+++ Nur ein rasanter Endspurt bringt LOK noch einen Punkt im Heimspiel gegen Favoritenschreck Budissa Bautzen - am Ende feiern die 2335 Zuschauer das 1:1 wie einen Sieg! +++

Samstag, 03.10.2009  1. FC Lok Leipzig - Budissa Bautzen  1:1 (0:0)

 

Feiertagslaune im Bruno: Zum Tag der Deutschen Einheit empfing die Loksche mit Budissa Bautzen eigentlich ihren Angstgegner der letzten Saison. Insgesamt dreimal verlor man da, inklusive Pokal und in eben diesem aktuellen Landespokal konnte man bei der Budissa-Reserve gerade mal noch in den Schlussminuten gewinnen. Was kommt da heute auf uns zu? Wie weit reicht die Geduld der Fangemeinde, die ja nach vier Aufstiegen in Serie und teils rasantem Kampffußball noch ziemlich verwöhnt ist? Und wie stecken die Jungs die klare Niederlage gegen den Klassenprimus RB weg?
Alles Fragen, die heute schon zum Teil eine Antwort finden sollten…
Der obligatorische 15 Uhr-Anstoß verschaffte allen genug Zeit, um sich ordentlich auf das Spiel vorzubereiten. Unser Fanclubbanner fand so seinen Platz am Zaun von Sektor 2 der Gegengerade. Die neu angebrachten Schilder dort und übrigens auch auf dem Dammsitz und Gästeblock (der allerdings war auch heute leer) weisen auch Ortsunkundigen wie Cops und Ordnern den richtigen Weg...
Die Elf auf dem Rasen schien sich viel vorgenommen zu haben, jedenfalls legte sich gleich gut los, Rico Engler verfehlte knapp. Aber schon nach kurzer Zeit lähmte das fehlende schnelle Tor - und vielleicht die Gegenwehr der Gäste - unser Spiel. Ein Phänomen, das auch gestandene Erstligisten kennen - es fehlt plötzlich die gedankliche Leichtigkeit. Hier in der Oberliga ist das besonders fatal, weil viele der jungen Kicker doch die ein oder andere Schwäche am Ball, im Pass-Spiel oder Zweikampfverhalten an den Tag legen. Leider zog sich das heute wie ein roter Faden durch die Partie, kam das eigene Spiel so nie richtig zum Tragen. Die Gäste funkten immer erfolgreich dazwischen, sorgten dazu mit gelegentlichen Kontern für Gefahr. Insgesamt trat Budissa aber nicht so bissig auf wie noch zu Hammermüller-Zeiten, woran das wohl liegt? Jedenfalls hörte man zur Halbzeit ein kräftiges Pfeifkonzert, und selbst wohlwollende Augenzeugen müssen zugeben, eigentlich zu Recht.
Die Pause wurde zur eigenen Stärkung genutzt, ein Gourmet-Erlebnis war das Angebot an den Imbissständen aber nicht. Die Bratwurst, mit harter Schale sehr kross gebraten, schmeckte säuerlich und schien am Rande des MHDs gewesen zu sein. Einzig das relativ frische Brötchen riß das Ganze etwas raus, so vergeben wir hier die Note 4. Übrigens: Am tollen Einsatz der Leute an den Ständen mäkelt niemand rum, nur an der Qualität der eingesetzten Ware.
Zu Beginn der zweiten Spielhälfte zeigte unser Team anfangs wieder gute Ansätze. Die Bautzner mussten da den Ball im eigenen Strafraum sogar mit der Hand abwehren, ihr Glück fast, das dem nebenher laufenden Schiri offenbar die Kontaktlinsen fehlten, er jedenfalls nichts mitbekam. Nur die energischen Proteste von unserer Seite und der herbeigeeilte Assistent von der Linie konnten den Vorfall aufklären - es gab Rot für den Sünder und Elfmeter für René Heusel. Der ließ sich leider von den Verzögerungsspielchen der Gäste - der Platzverwiesene brauchte ewig, bis er aus dem Stadion raus war - beeindrucken und scheiterte vom Punkt. Dies schwächte unser Team mehr als der fehlende elfte Mann die Budissa-Mannschaft. So verkrampfte man noch mehr und die Fehler häuften sich. Es fehlen Leute in der Mannschaft, die mal zeigen, wo es lang geht, die mitreißen. Das wäre so bis zum Schluss gegangen, wenn nicht durch ein ungestümes Foulspiel ein Elfmeter gegen uns entschieden worden wäre. Bautzen macht die Führung, das Gute, noch sind 25 Minuten Zeit. Nun merken alle, ohne Zusammenraufen verlieren wir das hier. Mit tollem Einsatz und gegen alle Unzulänglichkeit beißen die Blaugelben plötzlich, da wird mit Tempo alles nach vorne geworfen. Aber alles scheint vergeblich und die Minuten verrinnen. Die Gäste wechseln noch mal aus, in der 91. Minute. Dann gleich noch mal, in der 92. Der Schiri hat die Pfeife schon am Mund, der Ball segelt in den Strafraum, wird abgeblockt. Der Abpraller fliegt zu Steven Aßmann, der legt nur den Fuß volley dran. Der Seitfallzieher fliegt und fliegt und - landet oben links im Eck. Ausgleich in letzter Minute, der Schütze reißt sich das Trikot vom schmalen Körper und feiert zusammen mit seinem Team - und den Fans.
Ende gut - alles gut? Das Ergebnis verwischt einiges. Viele Fragen bleiben. Zur Hierarchie, zur Qualität, zur Mentalität der Mannschaft, zu Trainerkonzepten, zu Kommunikation, Vertrauen und Verlässlichkeit allgemein.
Die wichtigste: Wann spielen wir wieder ansehnlichen, erfolgreichen Fußball?

