+++ Hochverdienter Sieg in der "Schüssel" gegen Staffelfavorit FSV Zwickau, Norris Höhn erlöste die knapp 6000 Fans mit seinem Hackenknipser! +++

 

Sonntag, 28.09.2008  1. FC Lok Leipzig - FSV Zwickau  2:1 (0:0)

 

Wegen Urlaub konnte man selbst die Spiele heute gegen Zwickau und kommende Woche in Jena nicht live erleben. Deshalb hier nur kurz die statistischen Details vom Spiel im Zentralstadion und ein paar Pressestimmen.

Reini

 

Zentralstadion Leipzig:  5.575 Zuschauer

Schiedsrichter:  René Hammer (Ranis)

1:0 Höhn (63.), 2:0 Starke (75.), 2:1 Müller (83.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Ein Stürmer aus der Wundertüte 

„Die Oberliga ist schon komisch“, sinnierte Holger Krauß nach dem 2:1 gegen Zwickau, „mit einer Top-Vorstellung kannst du jeden schlagen, aber wenn du auch nur zehn Prozent weniger gibst wie wir in Bautzen, dann verlierst du.“ So mag der Lok-Kapitän nicht von der frischen Tabellenführung reden und schon gar nicht vom erneuten Aufstieg: „Das Problem ist, diese Leistung Woche für Woche abzurufen.“

Am Sonntag gelang das den Probstheidaern glänzend. Zwickau wurde niedergekämpft und manchmal nach allen Regeln der Kunst ausgespielt. „Wir haben die Wut aus der Niederlage mitgenommen, die richtigen Lehren gezogen, der Trainer hat uns gut eingestellt“, kommentierte der 32-jährige Krauß den aggressiven und schwungvollen Auftritt seiner Mannschaft.

Der führte auch deshalb zum Erfolg, weil Coach Rainer Lisiewicz aus seiner Lok-Wundertüte ein neues, völlig unbekanntes Gesicht hervor zauberte: Norris Höhn, Torschütze zum 1:0. Norris wer? 17 Jahre jung ist der Bursche aus der A-Jugend, der in bei Rot-Weiß Berlin das Fußball-Abc lernte und erst seit zwei Jahren in Probstheida kickt.

Unter den Youngstern im Angriff ist Höhn der grünste, und er kam zu seinem ersten Oberliga-Einsatz wie die Jungfrau zum Kinde. Weil Rico Engler (21) verletzt und Tommy Kind (18) gesperrt ist, sich Steven Aßmann (20) gegen Zwickau früh eine Wadenblessur zuzog, ließ Lisiewicz neben Ralf Schreiber (19) einfach mal den in jeder Beziehung unberechenbaren Höhn stürmen.

Bei den Junioren, erzählt man bei Lok, läuft der manchmal an der Mittellinie los, umdribbelt ein paar Kontrahenten und schießt ein. Bei den Großen ging das nicht. Höhn hatte Anpassungsprobleme: zu robust die Verteidiger, zu hoch das Tempo, zu gering das Durchsetzungsvermögen. Ihm gelang nichts, er lief nur nebenher und doch in der 63. Minute an die richtige Stelle, drei Meter vor den Kasten, wo er die Hereingabe von Torsten Jülich zum 1:0 verwertete – mit der Hacke, rotzfrech und unbekümmert. Torinstinkt heißt das wohl.

„Norris ist etwas Besonderes, deshalb spielt er ja bei uns“, sagte Holger Krauß schelmisch, und er meinte das nicht nur positiv: „Das ist zwar ein guter Fußballer, aber auch ein verrückter Kerl, den wir alle gemeinsam erziehen müssen.“ Schwierigkeiten hat es gegeben, mit der Disziplin, der Trainingsbeteiligung, der Einstellung, Probleme auch in der Schule. „Wir haben lange Diskussionen über und mit ihm geführt“, so Schatzmeisterin Katrin Pahlhorn, „und es ist auch schon deutlich besser geworden.“

