+++ Europapokal-Atmosphäre in der großen "Schüssel" - begeistertes Gala-Spiel unseres Teams gegen den Champions-League-Teilnehmer Werder Bremen! +++ Riesenkulisse von offiziell 13.086 Besuchern gaben der "Revanche" von 1983 einen großartigen Rahmen - nun wartet am SA, 30.08. um 15 Uhr der VfB Pößneck im "Bruno" wieder um Oberligapunkte! +++
Mittwoch, 27.08.2008 1. FC Lok Leipzig - SV Werder Bremen 1:3 (0:1)
Die meisten der über 13000 rieben sich ungläubig die Augen, staunten einfach nur. Über diesen neuen „Oberliga-FCL“, der das Freundschaftsspiel gegen den SV Werder Bremen an diesem Mittwochabend in eine tolle Fußballgala verwandelte. Farbenblinde hätten es wohl schwer gehabt, zu erkennen, wer denn hier eigentlich der Bundesligist ist. Die Bremer kamen nur selten zu sehenswerten Ballstafetten, dagegen zauberten die Engler, Starke und Kind in der Spitze ohne Ende. Das schnelle 0:1 von Clemens Fritz - ausgerechnet - tat zwar die Klassenzugehörigkeiten zurecht rücken, nahm aber der Loksche keinen Deut von deren Spielfreude und Angriffslust. Im legendären „Wohnzimmer“ Zentralstadion wurden diese 90 Minuten nicht nur einfach zur Hommage an die beiden UEFA-Cup-Begegnungen mit den Bremern vor einem Vierteljahrhundert. Nein, auch das Flutlichtfluidum in der zweiten Halbzeit ließ die Erinnerungen an spannende Europapokalabende an dieser Stelle wahrhaftig wach werden. Unglaublich diese Atmosphäre, diese fantastische Stimmung - eine emotionale Rückkehr zu längst vergangenen Mittwochabenden, in tiefsten DDR-Zeiten.
Risiko hatte das Ganze schon. Werden wirklich über 10000 Zuschauer kommen, um wirtschaftlich solide abzuschließen? Bringen die Norddeutschen auch ihre Stars mit in den Osten, dem Fast-Niemandsland der Fußball-Bundesliga? Kann unser Fünftligateam eine zweistellige Niederlage gegen die Champions League Profis irgendwie verhindern? Alles kann zu vollster LOK-Fanzufriedenheit abgehakt werden: Neuer Besucherrekord im neuen Stadion für unseren Verein. Diego, Fritz, Almeida, Pizzaro und Sanogo sind die bekanntesten Namen des heutigen Kaders bei den Gästen.
0:1 zur Pause, danach, denken alle, wird der deutsche Vizemeister Ernst machen. Es kommt anders, LOK schießt den Ausgleich, ein sagenhafter Linksschuss ins linke Dreiangel - von Jungstar Rico Engler. Der Fanblock kollabiert, auch die Massen auf der vollen Geraden sind voll begeistert, viele „ältere Semester“ findet man dort, die waren schon vor 25 Jahren da - damals im Bruno bei der Sensation! Das 1:0 von Hans „Dampf“ Richter ist legendär, der Pass von Lutz Moldt kam zuckersüß und akkurat - im MDR-Nostalgiereport in diesen Tagen war das nochmal im Video für alle zu bewundern. „Schaffen wir locker im Rückspiel“ war von Bremer Seite lässig zu vernehmen, wir wissen es heute besser. Peter Schöne schoss im Weserstadion das wichtige Auswärtstor, und unser Keeper René Müller ließ später nur noch den Ausgleich zu, per Elfmeter. LOK war weiter gegen die Bundesliga, schon zum zweiten Mal nach Düsseldorf 1973, unbezwungen als einziger DDR-Club. Nur der FC Magdeburg eliminierte mal einen westdeutschen Verein, der hieß Schalke 04…
Elfmeter auch heute, diesmal aber für LOK! Holger Krauss schießt platziert ins linke Eck, aber der gute lange Torwart Vander bringt die Hand dran, verhindert die erneute Sensation. Danach ein kleiner Knick im Konzept, was der hocherfahrene Gegner eiskalt nutzt - 1:2, am langen Pfosten staubt Almeida ab. Wie LOK aber weiter spielt und stürmt, einfach Klasse. Nahe am erneuten Ausgleich kassiert man in den Schlussminuten noch das dritte Gegentor, was soll’s - gefeiert wird trotzdem. Mega-Beifall für die heutigen Sieger der Herzen. Eine lautstarke Block-Uffta beendete schließlich ein tolles Fußball-Ereignis!
Reini
Zentralstadion Leipzig: 13.086 Zuschauer
Schiedsrichter: Marcel Unger (Halle/Saale)
0:1 Fritz (12.), 1:1 Engler (51.), 1:2 Almeida (61.), 1:3 Bargfrede (88.)
