Strahlender Frühlings-Sonntag im Bruno: Gegen "Zwecke" Kühns Kickers aus Markkleeberg gelang ein mühevolles 2:1, mit Zittereinlagen bis zum Schlusspfiff! +++ Zweitbester Zuschauer-Heimzuspruch der Saison für LOK - 3030 Fans trieben ihren Verein zum Sieg! +++ Auswärts in Sebnitz geht es für den FCL weiter, aber erst am SA, 8. März um 14 Uhr. +++

 

Sonntag, 24.02.2008  1. FC Lok Leipzig - Kickers 94 Markkleeberg  2:1 (0:0)

 

Was für eine Steilvorlage! Durch die samstägliche Niederlage der Aue-Bubis gegen den VfB Chemnitz winkte unserer Loksche der zweite Tabellenplatz, wenn - ja, wenn das eigene Heimspiel gegen die Randleipziger aus Markkleeberg siegreich gestaltet werden würde. Der Tag präsentierte sich als wunderschöner Sonnentag, siebzehn Grad Außentemperatur im Februar - da kamen die Meteorologen mit ihren Jahresstatistiken gleich so richtig ins Schwärmen. Der Winter scheint sich in diesen Breiten einfach nicht mehr wohl zu fühlen…

Die LOK-Fans strömten in Massen zum Bruno, der Stadionfunk berichtete später von stolzen 3.030 Besuchern. Selbst die Tram hatte es zwei Minuten zu eilig, im LVB-Jargon nennt man das Verfrühung. Nicht jeder schaffte so den gewünschten Anschluss. Hochkonjunktur dann im Stadion bei den Fanartikelverkäufern, so mancher Fanschal bekam heute Rabatt. Auch die Macher des „Tatort Stadion“ für ihre Ausgabe 81, zwei Hefte reichten mir beim Tausch für einen aktuellen „Fan-Report“ - zufällig mit der gleichen Nummer! Dann rollte der Ball, allerdings kam die LOK wie schon in Grimma ziemlich schwer in Fahrt. Im Spiel nach vorn fehlte es leider oft an Präzision, sodass die Fans kaum Torchancen zu sehen bekamen. Trotz Rieseneinsatzes der Spieler fehlte immer noch das Erfolgserlebnis, die Unzufriedenheit spürten alle zur Pause.

In der zweiten Halbzeit verstärkte unser Team dann den Druck, ließ die Markkleeberger kaum noch aus der eigenen Hälfte. Ein weiter Einwurf von Stefan Knoof von links verlängert Ralf Schreiber in der Tormitte mit dem Kopf, am langen Pfosten fliegt René Heusel heran - und versenkt die Kugel zum 1:0 ins Netz. Befreiender Jubel der 3000, die ersehnte Führung war endlich gelungen. Der Torschütze verabschiedete sich anschließend leicht verletzt von seinem Publikum, für ihn betrat Rico Engler den Rasen. Und der schaltete wenige Minuten später den Turbo ein, ließ drei Gegenspieler stehen und schob am Gästehüter vorbei zum 2:0 - die Entscheidung. Sah zumindest so aus, bis zur 77. min. Dann schaffte der Markkleeberger Ronny Delitzsch mit effektvollem Freistoßball den Zitteranschlusstreffer. Kurz vor dem Ende ließ der gleiche Spieler erneut seine Schusstechnik zur Geltung kommen, zum Glück für uns fischte sich der Jan den Ball sicher weg. Es reichte für den knappen Sieg, der uns auf Platz 2 der Landesliga hebt, punktgleich mit Spitzenreiter DD-Laubegast, der gegen die Dynamo-Reserve nur 0:0 spielte. Auf der Rückfahrt in der Linie 15 zogen dann die begleitenden Cops ihre neue Taktik durch, ließen die Muskeln spielen. Sie filmten aus dem Videofahrzeug heraus alle hüpfenden und sonstigen Aktivitäten in der Tram, um an der nächsten Station etliche „Übeltäter“ einzukassieren. Spaß haben war gestern…

