+++ Verdiente Heimniederlage nach schwachem Spiel gegen Halberstädter Gäste +++

Sonntag, 25.10.2009  1. FC Lok Leipzig - Germania Halberstadt  0:1 (0:0)

 

Das Spiel konnte man wegen eines Kurzurlaubs diesmal nicht selber live erleben. Aber was man von Augenzeugen der Partie gegen Germania Halberstadt so erfahren musste, ist nicht dazu angetan, in Optimismus zu schwelgen. Wie schon gegen Bautzen war der Schwung der Anfangsminuten rasend schnell verflogen. Verunsicherungen überall im Team, kein wirklicher Angriffsdruck und deshalb Null Chancen. Das zog sich bis in die zweite Halbzeit hin. Die Gäste witterten ihre Siegmöglichkeit, und tatsächlich gelang ihnen nach grobem Abwehrschnitzer in der Lok-Abwehr der entscheidende Treffer. Alarmstufe Gelb-Rot in Probstheida!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig: 2492 Zuschauer
Schiedsrichter: Stefan Kleinschmidt
0:1 Eggert (67.)

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Markus Saalbach verliert Duell gegen seinen Bruder Philip aus Halberstadt mit 0:1
Fußball-Oberligist 1. FC Lok Leipzig unterlag gestern im Heimspiel gegen Germania Halberstadt mit 0:1 (0:1). Florian Eggert traf für die starken Gäste zum verdienten Sieg bei angriffsschwachen Probstheidaern, die am Ende von den Zuschauern mit Pfiffen verabschiedet wurden. Gestern 15.48 Uhr im Plache-Stadion: Lok-Spieler Markus Saalbach lässt den Kopf hängen, während 30 Meter daneben sein Bruder Philip die Arme jubelnd hochreißt. Denn seine Halberstädter haben drei Punkte vor der respektablen Kulisse von 2492 Zuschauern erkämpft. „Nach drei Pleiten in Folge haben wir hier verdient gewonnen. Gegen Markus zu spielen macht immer Spaß. Jetzt steht unser Bruder-Duell 2:1 für mich", flachst der 21-Jährige, der in diesem Jahr seine Ausbildung zum Bürokaufmann beendet.
Markus indes hat erst einmal die Nase voll nach diesem Spiel. Er möchte eigentlich gar nichts sagen. „Nach unserer starken Leistung beim 1:1 in Aue war das heute ein Schritt zurück. Wir haben lediglich in den ersten 15 Minuten an das Mittwoch-Spiel anknüpfen können. Ich bin maßlos enttäuscht, auch weil wir uns kaum Chancen erarbeitet haben", meint der 25-Jährige, der in der Sommerpause von Markranstädt zum 1. FC Lok stieß.
Nach der Partie warten Vater Uwe Saalbach und Gattin Heike auf ihre Jungs. Sie schauen sich die Spiele von Markus und Philip im Wechsel an. „Wir sind natürlich neutral, wenn sie gegeneinander spielen", sagt Saalbach Senior, der bei Chemie Leipzig in der damaligen DDR-Liga aktiv war. „Heute haben die Halberstädter verdient gewonnen, weil sie zwingender aufgetreten sind."
Philip, der bereits für Hoffenheim A-Jugend-Bundesliga gespielt hat, setzt auf die nächste Saison: „In diesem Jahr wird RB Leipzig nicht zu stoppen sein, aber im nächsten wollen wir oben angreifen." Markus, der als Physiotherapeut im Sankt Georg-Krankenhaus arbeitet, sieht den 1. FC Lok mit seiner jungen Mannschaft trotz des gestrigen Rückschlages auf einem guten Weg. Zum direkten Duell der Brüder kommt es im Sonntagsspiel jedoch nicht, weil sich beide als Innenverteidiger vornehmlich auf ihre Deckungsaufgaben konzentrieren und das auch ordentlich erledigen. Die Enttäuschung bei Lok ist riesig nach dem 0:1. „Halberstadt hat uns doch nicht an die Wand gespielt. Wir müssen nur endlich mal unsere Chancen nutzen", wettert Kapitän Torsten Jülich und stapft mit gesenktem Haupt in die Kabine. Doch es sind nur wenige gute Möglichkeiten, die sich die Gastgeber erspielen. In Hälfte eins gibt es keine. Nur bei einem klasse 40-Meter-Lupfer von Rico Engler (10.) muss sich Germania-Keeper Sebastian Kischel strecken. Auch nach Wiederbeginn hat Lok seine erste hochkarätige Gelegenheit erst kurz vor dem Abpfiff (84.), als Ralf Schreibers Schuss nach Vorlage des eingewechselten René Heusel abgeblockt wird. Zu diesem Zeitpunkt führen die Gäste bereits mit 1:0, weil Eggert nach Flanke von Christof Neumann die Kugel direkt aus Nahdistanz in die Maschen jagt.
Halberstadt gewinnt am Ende verdient, während Lok nach dieser Pleite nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang hat. „Leipzig hatte doch kaum eine Chance, wir dagegen lassen zwei hundertprozentige aus. Wir waren die bessere Mannschaft", analysiert Germania-Trainer Andreas Petersen und fügt an: „Ich fand Lok über weite Strecken harmlos und hatte die Mannschaft aus der vorigen Saison auch viel aggressiver in Erinnerung." Ein treffendes Urteil, was den Probstheidaer Spielern und Verantwortlichen zu denken geben sollte.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 26.10.2009 - von Norbert Töpfer

