Mittwoch, 18.11.2009  Deutsche Land - Elfenbeinküste  2:2 (1:0)

Wenn man im Ruhrpott malocht, ist die Chance Fußball der 1., 2. oder 3. Bundesliga zu sehen und so sein Stadionrepertoire als Groundhopper zu vervollkommnen, relativ hoch. Da ich seit Kurzem in Datteln, dies liegt nahe der Fußballhochburg Dortmund (dessen “Westfalenstadion” und heutige “Signal Iduna Arena” kenne ich bereits zur Genüge) ein neues Kohlekraftwerk mit erbaue, lauerte ich auf Spiele von z.B. Oberhausen, Ahlen oder auch Schalke. Vor gut 20 Jahren war ich zwar schon einmal bei den “Knappen“ in Gelsenkirchen, doch spielten diese damals noch im alten Parkstadion. Bei ihren Spielen im neuen Stadion, der “Veltins-Arena”, gibt es jedoch so gut wie nie Karten.
Relativ kurzfristig erfuhr ich (leider zu kurzfristig, um eine Fahne oder Schal unserer Loksche mitzunehmen und im Stadion zu präsentieren), dass die deutsche Fußballnationalmannschaft ein Länderspiel gegen die Elfenbeinküste unter der Woche in diesem Stadion austrug und dass es dazu noch genug Karten gab. Da musste ich selbstverständlich hin.
So fuhr ich am Spieltag, bei absolutem Sauwetter (Regen, Wind und Kälte) die 30 km über die A 2 nach Gelsenkirchen. Eine Karte zu bekommen war also kein Problem, und vor dem Stadion wurde an einem separatem Stand für die Frauen Fußball WM im Jahr 2011 in Deutschland geworben. Anschließend besorgte ich mir diverse Programme. Auf dem Titelblatt war in Trauerflor das Foto von Nationaltorhüter Robert Enke abgedruckt, der sich eine Woche vor diesem Spiel das Leben nahm. Durch diese Angelegenheit war vor und dann auch im Stadion eine ziemlich bedrückte Stimmung.
In der Arena selbst bekam man dann vom Regen draußen nichts mehr mit, da das Dach zugefahren war. Es war somit fast Hallenfußball, nur dass das Spielfeld Originalgröße hatte und auch der Rasen echt war. Ansonsten ist die “Veltins-Arena” relativ flach gehalten, bietet jedoch trotzdem über 60.000 Zuschauern Platz. Soviel sollten es heute gegen diesen Gegner, noch dazu bei einem Freundschaftsspiel, nicht werden. Die offizielle Zuschauerzahl wurde später mit knapp 50.000 angegeben. Dann liefen die Mannschaften ein und beide hatten über ihren Trikots ein T-Shirt mit dem Konterfei von Robert Enke. Nach den Nationalhymnen gab es dann dazu noch eine Gedenkminute.
Dann fing das Spiel an. Nach anfänglichem Abtasten ohne nennenswerte Chancen drang in der 10. Minute Stefan Kießling von Bayer Leverkusen in den Strafraum der Elfenbeinküste ein und wurde gelegt. Somit gab es einen Elfer, den der Kölner Lucas Podolski zur 1:0 -Führung sicher verwandelte. Dieses Ergebnis hatte auch noch zur Halbzeit Bestand, da sich beide Mannschaften kein Bein heraus rissen, soll heißen, das Spiel plätscherte so dahin.
So hatte ich genug Gelegenheit, diversen Smalltalk mit hauptsächlich Schalker Fans zu führen. Deren Torhüter Manuel Neuer wurde dann zur 2. Halbzeit gebracht, was die Stimmung im Stadion etwas anheizte. Bei seiner 1. Aktion im Spiel war er schon sehr nervös, sodass er immer unsicherer wurde. Kurze Zeit später bekam er einen sehr riskanten Rückpass zugespielt. Er versuchte das Leder wegzuschießen, traf jedoch einen gegnerischen Spieler. Dieser ging dabei zwar k.o., der Ball trudelte aber ins deutsche Tor. Somit stand es 1:1. Bei dem Schlafwagenfußball, den beide Mannschaften spielten, rechnete ich kurz vor Schluss schon mit dem 1:1 als Endergebnis, doch ein Sonntagsschuss der Afrikaner landete plötzlich im deutschen Tor. Sollte es die erste Niederlage der deutschen Nationalmannschaft sein, die ich miterlebte?
Bei meinen 3 bisher gesehenen Spielen der Deutschen gingen diese jeweils als Sieger vom Platz, und heute? Die Mannschaft bäumte sich noch einmal auf und tatsächlich gelang Lucas Podolski in der Nachspielzeit zumindest noch das 2:2.
Dann war das Spiel zu Ende und ca. 30 Minuten später wurde man, ob man wollte oder nicht, aus dem Stadion gekehrt. Zum Glück hatte ich wenigstens einen Stapel Aufkleber unserer Loksche mit, welche ich im und ums Stadion gut sichtbar anbrachte. Etwas Werbung in eigener Sache muss schon sein. ;-)
Als Resümee gilt es zu konstatieren, dass das Spiel ziemlich uninteressant und die Stimmung auf Grund des Suizides relativ mau war. Einzig und allein die “Veltins-Arena” war an diesem Tag den Ausflug und das Eintrittsgeld wert!
UKW

