+++ Wahnsinnsauftakt in die Rückrunde: Nach bösem 0:1-Rückstand zur Pause drehte der FCL ein fast schon verlorenes Match in der Schlussphase!!! Fast 3000 Zuschauer wollten den FCL an diesem regnerischen Freitagabend siegen sehen! +++
Freitag, 27.02.2009 1. FC Lok Leipzig - FC Grün-Weiß Wolfen 2:1 (0:1)
Endlich ist sie vorbei, die ultralange Fußballwinterpause für den 1. FC Lok, nachdem die Spiele an den beiden Vorwochenenden in Meuselwitz und Erfurt den (übertriebenen?) Sicherheitsbedenken der Polizei zum Opfer gefallen sind. Vor fast genau drei Monaten trafen sich die LOK-Fans das letzte Mal hier im Bruno zu einem Punktekampf, damals gab es ein unglückliches 1:2 gegen den 1. FC Gera. Auch wieder am Freitagabend gastiert heute also der Mitaufsteiger aus Sachsen-Anhalt hier in Probstheida. Im Hinspiel im August gab es am Ende ein klares 3:0 für unsere Blaugelben, aber wer damals vor Ort dabei war, weiß, wie schwer sich unser Team tat, ehe Mitte der zweiten Halbzeit die Tore für den FCL fielen. Rico Engler leitete den Torreigen damals in Wolfen ein, leider steht er heute wegen einer Muskelverletzung noch nicht zur Verfügung.
Zu Beginn um 19 Uhr waren die Himmelsschleusen gerade mal dicht, und der FCL machte gleich klar, wer hier das Sagen auf dem Platz hat. Gute Chancen wurden regelrecht erarbeitet, immer wieder trieben die Kraus & Co. den Ball Richtung Wolfener Strafraum. Aber schon hier zu sehen, dass sich die Gäste meist rustikal zur Wehr setzten. Und im Mittelfeld gut dagegen hielten und ein paar schnelle Konter starteten. Die Gegenwehr beeindruckte leider auch einige LOK-Spieler, die daraufhin doch einige Male stark ins trudeln kamen. Höhepunkt dessen leider der Ballverlust von Kapitän Holger Kraus an der Seitenlinie, keiner konnte den Neu-Wolfener Rogoli (kam in der Winterpause vom FC Sachsen) halten und der machte das 0:1. Bitter für die Loksche, die sich nach gutem Beginn leider mehr und mehr versteckte.
Pause im Bruno, Zeit für den Treff an der Bratwurstbude. Hier wurde nicht nur leckere Thüringer verspeist, nein auch heftig diskutiert, besonders über die vergebenen Torchancen. Beistand kam nun von oben, wenn man den teils heftigen Regen irgendwie positiv einordnen will. Das Spiel wurde jetzt ein echter Fight, wie ein Endspiel um Meisterschaft und Abstieg. Was ja auch irgendwie stimmt, denn während wir immer noch auf den „Platz an der Sonne“ schielen, geht es für den Tabellenletzten nur ums Überleben in dieser Oberliga. also volle Pulle, die Mannschaft nahm den Kampf an. Der Schiedsrichter konnte einem irgendwie Leid tun, denn bei fast jedem Zweikampf blieb ein Spieler liegen, die Teams schenkten sich nichts. Trainer Lisiewicz brachte mit René Heusel und Tommy Kind zwei frische Stürmer, die vorn auch ordentlich Palermo machten. Und dieser Tommy Kind stand eine gute Viertelstunde vor dem Ende goldrichtig am langen Pfosten, um eine Linksflanke von Ralf Schreiber in den Wolfener Torraum zum 1:1 ins Netz zu legen. Riesenjubel und pure Erleichterung - ein Fehlstart in die Rückrunde hätte uns gerade noch gefehlt. Und alle wollten nun mehr, es wurden wirklich die letzten Körner eingeworfen. Tatsächlich gelang nach einem Knoof-Einwurf unserem Oldie Torsten Jülich das erlösende 2:1, das hatte zehn Minuten vorher kaum noch einer hier für möglich gehalten. Aber der Fußball lebt die Emotionen, hier zählt vor allem Siegeswille und Einsatz. Und den hatte unser Dreamteam, allen spielerischen Unzulänglichkeiten zum Trotz. Nach dem Schlusspfiff lagen die meisten Kicker platt auf dem nassen Rasen, nicht nur die Blaugelben. Ein denkwürdiges Match war für unsere Farben glücklich ausgegangen, die Rückrunde kann also ruhig so weiter laufen, mit maximalen Erfolgen!
Reini
Bruno-Plache-Stadion Leipzig: 2.984 Zuschauer
Schiedsrichter: Martin Hofmann (Dachwig)
0:1 Rogoli (39.), 1:1 Kind (73.), 2:1 Jülich (81.)
+++ PRESSESCHAU +++
Lok-Spieler für heißen Kampf belohnt
Probstheidaer Oberligist gewinnt hartes Match gegen Wolfen nach 0:1-Rückstand noch 2:1
Unglaublich, welche Moral die Lok-Spieler am Freitagabend beweisen. 60 Minuten kommen sie auf dem gut bespielbaren Rasen nicht so recht ins Spiel gegen den Oberliga-Letzten Grün-Weiß Wolfen, rennen sogar einem 0:1-Rückstand hinterher. Dann drehen sie innerhalb von acht Minuten das Match und gewinnen mit 2:1. Die 3000 Zuschauer verwandeln das Plache-Stadion in ein Tollhaus. Sie haben das über weite Strecken schwache Spiel vergessen. Lok ist auf einen Zähler an Spitzenreiter Zwickau heran gerückt.
