+++ 120 Minuten keine Tore beim Pokalfinale in Grimma, erst danach entschied LOK das Elfmeterschießen klar mit 4:2 für sich! +++ Die "Gastgeber" hielten gut mit und ließen kaum Chancen für unser Team zu. +++ Offiziell wurden 2750 Zuschauer angegeben, aber alle sahen deutlich, dass es mindestens 4000 gewesen sind. Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre hier besser! +++ VfB verpasst das Double, der Club mit glücklichem DFB-Pokalsieg in Berlin, 3:2 n.V. +++

 

Finale um den Wernesgrüner Bezirkspokal in Grimma

Samstag, 26.05.2007  FC Bad Lausick – 1. FC Lok Leipzig  2:4 n. ES (0:0 / 0:0)

 

Stürmische Stunden hatten die Meteorologen für den Pfingstsamstag vorhergesagt. Ob das auch für unser Pokalendspiel zutreffen sollte? Der Verlauf der Partie konnte das schon bestätigen, wobei aber die Ausbeute der stürmischen Attacken unserer Angriffsformation noch unterhalb der Bezeichnung "Minimal" blieb. Selbst die regelnotwendige Verlängerung reichte nicht, um ein Tor zu erzielen. Das schreit nach Erklärungen. Doch dazu später mehr...

Mit dem Regionalzug startete man um 12:15 von Gleis 20 des Leipziger Hbf. Ein früheres Abfahren wurde durch das Fehlen von Crewmitglied Dirk vereitelt, er hatte einfach nur seine Tram verpasst, kommt vor. Dafür konnten Alex und ich mit zwei Nürnberger Fans ins Gespräch kommen, sie hatten neben ordentlichem Cluberer-Fanzeug auch ein Fässchen Grafenwalder Pils als Marschverpflegung bis Berlin dabei. Der Fight um den großen Pott, den DFB-Pokal, sollte dem FCN dort nach knapp 40 Jahren endlich mal wieder einen Titel bringen. Und es ging ja gegen den Überraschungsmeister VfB Stuttgart, der übrigens nach 10 Jahren - damals 2:0 gegen Aufsteiger Cottbus - wieder im Finale in Berlin vertreten war. Ja, am Morgen wünschten wir den beiden siegessicheren Franken fairer weise noch viel Glück, obwohl uns ja der VfB sichtbar mehr am Herzen liegt. Der Ausgang viele Stunden später ist bekannt. Die Schwaben zeigten nach unerklärlichen Blackouts Mitte der ersten Halbzeit eine tolle Moral, erzwangen in Unterzahl noch eine Verlängerung. Dann aber schwanden sichtbar die Kräfte, weil 60 plus 30 Minuten zu Zehnt einfach zu viel für die reduzierte Elf war – oder zuwenig für einen Pokalsieg. Den holten sich die Nürnberger dank eines Sonntagsschusses eines Reservisten in der Verlängerung, Glückwunsch dem Überraschungspokalsieger!

Den beiden rotschwarzen Club-Fans war LOK nicht unbekannt. Aber sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass Tausende Lokisten zu Spielen in der 6. Liga mitfahren. Und das extra unsere Auswärtsspiele in das große WM-Stadion verlegt werden müssen, glich für sie schon einer Sensation. Sie drückten uns jedenfalls die Daumen für unseren kleinen Pokalsieg im Bezirk.

Zehn Minuten vor eins erreichte der Zug endlich Grimma, die Flutmetropole von 2001. Ein Riesenaufgebot an Polizei umzingelte uns ca. 200 Zugfahrer sogleich und lotste die Massen zum Stadion der Freundschaft. Wegen der späten Stunde für Programmsammler nutzte ich das Handy, um mal ein paar Hefte von einem schon anwesenden Fanclubmitglied reservieren zu lassen. War aber doch übertrieben, denn als wir am Einlass waren, lagen noch einige Gratis-Exemplare herum. Die Preise für das Spiel waren zu diesem Finale allerdings recht hoch, 8 € für einen Stehplatz sind schon happig. Später erfuhr man, dass der Erste Vorsitzende ein paar verbilligte Karten an die Leute gebracht hatte, nur hatten wir davon nichts. Ein Spruchband an der Spitze des Fanzuges ("Gegen überhöhte Eintrittspreise!") verkündete allen, was man von dieser Abzocke hält.

