Mittwoch, 13.05.2009 - Erste Fußball-Bundesliga:

Hamburger Sportverein - VfL Bochum   3:1 (2:0)

 

Nach mehr als 2 Jahren gab es für mich mal wieder die Möglichkeit, ein Spiel der 1. Fußball-Bundesliga zu besuchen. Da unsere Loksche leider immer noch nicht (wieder!) in dieser deutschen Eliteliga spielt, müssen bei mir, um solch ein Highlight zu erleben, mehrere Faktoren zusammen passen. Erstens muss man Zeit haben (dies ist bei einer Familie nicht immer gegeben), zweitens sollte das Spiel nicht Hunderte Kilometer entfernt stattfinden und drittens sollte es dazu auch noch Karten geben (um nicht umsonst den Weg auf sich zu nehmen).

Durch eine Arbeit ca. 50 km hinter Hamburg, einen Bundesligaspieltag unter der Woche und einen relativ unattraktiven Gegner passten alle 3 genannten Faktoren. So fuhr ich also am Spieltag relativ zeitig (16:30 Uhr) zum erst 20 Uhr beginnenden Spiel HSV gg. VfL Bochum in die HSH Nordbank Arena.

Vor knapp 20 Jahren war ich schon einmal an diesem Fleckchen Erde, als dort allerdings noch das altehrwürdige Volksparkstadion stand, in welchem die DDR übrigens bei der WM im Jahr 1974 die damalige BRD (den späteren Weltmeister) mit 1:0 besiegte. Doch nun stand hier ein neuer, bereits von außen prächtig und imposant anzuschauender Fußballtempel da, welcher nach seinem Neubau zuerst AOL-Arena hieß und nun halt den Namen HSH Nordbank trägt. Wer eben in der heutigen Zeit am meisten Kohle für die Benennung einer Sache hinlegt, kann dann auch das Teil für einen gewissen Zeitraum so nennen, wie er will.

Bei dem Erwerb der Eintrittskarte hatte ich noch die Möglichkeit, mir einen Platz im Oberrang hinter den Heim- oder den Gästefans auszusuchen, beides für den gleichen stolzen Preis von jeweils 25,- €. Ich entschied mich für die Gästekurve. Beim Einlass wurde ich, wie gewohnt, akribisch gefilzt. Zu meinem Erstaunen erklärte mir ein freundlicher Security-Mitarbeiter, dass ich das zufällig in meinem Rucksack befindliche Aldi-Angebotsfaltblatt nicht mit ins Stadion nehmen dürfe, da ich damit ja Feuer legen könnte. Mein spaßiger Einwand, ich bin Nichtraucher und habe gar nichts zum anzünden, entgegnete er damit, ich könnte mir ja ein Feuerzeug borgen. So leicht ließ ich mich aber nicht ins Bockshorn jagen und entgegnete nochmals spaßig, dass ich ja aus der „gewalttätigen Ostzone“ käme und selbst bei den dort viel schärferen Sicherheitsbestimmungen das Mitbringen von Papier nicht verboten sei. Der junge, weiterhin sehr freundliche Mann erwiderte, er hätte seine Anweisungen und somit musste ich das Papier also am Eingang abgeben.

Dann begab ich mich zu meinem (Sitz) Platz. Dieser war weit oben unter dem Dach in diesem sehr hohen, schön anzuschauenden reinen Fußball-Stadion. Auf allen Sitzen lagen zentimeterhoch bedruckte Flyer mit allerlei Werbung für verschiedenste Waren. Wahrscheinlich sind diese Flyer aus dem neuen nichtbrennbaren Papier, anders kann ich mir den erlebten Schwachsinn am Stadion-Eingang nicht erklären. Was soll` s…

Bereits eine Stunde vor Spielbeginn lief die Werbemaschinerie auf Hochtouren. Pausenlose Reklame, Durchsagen zu verschiedenen Produkten und als Krönung flog die ganze Zeit ein kleiner Zeppelin mit ebenfalls einer Werbebotschaft durchs weite Rund.

Dann kamen die Mannschaften aus den Kabinen und machten sich langsam warm. Das Stadion füllte sich allmählich und die Stimmung, vor allem der Hamburger Fans schwoll langsam an. Zu Spielbeginn waren dann maximal 250 Bochumer anwesend, was ich als sehr enttäuschend empfand, denn sie steckten ja noch mitten im Abstiegskampf. Da noch genug Plätze im weiten Rund frei waren, suchte ich mir einen Platz mit einer bedeutend besseren Sicht aufs Spielfeld und in die jeweiligen Kurven. Selbst eine Ablage für meine Füße war auf diesem Platz inklusive, man merkte halt, man war im „goldenen Westen“. ;-)

Das Spiel plätscherte so dahin und durch einen Sonntagsschuss aus ca. 25 Metern gingen die Hamburger frühzeitig in Führung. Natürlich trug das zur guten Stimmung der Hamburger Zuschauer bei. Dann war unter mir ein kleiner Tumult, denn plötzlich strömten nochmals knapp 50 Bochumer in deren Block. Es waren deren Ultras, die sich wohl etwas verspäteten. Sofort begab sich der Capo in einen eigens unten im Fanblock befindlichen Drahtkorb, der aussah wie auf einem Segelschiff hoch oben am Mast und heizte die Stimmung im Block mit einem Megaphon an. Nun hielten die Bochumer zumindest akustisch dagegen, was allerdings nicht lange anhielt, da man sich noch vor der Halbzeit das 0:2 einfing.

Nach der Halbzeit, die wieder durch pausenlose Werbung untermalt wurde, schossen die Hamburger nach einem dilettantischen Abwehrfehler dann gar das 3:0. Nun war natürlich Party im großen HSV-Block. Wechselgesänge zwischen deren Ultras, die separat direkt hoch oben unter dem Dach thronten und dem eigentlichen Fanblock gingen hin und her. Angesichts der Stimmung vergaß man glatt das schwache Spiel beiderseits, bei welchem mir technische Raffinesse, vor allem aber bedingungsloser Einsatz beidseitig fehlte. Da hatte ich mir von der 1. Bundesliga doch eine ganze Menge mehr versprochen!

Die Bochumer schossen dann, eher durch Zufall, noch das 1:3, doch dabei blieb es.

Das Interessanteste an diesem Abend war letztendlich die Besichtigung des wirklich schönen Stadions und das Erleben von (Fußball) Party unter einem Dach.

UKW