+++ Die Null steht überall: Keine Tore im Spitzenspiel gegen Erzgebirge Aue II im Zentralstadion! +++ Schwache erste Halbzeit hätte schon zum Rückstand führen können, erst nach der Pause agierte unser Team druckvoller und hatte gute Siegchancen. Die Gäste dominierten allerdings das gesamte Spiel über, vergaben aber zum Glück genauso überhastet. Am Ende eine gerechte Punkteteilung, vor offiziell 5.568 Besuchern. +++ Nächstes Spiel auswärts in Heidenau, am SO, 15 Uhr! +++

 

Sonntag, 30.03.2008  1. FC Lok Leipzig - FC Erzgebirge Aue II  0:0

 

Durch den klaren Erfolg am Ostermontag im vorgezogenen Spiel beim NFV 09 in Görlitz hatte sich LOK die Spitzenposition in der Landesliga geholt. Nun stand also das TOP-Spiel gegen die Reserve von Erzgebirge Aue an, und wie immer bei vom Ordnungsamt als brisant eingestuften Begegnungen wurde auch diese ins Zentralstadion „delegiert“. Das Polizeiaufgebot heute also wieder „länderspielreif“, überall patrouillierten die Trupps in Bahnhofs- und Stadionnähe, oben lärmte der Hubschrauber. Wegen des Handballturniers der Damen um die Olympiaqualifikation (das DHB-Team schaffte mit drei Siegen souverän die Teilnahme für Peking) in der Arena-Halle wurde unser Match ja bekanntlich auf 17.30 Uhr verlegt, was aber dem Besucherzuspruch keinen Abbruch tat…

Dieser Sonntag war für Locomotion-Mitglieder kein alltäglicher. Feierte doch heute unser Alex einen runden Geburtstag, mitsamt seiner Familie und guten Bekannten. Dies geschah in der Mittagszeit in einer kleinen gemütlichen asiatischen Gaststätte, bei Bier und Wein und toller Küche. Als später der unbändige Bewegungsdrang des ballspielenden Nachwuchses schon auf die Hauptstraße draußen überzuschwappen drohte, löste man die Feierlichkeit einvernehmlich auf. Blumen und Geschenke gingen per Auto auf die kurze Reise nach Hause zu Alex, anschließend ging es per Tram zum Sportforum. Über die Festwiese und den Zugang am Elsterflutbecken erreichten wir unseren Blockeingang. Dort standen die Massen, zum Glück für uns aber nur am Schalter nach Eintrittskarten. Nach kurzer Kontrolle erreichte man den Sektor C, diesmal unbeanstandet mein Stoffbeutel, es geht doch. Die digitale Stadionuhr über der Anzeigetafel rückte schon bedrohlich in Richtung 17:30, dann aber die Durchsage von Mirko, dass es heute wegen des Andrangs 15 Minuten später losgehen wird. Durchatmen und in Ruhe einen guten Platz suchen war die Devise. Programme hatte mir der Randleipziger schon mitgebracht, die Reudnitzer suchte ich wegen der jüngsten Auswärtshefte für uns heute allerdings vergeblich. Aber irgendwann kommt auch wieder ein richtiges Heimspiel, im Bruno. Schüssel-Fluidum, Sicherheitswahn und medialer Rummel - nicht für jeden ist das unbedingt erstrebenswert…

Die Spieler marschierten hinter dem Schiedsrichtertrio in die Arena ein, blinzelten schläfrig in die tiefstehende Frühlingssonne. Alle mussten nach dem pünktlichen Anpfiff um 17:45 allerdings gleich mächtig wach sein, denn das Tempo war von Beginn an höllisch. Die Auer gleich mit einer Riesenchance für M. Müller, der uns ja im Hinspiel im Februar mit seinen zwei Treffern ganz alleine abschoss. LOK versuchte die spielstarke Gästeelf mit Kampf in die eigene Hälfte zu zwingen, es gelangen aber kaum torgefährliche Aktionen. Nervös unterliefen selbst gestandenen Kräften wie Holger Krauß oder Stefan Knoof sogenannte Stockfehler, versprangen die Bälle sogar in kritischen Situationen. Zum Glück für uns passierten dadurch keine Gegentore, obwohl die Auer mehrmals nahe dran waren. Vor der Pause dann ein Riese für uns, als René Heusel mit einem Heber an der Querlatte scheitert - schade.

Halbzeit in der WM-Arena, bei alkoholfreiem Pilsner und ansonsten gutem Verpflegungsangebot. Warum allerdings gibt es nur diese Riesen-XXL-Burger anstelle von „normalen“ handlichen Frikadellen? Es sollte doch um das Besucherwohl gehen und nicht um einen Maximalprofit. Weniger ist bekanntlich manchmal mehr - Leute, die das Angebot annehmen. Der Fanshop präsentierte sein überschaubares Angebot, hier übrigens erheblich besser als im teils lieblos und liederlich eingerichteten Probstheidaer Domizil. Der finale LOK-Funke scheint bei den Betreibern noch nicht ganz übergesprungen zu sein, vielleicht sollten Erfahrungen und Kontakte der alten Garde genutzt und angenommen werden - im Interesse der gesamten blaugelben Fanszene. Ein aktuelles „Tatort Stadion“ wurde heute nicht gesichtet.