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  3.030 Zuschauer

Schiedsrichter:  Thomas Zeuge (Reichenbach)

1:0 Heusel (63.), 2:0 Engler (68.), 2:1 Delitzsch (77.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Heusel und Engler erlösen Lok

Nackte Zahlen waren gestern das Beste für Fußball-Sachsenligist 1. FC Lok Leipzig. Die Schützlinge von Trainer Rainer Lisiewicz besiegten im Derby Kickers Markkleeberg nach dürftiger Leistung mit 2:1 (0:0). Durch diesen Erfolg sind die Probstheidaer Tabellenzweiter hinter dem punktgleichen Spitzenreiter Dresden-Laubegast. Die drei Punkte waren verdient für die favorisierten Gastgeber, die vor allem in der ersten Halbzeit spielerisch weit unter ihren Möglichkeiten blieben. Die lange clever verteidigenden Männer von Coach Dieter Kühn besannen sich ihrer Angriffsqualitäten zu spät. Erst nach dem 1:2 per Freistoß durch Ronny Delitzsch in die Torwartecke von Jan Evers musste Lok noch zwölf Minuten um die drei Punkte zittern. Die Leipziger waren durch René Heusel, der diesmal für Rico Engler in der Anfangself stand, mit 1:0 (63.) in Führung gegangen. Wie schon beim entscheidenden Siegtreffer vorige Woche in Grimma war ein langer Einwurf von Stephan Knoof der Ausgangspunkt. Seine „Flanke“ verlängerte Ralf Schreiber per Kopf und Heusel drückte Kugel aus Nahdistanz in den Kasten. Danach verließ der Probstheidaer „Fußball-Gott“ den gepflegten Rasen. Der für ihn eingewechselte Rico Engler sorgte sofort für mehr Angriffsdruck. In aufreizend lässiger Art markierte er aus 16 Metern das 2:0. Das Spiel schien gelaufen, bis Delitzsch mit seinem Freistoß die Gastgeber ins Schwitzen brachte. Nach dem Abpfiff warfen einige Markkleeberger wütend ihre Trikots weg, während wenige Meter weiter die Lok-Spieler den Sieg frenetisch feierten. „Bis zu diesem blöden 0:1 haben wir voll dagegen gehalten. Und nach dem 0:2 haben wir richtig gut gespielt. Ein Remis war drin“, meinte der starke Kapitän André Bittner, der mit seinen Kollegen in der ersten Hälfte nicht eine hochkarätige Chance für Lok zuließ. Mit Wiederbeginn wurden die Gastgeber stärker. Jedoch zeigte sich ihre Abwehr bei den sporadischen Kontern der Kickers mehrfach wacklig. Trotz ihrer Überlegenheit erarbeiteten sich die Probstheidaer nur wenige Möglichkeiten. Vor allem die hektisch wirkenden Mittelfeldakteure leisteten sich erschreckend viele Fehlpässe, so dass es mehrfach Pfiffe von den Rängen gab. Umso größer war die Erleichterung bei Lok, als der Schlusspfiff kam. „Wir haben in der ersten Hälfte schlecht gespielt. Die Kickers standen hinten gut. Die Trainer-Standpauke in der Halbzeit hat gefruchtet“, sagte Defensivmann Anton Köllner erleichtert. „Das war eine schwache Halbzeit von uns. Die Mannschaft wirkte verunsichert. Ich musste laut werden. Nach der Pause wurden wir stärker und haben uns auch entsprechende Chancen erarbeitet, so dass unser Sieg verdient war“, sagte Trainer Lisiewicz. Seine Markkleeberger Kollege Dieter Kühn war trotz der Niederlage zufrieden. „Wir haben uns gut verkauft. Auf dieser Leistung können für aufbauen. Uns hat das Quäntchen Glück gefehlt, das Lok vielleicht beim Führungstor hatte. Zudem mussten wir auf fünf wichtige Spieler verzichten.“ Die Probstheidaer indes ließen sich von ihren Fans feiern. Die hatten schnell vergessen, dass ihre Jungs über weite Strecken unter ihren spielerischen Möglichkeiten geblieben waren und längst nicht wie ein Aufstiegskandidat aufgetreten sind.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 25.02.2008 - von Norbert Töpfer)

