befördert. Da waren bereits 116 Minuten gespielt. Der Traum vom sensationellen Sieg gegen das Drittliga-Team aus dem Erzgebirge war blitzartig beendet.
Klassenunterschied? Was der 1. FC Lok zuvor geboten hatte, wollte nicht glauben, wer die bisherigen Saisonspiele in der Oberliga gesehen hatte. Laufstark, kampfstark und jederzeit präsent - die Mannschaft um Kapitän Torsten Jülich zeigte eine bravouröse Leistung. Zwei Klassen Unterschied waren nicht zu sehen. „Ich habe großen Respekt vor der Leistung von Lok Leipzig", sagte Gästetrainer Rico Schmitt und war zugleich etwas verwundert. „Wenn die immer so spielen, müssten sie eigentlich um den Aufstieg in der Oberliga mitspielen."
Jörg Seydler voller Stolz: „Unglaublich mit welcher Leidenschaft die Jungs agiert haben. Wir haben uns gegen diesen Gegner nicht versteckt."
Gleich in den ersten Minuten hatte Lok die größte Chance des Spiels und auch während der regulären Spielzeit immer wieder die Gelegenheit zu einer Führung. Die Verlängerung war fast überstanden und das Elfmeterschießen schon in Sichtweite, als den Erzgebirglern ein Freistoß auf der rechten Seite zugesprochen wurde, der zum ernüchternden Gegentreffer führte.
Quelle: SachsenSonntag vom 15.11.2009 - von David Quosdorf