Die Lausicker agierten mit fortschreitender Spielzeit immer mutiger und respektloser, die vergebenen LOK-Chancen wirkten bei ihnen wie Aufputschmittel. Ein paar Spielzüge offenbarten bei unserem Team eben auch die gravierenden Schwächen – im Spielaufbau und in der Trefferausbeute: Eric Eiselt im Mittelfeld beim Sturmlauf, er schaut, er bremst ab. Wohin mit dem Ball? Außen weder links noch rechts ein Anspielpunkt, auch die Mitte ist zu. Er läuft noch ein paar Schritte, verfolgt vom Gegenspieler, schießt – knapp vorbei. Holger Krauss klärt einen schnellen Konter der Gäste, will einen Gegenangriff einleiten. Weiter Schlag nach vorn, aber zu lang, der Ball ist beim Torhüter der Lausicker. Marc Gerloff setzt sich links kraftvoll durch, vernascht seinen Gegenspieler noch vor der Torauslinie, flankt – zu weit auf die rechte Seite ins Aus. Rico Engler klärt per Kopf im eigenen Strafraum, eine Großchance der Lausicker vereitelnd. Dann später: Sprint auf rechts mit Ball die Linie entlang, gefühlvolle Flanke in die Mitte, Christopher Blümel köpft – übers Tor. Dies ließe sich nach Auswertung der Videobänder der filmenden LOKRUF-Aktivisten sicher beliebig fortsetzen und soll auch nur eine kleine Anregung sein. Um die wichtigen drei Spiele, die noch kommen, alle zu gewinnen. Das geht aber eben nur mit eigenen Toren, an denen es am heutigen Nachmittag im Spiel leider fehlte. Und dass es nicht allein an der Schusstechnik liegt, konnte jeder der ca. 4000 Besucher (offiziell wurden nur 2750 angegeben, das riecht nach Manipulation!) nach der Verlängerung miterleben.

Immer noch stand die Null, und zwar auf beiden Seiten. Es folgte das entscheidende „Schießen vom Elfmeterpunkt“. Ob unser Kapitän Holger Krauss das Billardspielen liebt? Sein Ball zum Auftakt landete nämlich erst am linken und dann am rechten Pfosten, um sich anschließend – zum Glück für uns – hinten im Tornetz zu verkrümeln. Jan Evers behielt beim ersten Lausicker Schützen die Nerven und die Ruhe und hielt das Ding. Christopher Blümel verwandelte im Folgenden locker nach rechts, wobei der starke junge Lausick-Hüter Schötzke irgendwie die Finger noch dran hatte. Dies schien ihn zu beflügeln, den nächsten Punch höchstselbst zu setzen. Misslang gründlich, denn unser Jan fischte sich die Kugel, halb hoch nach links geschossen, problemlos. Und als der spät gekommene Sven Dobiasch das dritte Tor super reinlegte, schien alles gelaufen. Aber wenn alles klar ist, ist nichts klar. Die Lausicker trafen plötzlich und Stephan Knoof versagte. 2:3 und wer sollte es richten: Natürlich René Heusel, Schütze vom Dienst und Torgarant. Auch beim Elfmeterschießen? Ja, heute immer, eiskalt versenkte der begnadete Goalgetter das Runde in das linke Eck und versetzte den größten Teil des Grimmaer Stadionpublikums in Jubellaune! Es war geschafft, strapaziöse 120 Spielminuten samt Nachsitzens am Punkt waren vorbei und erfolgreich für unseren Verein zu Ende gegangen – ja wir haben den Pokal, FC Leipzig!

Am Netto-Getränkemarkt gab es endlich die ersehnte Abkühlung, Bier und Alkoholfreies im Überfluß. Das reichte, zumindest bis zum Bahnhof. Dort sammelte sich alles und verkürzte sich die lange Wartezeit mit Gesängen und Ufftas, Mirko mit Mikro in voller Action! Als dann der Sonderzug an den planmäßigen Regio angekuppelt war, ging endlich die Tour retour nach LE. Kurz nach Sieben landeten alle wieder auf dem Hbf. und feierten anschließend in der Osthalle lautstark den Sieg von LOK. Mit Alex, Klein-David (der per Laufrad gut unterwegs gewesen war) und Dirk (den wir erst bei der Rückfahrt wieder fanden) wurde zu später Stunde das große Endspiel live im TV angeschaut, mit dem bekannten Ausgang...

