Sonntag, 07.06.2009  1. FC Lok Leipzig - FC Eilenburg  2:2 (1:1)

 

Saisonabschluss in Probstheida: Diesmal ging es für uns mal um nichts mehr, was die sportliche Situation in der Tabelle angeht. Der 3. Platz war schon vorher perfekt gemacht, der Zipsendorfer FC aus Meuselwitz dagegen hatte sich schon in der Vorwoche den Platz an der Sonne in der Oberliga-Nordost-Süd gesichert und das geschafft, was in den letzten Spielzeiten eigentlich zu unserem Markenzeichen geworden war - Aufzusteigen. Für die Eilenburger sollte das heutige Spiel allerdings zum echten Klassenerhaltsfinale werden, nur ein Sieg hätte ihnen noch eine Chance gelassen. Dazu durfte auch die Zweite von Erfurt beim VfB Auerbach nicht gewinnen, für die war der 2. Platz auch schon klar.

Gleiche Vorzeichen also wie hier in Leipzig. Über dieser Partie hier schwebte außerdem die Ordnungsstrafe des NOFV, was das Zuschauermaximum auf 2000 begrenzte. Laut offizieller Angabe belief sich die Besucherzahl dann auch auf ausreichende 1946, damit war der Gerichtsbarkeit genüge getan. Die frühe Anstoßzeit 13:30 veranlasste viele, Hals über Kopf vom heimischen Mittagstisch aufzubrechen, dem MDR und seiner frühen Sportsendung ab 16:30 „sei Dank“. So trug es sich zu, dass der Verfasser dieser Zeilen zunächst geradeso den Start vom Dammsitz miterleben konnte, ehe das Locomotion-Banner drüben an der Geraden gut sichtbar angebracht werden konnte. Bei der folgenden halben „Rückrunde“ zur Tribüne fiel natürlich gerade das 1:0 für LOK, unser „Oldie“ René Heusel bewies wohl wiedermal seinen unnachahmlichen Torriecher und versetzte den Gästetorhüter. Danach drehten die Eilenburger noch mehr auf, erspielten sich einige Chancen, die unser Jan aber gut parierte. Machtlos war er erst beim Elfmeter von Ex-FCS-Spieler Lee Gandaa, dem ein Handspiel von „Toni“ Köllner im Strafraum voranging. Schon ein paar Minuten zuvor sollte es Elfmeter für den FCE geben, aber der Schiri ließ sich von seinem „Assi“ an der Linie zurückpfeifen, der hatte das Delikt - Foul Evers - nämlich andersrum gesehen.

Dann war Pause und Erholung angesagt, manch einer nutzte die Zeit auch, um seine Programmsammlung zu vervollständigen…

Die zweite Halbzeit geriet dann zum längeren Auslaufen, man merkte den Blaugelben schon an, dass es heute für sie um nicht mehr viel als die Ehre ging. Die wurde allerdings gut zehn Minuten vor Spielschluss ganz gehörig angekratzt. Da nämlich gelang den Gästen mit einem satten Schuss ins linke obere Eck die überraschende Führung! Nun, so sollte die Saison für LOK dann doch nicht zu Ende gehen, es wurde nochmal alles versucht. Einige FCE-Kicker bekamen ganz plötzlich die Fallsucht, und von ihrer Bank wurde ebenfalls alles versucht, das Spiel zu verzögern. Ein hartes Einsteigen vom Eilenburger Linkert gegen unseren Rico Engler ließ beide hitzig aneinander geraten, nur sah der Unparteiische mal wieder nur die Hälfte und schickte nur Engler mit Rot vom Platz. Die Krönung, Manuel Starke schafft mit ruhigem Fuß das befreiende - oder im Falle Eilenburg vernichtende - 2:2. Wenig später giftete es erneut, diesmal musste dann richtigerweise ein Eilenburger runter. Eine Minute darauf gleich noch einer, wieder ein rüdes Foul an einem LOK-Spieler. Dann war Schluss - Jubel für LOK, Beifall für alle und auch Häme gegen den „Absteiger“ FC Eilenburg - die Oberligasaison 2008/09 war ein für allemal Geschichte.

