+++ Super Endspurt in Neugersdorf: Unser Team gewinnt trotz Unterzahl noch 2:1 - die mitgereisten ca. 500 LOK-Fans feierten ausgelassen den SIEG im "Käfig Gästeblock" beim FC Oberlausitz! +++ Keeper Jan Evers mußte nach Notbremse vom Platz, für ihn hielt fortan Abwehrmann Manuel Starke den LOK-Kasten sauber! +++ 846 Zuschauer insgesamt sahen ein mehr kampfbetontes Match +++ Das Stadt-Derby am Sonntag gegen FCS 2. im Zentralstadion beginnt bereits um 14 Uhr - die LOK-Fans treffen sich zum gemeinsamen Marsch zum Stadion bereits um 11 Uhr auf dem Augustusplatz! +++

 

Samstag, 06.10.2007  FC Oberlausitz Neugersdorf - 1. FC Lok Leipzig  1:2 (1:1)

 

Am Vorabend des Spiels beim Fanclubtreffen wurde die Ausflugstour ins Ostsächsische perfekt gemacht. Zu fünft startete unsere Crew am Samstagmorgen gegen neun Uhr. Dichter Nebel versperrte allen die Aussicht, auch unserem Fahrer Udo, der aber immer den Durchblick behielt. Über die A14 und A4 rollte man auf den ersten Abschnitt der neuen Autobahn 17 nach Prag. Schließlich wollte man sich im Nachbarland von der berühmten tschechischen Küche mit Knödeln und Gulasch verwöhnen lassen. Über Usti und Decin kamen wir in eine ländliche Gegend, zu einem gemütlichen Lokal. Dies schien zumindest auf den ersten Blick so, denn als wir später beim Essen waren, schrillte plötzlich ein Bohrhammer an der benachbarten Bar - und das bei laufendem Betrieb in der Mittagszeit und zahlreichen Gästen im Lokal. Die Beschwerde unseres Organisationschefs Udo bei der flotten Bedienung schien aber auf taube tschechische Ohren zu stoßen, die zwei Handwerker vorn gaben stattdessen nochmal ordentlich Power. Nun denn, der gute Eindruck des sehr schmackhaften Essens und des gewohnt würzigen Pils war dahin und wir machten uns schnell aus dem Staub.  Natürlich nicht ohne die Rechnung in Euro und Wechselkronen zu begleichen, der Kurs dort ist derzeit 1 zu 24. Das Preisniveau an sich ist aber nicht mehr viel anders als hier, wer auf große Schnäppchen bei Bier oder Zigaretten hoffte, wurde enttäuscht. Der Ausflug nur aus diesem Grunde lohnt sich also nicht mehr so, landschaftlich hat das Land aber sehr viel zu bieten. Die Labe, in unseren Breiten auch als Elbe bekannt, zieht hier alles in ihren Bann, die Mischwälder in malerisch herbstlicher Stimmung oder die schmucken Burgen. Auffällig allerdings, dass viele Häuser weiter sehr sanierungsbedürftig sind, dies erinnert doch sehr an vergangene DDR-Ansichten… Die ließen wir alsbald wieder hinter uns, denn nun schnurrte der Oktavia unseres „Busfahrers“ Udo unverdrossen zur Grenze, zum Übergang Rumburg. Die deutschen Grenzer wünschten uns viel Spaß beim Fußball in Neugersdorf.

 

Von dieser Seite aus konnte man sehen, dass der Ort nicht nur aus der schnurrgeraden Hauptstraße besteht. Schmucke Umgebinde-Häuschen, stolze Kirchen und ein großes Gewerbegebiet inmitten des Oberlausitzer Berglandes - das ist neben dem heutigen Spielort  Jahn-Sportanlage auch Neugersdorf. Obwohl, das Stadion mit dem typischen Tannenbäumchen-Flair heißt jetzt ENSO-Oberlausitz-Arena. Liegt zum einen am neuen Sponsor „Energie Sachsen Ost“ und außerdem am 2003 geänderten Vereinsnamen. Aus OFC Neugersdorf wurde FC Oberlausitz, wohl um die Heimatverbundenheit besser ausdrücken zu können. Ein weiteres bekanntes Logo durfte hier nicht fehlen: b.win (früher bet-and-win). Der Internet-Lotto-Laden mit der ja so umstrittenen sächsischen Lizenz für Fußballwetten (aus DDR-Wendezeiten) hat ausgerechnet hier seinen Firmensitz - und unterstützt daher natürlich auch seinen Heimatverein (wenn auch nicht als Hauptsponsor). Der FCO wird da in eine Reihe mit Vereinen wie dem Deutschen Meister VfB Stuttgart, Werder Bremen, AC Milan und Real Madrid gestellt - da können Leipziger Firmen nicht mitbieten…

