+++
Katastrophale Mannschaftsleistung von LOK gegen durchschnittliche
Auerbacher brachten ein ernüchterndes 0:3 - die nur knapp 2000
Zuschauer waren zu Recht sauer ! +++
Sonntag, 22.11.2009 1. FC Lok Leipzig - VfB Auerbach 0:3 (0:1)
Pfiffe gab es allerorts nach den Ligaspielen an diesem
Fußballwochenende, ob nun in Stuttgart, München, Hamburg
oder Leipzig. Dabei ist es egal, in welcher Klasse gespielt wird, die
Emotionen der Fans sind immer die gleichen. Wenn es nicht in ihrem
Sinne läuft und außerdem die Mannschaft einfach nichts auf
die Reihe kriegt, breitet sich die Unzufriedenheit wie ein Lauffeuer
aus.
Viele der knapp 2000 Augenzeugen im Plache-Stadion beim Punktspiel
gegen den VfB Auerbach konnten wirklich nicht anders, als so ihren
Unmut über das desaströse Spiel ihrer Blaugelben lautstark zu
artikulieren. War anfangs noch ein gewisses Maß an
Spielvermögen und Erfolgsstreben zu erkennen, änderte sich
das spätestens nach einer halben Stunde. Denn die Gäste aus
dem Vogtland fassten da nach ihrer anfänglichen Zurückhaltung
mehr Mut im Angriff und schon ihre dritte Chance verwandelten sie zum
Führungstreffer. Die eigentlich besten Abwehrrecken bei LOK, Anton
Köllner und Markus Krug, ließen den Ball passieren, Pfoh war
der Nutznießer und Schütze. Fortan zerfiel der mühsam
zur Schau gestellte Teamspielgeist unserer Elf in seine
Grundbestandteile. Jeder der elf Akteure versuchte sich nur mehr in
Einzelaktionen, die Schwächen der Einzelnen traten deutlich
hervor. Eine Einzelkritik über jeden Spieler würde wohl
verheerend ausfallen, das sollte aber einzig Sache des Trainerstabs
bleiben und nicht im öffentlichen Forum stattfinden. Die Spieler
brauchen Hilfe und keine Häme, dies sollte jeder wahrhaftige Fan
des Fußballs begreifen. Die Aufarbeitung braucht allerdings
unbedingt auch die Bereitschaft der Spieler, eigene
fußballerische Unzulänglichkeiten zu bekämpfen. Sei es
nun das Passspiel, Zweikampfverhalten, Schußtechnik und besonders
die Konzentrationsfähigkeit. Ich glaube, wenn sich die Mannschaft
mal - ohne Trainer - auf ein Bierchen (oder ‘ne Apfelschorle)
zusammensetzt und sich die Meinung sagt, wäre das enorm hilfreich.
Innerhalb der Mannschaft muss eine Gemeinschaft herrschen, jeder soll
sich die Meinung sagen können in der Kabine, auf dem Platz muss
man kompakt stehen und selbstbewusst auftreten, so die Philosophie des
Trainers - Jupp Heynckes von Bayer Leverkusen, erklärt in einem
TV-Interview dieser Tage.
War das Probstheidaer Publikum zu Beginn der zweiten 45 Minuten trotz
des Rückstands noch recht wohlwollend mit aufmunterndem Beifall
bei der Sache, so versiegte die Toleranzbereitschaft nach dem zweiten
Gegentreffer mehr und mehr. Gerade die unmöglichen Abwehrbolzen
ermöglichten Persigehl das 0:2, trotzdem
herrschte immer noch Hoffnung auf eine Wende. Zwölf Minuten
später schwand auch die, denn man ließ sich zum dritten Male
von den spielstarken Gästen überraschen. Originalzitat aus
dem LOK-Ticker: "Offiziell 1.997
Zuschauer sind da. Viele davon schreien sich gerade den Frust von der
Seele: 'Wir ham´ die Schnauze voll!'". Jan Evers
verhinderte später mit tollen Paraden sogar noch ein Debakel.
Einzelne Fans forderten nun den Kopf des Trainers, im übertragenen
Sinne natürlich, der Jörg Seydler ist ja schon klein genug.
Noch zwei Spiele bis zur Winterpause - nie war sie so nötig wie
heute. In der Punktspielpause sollte man im Verein alles auf den
Prüfstand stellen - Training, Spielkonzept und Finanzsituation.
Schließlich soll es ja doch noch irgendwann mal weiter nach oben
gehen.
Reini
Bruno-Plache-Stadion Leipzig: 1.997 Zuschauer
Schiedsrichter: Kasenow (Gera)
0:1 Pfoh (31.), 0:2 Persigehl (56.), 0:3 Schuch (68.)