Anschließend wurde hinter der Tribüne bei lautstarker Musik und Freibier (ne, das war nur Wunschdenken) zünftig der Saisonabschluss gefeiert. Die Mannschaft tauchte später zum Höhepunkt (fast) geschlossen zum großen Abgesang auf der improvisierten kleinen Bühne auf, nachdem sie sich extra lange „stylistisch“ vorbereitet hatte. Da ging nochmal die Post ab, ein Statement jagte das nächste. Der Kapitän ging mit Tränen in den Augen von Bord, Holger Krauss wurde mit Riesenapplaus von den Fans zum TuS Leutzsch verabschiedet. Unser Co Trommex dankte dem Team für die Supersaison und vergaß in seiner Dankesrede auch seinen Ex Rainer Lisiewicz nicht. Der neue Chef Jörg Seydler machte anschließend den Fans Mut und Hoffnung für die neue Spielzeit, er wurde nun auch offiziell von Präsident Steffen Kubald „inthronisiert“. Der erste Vorsitzende war noch später dran, schaffte es mit letzter Kraft (und wohl guten Argumenten), unseren Toptorhüter Jan Evers zur Bühne zu bringen - und zum Bleiben für die neue Saison zu überreden. Wenn das kein guter Start auf ein Neues ist!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  1.946 Zuschauer

Schiedsrichter:  Jens Oehme (Witzschdorf)

1:0 Heusel (17.), 1:1 Lee Gandaa (38./Handelfmeter), 1:2 Wagner (78.), 2:2 Starke (90.)

Rot: Engler (87./Lok), Adzic (90.+4/FCE)

Gelb-Rot:   Dietrich (90.+5/FCE)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Starke: Rasenball läuft Spießruten 

Würdiger Oberliga-„Abschied” für den SSV Markranstädt - 4:1 bei Absteiger Magdeburg II (Tore: Jurascheck, Schumann, Mittenzwei, Saalbach). Nächste Saison verleiht bekanntlich Red Bull dem Noch-SSV als „Rasenball e.V." mächtig Flügel (BILD berichtete). Doch kampflos gibt sich der Oberliga-Rest schon jetzt nicht geschlagen. Allen voran der 1. FC Lok. „Maskenmann" Manuel Starke (23) kündigt schon mal an: „Wir werden Red Bull die Hörner zeigen, haben keine Angst vor großen Namen. Rasenball wird als Retortenverein sicherlich kräftig Spießrouten laufen müssen." Starke und Co. schickten mit einem 2:2 vor offiziell 1946 Fans gerade den FC Eilenburg in Liga sechs. Lok-Coach Jörg Seydler (52) analysierte danach: „Es war ein emotionales Spiel mit einem gerechten Resultat." Zunächst sorgte Lok-Dauerbrenner René Heusel, nach Abschlag von Keeper Evers (!), für die überraschende 1:0-Führung (17.). Doch Eilenburg wehrte sich tapfer, drehte durch Norman Lee Gandaa (38./Handelfmeter) und Joker Benjamin Wagner (78.) die Partie. Nach Rot gegen Engler (87./Tätlichkeit an Linkert) traf Starke zum bitteren Endstand (90.) für den FCE. In der Nachspielzeit flogen zudem Adzic (Tätlichkeit an Kunert) und Dietrich (Gelb-Rot) vom Platz. Eilenburg Coach Carsten Hansel (26) fassungslos: „Ich bin tief enttäuscht."

(Quelle. "BILD Zeitung" VOM 08.06.2009 - von Christian Paulus und Julia Kynast)

 

Lok feiert, Eilenburg trauert 

Der 1. FC Lok Leipzig trennte sich gestern im Oberliga-Derby vom FC Eilenburg 2:2 (1:1). Für die Gäste bedeutet das den Abstieg, die Probstheidaer rangieren damit am Ende als Neuling auf einem respektablen 3. Platz. Den Muldestädtern hätte auch ein Sieg nicht gereicht, denn Mitkonkurrent Erfurt II siegte beim Zweiten Auerbach mit 2:0.

Die nach Sportgerichtsurteil wegen angeblich rassistischen Rufen von Lok-Fans im Zwickau-Spiel festgelegte Grenze von 2000 Besuchern wurde mit 1946 Zuschauern knapp verfehlt. „Wir hätten aber auch keinen draußen stehen lassen“, sagte der Lok-Vorsitzende Steffen Kubald.

