+++ Gerechtes Remis im Sachsen-Anhalt-Derby +++ Dank großem Polizeiaufgebot gab es keine Probleme zwischen den Fangruppen +++

 

Samstag, 26.09.2009  Hallescher FC - 1. FC Magdeburg  1:1 (0:0)

 

Strahlender Sonnenschein und Besuch aus der Ferne. Zusammen mit Alex, Jürgen und Lutz war die Aussicht auf ein packendes Sachsen-Anhalt-Derby doch wesentlich verlockender als Bundesliga-Live im TV. Also beschloss man relativ spontan - der Deal war eigentlich schon Tage vorher klar, aber abends zuvor beim gemütlichen Chillen in Leo’s wie üblich noch mal überworfen worden - den Samstag zu einem Ausflug ins Anhaltinische zu nutzen. Eine Ausfahrt über die A9 wurde allerdings gegen 11 Uhr vormittags unmöglich gemacht, denn schon auf dem Zubringer kurz hinter Rückmarsdorf staute sich der Autopulk. Also hieß es umdrehen und über Böhlitz und einen schmalen Weg durch den Auewald hindurch nach Lützschena zu rollen. Von dort ging es die alte B6 nach Schkeuditz und dann die ausgebaute neue Strecke Richtung Halle. Im Zentrum dort wendete man kurz am Hauptbahnhof, um die übliche Strecke der Gästefans zum KWS abzufahren. Viel Polizei unterwegs, mehrere Konvois, aber auch MD-Autos und locker die Strecke entlang spazierende FCM-Fans in blauweißer Kluft. Direkt an der Ankunftsstelle der FCM-Fanbusse musste man dann doch wenden und sich in der weiteren Umgebung einen sichereren Stellplatz für den PKW suchen. In idyllischer Vorgartenhäuschen-Atmosphäre wurde man fündig und so durfte der - kilometerlange - Weg zum Stadion angetreten werden.. Die ganze Suchaktion kostete allerdings jede Menge Zeit. So hörten wir, als wir den Spielort erreichten, schon die Ansagen der Mannschaftsaufstellungen. Schwarz gekleidete Jungs schleppten außerdem riesige bemalte Papierschlangen durch das Marathontor nach draußen - das war dann wohl die Einlaufchoreo der Halle-Ultras, schade, das Beste hatte man also schon verpasst. Nach Kauf von Eintrittskarte und Programmheft (tolles Heft, die 1,50€ sind guür t angelegt, ein Drittel davon kriegt die HFC-Jugendabteilung!) ging es hinauf in den zweiten Kurvenblock. Die Treppenstufen scheinen die Wendezeit problemlos überdauert zu haben, auch die alten Gemäuer trotzen dem stürmischen Alltag des Ostens schon seit Jahrzehnten. Hier in dieser Ecke des KWS, direkt neben der Tribüne, stand man zu DDR-Zeiten schon, damals war das ja noch der Gästeblock. Ist ber schon alles so marode, dass heute sogar der Stadionsprecher vor dem Besteigen der Außenmauer warnte - Absturzgefahr! Nun, immerhin durfte die Traditionsarena heute über 10.000 Fans begrüßen. Klar, Derbys sind immer Zahltage für die Schatzmeister, und die Duelle zwischen Halle und Magdeburg gehören zu den brisantesten in Deutschland, auch in der 4. Liga. Erst das letzte Landespokalfinale von Sachsen-Anhalt endete in Magdeburg ziemlich skandalös, wegen dubioser Schiedsrichterleistungen verlor der HFC 0:1. So tönten aus beiden imposanten Fanlagern markige Sprüche während des heutigen Spiels. Bis zur Pause gab es da und auf dem Feld keine Sieger. Danach überraschten die HFC-Ultras mit einer weiteren Aktion, als sie ein großes Blockbanner an der Zaunkurve entfalteten, mit zwei Halle-Stadtwappen und dem Schriftzug “Chemie”. Dazu hielten je ein Drittel der gesamten Kurve die Buchstaben H-F-C nach oben. Dann rauchte es auch noch in den Farben Rot und Weiß - eine sagenhaft tolle Choreo! Einem gefiel sie aber gar nicht, nämlich dem Schiedsrichter. Der wartete echt so lange, bis sich der letzte Rauch verzogen hatte, so begann die 2. Halbzeit fünf Minuten später. Dann machte Halle das 1:0, ein Schuß, ein Tor, ein frenetischer Jubel im weiten Rund. Ein kleines, aber lautes Leuchtfeuer geriet anschließend zum Politikum, der Assistent an der Linie beging sogleich Standortflucht. Worauf sein Chef mit der Pfeife alle runter vom Rasen schickte. Jetzt lag ein Abbruch in der Luft, der Sprecher mahnte alle zur Besonnenheit. Die Spieler diskutierten untereinander, keiner wusste, wie es nun weitergeht. Erst nach gefühlten zehn Minuten erschienen die drei Herren in Schwarz ganz relaxt, offenbar hatten sie sich einen Extra-Pausenkaffee oder -Tee gegönnt. Danach war für die Gastgeber irgendwie die Luft und Konzentration raus, so gelang dem FCM doch noch der Ausgleich. Eine Ecke von links köpfte Ex-Sachsenknipser Maximilian Watzka - auch in Probstheida kein Unbekannter - wuchtig in die Maschen. Dahinter jubelten 3000 in blau und weiß, das Remis war perfekt. Draußen sah man dann recht bekannte Gesichter, so die Familie unseres 1. Vorsitzenden und ein paar aus der Lok-Fanszene. Die HFC-Fans durften nur in westliche Richtung abziehen, alles andere blieb gesperrt. So vertrieb man sich die Zeit am Bierstand, der direkt neben dem Haupteingang in einer Holzbaracke sein Domizil hat. Oben kreiste noch der Hubi, da mussten die FCM-Fans also in der Nähe sein. Nach gut einer Viertelstunde ging es dann weiter, für uns Richtung geparktem Nissan von Alex. Zwischendurch wurde bei Netto “zwischen getankt”, der Körper forderte Flüssiges. Die Anwohner staunten nicht schlecht, als wir mit Lok-Fanzeug aus der schmucken Siedlung rollten. Direkt und ohne Stauhindernisse erreichten wir über die Bundesstraße 6 alsbald die sächsische Heimat - rechtzeitig zur Bundesligazeit im Ersten.
Reini