Reini

 

Stadion der Freundschaft Grimma:  2.750 Zuschauer

Schiedsrichter:  Karsten Schönknecht (Laußig)

Elfmeterschießen:  0:1 Krauß, 0:1 Evers hält gegen Martin, 0:2 Blümel, 0:2 Evers hält gegen Schötzke, 0:3 Dobiasch, 1:3 Stadermann, 1:3 Schötzke hält gegen Knoof, 2:3 Bauer, 2:4 Heusel

 

Fotos zum Finale

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Final-Held Jan Evers

Sonnabend, 16.42 Uhr, Grimmaer Stadion der Freundschaft: Lok-Keeper Jan Evers stemmt den Pott, lässt sich nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen (0:0, 0:0, 0:0) gegen Bad Lausick feiern. Keiner der Gäste-Anhänger denkt in diesem Moment höchster Verzückung an hohe Eintrittspreise, das Parkchaos vor dem Spiel und die miese Chancenverwertung ihrer Elf. Sie huldigen ihrem Helden Jan Evers, der beim Bezirkspokal-Finale zum Matchwinner für den Favoriten wurde. Nach einer Stunde fischte der frühere Grimmaer einen Freistoß-Knaller von Tino Kleinert aus dem Eck, im Elfmeterschießen hielt Evers die Schüsse von Sebastian Martin und Janko Schötzke. René Heusel verwandelte seinen Elfmeter zum 4:2 und die Anhänger stürmten den Platz, um ihre Jungs zu umarmen. Das Probstheidaer Fußball-Glück hatte Einzug gehalten. Fast. Denn Lok-Chef Steffen Kubald fühlt sich durch den FC Bad Lausick verschaukelt. In Vorgesprächen wurde die gestaffelte Aufteilung der Zuschauereinnahmen vereinbart. Angesichts der offiziell genannten 2750 Besucher im vollen (!) Stadion werden die Gäste nun mit 1200 Euro abgespeist. Insider behaupten, dass mindestens 5000 Zuschauer anwesend waren. „Mit 4000 hätte ich leben können. Das wären für uns 2000 Euro gewesen. Aber wie sich Bad Lausick hier verhalten hat, ist unfair“, wetterte Kubald. Das interessierte die Mannschaften weniger. „Ich war erstaunt, wie lange wir mitgehalten haben“, sagte FC-Coach René Vierig. „Wir hätten sogar gewinnen können, wenn ich nur an unsere Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit denke.“ Lok-Trainer Rainer Lisiewicz sprach von einem hochverdienten Sieg. Es sei eigentlich ein Witz gewesen, dass es zum Elfmeterschießen kam. Keeper Evers genoss das Bad unter den Fans. „Das war mein schönster Sieg mit Lok. Ich bin stolz, dass ich daran auch einigen Anteil habe.“ Trotz der riesigen Freude über den Cup denke er bereits an das Abschluss-Punktspiel. Am 16. Juni empfangen die Probstheidaer die robusten Bad Lausicker. „Vor den letzten drei Spielen habe ich richtig Schiss“, gab Evers zu. Und Lisiewicz ergänzte: „Da müssen wir uns etwas einfallen lassen.“ Obwohl sie nach dem Elfmeterschießen körperlich am Ende und tief enttäuscht waren, hatten auch die Finalverlierer die Revanche im Blick. „Es sollte heute nicht sein. Aber wir haben sie ja noch mal“, hegte Sebastian Martin Rachegelüste.

(Quelle "Leipziger Volkszeitung" vom 29.05.2007 - von Norbert Töpfer)

 

