Pressemitteilung des Vereins vom 12.02.2007
Zu den Vorgängen vom 10.02.2007 stellt der Verein fest, dass er sich sehr wohl
seiner Verantwortung bei der Durchführung eines Fußballspieles bewusst ist und
das Spiel am letzten Samstag nicht unterschätzt hat. Wie seit drei Jahren wurde
auch vor diesem Spiel eine Sicherheitskonferenz, wie sie jeder Oberligaverein
machen muss, durchgeführt. Alle Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere strenge
Einlasskontrollen, wurden einvernehmlich mit Vertretern der Stadt Leipzig sowie
der Polizei abgestimmt und durchgeführt und keiner der vorgenannten
Funktionsträger hat auf strengere Maßnahmen und Kontrollen gedrungen. Es ist
unverständlich, dass der sächsische Staatsminister Herr Dr. Buttulo und der
Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Herr Jung dem Verein im Nachhinein ein
Fehlverhalten anlasten wollen.
Nach dem Umfang des Kartenvorverkaufs wurde das Ordnerkontingent weiter
aufgestockt. So waren insgesamt 45 gewerbliche, 20 vereinseigene und 11 Ordner
des Gastvereins im Einsatz, das sind ca. 40% mehr als die Spielordnung des
Sächsischen Fußballverbandes (SFV) es fordert. Durch diese große Zahl von
Ordnern konnten kritische Situationen im Stadion gemeinsam mit der Polizei
gemeistert werden.
Aus den bestehenden Kontakten des Vereins mit der Fanszene und aus anderen
Quellen gab es keinerlei Hinweise auf besonderes Gewaltpotential („Kategorie
C“). Nach vom Verein ermittelten Informationen (Augenzeugen, auswärtige
Autokennzeichen) waren angebliche Fußballfans aus Chemnitz, Zwickau, Halle,
Berlin und wohl auch aus Westdeutschland angereist. Das spricht aus der Sicht
des Vereins dafür, dass die Straßenschlacht verabredet und inszeniert wurden
ist. Wir gehen nicht davon aus, dass die Anwesenheit eines Kamerateams, welches
im Auftrag des Bundesinnenministeriums einen Film über Hooligans drehen sollte,
damit in Zusammenhang steht.
Die Verantwortung für die Sicherheit hat der Verein in der Vergangenheit schon
mehrfach unter Verzicht auf wirtschaftliche Vorteile (wie Antrittsgelder) unter
Beweis gestellt: Eine im April 2006 ausgesprochene Einladung von Dynamo Dresden
zu dessen Turnier im Januar 2007 wurde neben dem, dass Lok am Turnier in Riesa
teilgenommen hat, aufgrund von Sicherheitsaspekten und der Tatsache, den
gewaltorientierten Fußballfans aus ganz Deutschland keinen Anlass zu geben, sich
ausleben zu können, strikt abgelehnt. Weiterhin wurde eine Einladung zu einem
Sportfest im Sommer 2007 abgelehnt, da es ein Spiel zwischen Lok und den
Amateuren von Energie Cottbus, ersatzweise dem FC Magdeburg, geben sollte. Ein
Vorschlag des FC Sachsen Leipzig 1990 e.V. aus dem Herbst 2004, doch ein
Freundschaftsspiel im Zentralstadion auszutragen, sowie denselben Vorschlag
etwas später von interessierter Seite in Leipzig, lehnte der Verein aus
Sicherheitsgründen ebenso strikt ab. All dies ist ohne weiteres nachweisbar.
Allein diese Entscheidungen machen deutlich, dass die Vereinsverantwortlichen
solchen „Potential“spielen so lange wie möglich außerhalb des geregelten
Spielbetriebes aus dem Weg gehen wollen, um den gewaltorientierten Fußballfans
aus ganz Deutschland keine Plattform zu bieten.
