Samstag, 17.11.2007, 15.00 Uhr:  1. FC Lok Leipzig - Bornaer SV 91  2:1 (0:0)

 

Als man gegen dreiviertel drei am Stadion ankam, lugte die Sonne noch wärmend durch den wolkenverhangenen Herbsthimmel. Irgendwie hatte ich heute Bock auf Gegengerade, von da ist die Sicht auf das Gesamtkunstwerk LOK einfach irgendwie weitläufiger, ursprünglicher. Die Teams rückten dann auch gleich ein und das schnelle Spiel begann. Was zumindest für die Anfangsviertelstunde gilt, da häuften sich die Chancen, ohne zu irgendwelchem Zählbaren zu führen. Die drei Stürmer Ralf Schreiber, René Heusel und Rico Engler verpassten allesamt das 1:0. Es wurde ruhiger und kälter, die reduzierte Flutlichtstrahler-Leistung konnte niemanden erwärmen. Das enttäuschte Publikum machte sich beizeiten lautstark Luft („Los jetzt hier!“). Jeder der immerhin gut 2000 Anwesenden ging in die Pause mit Wut im Bauch…

Randale in der Serie A, Italien im Ausnahmezustand, fußballtechnisch. Die Medien zeichnen ein Kriegsszenario am Mittelmeerstiefel. Die Ursache wird klein gehalten, aber wenigstens nicht verschwiegen. Ein Lazio-Fan wurde erschossen, von einem schießwütigen Cop. Geschehen an einer Autobahn-Raststätte, als verfeindete Ultra-Fangruppen aus Rom und Mailand aufeinander trafen. Die Polizei spricht von Unglücksfall, Augenzeugen sahen und wissen es besser. Glaubwürdigkeit Fehlanzeige. Die Ultra-Hooligans im Lande sehen rot und stürmen alles, was nach Polizia aussieht. Die Liga streicht den kompletten Spieltag. Solidarität und Anteilnahme überall für die Angehörigen des 26-jährigen Opfers Gabriele Sandri. Heute zum EM-Qualispiel in Glasgow treten die Tifosi mit Trauerflor an, gewinnen ihre Endrundenteilnahme durch ein 2:1 gegen die ansonsten so heimstarken Schotten. Der Tatort Nummer 79 widmet eine volle Seite Gabriele Sandri.

Ein Ex-Düsseldorfer, im Herzen noch Fortuna-Fan, aber jetzt im Süden Leipzigs wahlbeheimatet, flaggte rotweiß für F95, unmittelbar am Kurvenzaun. Dies sah die BSL-Kurve aber nicht so gern, weshalb sie zwei Jungs zum unfreiwilligen Abflaggen schickte. Der Typ ließ sein Banner aber nicht im Stich und argumentierte sich das rotweiße Tuch wieder zurück, bemerkenswert.

Im Dämmerlicht beginnt die zweite Spielhälfte. LOK hat einfach keinen Durchblick, viele Blackouts. Die Gäste nutzen das nicht, obwohl sie mit Benjamin Fraunholz einen altbekannten Namen in ihren Stürmerreihen haben. Aber auch der Sprössling unseres ehemaligen Schatzmeisters und Fanbeauftragten versemmelte eine todsichere Torchance, als der Ball nur wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbeizischt. Glück gehabt, FCL! Dies war der Wecker für das Team, es wurde mit mehr Druck agiert und endlich glückte der Führungstreffer: Ralf Schreiber wird steil geschickt und versenkt das Leder mit tollem Schuss - die Erlösung! Und nur drei Minuten später köpfelt René Heusel eine Torwartabwehr ins Netz, Rico Englers Knaller zuvor konnte der Gästekeeper einfach nicht festhalten. René Heusels Auswechslung unmittelbar danach geriet zum fußballgöttlichen Ereignis, er hatte es sich verdient! Eigentlich war nun alles entschieden und man strebte schon dem gemütlichen heimatlichen Wohnzimmer zu. Marko Nickel auf Seiten der Bornaer hatte was dagegen, er verwandelte eine Ecke zum Anschlusstreffer. Was richtig Hektik reinbrachte, hier konnte sogar noch der Ausgleich fallen, bloß gut, dass unser Torwart Jan Evers heute richtig helle war. Und selbst drei Minuten Nachspielzeit änderten am letztlich verdienten Sieg unserer Loksche nichts mehr…

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  2.041 Zuschauer

Schiedsrichter:  Tino Wenkel (Mühlhausen)

1:0 Schreiber (63.), 2:0 Heusel (66.), 2:1 Nickel (84.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

Die leidige Anstoßzeit im November - 15 Uhr am Samstagnachmittag

 

Vor Jahrzehnten in der DDR-Oberliga war 15 Uhr Standard, aber wenn es in den kalten Herbst ging, wurde tageslichtentsprechend vorverlegt. Was das Sonnenlicht alles für positive Wirkungen hat, braucht man wohl nicht aufzuzählen. Neben der Wärme bringt es fröhliche Grundstimmung, Fußball als Naturerlebnis. Will man dies mit endlosen Dämmerspielen den Fans vermiesen? Viele LOK-Anhänger spielen selbst aktiv in einem Verein, deren Spiele sind aber meist Sonntags. Einige vielleicht samstag mittag, aber ob sie nach einem Spiel mit Start um 14 Uhr dann noch zur zweiten LOK-Halbzeit kommen? Wohl kaum, entweder selber spielen oder LOK schauen - das sind die Wahlmöglichkeiten dieser Fußballaktivisten. Also warum dann das kostbare Diesel verschwenden und diese Flutlichtfunzel im LOK-Dauerheimspiel? Eine berechtigte Frage, finde ich. Wenn Flutlicht, dann richtig und am Freitagabend!

Reini

 

Hier Schlagzeilen aus der ersten LOK-Saison:

 

Freitag, 29.10.2004,  19Uhr:  1. FC Lokomotive Leipzig – SV Althen 90 II  11:1 (5:0)

+++ Die Saison im Bruno geht weiter: Riesige Pyroshow vor laufenden Kameras von ZDF und DSF! +++ Wegen des Zuschauerandrangs verschob sich der Spielbeginn um 30 Minuten. Dann schnelles 1:0 durch Uwe Trommer! +++ Oldie Frank Baum spielte 75 Minuten durch - und schoß das 8:0 selbst! +++ Tolle Atmosphäre beim wieder zweistelligen Sieg gegen die tapfer mitspielenden Althener +++

 

Sonntag, 28.11.2004, 14Uhr: 1. FC Lokomotive Leipzig – FSV 1990 Großpösna II  11:0 (7:0)

+++ Die Lok weiter unter Volldampf: Das 7:0 gegen Großpösna II war das 100. Punktspieltor der Saison! +++ 2.268 Zuschauer sahen einen klaren 11:0 -Sieg des FCL! +++

Trotz des kalten Novemberwetters wollten gut 2.200 Leute ihr FCL-Team wirbeln sehen, nach Augenzeugenberichten aus dem Zentralstadion wesentlich mehr als beim dortigen Oberligaspiel des FCS gegen SDH (Angabe des windigen Veranstalters: 2.415)