+++ Das Drehbuch wollte es heute so: LOK verliert 0:4 gegen starke Meuselwitzer - und damit auch die wohl letzte Aufstiegshoffnung! +++ Ein Eigentor und Verletzungsausfälle schwächten die Mannschaft frühzeitig, am Ende ging auch noch der Kapitän von Bord - und damit die Ordnung. +++

 

Sonntag, 10.05.2009  1. FC Lok Leipzig - ZFC Meuselwitz  0:4 (0:1)

 

LOK, so scheint es, steht am Scheideweg. Die Gründungseuphorie von 2004 hat lange nachgewirkt, viermal gelang es dem Verein und seinen handelnden und agierenden Funktionsträgern in die nächst höher erreichbare Spielklasse aufzurücken. Erst im Husarenstil, später immer noch überzeugend, zuletzt im Juni 08 unter Aufbieten der äußersten Reserven. Und diese sind - just als es nun in die wieder richtungsweisenden Spiele geht - völlig aufgebraucht. Sowohl an leistungstragendem Personal wie auch in psychologischer Hinsicht, nach der Demission des Trainer-Urgesteins Rainer Lisiewicz für die zukünftige Gestaltung im Verein. Seiner Mannschaft fehlt aktuell der Glaube an das Unmögliche, die Spaltung zwischen Anspruch (Vorstand: Unser neues Ziel heißt Regionalligaaufstieg!“) und Machbarem („Oben mitspielen und das Publikum begeistern:“) hat einen tiefen Riss hinterlassen. Das Topspiel gegen das Topteam der Oberliga ZFC Meuselwitz offenbarte unsere Schwachstellen ganz gewaltig - mit katastrophalem Ergebnis-Ausgang.

Zugegeben, die Umstände dieses Spiel in seiner gesamten Chronologie hätten negativer nicht sein können. Erst fällt das schnelle 0:1, nach toller Abwehr von Jan im Tor, im Nachschuss, der auch noch abgefälscht wird von „Toni“ Köllner. Dann zieht sich einer der wenigen Leader bei uns, René Ledwoch, im Pressschlag-Gewühl einen Fußbruch zu und muß per Trage vom Platz. Dann gelingt dem wuseligen Ralf Schreiber im Eins gegen Eins gegen Meuselwitz’ Keeper Oliver Dix nicht der wichtige befreiende Ausgleich, bleibt der Mann mit der Bärenruhe (besonders bei Abschlägen…) per Fußabwehr Sieger. LOK bekommt nicht viel mehr an Chancen, weil die Stürmer quasi „in der Luft hängen“. Obwohl mit viel Leidenschaft gekämpft wird und heute in Phasen auch gut gespielt. Es reicht aber nicht, die nahezu perfekt harmonische Truppe des Damian Halata (da ist System erkennbar) irgendwie in Verlegenheit zu bringen. Die werden zum Ende der ersten Hälfte noch so richtig gefährlich, wollen noch vor der Pause die Vorentscheidung, was die LOK mit Macht verhindert.

So bleibt die Hoffnung auf wundersame Auferstehung bei den vielen blaugelben Fans im Stadion, genau 4.999 werden später vom Sprecher-Unikum Mirko verkündet, nach persönlicher Angabe durch seinen Chef Steffen K. Am Gesamtbild ändert die zweite Halbzeit aber nichts. LOK versucht alles, aber die Gäste halten kompakt dagegen, liegen im Konter auf der Lauer. Die Fanunterstützung von den Geraden und Kurve ist optimal, das wünscht sich jede Mannschaft, so ein Superpublikum. Der so ersehnte Ausgleich, er fällt nicht. Dafür humpelt Holger Krauss vom Platz, nach einem Foul eines Gegenspielers muß auch der Kapitän von Bord. Damit agiert hinten nur noch unsere Jugendabteilung, gegen abgezockte Meuselwitzer Halbprofis. Das Resultat nimmt dramatische Formen an, es wird für uns zum Debakel. Das 0:4 ruft die ersten genervten Frustrierten im Dammstehblock auf den Plan, wüste „Vorstand raus!“ - Rufe erschallen. Der will sich das nicht bieten lassen, der Erste Vorsitzende bittet höchstpersönlich „zum Gespräch“ im Fanblock. Die Volksseele kocht aber weiter, die Leute schwören auf ihren Trainer „Liese“! Alles mündet dann doch am Ende in gediegene Feierlaune für das tapfer kämpfende, aber hoffnungslos unterlegene Team, Standing Ovation einfach. Viele fragende Gesichter verlassen das sanierungsbedürftige „Bruno“. Die Renovierung bleibt weiter ein Thema, mehr für das Mannschaftssystem vielleicht, nicht aber für eine feuersichere Tribüne oder neue Wellenbrecher. Ist nicht mehr so eilig, die Regionalliga ist ganz weit weg…

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  4.999 Zuschauer (ausverkauft)

Schiedsrichter:  Stefan Lupp (Zossen)

0:1 Köllner (6./Eigentor), 0:2 Gasch (72.), 0:3 Müller (74.), 0:4 Bocek (79.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ STIMMEN +++

 

Rainer Lisiewicz (Lok-Trainer): "Glückwunsch an Meuselwitz. Wir hatten uns viel vorgenommen und wussten, dass wir bei einer Niederlage mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun haben werden. Wir hatten durch Schreiber die Riesen-Chance zum Ausgleich. Meuselwitz hat heute unsere Schwächen aufgezeigt und nach der Verletzung von Krauß haben wir in der Abwehr die Quittung bekommen."

