+++ Was für eine Dramatik: Nach zwei Gegentoren schaffte LOK noch vor der Pause den Ausgleich, danach powerte man ohne Ende bis zum Happy end - 4:3 ! +++ Riesenkulisse in Probstheida, 3555 Zuschauer wollten LOK live sehen! +++ Nachspiel aus Zwickau, es droht ein Geisterspiel gegen Borea, am 25.4.09! +++

 

Dienstag, 07.04.2009  1. FC Lok Leipzig - FC Carl-Zeiss Jena 2.  4:3 (2:2)

 

Man glaubt es kaum: Nach den winterharten Wochen voller ungemütlicher Kälte durfte der gemeine LOK-Fan an diesem Dienstagabend Anfang April lockere Frühsommermode tragen. Was sich sofort auch auf die Zuschaueranzahl auswirken sollte, denn überragende dreieinhalbtausend Fans in Blaugelb umsäumten den Rasen des Brunos. Aus dem gar nicht so fernen Jena ließ sich dagegen überhaupt kein Fan blicken - die Verbandsplaner im NOFV haben mal wieder tolle Verlegungsarbeit geleistet und das Drittligaspiel von Jenas Erster Mannschaft gegen Braunschweig auf den gleichen Termin gelegt. Fankultur ist in diesen elitären Kreisen eben immer noch das Fremdwort Nummer Eins…

Kommen wir zum Spiel gegen die Zeiss-Reserve. Nach unserem Husarenritt in Zwickau sollte heute Abend scharf nachgewaschen werden. Das blaugelbe Team fing auch konzentriert an und beschäftigte die in gelb-weiß spielenden Jenenser kräftig vorwiegend in deren Hälfte, erspielte sich durch die agilen Stürmer René Heusel, Ralf Schreiber und auch über rechts Rico Engler gute Torgelegenheiten. René bot sich schon in der zweiten Minute allein vor dem Gästetorhüter die Führungschance, aber er scheiterte leider knapp. Dann plötzlich wie aus dem Nichts ein Rückpass Richtung Jan Evers, Jülich will abschirmen, aber der Ball geht an Evers vorbei zu Amrhein, der unbedrängt zum 0:1 einschießt. Kurze Schockphase, aber LOK drängt sofort auf den Ausgleich. Aber der will nicht fallen, schlimmer noch, die Gäste nutzen einen erneuten Abwehrschnitzer bei uns zum 0:2, unhaltbar weil abgefälscht. Jetzt ist Gefahr im Verzug für den erstrebten Heimsieg, die Kicker geben weiter Gas und tatsächlich schaffen René Ledwoch aus dem Gewühl (nach typischem Megaeinwurf von Knoof) und Ralf Schreiber mit gefühlvollem Heber in den Dreiangel die Wende zum Ausgleich noch vor der Pause - Riesenrespekt und Beifall vom wieder erwachten Publikum!

Jetzt wollten alle mehr, die zweite Halbzeit sollte ein einziger Sturmlauf werden, bei beiden Mannschaften wohlgemerkt. Denn die Thüringen schlugen meist die feinere spielerische Klinge, trugen viel zu diesem flotten sehenswerten Match bei. Aber in Führung ging - natürlich LOK. Anton Köllner hieß der Torschütze nach 20 Minuten für den FCL, zehn Minuten später lenkte der gleiche Spieler den Ball allerdings unglücklich ins eigene Tor (nach scharfer Rechtsflanke eines Jenaer Spielers). Es stand wieder Remis, jetzt 3:3. Der Verlauf erinnerte alle haargenau an die Startpartie letzten Herbst gegen Erfurts Zweite, damals schaffte LOK nach weiteren drei Treffern ein grandioses 6:3. Heute sollte ein Tor von Tommy Kind, der Sekunden vorher für den völlig erschöpften Schreiber gekommen war, für den Sieg reichen - Standing Ovations des dankbaren blaugelben Publikums folgten seinem Treffer. Und eine rauschende Party nach dem Schlusspfiff, mit dem Sprung an die Tabellenspitze! Auf nach Meuselwitz am Ostersonntag, zum Gipfeltreffen gegen den ZFC!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  3.555 Zuschauer

Schiedsrichter:  Stefan Sauerzweig (Eickendorf)

0:1 Amrhein (16.), 0:2 Reuther (30.), 1:2 Ledwoch (38.), 2:2 Schreiber (44.), 3:2 Köllner (65.), 3:3 Köllner (75./Eigentor), 4:3 Kind (81.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

FC Lok ist wieder Oberliga-Spitze! 