Fotos zum Spiel


+++ PRESSESCHAU +++

…DIE 2. HALBZEIT:
Die dezimierten Gäste versteckten sich weiterhin nicht und kamen zu den ersten zwei Chancen in der zweiten Hälfte. Darko Horvat musste gegen Radovan Vujanovic (50.) und Maximilian Watzka (53.) sein ganzes Können aufbieten, um einen Rückstand zu verhindern. Auf der Gegenseite kam Philip Schubert nach einem missglückten Abwehrversuch in Schussposition und zog aus 20 m ab. Das Leder schlug unhaltbar für Matthias Tischer zur 1:0-Führung ein (58.). Das war der erste Treffer für „Schubi“ in einem HFC-Pflichtspiel – und was für einer! Die Gastgeber spielten sich im Anschluss in ihre wohl beste Phase der Partie. FCM-Keeper Matthias Tischer klärte dann nach einem Knaller von Pavel David überragend (61.), bis ein Einzelner aus der ansonsten ihre Mannen frenetisch und fair nach vorn treibenden HFC-Fankurve den möglichen Sieg und die damit verbundene Tabellenführung zunichte machte. Ein lautstarker Böller, der neben dem Linienrichter zündete, veranlasste den Unparteiischen zu einer fünfminütigen Spielunterbrechung (70.). Diese brachte unsere Rot-Weißen nicht nur aus dem Rhythmus, sondern den Magdeburgern auch eine zusätzliche Auszeit ein. In dieser konnten sie sich taktisch neu ausrichten, wie ihr Trainer Steffen Baumgart nach dem Abpfiff bemerkte. HFC-Cheftrainer Sven Köhler war sehr verärgert: „Was nützt es, wenn die Fans eine schöne Choreografie inszenieren und ein Einzelner es dann schafft, die eigene Mannschaft aus dem Spiel zu bringen.“ Den Ausgleichstreffer markierte Maximilian Watzka nach der zehnten Ecke, die Catalin Racanel hereingebracht hatte. Auf Seiten der Gastgeber schoss nur noch der in die Partie gekommene Angelo Hauk aus der Drehung drüber (90.), bevor Pavel David in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit einem direkten Freistoß von der Strafraumgrenze die letzte Möglichkeit für einen HFC-Sieg vergab. Danach war ein - bis auf jene 70. Minute - auf dem Platz und den Zuschauerrängen faires Sachsen-Anhalt-Derby zu Ende.
Quelle: www.hallescherfc.de - Ronny Hebestreit, J. Sitte