Der Parkplatz vor der ENSO-Arena war brechend voll mit Lokisten-Autos, als wir eine halbe Stunde vor Anpfiff ankamen. Nur in der zweiten Reihe fanden wir zunächst eine Abstellmöglichkeit. Die Billetts zu 5 € sowie schmucke A5-Farbprogramme zu je 1 € gab es am fast leeren Kassenschalter, denn die meisten LOK-Fans hatten diesen schon längst passiert. Drinnen stauten sich die Massen trotzdem - an den einzigen beiden „männlichen“ DIXI-WCs. Für knapp 400 Leute doch etwas knapp bemessen, nur gut, dass wenigsten die weiblichen Fans ein extra gekennzeichnetes WC nutzen durften. Der Imbiss nebenan bot Bier und Bratwürste, unser Appetit war aber noch vom Nachbarland her gestillt. Eine Tribünenhälfte wurde den Gästen zugestanden, daneben der Stehplatzblock, alles neu eingezäunt. EU-Normgerecht vielleicht für Hochsicherheitsbereiche. Nicht aber, wenn man da hindurch ein Spiel sehen will. Eine wenig durchdachte Unsitte in diesem Land, dass doch eigentlich Zäune aus den Arenen abbauen will, laut DFB. Die von uns schon erlebten Beispiele in Sondershausen und Eilenburg und nun auch hier in Neugersdorf sagen da was anderes aus. Zu erwähnen heute noch, dass wir unserer alten Fanclubfahne aus VfB-Zeiten mal wieder etwas Luft gönnten und diese heute im Gästeblock platzierten - Nostalgie mal anders.

Nun, konzentrieren wir uns auf das Hauptspiel, auch wenn das heute hier sichtmäßig schwer fällt. Makabererweise ging das unseren Spielern auf dem Platz genauso, denn als man nach den Begrüßungsfotos von der Mitte zum seitlichen Fanblock unterwegs war, gab es ein Raunen und der Ball lag wieder am Anstoßpunkt. Was war passiert? Wie man erfuhr, spielten die FCO-Kicker den Ball schnell rechts bis zur Torlinie, um die Flanke entschlossen zum 1:0 zu verwerten. 11 Sekunden waren erst vergangen, ein echter Muntermacher! Die LOK-Spieler bewiesen aber Nervenstärke und begannen mit der Aufholjagd. Ein Supersolo von Nachwuchsstürmer Rico Engler aus dem Mittelfeld links an den Strafraum endete mit einem Schuß an den Pfosten, schade. Aber nach einer weiteren verpassten Heusel-Chance schaffte René Ledwoch mit schönem Kopfballheber den Ausgleich, fast wie in Zeitlupe senkte sich der Ball ins lange Eck. Danach pegelte sich alles irgendwie auf Remis ein. Unliebsame Bekanntschaft mit einem Neugersdorfer Ellbogen machte unterdessen unsere Nummer 22 Ralf Schreiber, der sogar außerhalb des Platzes im SanKra verpflastert werden musste.

Das Geplänkel setzte sich nach der Pause in derselben harmlosen Art fort, es gab immer mal eine Szene hüben wie drüben, die gefährlich aussah aber nichts brachte. Dann die Szene nach ca. 70 Minuten, die alles veränderte. Unser Torwart rennt einem FCO-Angreifer entgegen und erwischt ihn außerhalb seines 16ers offenbar am Fuß. Der Ball war dabei, aber nicht der einzige Getroffene. Konsequenz des Referees: Rot für Jan Evers. Da wir aber zwei Minuten vorher bereits zum dritten Mal gewechselt haben, ist klar - ein Feldspieler muß ins Tor! Manuel Starke schnappt sich die Handschuhe, Betreuer „Borstel“ Zimmermann holte schnell vom aufgebracht davon sprintenden Jan das Torwarttrikot zurück - die Nummer 16 wurde zur neuen Nummer 1. Jetzt zeigte unser Team endlich wieder Biss und setzte ein paar gute Konter. Als dann im Strafraum unser Thomas Wetzig vom Gegner runtergezogen wurde, gab es plötzlich einen Pfiff: Elfmeter! Pure Hysterie im Fanblock und unter der Gästetribüne, sollten wir erneut im Schlussspurt hier die Punkte holen? (wie schon 2003 und 2004) Holger Krauss behielt den Kopf oben und verwandelte eiskalt - 2:1 für LOK! Der Rest war Zittern und Bangen und Hoffen - auf den Schlusspfiff. Das dauerte, endlose 10 Minuten mindestens oder viel mehr. Dann reichte es aber wirklich, der Schiri zog das letzte Mal heute an seinem Blasinstrument - Sieg und Abschlussfeier.

Höchste Dramatik also am Ende eines eigentlich langweiligen Spiels, bei vielen lautete das Resümee heute nur: So ist Fußball!

Die Rückfahrt ist schnell abgehakt, denn ohne große Verzögerung (nur eine kleine PP. auf einem Miniparkplatz) erreichten wir gegen 19 Uhr den östlichen Rand der Messestadt. Hier trennte sich unsere Autobesatzung und per Tram 15 wurde die Tour beendet.