 

Markkleebergs Trainer Dieter Kühn glaubt nicht an schnellen Aufschwung im Leipziger Fußball

Dieter Kühn war am Sonntag als Sachsenliga-Trainer von Kickers Markkleeberg im Bruno-Plache-Stadion, wo er einst als Torjäger des 1. FC Lok in der DDR-Oberliga fast wie am Fließband traf. Nach der 1:2-Niederlage seiner Mannschaft stellte sich der 51-Jährige zum Gespräch.

Frage: Wie war es, wieder einmal an Ihrer alten Wirkungsstätte zu sein?

Dieter Kühn: Es war für mich nichts Besonderes, ich bin ja immer wieder Mal im Plache-Stadion. An früher erinnerte mich das Sonntagspiel aber eigentlich nicht, es ist ja jetzt eine völlig andere Liga. Waren Sie mit der Leistung Ihrer Mannschaft zufrieden?

In der ersten Halbzeit hat sie die Taktik ganz gut umgesetzt, auch wenn das spielerisch sicher keinen von den Sitzen gerissen hat. Danach haben uns die beiden Lok-Tore natürlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach dem Anschlusstreffer haben wir nochmal viel ins Spiel investiert, doch es fehlte uns an Genauigkeit und auch etwas am nötigen Biss.

Wie fanden Sie die Gastgeber, die in gewissem Sinne ja Ihre Nachfolger sind?

Das muss eigentlich der Lok-Trainer beurteilen. Es war sicher beiderseits kein gutes Spiel, aber Lok hat gewonnen.

Schafft Lok den Aufstieg in die Oberliga?

Darüber will ich mich eigentlich nicht äußern. Wer vorn mitspielt hat seine Chance, wie ja gerade auch wieder die anderen Ergebnisse des Spieltags vom vergangenen Wochenende zeigen. Es gibt noch vier Aufstiegskandidaten, zu denen gehört Lok Leipzig auf jeden Fall.

Und wer davon ist Ihr Favorit auf den Landesmeistertitel?

Das sind zwei, der FV Dresden 06 Laubegast und die zweite Mannschaft des FC Erzgebirge Aue. Dynamo Dresden II scheint mir hingegen auswärts nicht konstant genug.

Hat Ihr Verein Ambitionen, in absehbarer Zeit den Oberliga-Aufstieg anzustreben?

Wir würden sicher nicht nein sagen, wenn es sportlich drin wäre. Dann müssten wir sehen, wie wir das Umfeld entsprechend anpassen. Ich bin jedenfalls keiner, der das von vornherein aus materiellen oder finanziellen Gründen ausschließt. Wenn sich so eine Chance sportlich ergibt, sollte man sie auch nutzen.

Wie sehen Sie generell die Zukunft von Oberliga und Sachsenliga nach Einführung der 3. Bundesliga? Immerhin sind das dann ab der neuen Saison 2008/09 nur noch die Ligen fünf und sechs ... Man muss sich eventuell überlegen, diese beiden Ligen in absehbarer Zeit zusammenzufassen. Nicht wenige plädieren dafür, die Oberliga dann wegzulassen. Das heißt, die Vereine, die es nicht in die Regionalliga schaffen, in die jeweiligen Ligen auf Landesebene einzugliedern. Sehen Sie das auch so?

Ich finde auch, dass es dann eine Ebene zu viel gibt, aber ich würde eher die Landesligen weglassen und so die Bezirksligen stärken.