Lok debattiert Charakterfragen / Starke: Gras fressen
Nur zwei Punkte aus den letzten vier Oberliga-Spielen, Absturz auf Platz zwölf. Doch die Lok-Führung bleibt (noch) ruhig. „Es hilft niemandem, wenn wir jetzt dramatisieren und durchdrehen", sagt Aufsichtsrats-Chef Frank Müller, „wir geben Mannschaft und Trainer Zeit." Auch Vorstands-Vorsitzender Steffen Kubald hält nichts davon, nach dem Sonntag-0:1 gegen Halberstadt alles in Frage zu stellen: „Wir wollen, dass Trainer Jörg Seydler, der akribisch arbeitet, seinen Weg weitergeht." Hinterfragen müsse sich das Team. „Ein geiles Spiel in Aue, vier Tage später ein schwaches, das passt nicht zusammen", giftet Kubald, „einige denken, dass sie für höhere Aufgaben bestimmt sind. Man sieht es nur nicht." Manuel Starke ist der Ernst der Lage bewusst. Ein Blick auf die Tabelle reiche zum Schrillen der Alarmglocken. Die Mannschaft rufe ihre Qualität nicht ab. „Im Vergleich zur vorigen Saison fehlt der unbedingte Wille, der letzte Einsatz", meint der Mittelfeldakteur. Zudem werde ein „Lautsprecher" wie der frühere Kapitän Holger Krauß vermisst, eine starke Führungsfigur. „Er hat uns auch mal zusammengefaltet, war ein Typ wie Effenberg." Im Vorjahr habe Lok abgezockter gespielt, so Starke weiter, jetzt lasse sich die junge Truppe zu schnell von ihrer Linie abbringen, verliere das Selbstvertrauen. Doch der 23-Jährige will nicht alles schlecht reden. Man habe die Spitzenteams fast komplett weg, dennoch erst zweimal verloren, sei nie vorgeführt worden. Dass verletzte Stammkräfte fehlen, dass die Umstellung auf modernen Fußball mit neuem System eben dauert, sei eine Erklärung, dürfe aber nicht als Alibi dienen. „Es geht letztlich nur über Kampf", sagt Starke, „wir müssen uns unsere Tugenden zurückholen, dreckiger spielen, Gras fressen und nicht in Schönheit sterben." In den nächsten Wochen, wenn eher die Kellerkinder der Oberliga warten, werde sich der Charakter des Teams zeigen. Jörg Seydler sieht das genauso. „Schönheitspreise gibt es nicht, wir müssen unsere Fortschritte in Punkte ummünzen", weiß der Trainer, dem die mangelnde Zweikampf-Aggressivität am Sonntag nicht entgangen ist. Er werde die Probleme deutlich ansprechen, ohne seinen Stil zu ändern: „Ich bin keiner, der in der Kabine rumbrüllt. Aber Sie können davon ausgehen, dass ich den richtigen Ton finde." Einen schärferen. Am Samstag kommt Schlusslicht Schott Jena ins Plache-Stadion. Eine weitere Niederlage würde Lok in die Krise stürzen - und die Chefs trotz der gestrigen Aussagen heftig ins Grübeln bringen.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 27.10.2009 - von Steffen Enigk