+++ PRESSESCHAU +++
FC Lok zauberte gegen Werder
Was war das für ein Wahnsinns-Fußball-Abend im Leipziger Zentralstadion! Über 13 000 Fans hatten ihren Spaß. Und natürlich staunten auch die Stars von einst auf der Ehrentribüne nicht schlecht: Ex-Trainer Uli Thomale, Heiko Scholz, Dieter Kühn und Co. genossen die Fußball-Gala des 1. FC Lok gegen Werder Bremen. Und waren überrascht! Der Vizemeister siegte im Zentralstadion nämlich nur mit 3:1. Der Oberliga-Aufsteiger hielt tapfer dagegen...
Ausgerechnet Ex-Leipziger Clemens Fritz ballerte früh die Führung (12.) rein. Aber da hätte Kind auch längst für die „Loksche" treffen können. Werder-Keeper Vander parierte jedoch den Knaller des Nachwuchs-Stürmers (2.). Und dann hatte Starke die Chance zum Ausgleich. Zielte jedoch knapp am Pfosten vorbei (13.). Ein Vier-Klassen-Unterschied? Wahrlich nicht zu sehen: Hensgen hielt Diego an der Kette, Köllner (gegen Pizarro) und Jülich (gegen Sanogo) hatten das Sturm-Duo im Griff.
Nach der Pause schien das Stadion erst recht zu explodieren - als Rico Engler gefühlvoll zum Ausgleich traf (51.). Und munter ging’s weiter: Nach einem Konter (!) machte Almeida das 1:2 (61.). Nur 60 Sekunden später verschoss Lok-Kapitän Krauß einen Foulelfer (Tosic hatte Engler gelegt). Bitter, dass Bargfrede kurz vor Schluss doch noch das 1:3 nachlegte (88.).
Der Stimmung unter den blau-gelben Fans tat das jedoch keinen Abbruch!
Rund um das Spiel: Pasta zum Mittag - Im „Parkhotel Brandis" bekamen die Bremen-Stars Spaghetti Bolognese, Rindergeschnetzeltes mit Nudeln und ein Salatbuffet zum Mittag aufgetischt.
Acht fehlten. Werder schonte mit Stammkeeper Tim Wiese, Manndecker Naldo, Daniel Jensen, Markus Rosenberg, Frank Baumann und Torsten Frings sechs Kicker aus der Startformation vom Schalke-Spiel (1:1). Zudem fehlten Nationalspieler Per Mertesacker (Meniskus-Einriss) und Aaron Hunt (Muskelfaserriss) verletzt.
Trotz des Fehlens von Wiese & Co. hatte die gesamte Werder-Elf in Leipzig einen Marktwert von 71,25 Mio. Euro (Quelle: transfermarkt.de). Wertvollster Kicker: Natürlich Superstar Diego (23 Mio.).
"Jetzt schnell einen Haken dran" - Werder-Coach Thomas Schaaf lobte Lok nach dem Spiel: „Die haben es geschafft, ihre Anhänger mitzureißen." Sein Kollege Rainer Lisiewicz sagte: „Es war ein schönes Fest. Nun aber schnell einen Haken dran. Denn Samstag kommt Pößneck. Und das ist der Oberliga-Letzte." Werders Nationalspieler Clemens Fritz: „Respekt vor Lok, die haben auch spielerisch gegengehalten." Meinte auch Lok-Torschütze Rico Engler: „Das war richtig gut. Und mein Tor ein Riesengefühl." Sein Kapitän Holger Krauß grinste: „Mit meinem verschossenen Elfer habe ich dazu beigetragen, dass wir nicht abheben." Diego-Bewacher Marcel Hensgen: „Wir haben uns echt gut aus der Affäre gezogen. Und jeder gewonnene Zweikampf war so geil."
(Quelle "BILD Zeitung" vom 28.08.2008 - von Ronny John und Knut Stahmer)
DREI FRAGEN AN … Clemens Fritz, Werder Bremen
Waren Sie überrascht von der starken Leistung des 1. FC Lok?
Ich war überrascht darüber, wie schlecht wir uns hier präsentiert haben. Mein Respekt gilt den Lok-Spielern. Sie sind große Wege gegangen, haben keinen Ball verloren gegeben. Vor allem haben sie richtig gut mitgespielt. Wir haben ihnen in der Abwehr viel zu große Räume gelassen. Und im Umkehrspiel konnten wir auch nicht überzeugen. Wir sind zu undiszipliniert aufgetreten
Können Sie sich zwischen zwei Bundesliga-Begegnungen in solch einer bedeutungslosen Testpartie gegen einen Fünftligisten überhaupt motivieren?
Wir müssen auch solche Tests ernst nehmen, um uns weiter einzuspielen. Leider hat bei einigen von uns heute die nötige Konzentration gefehlt. Ich bin auch noch nicht zufrieden mit meiner Form. Erst die lange Saison, dann der kurze Urlaub nach der Europameisterschaft. Ich arbeite daran, so schnell wie möglich wieder die nötige Fitness zu erlangen.
Wohin geht der Weg von Werder Bremen in dieser Saison, können Sie den Bayern beim Kampf um die Meisterschaft gefährlich werden?