In seiner heutigen Sitzung haben der Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins
einstimmig folgende Maßnahmen beschlossen:
Der Polizei wird, wie in der Vergangenheit auch, die 100%ige Unterstützung bei
der Aufklärung des Ereignisses zugesagt.
Er wird neben identifizierbaren Tätern auch all diejenigen bei der Polizei
namentlich benennen, welche zu den Schaulustigen zählten und Angaben zu
Tatvorgängen machen und Personen identifizieren könnten. Wir fordern die Polizei
auf, den Verein aktiv in die Ermittlungstätigkeit einzubinden!
Des Weiteren wird er bereits jetzt, ohne Ermittlungen der Polizei und
Staatsanwaltschaft abzuwarten, von seinem Hausrecht Gebrauch machen und
Stadionverbote aussprechen sowie, sollte sich jetzt und auch später
herausstellen, dass dies auch Vereinsmitglieder betrifft, diese vom Verein
ausschließen. Wir fordern hiermit alle Gastgebervereine auf, sich den
ausgesprochenen Stadionverboten anzuschließen und sie in ihren eigenen Stadien
auch durchzusetzen. Hier sind der 1. FC Lok und auch die anderen Vereine dann
aber auf die Hilfe der Polizei angewiesen, dass die entsprechenden Personen
Meldeauflagen bei Spielen des 1. FC Lok sowohl zu Hause als auch auswärts
erhalten, damit diese gar nicht erst in die Nähe des Spielortes kommen können.
Der Verein wird seine Mitglieder und „wahren“ Fans noch mehr in die Pflicht
nehmen, sich gegen Gewalt und jede Form von Extremismus im und außerhalb des
Stadions zu stellen und sich davon erkennbar zu distanzieren.
Wir bitten, die Politik und die Fußballfachverbände um ihre Unterstützung!
Ein Fanprojekt für die Fans des 1. FC Lok Leipzig, das vom Land Sachsen und dem
DFB mitgetragen wird. Die Stadt Leipzig hat sich schon dazu bekannt! Das Land
Sachsen muss dazu jedoch für die gesamte Fanarbeit in Sachsen die entsprechenden
Haushaltsmittel freigeben. Ein entsprechender Beschluss wurde vor kurzem erst
wieder abgelehnt!
Eine positive Haltung des Rathauses der Stadt Leipzig zum Bruno-Plache-Stadion.
Wir verkennen nicht, dass sich seit dem Wechsel des Dezernenten wieder eine
sachliche, konstruktive Arbeitsatmosphäre eingestellt hat.
Eine sachliche, differenzierte Beobachtung und Beurteilung der Geschehnisse
unter Verzicht auf voreilige, populistische Forderungen. Wir verkennen nicht,
dass die Presse eine Informationspflicht hat, wir erwarten aber, eine
Berichterstattung, die auf Effekthascherei und Vorverurteilung verzichtet.
Wir laden alle Interessierten dazu ein, sich in unserem Verein und seinen
Gremien zu engagieren!
Der Vorstand und Aufsichtsrat des 1. FC Lokomotive Leipzig e.V. haben sich,
entgegen der öffentlichen Erwartung und obwohl sie sich mit den einstimmig
getroffenen Maßnahmen gegen die sogenannten Fußballfans vom vergangenen Samstag
in Gefahr begeben, einstimmig dazu entschieden, ihre Ämter weiterhin sorgfältig
und gewissenhaft auszuüben, um Gefahren für den 1. FC Lokomotive Leipzig e.V.
und den gesamten Fußballsport abzuwehren.
Außerdem haben die zahlreichen Anrufe und E-Mails von Fans, Freunden und
Sponsoren des Vereins alle Funktionsträger ermutigt, dass mit Hilfe der
vorgenannten Personen, der auf den Trümmern des VfB Leipzig neu erschaffene
Verein, seine Popularität und seine soziale Funktion für die Stadt auf Dauer
erhalten bleibt!
1. FC Lokomotive Leipzig e.V. Vorstand/Aufsichtsrat