Der 1. FC Lok hat sich die Oberliga-Spitze gekrallt. Aber was war das 4:3 vor 3555 Fans gegen Jena II irre! Lähmendes Entsetzen zunächst, als Amrhein (16.) und Reuther (30.) für ein 0:2 sorgten. Doch die „Loksche" dampfte weiter nach vorn. Ledwoch traf mit einem Abstauber zum Anschluss (38.). Schreiber gelang mit einem 20m-Knaller unter die Querlatte der Ausgleich (44.). Was hat diese Truppe für einen Charakter!

Das Spiel - wirklich nichts für schwache Nerven. Köllner köpfte nach 64 Minuten die Führung ins Netz. Und traf zehn Minuten später noch mal ins eigene Tor. Mein Gott, Anton! Doch dann der Auftritt des eingewechselten Tommy Kind. Mit seiner ersten Ballberührung wuchtete er das 4:3 ins Netz (82.) und Lok endgültig auf Platz 1. „Das war sensationell", jubelte Glücks-Kind. „Jetzt freue ich mich auf den heißen Tanz in Meuselwitz."

Bereits vorm Anpfiff inspizierte eine DFB-Kommission mit Sicherheitsexperte Gerhard Kißlinger an der Spitze das Plache-Stadion. Ergebnis: Im Aufstiegsfall könnte dort vor maximal 7000 Fans gespielt werden. Dem ist der FC Lok gestern wieder ein Stück näher gekommen.

(Quelle: "BILD Zeitung" vom 08.04.2009 - von Christian Paulus)

 

Kind schießt Lok an die Tabellenspitze 

Es war eine Stimmung gestern Abend, als ob der 1. FC Lok Leipzig bereits den Aufstieg in die Regionalliga geschafft hätte. Dabei feierten 3555 Fans nur einen 4:3 (2:2)-Sieg gegen die abstiegsgefährdete zweite Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena. Doch wieder einmal hatten die Schützlinge von Trainer Rainer Lisiewicz einen Fußball-Krimi abgeliefert, der vor dem Gipfeltreffen am Ostersonntag beim ZFC Meuselwitz mit der Tabellenführung belohnt wurde.

„Ich habe eben mal richtig eingewechselt“, sagte der Lok-Coach ironisch in Richtung seiner Kritiker. Das hatte er wirklich, aber zum wiederholten Mal in den vergangenen Spielen. Neun Minuten vor dem Ende schickte er Tommy Kind aufs Feld, und der Stürmer bedankte sich eindruckvoll für das Vertrauen: Im Anschluss an einen typischen Rieseneinwurf von Stephan Knoof jagte der 19-Jährige die Kugel zum 4:3 in die Maschen. Die Zuschauer tobten, die Lok-Spieler begruben den glücklichen Schützen unter sich. „Sensationell. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Herrlich, dass ich getroffen habe“, freute sich Kind, der bereits beim 2:1-Erfolg vor wenigen Wochen gegen Wolfen kurz vor Schluss als Einwechsler getroffen hatte. „Wenn es am Ende zum Sieg langt, ist es egal, wie wir das geschafft haben“, sagte Vorlagengeber Knoof ganz locker. Doch so locker sah das Spiel der Leipziger gegen technisch starke und schnelle Jenaer gar nicht aus. Die Thüringer nutzten zunächst ein schweres Missverständnis zwischen Torwart Jan Evers und Manndecker Torsten Jülich eiskalt zur 1:0-Führung (16.) durch Patrick Amrhein aus. Auch beim 0:2 (30.) sah die Abwehr schlecht aus. Als Quittung gab es die ersten Pfiffe von den gut gefüllten Rängen (Lok-Schatzmeisterin Katrin Pahlhorn: „Eine gigantische Kulisse für einen Dienstagabend“). Doch noch vor der Pause wurden die Probstheidaer, die die kranken Holger Krauß und Alexander Kunert ersetzen mussten, für ihren unermüdlichen Kampfgeist belohnt. Zunächst schoss René Ledwoch nach Eingabe Rico Englers zum 1:2 (38.) ein. Und fast mit dem Halbzeitpfiff lupfte Ralf Schreiber den Ball nach herrlicher Vorarbeit René Heusels zum 2:2 in den Kasten.