Fotos zum Spiel
+++ PRESSESCHAU +++
0:3 - blau-gelber Katastrophen-Fußball
Es war ein Fußball-Nachmittag zum Gruseln. Mit einer unglaublich
schwachen Vorstellung gegen den VfB Auerbach, fingen sich die
Lok-Kicker im heimischen Bruno-Plache-Stadion vor nicht einmal ganz
2.000 Zuschauern eine überaus verdiente 0:3-Schlappe ein. Nach
Abpfiff skandierten die Fans "Seydler raus!" Vor acht Monaten war
dieses Duell noch das Spitzenspiel der Oberliga, heute allerdings war
der Tabellen-Zwölfte beim Tabellen-Elften zu Gast und zumindest in
der 1. Halbzeit sah man das auch. Lok war gegen auswärtsschwache
Auerbacher, die erst zweimal auf fremdem Platz gewinnen konnten, die
ersten Minuten bemüht, schnell und trickreich nach vorn zu
spielen. Danach allerdings war der Anfangsmut wie weggeblasen und schon
drängten sich die Auerbacher, die im Landespokal am Mittwoch sang-
und klanglos 0:3 gegen den Chemnitzer FC unterlagen, den Lok-Spielern
mehr und mehr auf. Die dickste Chance hatte aber Lok nach 28 Minuten.
Anton Köllner stand nach einem Linkert-Freistoß vollkommen
frei am Fünfmeterraum der Gäste, dumm nur, dass Torhüter
Rene Berger den Ball noch parieren konnte und Haufe aus fünf
Metern den Ball nach Drehung über die Latte drosch. Der FCL spielt
sich momentan so wenige Chancen heraus, dass solch eine gute eigentlich
ins Tor gehört.
Drei Minuten später machten es die Gäste besser. Zwischen den
Lok-Innenverteidigern spritzte Carsten Pfoh hindurch, der den Ball
Markus Krug stibitzte, noch Köllner austanzte und mit sattem
Schuss Evers keine Chance ließ. Das 0:1. Wieder ein
Rückstand für den 1. FC Lok in einem Heimspiel. Der vierte in
Folge in der Liga. Nur einmal konnte die Mannschaft von Jörg
Seydler einen Rückstand zu Hause umbiegen. Noch einmal kam der
Gastgeber in dieser Halbzeit, aber nie stand ein Lok-Stürmer dort,
wo ein Angreifer stehen muss. Die knapp 2.000 Zuschauer erhofften sich
nach der Pause einiges, erlebten aber einen Offenbarungseid ihrer
Mannschaft. Die Auerbacher, die seit über einem Monat nicht mehr
gewonnen hatten, spielten die Lok-Hintermannschaft mehrmals in Trance
und hatten nach 68 Minuten das Spiel entschieden. Erst hatte zehn
Minuten nach der Pause Ricardo Persigehl, Sohn des bekannten
Fußballers Stefan Persigehl, keine Mühe aus zehn Metern zu
vollenden und dann schob Schuch frei vor Evers ein. Beide Male agierte
die Lok-Defensive körper- und planlos. Beim dritten Gegentreffer
ließ sich die Innenverteidigung durch einen einzigen langen Ball
aushebeln.
Auf der Gegenseite sahen die Fans einen ebenfalls planlos anrennenden
Gastgeber und verloren die Nerven. Sie skandierten nicht nur „Wir
ha'm die Schnauze voll!", sondern auch „Seydler raus!". Andere
verließen vorzeitig das Stadion. Die geblieben waren, sahen
weitere Auerbacher-Angriffe, aber Jan Evers rettete mehrfach und
sicherte das 0:3 aus Lok-Sicht. Auch die drei Einwechslungen von
Schreiber, Engler und Gugna brachten gar nichts, außer mehr Raum
für Auerbach, die immer wieder Räume vor dem und in dem
Strafraum bekamen und dabei nicht gestört wurden. Nach 90 Minuten
erhörte Schiedsrichter Andreas Kasenow aus Gera die Lok-Fans und
pfiff ab. Auerbach reichte eine durchschnittliche Leistung zum Sieg in
der ehemaligen Festung Bruno-Plache-Stadion. Viele Abspiel- und
Stockfehler ließen stellenweise gar nicht an ein Spiel denken.
Bei Lok hatten alle Spieler einen rabenschwarzen Tag. Die Fans haben
von diesen rabenschwarzen Tagen bei Heimspielen allerdings genug.
Einsatz kann man der Lok-Mannschaft nicht absprechen, auf einem
Arbeitszeugnis würde dafür aber nur das vielsagende
„Sie haben sich bemüht" stehen. Für die
erfolgsverwöhnten Probstheidaer ist das unter allen Umständen
zu wenig.
Die Trainerstimmen zum Spiel
Steffen Dünger (VfB Auerbach): Ich
war mit der kämpferischen Einstellung meiner Mannschaft und deren
Willen zum Sieg sehr zufrieden. Wenn man auswärts mit 1:0
führt, hat man es einfacher, kann in der Abwehr konzentrierter
arbeiten und über Konter zum Sieg kommen.
Jörg Seydler (1.FC Lok Leipzig): Wir
haben verdient verloren, da brauchen wir gar nicht drumherum zu reden.
Es ist immens schwer, innerhalb einer Woche drei Spiele abzuliefern.