Höhn, der die 10. Klasse geschafft hat und jetzt bei einem Sponsor zum Immobilienkaufmann ausgebildet wird, kämpfte am Sonntag bis zum Umfallen, und als ihn kurz vor Schluss Krämpfe plagten, durfte er raus und Glückwünsche in Empfang neben. Abheben wird er nicht, schon deshalb nicht, weil er im nächsten Spiel bei der Jenaer Reserve wieder auf der Bank sitzt. „Aber er wird seine Einsätze bekommen“, versicherte Lisiewicz. Der Coach hatte vor Zwickau erklärt, dass Angriffs-Ausfälle wie Engler und Kind auf Dauer nicht zu ersetzen sind, worauf Vereins-Chef Steffen Kubald recht ungehalten die vielen „heißen“ Reservisten ins Feld führte. Nachdem Höhn getroffen hatte, riss Kubald triumphierend die Arme hoch – und der Trainer grinste sich eins. Wirklich komisch, diese Oberliga mit dem neuen Farbtupfer 1. FC Lok.

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 30.09.2008 - von Steffen Enigk)

 

Erleichtert, gekämpft, gewonnen: 1.FC Lok Leipzig nach 2:1 gegen Zwickau wieder Tabellenführer

Es sah zunächst nicht gut aus für die Offensiv-Abteilung des 1.FC Lok. Vor dem gestrigen Spitzenspiel gegen den FSV Zwickau war Rico Engler noch immer verletzt und Tommy Kind Rot-gesperrt. Und das Spiel lief noch keine 10 Minuten, als auch noch Ralf Schreiber zu schwächeln schien.

Der 19-Jährige musste sich auf dem Feld mehrmals erbrechen - eine Folge des späten Mittagessens - konnte aber weiter machen. "Das, was da oben raus gekommen ist, hat wahrscheinlich den Unterschied in der Schnelligkeit gegenüber dem Gegenspieler ausgemacht", flachste er später. Doch es kam noch dicker: Steven Aßmann verletzte sich in der 13. Minute am Sprunggelenk, als er bei einer Riesenchance mit dem Zwickauer Torhüter zusammen prallte.

Für ihn kam nach 19 Spielminuten Norris Höhn, mit 17 Jahren Loks Jüngster im Team. Doch was wie das letzte Aufgebot wirkte, erwies sich als der Joker im Ärmel. Denn nach einem sauber vorgetragenen Lok-Angriff in der 64. Minute und einer flachen Eingabe von Torsten Jülich, erlöste Höhn die 5.575 Zuschauer im Zentralstadion mit einem traumhaften Hackentrick-Tor - 1:0 für Lok! "Ich habe nicht nachgedacht", kommentierte er die Situation, "ich denke nie nach beim Fußball - ich spiele einfach.". Einfach weiter spielen erwies sich für Lok dann auch als gutes Rezept. Nach einem Freistoß von Stephan Knoof in der 75. Minute, war Manuel Starke aus 8 Metern per Kopf zur Stelle und erzielte das 2:0. Das war die Entscheidung, auch wenn der Zwickauer Andy Müller in der 83. Minute eine Unkonzentriertheit in der Lok-Abwehr zum 1:2-Anschlusstreffer nutzen konnte.

Danach nahm Lok-Trainer Rainer Lisiewicz seinen Jungspund Norris Höhn wieder vom Platz. "Ich konnte einfach nicht mehr, hatte Krämpfe in der Kniekehle", stöhnte der nach seinem erfolgreichen 70-Minuten-Einsatz. "Ich freue mich für ihn, dass er sich mit dem Tor selbst belohnt hat", lobte ihn Rainer Lisiewicz in der Pressekonferenz. Dem weiteren Saisonverlauf sieht der Coach entspannt entgegen: "Mal sehen, was da noch so kommt." Aufstiegsträume? "Man kann schon ein bissel träumen, aber wir wissen, wie ausgeglichen diese Oberliga ist." An solchen Träumereien will sich Lok-Vorsitzender Steffen Kubald nicht beteiligen - mit dem Verweis darauf, dass schätzungsweise noch 17 Punkte zum Klassenerhalt nötig seien, trat er die Euphorie-Bremse voll durch. Mit einem Sieg im nächsten Spiel bei der 2. Mannschaft vom FC Carl Zeiss Jena (Sa. 04.10., 14:00 Uhr) könnte Lok dafür sorgen, dass er seinen Tritt vielleicht wieder etwas lockert.

(Quelle "Leipziger Internet Zeitung" vom 29.09.2008 - von Jan Kaefer)