Veltins-Arena Gelsenkirchen:  33.015 Zuschauer
1:0 Podolski (11., Foulelfmeter), 1:1 Eboué (57.), 1:2 Doumbia (85.), 2:2 Podolski (90. + 3)


Programmheft-Cover  Länderspielprogramm


+++ PRESSESCHAU +++

Ein Schritt zurück in die Normalität - Podolski rettet das Remis
Nach einer engagierten Vorstellung endete der Test der deutschen Nationalelf in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste mit einem unter dem Strich gerechten Remis. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten die Löw-Schützlinge temporeichen Angriffsfußball garniert mit der frühen Führung. Die technisch starken Ivorer kamen nach Wiederanpfiff zurück und drehten den Spieß um, ehe Podolski in der Nachspielzeit das Remis rettete.
Noch vor den beiden Hymnen gedachten beide Teams, der Betreuerstab und die Zuschauer mit musikalischer Untermalung Robert Enke, von dem auf der Stadion-Videoleinwand Filmaufnahmen zu sehen waren.
Dann ging es munter los. Die deutsche Elf suchte sofort zielstrebig den Weg vor das gegnerische Tor. Immer wieder im Blickpunkt Kießling, der geschickt in die Lücken stieß und Gegenpart Bamba mehr beschäftigte, als ihm lieb war. Kein Zufall, dass der Leverkusener der Initiator der deutschen Führung war. Von Trochowski in den Strafraum geschickt kam der Blondschopf im Duell mit Demel zu Fall - Referee Kuipers aus den Niederlanden entschied sofort auf Elfmeter, den Podolski sicher zum 1:0 verwandelte (11.).
Wie vereinbart mit dem Schalker Keeper Neuer für Wiese startete das deutsche Team in den zweiten Durchgang. In dem spielte Boateng zweimal bei Angriffsaktionen der Ivorer mit dem Feuer: Sein etwas ungeschicktes Abwehrverhalten im Strafraum gegen Kalou (46.) und Eboué (53.) wurde vom Referee aber nicht geahndet.
In der nun ausgeglicheneren Begegnung zielte Podolski knapp vorbei (51.) und Zogba riss bei Kießlings Schrägschuss die Fäuste hoch (53.), ehe die Elfenbeinküste zum glücklichen Ausgleich kam, den eine Schalker "Co-Produktion" initiierte: Westermann spielte zu Neuer zurück, der das Leder beim versuchten scharfen Abwehrschlag Eboué an den Körper knallte. Aus 13 Metern flog der Ball am Schlussmann vorbei ins linke Eck (57.).
In der Schlussphase suchten beide Teams die Entscheidung. Die Elfenbeinküste hatte mehr zuzusetzen und fuhr brandgefährlich Angriffe auf das deutsche Tor - Mertesacker foulte Kalou und die deutsche Elf hatte zum dritten Mal Glück, dass es keinen Strafstoß gab. Dann aber hatte Gäste-Coach Vahid Halilhodzic ein glückliches Händchen und brachte Doumbia für Kalou (83.). Keine zwei Minuten im Spiel, sorgte der Joker für das 1:2: Der Angreifer von Young Boys Bern nahm einen Pass von Gervinho mit, umkurvte in zentraler Position Lahm und netzte aus 16 Metern trocken ins rechte untere Eck ein (85.).
Deutschland gab sich nicht geschlagen und wurde in der Nachspielzeit für seine Bemühungen belohnt: Westermann schaltete sich in den Angriff ein. Sein Steilpass in den Strafraum erreichte Podolski, der sich dynamisch gegen Kolo Touré durchsetzte und aus halblinker Position per Schrägschuss flach ins rechte Eck traf.
Ihr nächstes Länderspiel bestreitet die DFB-Auswahl am 3. März 2010 in München gegen Argentinien.
Quelle: kicker-online vom 18.11.2009, 22:37