Die Situation war im Vorfeld nicht optimal, in den letzten Wochen
hatten wir 6 bis 7 Spieler, die krank waren. Wir haben versucht, sie
für die Spiele immer wieder fit zu bekommen. Das ist uns nicht
gelungen. Wir haben heute gesehen, dass dies nicht alle Spieler
verkraften konnten. Außerdem sind wir momentan nicht in der Lage,
ein Tor zu machen, selbst wenn die Chancen da sind. Wir waren heute
weit von dem weg, wo es eigentlich hingehen soll. Aber eines kann ich
versprechen: Was wir hier machen ist ehrliche und harte Arbeit. Und Sie
können davon ausgehen, dass ich mich nach jedem Spiel - ob
gewonnen oder verloren - auch selbst hinterfrage.
Quelle: L-IZ vom 22.11.2009 - von Marko Hofmann und Jan Kaefer
Wirft Seydler jetzt hin?
Lok-Trainer wird beim 0:3-Gruselkick gegen Auerbach angefeindet
So schnelllebig, so grausam ist Fußball. Vor acht Tagen wurden
Lok-Coach Jörg Seydler und seine Mannschaft noch für den
grandiosen, 120-minütigen Pokalfight gegen Drittligist Aue (0:1)
gefeiert, gestern beim Oberliga-0:3 gegen den VfB-Auerbach, entlud sich
im Plache-Stadion der geballte Volkszorn. Ein Großteil der 1997
Zuschauer bekundete lautstark, „die Schnauze voll" zu haben,
beschimpfte die Spieler, pfiff unentwegt und forderte den Kopf des
Trainers: „Seydler raus." Lok-Chef Steffen Kubald sprach von
einem „rabenschwarzen Tag", hatte aber kein Verständnis
für die Beleidigungen seitens der Fans und sagte über den
Trainer: „Von uns aus wird bis zur Winterpause nichts passieren."
Seydler habe aber bereits vor dem Auerbach-Spiel um ein Gespräch
mit dem Vorstand gebeten, „und ich kann mir nicht vorstellen,
dass er weitermacht." Möglicherweise tritt der 53-Jährige
schon heute zurück. Auf die Frage dieser Zeitung, ob er hinwerfen
will, vermied Seydler ein klares Nein: „Ich muss erst mal mein
Innenleben ordnen." Zuvor in der Pressekonferenz hatte er Klartext
geredet, aschfahl im Gesicht und mit versteinerter Miene. Die
Niederlage sei hoch verdient gewesen, man sei derzeit nicht in der
Lage, Tore zu schießen, diesmal habe auch in der Abwehr nichts
gestimmt. Doch Seydler verwies auch darauf, dass Auerbach die dritte
Partie innerhalb einer Woche war, dass zuletzt „sechs, sieben
Spieler" krank waren. Und er versicherte: „Bei uns wird im
Training ehrlich und hart gearbeitet, das können sich die Fans
gern mal eine Woche anschauen." Seydler warb darum, die Lok-Zukunft als
Projekt zu sehen, auf Langfristigkeit und Kontinuität zu setzen,
den Kader punktuell zu verbessern.
„Nach der erfolgreichen Zeit unter Rainer Lisiewicz und Platz
drei im Vorjahr hätte es jeder Nachfolger schwer gehabt. Ich
hab‘s seit Mai gemacht, mit ganzer Kraft." Allein die Zeitform
dieser Worte klingt nach Abschied, klingt so, als hätte der
Trainer schon abgeschlossen. Die Fakten sind ja auch ernüchternd:
Drei Niederlagen in Folge, dreimal kein Tor, erst zwölf Treffer in
13 Spielen, Rang zwölf in der Liga, nur noch das abgeschlagene
Abstiegs-Quartett hinter sich. Und gestern ein wahrer Offenbarungseid,
ohne Durchsetzungsvermögen, Zweikampfstärke und spielerische
Qualität, ohne eine zwingende Chance in der zweiten Halbzeit.
Außer Torwart Jan Evers wies kein Akteur Normalform auf - ein
gruseliges Spiel. Auerbach dominierte, war stets einen Schritt
schneller, hätte dennoch hinten liegen können. Doch
VfB-Keeper René Berger parierte einen Kopfball von Anton
Köllner, den Nachschuss drosch Christian Haufe aus vier Metern
über den Kasten (28.). Drei Minuten später leitete Carsten
Pfoh mit dem 0:1, als er die gesamte Deckung versetzte, das Leipziger
Debakel ein. Lok kam noch einmal, aber auch Paul Stöbe (41.)
scheiterte an Berger. Nach dem Wechsel konterte der Vizemeister des
Vorjahres eiskalt, war ein Muster an Effizienz und Cleverness. Der
überragende Pfoh schickte Ricardo Persigehl - 0:2 nach 56 Minuten.
Marcel Schuch lief allein auf Jan Evers zu - 0:3 nach 68 Minuten. Lok
bemühte sich zwar, wirkte aber hilflos, hätte auch 0:6
verlieren können. Die Zuschauer stimmten höhnische
Gesänge an. Nach dem Abpfiff gingen die Spieler erstmals nicht zu
ihren Fans. Die Risse in Probstheida sind tief.
Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 23.11.2009 - von Steffen Enigk