Das kann man nach zwei Spieltagen kaum beurteilen. Wir sind nicht so gestartet, wie wir uns das vorgestellt haben, die Münchner allerdings auch nicht. Das wird sich alles Einpegeln. Ich glaube aber, dass wir stark genug sind, um oben mitmischen zu können.
DREI FRAGEN AN … Rico Engler, 1. FC Lok
War Ihr herrliches Tor zum 1:1-Ausgleich der wichtigste Treffer in Ihrer bisherigen Karriere?
Ich glaube, mein Tor in der Aufstiegsrelegation in Schönberg war wichtiger. Klar, ich habe mich natürlich riesig gefreut, gegen einen Bundesligisten solch einen Treffer zu erzielen. Ich habe die lange Ecke anvisiert. Dass der Ball dann so genau passt, war auch ein bisschen Glück.
Haben Sie erwartet, dass Sie und die Mannschaft so gut mithalten gegen ein deutsches Spitzenteam?
Nein. Dass wir spielerisch so gut dagegen halten, hätte ich nie geglaubt. Es war ein herrliches Gefühl, wenn einem als kleiner Oberligaspieler einige gute Aktionen gegen Fußball-Millionäre aus der Bundesliga gelingen. Die Bremer haben sicher nicht hundert Prozent Gas gegeben. Wir hatten viel größere Räume als in den Punktspielen. Wenn man in der Oberliga davonzieht, kriegt man schon von hinten was auf die Knochen.
Sie sind erst 21 Jahre alt, spielen in der fünften Liga. Wohin soll Ihre sportliche Reise noch gehen?
Ich möchte mit dem Fußball einmal Geld verdienen. Wo das sein wird, darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Ich bin erst mal völlig kaputt. Wir müssen uns schnell erholen bis Sonnabend, damit wir in der Oberliga gegen Pößneck fit sind.
(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 28.08.2008 - von Norbert Töpfer)
Wenig Siegerlaune nach 3:1 bei Lok Leipzig
Siegerlaune sieht anders aus. Als sie nach dem Schlusspfiff in die Katakomben des Leipziger Zentralstadions eintauchten war trotz des 3:1-Sieges kein Grün-Weißer zufrieden. Werder-Profi Sebastian Boenisch ehrlich: "Das war zu wenig für unsere Ansprüche. Wir waren zwar nicht mit dem ganzen Kader hier, aber das kann keine Ausrede sein. Wir haben unsere Chancen einfach nicht genutzt und das muss bis Samstag besser werden."
Selbst Torschütze Clemens Fritz musste zugeben: "Ich bin schon etwas enttäuscht über unsere Leistung. Wir haben vor allem schlecht umgeschaltet." Auch die Freude über seinen Treffer blieb unterkühlt. "Es war schön mal wieder ein Tor zu schießen, aber es wäre mir lieber gewesen, wenn es mir in der Bundesliga gelungen wäre." Kein Wunder, dass Cheftrainer Thomas Schaaf exklusiv bei WERDER.TV zu dem Schluss kam: "Die Leistung hätte bei dem einen oder anderen besser sein können. Solche Spiele geben die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und der eine oder andere hat diese Chance vorbeiziehen lassen." Doch der Bremer Coach hat auch positive Ansätze beobachtet: "Wir haben große Ziele, wollen guten Fußball bieten. Wenn die Kugel flüssig lief, hat man gesehen, was daraus entstehen kann. Wenn wir in der ersten Halbzeit die Chancen genutzt hätten, die sich uns boten, dann wäre es nicht so eng geworden." Mit Blick auf die nächsten Aufgaben fügte er an: "Spielerisch waren wir zu nachlässig und je höher das Anforderungsprofil wird, desto eher rächt sich das." Aber Thomas Schaaf honorierte auch die Leistung des beherzt agierenden Gastgeber-Teams. "Der Gegner war mutig genug die Offensive zu suchen. Sie haben eine besondere Leistung aus sich herausgekitzelt und ihre Anhänger mitgerissen. Die sorgten dann in diesem schönen Stadion für einen tollen Rahmen. Aber dass Leipzig das kann, haben sie schon bei der WM bewiesen." Auch Clemens Fritz zog seinen Hut vor dem Lok-Auftritt: "Sie haben nicht nur läuferisch oder kämpferisch überzeugt, sondern richtig guten Fußball gespielt. Wir haben uns unheimlich schwer getan." Torhüter Christian Vander beschrieb es so: "Es war für sie mehr als ein Testspiel, das hat Lok bewiesen. Sie haben uns richtig gut gefordert. Jeder musste an seine Grenze gehen. Das Spiel war tausendmal besser als Training. Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir nicht aggressiv genug in die Zweikämpfe gehen." Zu seinem gehaltenen Elfmeter sagte er nur knapp: "Man versucht immer sein Bestes, heute konnte ich einen halten. Danach haben wir nachgelegt und das Spiel entschieden."
(Quelle "http://www.werder.de" vom 28.08.2008 - von Maximilian Hendel und Michael Rudolph)