Auch wenn der Aufstieg derzeit kein Thema für Ihr Team ist, spielt es doch eine passable Saison. Warum beißt aber das Publikum in Markkleeberg nicht an, warum ist die Resonanz seit Jahren so gering?

Da kann ich auch nur mutmaßen, aber sicher liegt es mit an dem großen Sportangebot am südlichen Rand von Leipzig. Es gibt hier ja unter anderem gute Volleyballer, Basketballer und jede Menge anderer Freizeitsportmöglichkeiten. Und außerdem sind im Fußball die Kräfte gespalten, es gibt ja noch den TSV 1886 Markkleeberg, wodurch das vorhandene Potenzial geteilt wird.

Da ließe sich ja eine traurige Parallele zu Leipzig ziehen. Wie beurteilen Sie denn die Lage des Fußballs in der Messestadt?

Die Situation ist schon sehr verfahren. Die Stadt Leipzig hat schon vor etlichen Jahren, also weit vor der Weltmeisterschaft, die Chance verpasst, Druck auf die beiden so genannten großen Vereine auszuüben und alles auf einen Verein zu konzentrieren.

Meinen Sie, einen ganz neuen Verein zu gründen?

Wie auch immer, die Agierenden hätten so in die Pflicht genommen werden müssen, dass die Kräfte gebündelt werden. Die Chance dazu war doch spätestens jedes Mal dazu da, als der VfB oder der FC Sachsen insolvent waren. Und zuvor, als der VfB in der Bundesliga spielte, hat die Stadt völlig verkannt, was das an Imagegewinn wie auch an wirtschaftlichen Möglichkeiten bringt.

Und wie sehen Sie einen aktuellen Ausweg aus der unbefriedigenden Situation?

Da sind meine Hoffnungen gering. Es wird wohl mindestens zehn Jahre dauern, bis wir hier eventuell wenigstens wieder Zweitliga-Fußball haben – oder es passiert ein Wunder.

Der neu gegründete 1. FC Lok hat sich doch aber recht schnell entwickelt und ist immerhin ziemlich nah an der Oberliga. Werden da nicht Erinnerungen an Ihre Jahre beim Vorgänger-Verein der Probstheidaer wach?

Ich freue mich durchaus, was da von Grund auf neu aufgebaut wurde, spiele je selbst auch im Traditionsteam des FCL und durfte bei einer Bezirksklasse-Partie mitmachen. Trotzdem kann ich mich mit dem gegenwärtigen Zirkus, den es dauernd im Umfeld von Lok gibt, nicht anfreunden. Fraglich ist sicher, ob Lok mit dem derzeitigen Kader in der Oberliga bestehen könnte. Das sieht man ja auch daran, dass einige von dort kamen, weil sie in Liga vier keine Perspektive mehr hatten. Mich stört zudem, dass diese Mannschaft davon profitiert, wenn Schiedsrichter und Gegner vom Publikum, das sich ja zum Teil daneben benimmt, eingeschüchtert werden. Das gipfelt dann darin, dass Vereine gegen Lok nicht zu Hause spielen wollen oder auch Spiele vom Verband einfach, ohne uns zu fragen, von Sonnabend auf Sonntag verlegt werden. Angeblich aus Sicherheitsgründen, wie das gegen den FC Sachsen II geschah und nun auch mit der Partie bei Lok. Wie wir damit zum Beispiel personell klarkommen, hat keinen interessiert. Fair ist das nicht.

Aber den Verzicht aufs Heimrecht, also das „Drehen“ von Spielpaarungen, will der Verband ja nun nicht mehr gestatten...

Grundsätzlich ist das okay und auch höchste Zeit. Sonst öffnet man Wettbewerbsverzerrung Tür und Tor. Ich habe es in meiner langen Laufbahn nie erlebt, dass Spiele aus solchen Gründen gedreht werden. Es wäre doch eine Kapitulation vor den Chaoten.

(Quelle: "Leipziger Volkszeitung" vom 26.02.2008 - von Frank Müller)