+++ Keine Tore in Probstheida, LOK verpaßt erneut die Chance zu gewinnen und an die Oberligaspitze zu stürmen! +++ 2878 Zuschauer sahen eine schwache Partie, mit teils haarstäubenden Fehlern! +++ Nächsten Samstag gilt es gegen den Spitzenreiter FSV Zwickau zu bestehen, Anstoß im FSV-Stadion ist 13:30! +++

 

Samstag, 21.03.2009  1. FC Lok Leipzig - FSV Budissa Bautzen  0:0

 

Schwierig, schwierig, was da momentan im Leipziger Fußball so läuft. Da meldet der grün-weiße Club aus Leutzsch die lange erwartete Insolvenz beim Amtsgericht an, stellt seine erste Mannschaft dadurch quasi automatisch in die Oberliga ab. Und dort will der andere blaugelbe Verein schnellstmöglichst wieder raus und aufsteigen, wie es jüngst aus der Führungscrew offiziell verlautet wurde. Mannschaft und Fans in Probstheida nehmen diese neuen Ansprüche eines Aufsteigers in diese Oberliga - mit fast unverändertem Spielerpersonal - zur Kenntnis. Nicht ohne freilich sich eigene Gedanken zu machen, wie realitätsnah diese Publikation über die Medien ist oder auch nicht ist. Die Resultate der letzten drei Spiele geben da den Zweiflern Recht, die das Potential der Mannschaft noch nicht als so stabil abrufbar sehen. „Die meisten Fehler macht man im Erfolg!“ verlautete kürzlich aus einer medialen TV-Expertenrunde - vier Aufstiege in Folge scheinen da so manchen die Realitätssinne zu vernebeln…

Das heutige Spiel gegen Budissa stand unter verschiedenen Vorzeichen. Zum einen verlor man in dieser Saison bereits zweimal 0:2, davon zuletzt hier im Bruno im Pokal. Zum anderen steht der Ex-Leutzscher Steffen H. seit dieser Woche nicht mehr in Bautzner Trainerdiensten, was der Partie heute doch gehörig die Brisanz nimmt. Allerdings, was die Qualität der Bautzner Mannschaft angeht, da wird der neue Coach Thomas Hoßmang - immerhin in Cottbus schon in der Bundesliga aktiv - keine schlechteren Ideen einbringen. Unser Team tat sich jedenfalls recht schwer, um gegen einen kompakt stehenden Gegner gute Torgelegenheiten herauszuspielen. Die Gäste blieben immer auch mit schnellen Kontern gefährlich. Selbst als nach der Pause mit mehr Zielstrebigkeit zu Werke gegangen wurde, gelang nicht der erlösende Treffer. Bald machte sich unter den knapp 2900 Zuschauern auch lautstark Unmut breit, gab es etliche Pfiffe bei leichtfertigen Ballverlusten des Teams. Und obwohl sich die Einwechsler Kunert, Froese und später Engler mühten, fiel heute kein Tor für LOK. Man sah an einigen Aktionen, dass so mancher Spieler mit der Spitzenreiter-Mentalität nicht so einfach zu Recht kommt - darüber sollte zu reden sein. Denn jetzt folgen die Spiele der Wahrheit, angeführt am nächsten (Länderspiel-) Samstag gegen den FSV Zwickau!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion:  2.878 Zuschauer

Tore: Fehlanzeige!

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Neues Motto: Aufstieg jetzt! 

Vorm heutigen Heimspiel gegen Bautzen (15 Uhr, Plache-Stadion) brütete die Chefetage des 1. FC Lok stundenlang über einem Straußenei, schaute sich das blau-gelbe Mega-Teil hinterher von allen Seiten an, sahen, dass es gut war und sprach zum Fußball-Volk: „Ja, wir wollen aufsteigen!“ Dieser von Lok-Führer Steffen Kubald verkündete Sinneswandel ist geradezu sensationell, ging es doch beim Serien-Aufsteiger bislang offiziell nur darum, die Oberliga zu halten. Jetzt, da die Abstiegszone gefühlte 40 Punkte entfernt ist, schien den Machern die Zeit reif, die Zielsetzung der Tabelle anzupassen. Auf dem Weg dahin könnte allerdings zarter Druck eines noch geheimen Topsponsors vonnöten gewesen sein. Der versprach, im Fall des Aufstiegs mit einem signifikanten Betrag (soll sechsstellig sein) beim Rangzweiten einzusteigen. Angesichts dieser Perspektiven ist ein klares Bekenntnis, eine Stoßrichtung gefragt, muss mehr Druck auf den Kessel. Auch auf Mannschaft und Trainer. Ross & Reiter wollte Kubald nicht nennen, bestätigte aber „aussichtsreiche Gespräche“ mit potenziellen und potenten Unterstützern. Das ausgebrütete Straußenei habe rein gar nichts mit der Zwangslage des FC Sachsen oder dem Verlust der Bodenhaftung zu tun. „Die anderen Spitzenteams schwächeln, wir sind ganz oben dabei, die Chance auf den Aufstieg kommt so schnell nicht wieder. Deshalb haben wir uns das jetzt auf unsere Fahnen geschrieben.“

