Donnerstag, 06.11.2008  VfB Stuttgart - Partizan Belgrad  2:0 (0:0)

UEFA-Pokal / Gruppenphase - 2. Spieltag / Gruppe C

 

Europapokal - welch mystisches Wort für Fußballfans!

Bis vor 20 Jahren durfte man als gepflegter Lokist solche Spiele selbst live erleben, denn in den 60er, 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war unsere Loksche fast Stammgast in diesem Wettbewerb.

Nach der politischen Wende in der DDR im Jahr 1989 änderte sich dies leider und wenn man heutzutage Europapokalspiele live erleben will, muss man schon in die westlichen Bundesländer oder ins Ausland fahren. Da mein letztes live erlebtes EC-Spiel (FC Bayern München - Ajax Amsterdam) auch schon ein paar Jahre her ist, wollte ich solch einem Spiel mal wieder beiwohnen.

Durch eine Baustelle im bayerischen Gundremmingen ergab sich eine Gelegenheit, das UEFA-Cup Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Partizan Belgrad in der nur 140 km entfernten Daimler Benz Arena zu besuchen. In der Gruppenphase und bei diesem Gegner war es auch kein Problem an Eintrittskarten zu kommen.

So traf ich mich also am Spieltag mit meinem Bruder, welcher aus dem Schwarzwald zu diesem Spiel anreiste, auf einem P + R Platz am Stuttgarter Stadtrand. Von dort aus fuhren wir mit der S-Bahn zum Stadion. Da im Vorfeld des Spieles Gräuelgeschichten über die Belgrader Hooligans die Runde machten, befand sich rings ums Stadion ein massives Aufgebot an grün Uniformierten.

Da ich dies von uns gewohnt bin, fühlte mich richtig heimisch!

Am Eingang fragte mich ein Security Mann, ob ich in meinem Rucksack Getränke hätte. Ich verneinte dies und konnte OHNE Kontrolle passieren. Dabei hatte ich mich so auf die obligatorische Leibesvisitation gefreut. ;-)  Im Stadion stellte ich fest, dass sich die einzigen Zäune rings um den Gästeblock befinden, ansonsten gab es zum Spielfeld keine Absperrungen mehr. Selbst vor dem Stuttgarter Fanblock gab es keine Zäune (mehr?). Das sollte man in Probstheida auch (wieder) einführen, denn bis 1974 war der Zustand im Bruno ja auch so.

Kaum am Platz angekommen, wurde man von einer gigantischen Kommerz Maschinerie bearbeitet. Das ist eben der “moderne” Fußball, wo der Sport nur an 2. Stelle steht.

Der Belgrader Verein hatte ca. 3-4.000 Zuschauer mit, welche größtenteils kompakt standen und gute Stimmung machten. Doch auch von den Stuttgartern war ich in diesem mit nur gut 20.000 Zuschauern gefüllten Stadion sehr angetan, denn auch da wurde bereits vor dem Spiel kräftig und laut gesungen.. Durch die Schallwirkung des relativ flachen Stadiondaches potenzierte sich die Lautstärke natürlich, sodass eine ordentliche Stimmung im Stadion herrschte.

Dann begann das Spiel. Die Stuttgarter übernahmen das Heft des Handelns und erspielten sich ein paar kleinere Gelegenheiten, doch auch die Belgrader blieben durch Konter stets gefährlich. Auffällig war, dass das Spiel viel weniger durch Kampf oder Körpereinsatz wie in unserer (derzeitigen) Oberliga geprägt war, sondern die spielerischen Elemente eindeutig im Vordergrund standen. Mitte der ersten Halbzeit verflachte das Spiel mehr und mehr und außer einem Stuttgarter Lattenschuss gab es kaum Höhepunkte. So ging es mit einem gerechten 0:0 in die Kabine.

Nach dem Pausentee das gleiche Bild. Die Stuttgarter rannten an und die Belgrader konterten. Doch Zählbares kam vorerst nicht heraus. 10 Minuten vor dem Ende erkämpfte sich der Stuttgarter Mario Gomez im Mittelfeld das Leder, lief damit bis ca. 20 m vor das Belgrader Tor und schoss von dort platziert auf und ins Tor. Nur wenige Minuten später wiederholte sich diese Szenerie und der gleiche Spieler erzielte erneut mit einem Weitschuss das 2:0. In der Nationalmannschaft trifft er vom Strand aus nicht das Meer und versemmelt 1000 %ige  Chancen, doch bei seinem Stuttgarter Verein erzielt er Tore am Fließband. Damit war das Spiel entschieden und die Stuttgarter Fans waren nun eindeutig Herr in ihrem Stadion. Im Belgrader Fanblock wurden kurz vor Schluss noch 2 Bengalos gezündet, was die staats- und sicherheitskonformen Stuttgarter Zuschauer mit einem lautstarken Pfeifkonzert quittierten.

Dann war Schluss und die Mannschaften begaben sich in ihre Kurven. Die Stuttgarter Spieler winkten ihren Fans kurz zu, um sich dann schnell in die Kabine zu begeben. Ehrliche Freude und Verbundenheit sieht nach meinem Dafürhalten anders aus, da bin ich von unserer Loksche dann doch (wieder) mehr gewohnt!

Nach dem Spiel verließen mein Bruder und ich dann das sich schnell leerende Stadion und bewunderten dabei massenweise Aufkleber eines Leipziger Oberligavereines, die sich im und am Stadion befanden und selbst einige Fahrzeuge der staatlichen Organe zierten. ;-)))

Alles in allem war es ein schönes Erlebnis, welches man hoffentlich irgendwann auch einmal wieder in Leipzig erleben kann.

UKW

 

Fotos zum Spiel