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion: 2.335 Zuschauer
Schiedsrichter: René Hammer (Ranis)
0:1 Fröhlich (63./FE), 1:1 Aßmann (90.+3)
Gelbe Karten: Jülich (85.), Aßmann (90.+3) - Katzwinkel (90.)
Rote Karte: van Kolck (33./Abs. Handspiel)

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Hängende Köpfe trotz Last-Minute-Punkt
Im Spiel gegen Budissa Bautzen rettete Lok-"Joker" Steven Aßmann seinen Leipzigern am Nachmittag durch ein Tor in der letzten Sekunde der Nachspielzeit ein glückliches 1:1-Unentschieden. Nach Bautzner Platzverweis und vergebenem Lok-Elfer verhinderte er so die Blamage. Dabei fingen die Hausherren im Bruno-Plache-Stadion furios an. Gleich in den ersten drei Minuten bringen Paul Stöbe und Rico Engler den Bautzner Keeper in Bedrängnis. Danach bekamen die Gäste die Partie zunehmend unter Kontrolle und erarbeiteten sich optische Vorteile. Die Leipziger waren nun auf Konter im eigenen Stadion angewiesen, wurden lange Zeit nicht mehr im Bautzner Strafraum gesehen. Dazu kam, dass es im Lok-Angriff einige Abstimmungsschwierigkeiten zu geben schien. Als in der 26. Minute René Heusel seinem Kollegen Engler einen Pass auf den Rücken zirkelte, wurden die 2.335 Zuschauer hörbar ungeduldig. Doch kurz darauf keimte Hoffnung auf. Diesmal überlief Heusel den Bautzner Torwart René Katzwinkel, brachte den Pass unfallfrei auf Engler, dessen Schuss auf das verwaiste Tor nur durch ein Handspiel gestoppt werden konnte. Rote Karte für Budissa und Strafstoß für den 1.FC Lok! Doch René Heusel brachte den Elfer nicht in den Maschen unter. Keeper Katzwinkel faustete den halbhohen Ball ins Feld zurück.
Trotzdem wurden die Blau-Gelben nun wieder aktiver - wollten die Überzahl noch vor dem Halbzeitpfiff in ein Tor ummünzen. Dies gelang jedoch gegen die schier fehlerfreie Bautzner Abwehr nicht. Diese investierten nun sehr viel Zeit in Abstöße, Behandlungspausen und Rasenpflege und konnten sich über den pünktlichen Halbzeitpfiff von Schiri René Hammer freuen. In der zweiten Hälfte ein ähnliches Bild. Die Bälle prallten an der Budissa-Abwehr ab wie von einer Gummiwand. Die Lok-Angreifer agierten zu ideenlos und ließen Defizite im Durchsetzungsvermögen erkennen. Dass Bautzen mit einem Mann weniger auf dem Feld stand fiel überhaupt nicht auf und es schien so, als wären sie jederzeit gut für ein Tor. Diesen Eindruck untermauerten sie durch zwei Chancen in der 60. und 62. Minute. Und gleich darauf stockte den Zuschauern der Atem: Nach einem Kopfballduell im Leipziger Strafraum zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. "Eine bodenlose Frechheit!", polteret "Täter" Torsten Jülich hinterher. Stefan Fröhlich bedankte sich mit dem 0:1 (63. Minute).
Aus dem Publikum waren nun verstärkt "Seydler raus!"-Rufe zu hören. Dieser versuchte nun mit einem Doppelwechsel neuen Wind ins Spiel zu bringen: Erol Gugna und Kevin Adam kamen für Ralf Schreiber und Jens Werner. Im Spiel änderte sich jedoch wenig. Als sich alle bereits mit der Tatsache abzufinden schienen, dass Lok auch im vierten Spiel gegen Bautzen kein Tor gelingen würde, wackelten die Maschen doch noch. Nach einer Vorlage von Rico Engler zog der eingewechselte Steven Aßmann aus 16 Metern beherzte ab rettete so den nicht mehr möglich geglaubten Punkt. Große Freude darüber wollte jedoch nicht aufkommen, zu schwer lastete dieses "Gurkenspiel" auf dem Leipziger Gemüt. Rico Engler saß minutenlang auf dem Rasen - schaute ins Leere. Während am anderen Ende des Spielfelds sein Stürmerkollege René Heusel einsam seinem vergebenen Elfer nachtrauerte. "Das Spiel hat gezeigt, dass wir momentan selbst mit einem Mann mehr nicht in der Lage sind, den Gegner auszuspielen.", musste Lok-Trainer Jörg Seydler auf der anschließenden Pressekonferenz eingestehen. Den Punkt habe sich seine Elf jedoch durch gezeigte Willensqualität verdient. "Das Fußballerische blieb jedoch auf der Strecke.", so Seydler. Nun haben die Probstheidaer zwei Wochen Zeit zur Analyse. Die nächste Partie steht erst am 18. Oktober bei Dynamo Dresden II an. Dort könnte das spielerische Element von großem Nutzen sein.
Quelle: L-IZ.de - Leipziger Internetzeitung vom 03.10.2009 - von Jan Kaefer