Reini

 

PS: Dies heute war mein vierter Gastbesuch in Neugersdorf (4:0 am 2.12.01, 1:0 am 1.5.03, 2:1 am 4.4.04), aber bei den heutigen Sichtverhältnissen aus dem Gästeblock heraus wird es wohl der letzte gewesen sein. Diese schon erwähnten fiesen Gitterzäune zum Spielfeld hin (Abstand der 1 cm-Stangen voneinander nur ca. 4 cm) sind einfach für spielinteressierte Fußballfans nicht akzeptabel. Und alle können schließlich nicht auf einer Linie auf der Dammkrone stehen oder unten am Zaun kleben, um was vom Spiel mitzukriegen.

 

ENSO Oberlausitz-Arena Neugersdorf:  846 Zuschauer

Schiedsrichter:  Torsten Junghof (Chemnitz)

1:0 Grimm (1.), 1:1 Ledwoch (13.), 1:2 Krauß (86./Foulelfmeter)

Rot: Evers (71./Lok)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Genau die Hälfte der Zuschauer (422 Neugersdorfer Besuchern standen 424 aus Leipzig gegenüber) musste nach Spielabpfiff einer dramatischen Partie den angestauten Frust loswerden. Manche machten das sehr lautstark, andere schüttelten nur ungläubig den Kopf. "Wenn Lok eben aufsteigen soll, können die Punkte doch gleich vorher verteilt werden." war noch ein Spruch der milden Sorte. Schuld daran war ein Elfmeterpfiff bei einem Zweikampf zwischen Falko Thomas und Thomas Wetzig im FCO-Strafraum. Der Leipziger hatte diesen schon verloren, fiel dann aber über den liegenden Neugersdorfer Mannschaftskapitän. Der Schiri zeigte daraufhin auf den Elfmeterpunkt. Krauß verwandelte den Elfer und Lok lag mit 2:1 in Führung. Das passierte in der 85. Minute. Neugersdorf gelang trotz Nachspielzeit der eigentlich gerechte Ausgleichstreffer nicht mehr. Ein Schuss von Göschick wurde an den Pfosten gelenkt, ein Leipziger klärte auf der Linie, beim Strafraum-Rempler an Uhlig blieb der Pfiff aus und die Kopfbälle von Grimm und Schirmer konnten Ersatztormann Starke nicht überwinden.

Im Kasten der Leipziger stand ja ab der 71. Minute Feldspieler Starke. Torhüter Evers hatte die Rote Karte erhalten, als er Grimm, der schon an ihm vorbei war, von den Beinen holte. Leipzig hatte zu dem Zeitpunkt bereits dreimal gewechselt. Aber diesen Vorteil der Überzahl konnten die Neugersdorfer nicht nutzen. Zu selten erreichten die langen Bälle aus der Abwehr ihr Ziel, Freistöße blieben ungefährlich und Göschicks Schuss aus guter Position verfehlte knapp den Kasten (78.). Lok spielte weiterhin mit vollem Einsatz, machte hinten dicht und setzte auf Konter. Die FCO-Abwehr hatte dadurch etliche gefährliche Situationen zu bereinigen.

Und noch einen weiteren Höhepunkt hatte das Spiel zu bieten. Nach gerade mal elf Sekunden lag der Ball schon im Leipziger Tor. Aus dem Anstoß heraus spielte Hubený auf Hentschel, der stürmte bis zur Grundlinie und bediente von dort maßgerecht den freistehenden Grimm. Lange hielt die umjubelte 1:0-Führung jedoch nicht, da Lok bald den Ausgleich mit Ansage erreichte. Nach einem Pfostentreffer von Engler (6.) und einer gefährlichen Flanke, an der Heusel knapp vorbeirutschte (11.), köpfte Ledwoch die nächste Eingabe zum 1:1 ins lange Eck (13.). Im weiteren Spielverlauf gab es Spielvorteile für Lok und eine unbändig kämpfende FCO-Mannschaft, die dadurch auch zu Tormöglichkeiten kam. Die beste hatte Uhlig, der den Ball an die Lattenunterkante hämmerte (40.). Mit neuem Elan kam der FCO aus der Pause, aber gute Spielzüge wurden nicht konsequent abgeschlossen, Bälle zu lange gehalten oder ungenau abgespielt. Auch die Leipziger blieben immer wieder in der nun gut gestaffelten FCO-Abwehr hängen, sodass auf beiden Seiten vorerst nichts Zählbares herauskam. Erst mit dem umstrittenen Elfer erzielte Lok Leipzig schließlich den Siegestreffer. Neugersdorf blieb das Fußballglück versagt. 

(Quelle: www.fc-oberlausitz.de vom 06.10.2007 - von Erich Scherbarth/Michael Schubert)