Dann wurde Tacheles gespielt. Unsere Kicker werden sich vom Coach wohl was angehört haben, jedenfalls wurde mit mehr Biss agiert, die Auer noch mehr unter Druck gesetzt. Zumindest was möglich war, denn immer hatte man den Eindruck, der Ball ist nicht unser bester Freund. Doppelpässe Fehlanzeige, kaum ein Dribbling, die wenigen Schüsse verfehlten das Ziel. Immer nur hoch und weit, das kann nicht die Zukunft sein. Trotz wirklich tollem Support seitens der LOK-Fankurve hörte man doch vermehrt Pfiffe - und die galten nicht nur den „Aue-Schweinen“ gegenüber. Die Gästefans, vielleicht hundert mehr in schwarz gekleidete Ultras, feierten sich in Schunkelgesängen meist nur selbst. Bemerkenswert allerdings auf jeden Fall das riesige lilaweiße Banner „BSG Wismut Aue“, welches unten am Block B den sonstigen grünweißen „Heimblock“ zierte. Zurück auf den rutschigen Rasen, auf dem allen Beteiligten immer mehr mal die Bälle versprangen. Dennoch ergaben sich weiter Chancen, so für den eingewechselten Rico Engler oder Thomas Wetzig oder René Ledwoch. Die Auer schienen mit dem 0:0 zufrieden zu sein, wie sonst erklärbar die vielen Verletzungs- “Sterbefälle“. Minutenlange Unterbrechungen, einer schleppte sich vom Toraus sogar aufs Feld zurück, damit der Schiri abpfeift - unsinnig. Der Unparteiische hatte es dagegen irgendwie mit der Uhr, denn die schien nur Platz für jeweils 45 min zu haben. Keine Sekunde länger wurde gespielt, da war der Junge knallhart. Der Tenor bei den Fans: Glück gehabt bei den zahlreichen ungenutzten Gästekontern, Pech bei den knappen Dingern für uns Mitte der zweiten Halbzeit - also ein logisches 0:0.

Für das Hier und Heute das Optimale, für manche Streber und Träumer reicht aber nur das Maximum. Der Aufstieg reizt ungemein, weil da bei dem gewaltigen Liga-Umbruch gleich ein Quantensprung gelingen würde. Aber hat das die Mannschaft schon erreicht? Hat diese Qualität da schon um sich gegriffen in den Köpfen oder hat die diese Zukunft nur verwirrt und verunsichert? Fragen, die beantwortet werden müssen…

Reini

 

Zentralstadion Leipzig:  5.568 Zuschauer
Schiedsrichter:  Marcus Graupner (Dresden)

Keine Tore!

 

Fotos zum Spiel
 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Lok ringt starken Auern Remis ab

5568 Besucher kamen gestern Abend im Zentralstadion voll auf ihre Kosten, obgleich das Spitzenspiel der Fußball-Sachsenliga zwischen dem 1. FC Lok und der zweiten Mannschaft des FC Erzgebirge Aue 0:0 endete. Bis zum Schlusspfiff lebte das von beiden Seiten verbissen geführte Match vor allem von der Spannung. Die spielerische Überlegenheit der Erzgebirgler machten die Schützlinge von Trainer Rainer Lisiewicz durch enormen Kampfgeist wett. Bereits vor dem Anpfiff, der wegen des großen Andrangs um 15 Minuten verschoben wurde, herrschte beste Stimmung unter den Probstheidaer Fans. Denn Stadion-Sprecher Mirko Linke hatte die 0:2-Schlappe des Erzrivalen FC Sachsen in Halberstadt verkündet. Die 100 Auer Anhänger, die sich im von der Polizei umstellten Gästeblock befanden, waren mit ihren Schmähgesängen chancenlos gegen die Leipziger Übermacht. Auf dem Spielfeld indes sah die Sache anders aus. Die Auer Fohlen diktierten zunächst fast nach Belieben das Geschehen in der WM-Arena. Sie ließen die Leipziger, die sich oft nur durch Fouls zu helfen wussten, oft ins Leere laufen. Zum Glück für die Probstheidaer zeigten die Gäste in dieser Phase katastrophale Schwächen in der Chancenverwertung. Zweimal konnte sich dabei auch Lok-Keeper Jan Evers auszeichnen. In der 44. Minute hätten die Platzbesitzer den bis dahin einseitigen Verlauf auf den Kopf stellen können. Doch René Heusel, von Holger Krauß herrlich in Szene gesetzt, hob den Ball aus elf Metern über das Gehäuse. Trotz dieser hochkarätigen Chance war das 0:0 zur Pause noch das Beste für seine Elf, die über weite Strecken überfordert schien. Das änderte sich mit Wiederbeginn. Die Gastgeber waren nun mindestens gleichwertig. Aue zeigte sich von der Steigerung der Probstheidaer sichtlich beeindruckt. Doch trotz großen Bemühens arbeiteten sich die Gastgeber nur wenige Chancen heraus. Die beste Möglichkeit vergab René Ledwoch kurz vor Schluss, als er nach Freistoß von Alexander Kunert freistehend am langen Pfosten vorbei köpfte. „Was Aue in der ersten Halbzeit bot, war das Beste, was ich bisher in der Landesliga gesehen habe. Nach der Pause hat sich meine Mannschaft toll gesteigert“, meinte Lok-Coach Lisiewicz. Sein Auer Kollege Rico Schmitt war sauer. „Wir müssen das Spiel gewinnen. Es war ein glücklicher Punkt für die Gastgeber.“ Lok-Chef Steffen Kubald sprach von einem gerechten Resultat. „Wenn wir zur Pause hinten liegen, können wir uns nicht beklagen. Wenn aber unser Fußballgott René Heusel trifft, kann es auch anders ausgehen.“ Da hat der Probstheidaer Vorsitzende zwar Recht, aber ein Sieg seiner Männer wäre des Guten zu viel gewesen. Dank toller Moral haben die Lok-Spieler den Auern ein Remis abgetrotzt und ihre Aufstiegschancen erhalten. Aber spielerisch blieben sie vieles schuldig.

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 31.03.2008 - von Norbert Töpfer)