Leipzig hatte auch nach Wiederbeginn mehr Chancen, doch Loks nicht immer sattelfeste Abwehr ließ den Gästen ebenfalls hochkarätige Möglichkeiten. Mit dem 3:2-Führungstreffer durch den starken Anton Köllner nach glänzendem Pass Ledwochs schien Leipzig auf Siegkurs. Ausgerechnet Köllner unterlief ein Selbsttor zum 3:3 (75.). Doch auch diesen Rückschlag steckten die Gastgeber dank des Kind-Hammers weg. „Solche Spiele gibt es nur bei Lok“, jubelte „Doppeltorschütze“ Köllner nach dem Abpfiff. Jenas Trainer Michael Junker indes verstand die Welt nicht mehr: „Es war ein gutes Spiel, zu dem wir einen beachtlichen Beitrag geleistet haben. Aber mehrere individuelle Fehler sorgten dafür, dass wir mit leeren Händen dastehen.“ Lok-Coach Lisiewicz wird das spektakuläre Spiel sicher gründlich auswerten, denn ein cleverer Gegner wie Meuselwitz wird die Fehler der Leipziger noch gnadenloser bestrafen, so dass Lok am Ende keinen Grund zum Jubeln hat.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 08.04.2009 - von Norbert Töpfer)

 

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Gerade kommt die Meldung herein, dass aufgrund der Ereignisse nach der Pause beim Spiel in Zwickau (Böller, Bengalo-Würfe aus dem Fanblock, angebliche rassistische Rufe) das kommende Heimspiel am 25. April gegen Borea Dresden ohne Zuschauer stattfinden soll. Wie im aktuellen Tatort-Heft Nummer 96 zu lesen war, war mit den „Uh, Uh, Uh“ - Rufen nicht ein FSV-Spieler gemeint, sondern das sonderbare Maskottchen „Peter Pixel“ der Zwickauer Ultragruppe „Red Chaos“. Da sollte man den Verantwortlichen des 1. FC Lok einfach mehr Glauben schenken als einem alten linientreuen DDR-Schiedsrichter namens Bernd Stumpf, welcher als offizieller NOFV-Beobachter im Westsachsenstadion diesen skandalösen Bericht verfasst hat. Schon das dieser Mann überhaupt noch im amtlichen Fußball tätig sein darf, riecht nach alten Seilschaften im Verbandsgestrüpp. Immerhin war es Stumpf anno 1986, der uns den sicher geglaubten Sieg gegen Mielkes BFC durch seinen umstrittenen Elfmeterpfiff in der 95. Minute geklaut hat - und damit auch eine mögliche Meisterschaft. Der Protest unseres Vereins gegen ein Geisterspiel in Probstheida sollte daher eigentlich von Erfolg gekrönt sein.

Reini

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Schock für Lok 

Die Strafe ist hart. Aber auch gerecht? Das Sportgericht hat entschieden: der 1. FC Lok muss das nächste Heimspiel gegen Borea Dresden (25. April) wegen fortgesetzten unsportlichen Verhaltens unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. „Ich bin geschockt", sagt Präsident Steffen Kubald (47). „Das kostet uns 20 000 Euro an Zuschauereinnahmen - mindestens." Grund der satten Bestrafung sind die Vorfälle vom 28. März in Zwickau. Leipziger Chaoten hatten während des Oberliga-Spiels Leuchtraketen und Feuerwerkskörper gezündet und für eine siebenminütige Unterbrechung gesorgt. Weit schlimmer fallen die Urwaldlaute ins Gewicht, die nach Ansicht des Gerichtes in der 90. Minute aus dem Leipziger Fanblock kamen und dem farbigen Zwickauer Adamu gegolten haben sollen. Lok bestreitet dies und will deshalb in Berufung gehen. Blöd allerdings, dass der Klub diesbezüglich vorbestraft ist. Nach antisemitischen Rufen in Jena (4. Oktober 2008) durfte das nächste Spiel gegen Magdeburg II nur vor 2000 Fans ausgetragen werden. Zwickau wurde wegen nicht ausreichenden Ordnungsdienstes übrigens zu 2000 Euro Strafe verdonnert.