Damian Halata (ZFC-Trainer): "Wir haben heute einen Mitkonkurrenten geschlagen und konnten so die Tabellenspitze verteidigen. Noch ist aber ein ganz weiter Weg für uns. Mich stimmt die Vorstellung aber optimistisch für die weiteren Spiele. Ich bin Stolz drauf, wie cool meine Jungs hier aufgedrehten sind - sie haben sich nicht verrückt machen lassen und Lok zu Fehlern gezwungen. Am Ende war es ein souveräner Erfolg!"

(Quelle: LOK-Homepage www.lok-leipzig.com )

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Lok-Aufstieg nach Schlappe erledigt

Der 1. FC Lok Leipzig kann für die Fußball-Oberliga planen. Durch die verdiente 0:4 (0:1)-Niederlage vor der Saisonrekordkulisse von 4999 Zuchauern gegen den cleveren Spitzenreiter ZFC Meuselwitz besitzen die Schützlinge von Trainer Rainer Lisiewicz nur noch theoretische Aufstiegschancen.

Eigentlich passte gestern Nachmittag alles. Herrliches Wetter, zwei hochmotivierte Teams und eine Traumkulisse für ein Oberliga-Derby. Doch es wurde der wohl schwärzeste Tag für die Probstheidaer in diesem Spieljahr. Schlechter hätte das Match nicht laufen können. Bereits nach sechs Minuten der erste Schlag: Einen Traumpass des Zweitliga erfahrenen Karsten Oswald nahm Sebastian Gasch auf, dessen Hammer parierte Lok-Keeper Jan Evers, den Abpraller jagte René Weinert aufs Tor, Anton Köllner spritzte dazwischen und lenkte die Kugel zum 0:1 ins eigene Tor. Die hochkarätige Ausgleichschance vergab Ralf Schreiber (16.), als er nach Pass Steven Aßmanns allein auf Keeper Oliver Dix zu lief. Aber der junge Leipziger scheiterte am ZFC-Schwergewicht.

Zu diesem Zeitpunkt lag der Probstheidaer Mittelfeldspieler René Ledwoch bereits im Krankenwagen. Bei einem Pressschlag mit dem Tschechen Ladislav Jamrich brach sich der Student den Fuß.

Die abgeklärt agierenden Gäste rissen zusehends das Geschehen an sich, so dass ihre 1:0-Pausenführung gerecht war. Mit Wiederbeginn diktierte der Tabellenführer das Spiel noch eindeutiger. Lok setzte nur durch einen Distanzschuss (68.) von Mittelfeldmann David Reich ein Ausrufezeichen. Kurz danach köpfte der kleine Sebastian Gasch eine Flanke von Mirko Kotowski zum vorentscheidenden 2:0 (72.) ein. Frank Müller, der mit Daniel Ferl ein sicheres Innenverteidiger-Duo bildete, traf 120 Sekunden später zum 3:0 in den Winkel. „Wehrt euch mal“, schrie der verletzt ausgeschiedene Lok-Kapitän Holger Krauß. Das Tor zum 4:0-Endstand besorgte der Tscheche Martin Bocek ungedeckt aus Nahdistanz.

Danach gab es auf den Rängen eine lautstarke Auseinandersetzung von zwei kleineren Fan-Gruppen. Eine rief „Lisiewicz raus“, die weitaus größere feierte den Trainer, dessen Vertrag nicht verlängert wurde. Holger Krauß schaute sich empört um: „Eine Katastrophe, was hier passiert“, rief er in Richtung Lisiewicz-Gegner.

Nach Aussage von Lok-Chef Steffen Kubald bleibt der Coach bis zum Saisonende im Amt. Dessen Sohn Timm indes betreute den früheren Jenaer Coach René van Eck auf der Tribüne. „Den würde ich gern holen, aber wir können ihn nicht bezahlen“, so der Vereinsboss. Heute Abend wird Kubald mit den Vorstandskollegen die fünf Trainer-Bewerbungen sichten.

Was Damian Halata weniger interessiert. „Wir sind ruhig geblieben und haben auf unsere Chancen gewartet“, freute sich der ZFC-Coach. „Aber der Aufstieg ist noch lange nicht entschieden. Sein Kapitän Oswald ergänzte, freudestrahlend aus der 300 Mann starken ZFC-Fankurve kommend: „Wir haben im richtigen Augenblick die Tore geschossen.“ Rainer Lisiewicz stellte sich auch nach dieser Schlappe vor seine Jungs: „Wir sind in der zweiten Halbzeit eiskalt ausgespielt worden. Trotzdem bleibe ich dabei: Wir haben mit dieser Mannschaft eine gute Saison gespielt.“

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 11.05.2009 - von Norbert Töpfer)