Beide Teams lieferten sich ein rassiges Match mit ordentlichen Kombinationen, knallharten Zweikämpfen, das mit dem 2:2 einen gerechten Ausgang fand. Die Eilenburger hatten mehr Spielanteile, Lok indes konterte im eigenen Stadion. Und zwar erfolgreich. In der 17. Minute verlängerte Gästespieler Mirko Dietrich einen Ball unglücklich per Kopf, so dass Rene Heusel allein auf FCE-Keeper Christian Kotzbau zulief und eiskalt zum 1:0 einschob. Vor der Pause gelang dem FCE der verdiente 1:1-Ausgleich (38.) durch Norman Lee Gandaa, der einen Handelfmeter sicher verwandelte. „Sünder“ Anton Köllner meinte schmunzelnd: „Mein Arm war angelegt, in der Bundesliga wäre nicht gepfiffen worden.“ Für den etatmäßigen Kapitän Holger Krauß, der wegen einer Fußverletzung pausierte, war es indes ein Strafstoß. Bereits sechzig Sekunden vorher hatte der unsichere Schiedsrichter Jens Oehme nach einem Zusammenprall zwischen Lok-Keeper Jan Evers und Christopher Plätzsch auf den Punkt gezeigt. Doch sein Assistent Alexander Sather wies ihn darauf hin, dass der Schlussmann schon vor dem Duell die Hand am Ball hatte, so dass der Referee seine Entscheidung zurücknahm.

Die Gäste hatten nach Wiederbeginn Pech, als ein Kopfball von Armin Kilz an der Latte landete, der Nachschuss von Silvio Adzic aus Nahdistanz ging über den Kasten. Trotzdem gelang dem FCE durch den eingewechselten Benjamin Wagner mit einem Traumtor in den Winkel die 2:1-Führung (78.). Doch Manuel Starke, der sich Sekunden vorher noch verletzt am Boden wälzte, traf mit genauso sehenswertem Schuss in der Schlussminute zum 2:2.

Die Emotionen kochten in der Schlussphase hoch. Zunächst sah Lok-Stürmer Rico Engler nach einer Rangelei umstritten Rot. Dann flog Adzic vom Platz, weil er Alexander Kunert bewusst in die Beine trat. Als Dietrich den gleichen Leipziger umgrätschte, sah der Eilenburger die Ampelkarte. Die Lok-Fans feierten am Ende doppelt, mit ihren Spielern völlig zu Recht eine insgesamt gute Saison, aber völlig unverständlich den Abstieg der Gäste.

„Meine Spieler waren zum Schluss unkonzentriert, weil sie von der 2:0-Führung Erfurts wussten. Deswegen haben wir den Ausgleich kassiert. Trotzdem muss ich den Hut vor den Jungs ziehen, wie sie sich in den letzten vier Wochen präsentierten. Wie es jetzt weiter geht bei uns, weiß ich nicht“, sagt FCE-Coach Carsten Hänsel. Lok-Trainer Jörg Seydler, der sich am Ende von der Hektik anstecken ließ, hatte sich schnell wieder im Griff: „Unser Spiel war ein Spiegelbild der Saison. Zu oft wechseln bei uns gute Spielzüge mit schlimmen Fehlern.“ Ob Rico Engler Profi bei Viertligist Elversberg wird, steht noch nicht fest. „Ich fahre jetzt in den Urlaub. Danach werde ich mich entscheiden“, sagte der nach seinem Feldverweis geschockt wirkende Angreifer. Dagegen sind bei Norris Höhn die Würfel gefallen. „Ich gehe zu Rot-Weiß Erfurt. Der Klub hat Lok ein Angebot gemacht“, sagt der gestern verletzt pausierende Stürmer nach dem Match.

 

Lok vor höchster Hürde

Dem 1. FC Lok Leipzig stehen harte Zeiten bevor. Den vom Vorstand geforderten Regionalliga-Aufstieg verpasst, den finanzkräftigen Red-Bull-Klub RB Leipzig bald in der Nachbarschaft sowie schmerzhafte Abgänge vor Augen – eine schwierige Situation. Die Euphorie des vergangenen Sommers, als die Probstheidaer als Aufsteiger so bravourös starteten, könnte bald verfliegen. Die Lok-Verantwortlichen müssen Verstärkungen holen, wenn der Klub weiter in der Spitze mitmischen soll. Nur mit Aufstiegskampf und Perspektiven für höhere Ligen sind die nötigen Einnamen durch Sponsoren und Zuschauer garantiert. Mit dem jetzigen Team haben die Leipziger geringe Chancen dafür. Die Mannschaft lebte von ihrem Zusammenhalt, großem Kampfgeist und der tollen Stimmung auf den Rängen. So glich sie oft spielerische Defizite aus. Doch das geht auf Dauer an die Substanz der Spieler, von denen die meisten ihr Limit erreicht haben. Der 1. FC Lok hat bislang viele Grenzen überschritten. Die nächste, der Regionalliga-Aufstieg, dürfte die höchste Hürde sein.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 08.06.2009 - von Norbert Töpfer)