(Quelle: "BILD Zeitung" vom 09.04.2009 - von André Schmidt)

 

Sportrichter verurteilen Lok zu Geisterspiel 

Dem Oberliga-Tabellenführer 1. FC Lok Leipzig werden nach den Vorkommnissen beim 3:0-Sieg in Zwickau keine Punkte abgezogen. Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes verurteilte den Verein im schriftlichen Verfahren, das nächste Heimspiel gegen Borea Dresden (25. April, 15 Uhr) unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen.

Mit Bekannt werden des Sportrichterspruchs ist die Freude im Probstheidaer Lager über den spektakulären 4:3-Erfolg vom Dienstagabend gegen Jenas zweite Mannschaft so gut wie weggeblasen. „Ich kann das nicht verstehen. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Zwickau kommt mit 2000 Euro Strafe davon. Uns kostet die Partie ohne Zuschauer mindestens 20 000 Euro“, wettert der Lok-Vorsitzende Steffen Kubald. Ob der Klub gegen das Urteil Berufung einlegt, lässt der Vereinschef offen.

„Wir wollten zehn Ordner von uns mitbringen. Davon hätten einige in dem Block gestanden, wo die Feuerwerkskörper gezündet worden sind. Vielleicht wäre das durch die Securities zu verhindern gewesen. Aber zumindest eingegriffen hätten sie“, meint Kubald und fügt an: „Aber die Verantwortlichen des FSV Zwickau wollten das nicht.“ Und er ist sicher, dass sich die Urwaldrufe einiger weniger Gäste-Anhänger nicht gegen den Verteidiger Adamu nach dessen Selbsttor in der Schlussminute gerichtet haben. Das sah das Sportgericht anders. Es verurteilte die Probstheidaer nicht aufgrund einzelner Vergehen, sondern aufgrund der Verfehlungen insgesamt. Den Leipziger Fans wird das Abbrennen pyrotechnischer Mittel vorgeworfen. Dabei seien Spieler und Unparteiische in Gefahr gebracht worden. Auch das Rufen von Urwaldlauten verstoße gegen Fifa- und DFB-Regeln. Zudem gilt der Verein als Wiederholungstäter: „Wegen eines fortgesetzten unsportlichen Verhaltens“ heißt es in der Urteilsbegründung.

Schatzmeisterin Katrin Pahlhorn, die selbst im Fan-Block war, ist wütend auf die Sportrichter: „Ich weiß nicht, was wir noch machen sollen. In Zwickau habe ich persönlich einen jungen Mann der Polizei übergeben, der einen Knaller in seine Hose gesteckt hat.“ Zudem habe Steffen Kubald die Verantwortlichen darüber informiert, dass jemand unter den Zuschauern sei, der deutschlandweit Stadionverbot hat. Mit dem Urteil hätten die Juristen erreicht, dass die Schuldigen sich kaputt lachen über den Schaden, den sie Lok zugefügt haben. Pahlhorn nimmt dagegen die normalen Fans in Schutz: „Diese Leute haben sich doch mit ihren Schämt-Euch-Rufen gegen das Verhalten weniger gewehrt. Sollen sie einschreiten und sich von den Chaoten verprügeln lassen?“

Aus Sicht Kubalds hätten zunächst die Securities der Gastgeber aktiv werden und danach im Bedarfsfall die Polizisten hinzugezogen werden müssen. Er wartet jetzt auf den offiziellen Bericht der Zwickauer Polizei. „Dann können wir als Verein Anzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen diejenigen erstatten, die in Zwickau trotz deutschlandweitem Stadionverbot zum Spiel waren.“

Es sei eine sehr harte Bestrafung für die Mannschaft und die wirklichen Fans, ärgert sich Abwehrstratege Torsten Jülich. „Für uns als Oberliga-Team mit der größten Zuschauerkulisse ist es ein besonderer Nachteil, unter Ausschluss der Öffentlichkeit antreten zu müssen. Was können wir als Spieler für das schlimme Auftreten einiger weniger?“ Trotzdem nehme ihm dieses Urteil nicht die Freude über den Sieg gegen Jenas Reserve. „Wir waren nach dem 0:2-Rückstand eigentlich schon tot. Aber mit unserer Mannschaft ist immer zu rechnen.“ Auch nach diesem zweifellos harten Richterspruch, der laut DFB-Satzungen noch härter hätte ausfallen können. Denn ein Punktabzug wäre wohl für die Lok-Mannschaft der K.o.-Schlag im Aufstiegskampf zur Regionalliga gewesen.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 09.04.2009 - von Norbert Töpfer)