Doch die Leipziger müssen nach Toren von Tommy Kind (73.) und Torsten Jülich (81.) bis zum Abpfiff zittern. In der Schlussminute pariert Keeper Jan Evers einen Freistoß des Wolfeners Andreas Mieth in fantastischer Manier. „Der Ball war abgefälscht, deswegen war er schwierig zu halten. Wir sind für unsere Steigerung belohnt worden, obwohl uns in den letzten Minuten die Kräfte schwanden“, sagt Held Evers erleichtert.
Lok-Trainer Rainer Lisiewicz gelingen wieder einmal Glücksgriffe. Für Georg Froese und René Ledwoch wechselt er zur Pause Tommy Kind und René Heusel ein. Das neue Duo wirbelt gemeinsam mit dem starken Ralf Schreiber die Gäste-Abwehr mehrfach durcheinander. Doch Grün-Weiß stemmt sich lange erfolgreich gegen die nun druckvoller agierenden Leipziger. Die Akteure des Schlusslichts sind durch die überraschende Führung hochmotiviert. Nach seinem eigenem Freistoß hatte Kapitän Holger Krauß den Ball verloren und Wolfens Zugang Salvatore Rogoli schloss den Lehrbuch reifen Konter zum 1:0 (40.) ab. Der Spielverlauf war zu diesem Zeitpunkt auf den Kopf gestellt.
Doch nach einer Stunde wankt Wolfen. In der 73. Minute lässt Schiedsrichter Martin Hoffmann nach Foul an Stephan Knoof Vorteil laufen, Schreiber geht auf und davon, seine Eingabe spitzelt Kind mit der Fußspitze ins Tor. Acht Minuten später setzt Knoof sich per Kopf durch, der Ball landet bei Jülich, der die Kugel aus 16 Metern in die Maschen jagt. Der Jubel ist grenzenlos, aber die Leipziger müssen bis zum Schluss um den zweifellos verdienten Sieg zittern.
Die Wolfener verstehen nach dem Abpfiff die Welt nicht mehr. „Meine Jungs haben fantastisch gearbeitet. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen. Lok hat glücklich gewonnen“, sagt ihr Trainer Ratislav Hotul. Sein Kollege Lisiewicz sieht es anders. „Es war ein verdienter Sieg für uns gegen überharte Wolfener. Trotz des Rückstandes war unser Wille ungebrochen.“ Besonders glücklich ist Torschütze Tommy Kind: „Ich kann dem Trainer nur für sein Vertrauen danken. Ich bin stolz, dass ich es mit meinem Tor gerechtfertigt habe.“ Routinier Jülich dagegen wirkt Minuten nach dem schweren Match ganz ruhig. „Ich habe immer an uns geglaubt“, sagt der 34-Jährige cool. Doch ganz so cool wirkt Lok in diesem Match nicht. Die drei Punkte sind der Lohn für den großen Kampfgeist, spielerisch bleibt viel Raum nach oben.
(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 28.02.2009 - von Norbert Töpfer)
„Wir müssen immer 100 Prozent geben“
„Wenn wir immer so gespielt hätten wie gegen Wolfen in der ersten Halbzeit, würden wir in der Tabelle mit unten stehen“, analysierte gestern Nachmittag Lok-Kapitän Holger Krauß knallhart den mühevollen 2:1-Freitagsieg der Probstheidaer Oberliga-Fußballer gegen das Schlusslicht.
„Vielleicht war das Gegentor kurz vor der Pause, bei dem wir uns richtig dumm angestellt haben, gar nicht so schlecht. Dadurch sind wir in der zweiten Hälfte richtig aufgewacht. Was die Mannschaft dann geleistet hat, davor ziehe ich den Hut“, sagte der 32-Jährige. Er hatte nach seinem Freistoß den Ball verloren, was die Gäste mit schnellem Konter eiskalt zur 1:0-Führung durch den ehemaligen Leutzscher Salvatore Rogoli ausnutzten. Krauß steht zu seinem Schnitzer. „Jeder macht Fehler. Aber bei uns ist einer für den anderen da. Da gibt es nur eins: Mund abputzen und weiter geht’s. Der Zusammenhalt ist unsere Stärke.“
Für ihn war der Spielverlauf keine Überraschung: „Die Oberliga ist ausgeglichen. Da gibt es keine großen Unterschiede. Die Wolfener sind nicht wie ein Tabellenletzter aufgetreten. Die Partie hätte auch anders ausgehen können.“ Da hat er recht. Lok besaß zwar mehr Spielanteile. Doch die Leipziger hätten sich nach aufregenden fünf Schlussminuten nicht über ein 1:1 beschweren können. Denn erst traf ein Gäste-Akteur per Kopf den Pfosten, danach verhinderte Keeper Jan Evers mit einer Glanzparade den Ausgleich, nachdem der Freistoß des Wolfeners Andreas Mieth noch abgefälscht wurde.
Zudem habe das Match den Vorteil einer starken Bank aufgezeigt. „Wir haben jede Woche dort Superleute sitzen. Das hat das Wolfen-Spiel gezeigt, als Tommy Kind und René Heusel zur Halbzeit eingewechselt wurden“, erklärt Krauß stolz. Er ist überzeugt davon, dass mit Pößneck nächsten Sonnabend ein noch schwererer Gegner auf Lok wartet. „Die haben sich voll in der Oberliga etabliert. Sie stehen nicht umsonst auf Platz sieben.“
Für Krauß gibt es nur eine Devise: „Wir müssen immer 100 Prozent geben. Nur dann können wir unser Ziel, so lange wie möglich oben mitzumischen, verwirklichen.“ Der Aufstieg ist für ihn offenbar kein Thema.
(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 02.03.2009 - von Norbert Töpfer)