Dass die Ehe zwischen Kubald und Coach Rainer Lisiewicz die Saison überdauert, ist unabhängig vom weiteren Saisonverlauf eher unwahrscheinlich. In den vergangenen fünf Jahren stießen die Alphatiere immer mal wieder mit ihren (schnell nachwachsenden) Hörnern aneinander, jetzt ist irgendwie der Wurm drin in der Beziehung. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass die beiden leicht Entflammbaren in Bälde in anderer Funktion Hand in Hand arbeiten. Wie der Buschfunk meldet, ist Kubald im Aufstiegsfall erster Kandidat für den Job des hauptamtlichen Geschäftsführers, könnte Lisiewicz den Posten des Sportdirektors übernehmen. Für das Amt des Vorsitzenden käme ein Managertyp in Nadelstreifen infrage. Holger Tschense soll schon abgesagt haben.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 21.03.2009 - von Guido Schäfer)

 

Charme der schiefen Treppen

Die Straßenbahnen in Leipzig sind blau-gelb. So auch die berüchtigte Tram 15 Richtung Meusdorf, die jeden zweiten Sonnabend um die Mittagszeit vollkommen überlastet ist. Blau-gelb ist auch die Kleidung der vielen Menschen, die der Grund für die Überlastung sind. Dicht gedrängt trinken sie in der Bahn Bier und singen Lieder über Lokomotiven. Sie sind nicht etwa Fans der Leipziger Verkehrsbetriebe, sondern Anhänger eines sehr jungen und trotzdem traditionsreichen Vereins, des 1.FC Lokomotive Leipzig.

"Lok . Lok . Lok steigt wieder auf", ist zurzeit der beliebteste Schlachtruf der Leipziger. Die Rede ist vom Aufstiegskampf in der Oberliga Nordost, Staffel Süd, bei dem die Loksche derzeit mit Rang drei eine gute Rolle spielt. Für einen ehemaligen Europacupfinalisten sei die fünfte deutsche Spielklasse ein Trauerspiel, könnte man meinen, die Euphorie in Leipzig-Probstheida beweist das Gegenteil.

Erst im Sommer 2004 gründete sich der 1. FC Lok neu. Nachdem der Vorgängerverein VfB Leipzig insolvent gegangen war, musste man in der dritten Kreisklasse beginnen, sich hocharbeiten. Innerhalb von vier Jahren schaffte man mit Hilfe von fusionsbedingtem Überspringen einiger Ligen den Durchmarsch in die Oberliga. Diese Entwicklung ist einmalig im deutschen Fußball. Steffen Kubald, seit der Neugründung Präsident, weiß, wie sie zu Stande kam. "Der Hauptgrund ist der Name", sagt der große, korpulente Mann, "viele gute Spieler kamen aus höheren Ligen zu uns in die Kreisklasse, weil sie für einen Traditionsverein spielen wollten." Das begünstigte die relativ reibungslose Aufstiegsserie bis in die Oberliga. Vor dieser Saison jedoch rechnete man nicht damit, oben mitspielen zu können. "In dieser Liga können wir nicht jedes Team wegrasieren", sagt Trainer Rainer Lisiewicz, 1976 als Spieler mit Lok FDGB-Pokalsieger. "Wenn wir am Ende nicht aufsteigen, reißt uns aber auch keiner den Kopf ab."

Absolut schuldenfrei: Sollte es mit dem Aufstieg klappen, wäre Lok wieder die Nummer eins in der Stadt. Erzrivale FC Sachsen Leipzig hat vor kurzem Insolvenz angemeldet und muss aus der Regionalliga zwangsabsteigen. "Sachsen hat seine Chance vor fünf Jahren nicht genutzt", sagt Kubald. Nach Loks Insolvenz konzentrierten sich die örtlichen Investoren auf den FC Sachsen, unter anderem Kinowelt-Besitzer Michael Kölmel, der mehrere Millionen Euro in den Verein steckte. "Sachsen ist ein hohes finanzielles Risiko eingegangen, die zu hohen Gehälter waren letztendlich der Grund für die Insolvenz", sagt Präsident Kubald. "Wir sind dagegen zu hundert Prozent schuldenfrei und wollen diesen Weg weitergehen."

Die Stimmung im Verein ist positiv, aber bescheiden. Das Bruno-Plache-Stadion bietet eine familiäre Atmosphäre, die rustikalen Holzbalken und die schiefen Treppen versprühen alten Ost-Charme. Das Stadion bot einmal für 22 000 Menschen Platz, zurzeit sind von der Polizei aus Sicherheitsgründen nur 5000 zugelassen. Im Schnitt kommen 3300.

Auch das Problem mit den Neonazis im Block scheint man los zu sein. Im Oktober 2008 distanzierte sich der Verein mit Hilfe von Stadionverboten von den "Blue Caps", einer rechtsradikalen Fangruppe, die im Ultrablock des Bruno-Plache-Stadions für Negativschlagzeilen sorgte. Mit dem Image werde der Verein noch Jahre zu kämpfen haben, aber je höherklassiger man spiele und je mehr Eventfans und Familien ins Stadion kämen, desto weniger werden die radikalen Fans auffallen, ist man sich im Verein sicher. Das soll auch gar nicht mehr so lange dauern. Präsident Kubald hat eine Rechnung aufgestellt, nach der Lok im Jahr 2019 wieder Erste Liga spielen soll. Jeweils zwei Jahre Ober- und Regionalliga, jeweils drei Jahre Dritte und Zweite Liga. Sollte der Aufstieg in diesem Jahr gelingen, wäre man dem Plan schon um ein Jahr voraus.

(Quelle "Berliner Zeitung" vom 25.03.2009 - von Constantin Stüve)