Ex-Grimmaer Evers entnervt FC-Elfmeterschützen

Das Wernesgrüner Bezirkspokalendspiel des Leipziger Fußballverbandes verliert der FC Bad Lausick 1990 gegen den 1. FC Lok Leipzig 2:4 nach Elfmeterschießen im Grimmaer Stadion der Freundschaft. Stand den Kurstädtern der Fußballgott 120 Minuten zur Seite, verließ er sie beim Elfmeterschießen. Der Ex-Grimmaer Jan Evers zog beim Elfmeterschießen den ersten beiden FC-Schützen den Nerv. Stadionsprecher Bernd Isaack erinnerte an die Pokaltradition der Bad Lausicker Fußballherren mit drei Siegen in Folge, darunter war die Hitzeschlacht im Jahr 2000 (5:4 Sieg des FC beim SV Tresenwald). Im prall gefüllten Grimmaer Stadion der Freundschaft (deswegen verwundert die offizielle Zuschauerzahl) herrschten am Samstag ähnliche klimatische Bedingungen! Was diesmal fehlte, waren die damals reichlich fallenden Tore. Dafür entwickelte sich ein Spiel, das sich zu einem echten Krimi entwickelte und alle in seinen Bann zog. 45 Minuten lang zeigte Bad Lausick zuviel Respekt vor dem Tabellenführer der Bezirksliga, dessen Spieler nicht oder zu zögerlich attackiert wurden. Das ergab Raum, den die Lok-Akteure zur Dauerbelagerung der Kurstädter Spielfeldhälfte nutzten. Wäre nicht FC-Keeper Janko Schötzke zu Bestform aufgelaufen, Bad Lausick hätte das Spiel wohl schnell abhaken können. Dem FC kam zum Glück aber auch eine miserable Chancenverwertung der Gäste entgegen. Speziell René Heusel mutierte vom Fußballgott zum Chancentod, vergab ein halbes Dutzend hundertprozentiger Möglichkeiten. Seine Mitspieler machten es ihm nach, wenn sie nicht an Schötzke – nahm Blümel im Strafraum den Ball vom Fuß (14.) – stoppte Eiselts Solo (16.) – scheiterten, versagten sie im Abschluss. Sie wussten zudem mit Freistößen oder Eckbällen (9:3 Ecken für Lok) wenig anzufangen, weil die vielbeinige FC-Abwehr immer wieder klären konnte (Rettung Eduard Metzlers auf der Linie/44.). Kamen die Kurstädter in der ersten Halbzeit kaum einmal gefährlich vors Lok-Tor, so änderte sich dies in Halbzeit zwei. Zwar gab es immer wieder Phasen in denen die Leipziger minutenlang drückten, aber die Konter des Gastgebers kamen wie Nadelstiche. Ein Kopfball Falk Bauers (53.) strich übers Tor, Evers im Lok-Gehäuse musste bei Tino Kleinerts Freistoß aus spitzem Winkel erstmals entschlossen zupacken (60.) und verhinderte mit einer Glanzparade das 1:0, als Bauer einen weiteren Freistoß aus 20 Metern genau um die Mauer herum ins lange Eck zog. Evers tauchte ab und lenkte die Kugel um den Pfosten (69.). Die folgende Ecke brachte Jens Mauersberger in freie Position, aber ein Lok-Verteidiger schlug den Ball von der Linie. Das Spiel der Gäste bleibt statisch, ausrechenbar, die Grimmaer neutralen Zuschauer hatten selten das Gefühl, dass da ein Tor fallen könnte. In der letzten Minute der regulären Spielzeit hätte der Kurstädter Traum in Erfüllung gehen können. Marcel Hengst brachte den Ball von der linken Torauslinie auf den Elfmeterpunkt zurück, dort nahm ihn Mathias Walter volley – die Kugel strich aber knapp über die Latte, das Wunder blieb aus. Die Verlängerung sieht dann wieder eine auf die Entscheidung drängende Lok-Mannschaft. Bad Lausick ist nur noch bemüht, diese 30 Minuten zu überstehen, nach vorn geht, weil der insgesamt kaum zum Zuge kommende Mathias Wipper und später verletzungsbedingt Hengst vom Platz gehen, nichts mehr. Hinten aber brennt es lichterloh, als Ledwoch an Schötzke aus fünf Metern scheiterte (100.) oder Blümel (116.) das Tor knapp verfehlte. Wie es Heusel fertig brachte, den Ball per Kopf statt ins Tor an die Latte zu köpfen (117.), wird kaum zu erklären sein. Das Elf-Meter-Schießen musste die Entscheidung bringen. Für die Bad Lausicker Spieler eine diesmal nicht zu lösende Aufgabe. Sebastian Martin und Janko Schötzke scheiterten an Evers im Lok-Tor, Kraus mit Glück (zweimal Pfosten bevor der Ball über die Linie rollte), Blümel und Dobiasch sorgten für ein 3:0 zugunsten des Pokalverteidigers. Christian Stadermann und Falk Bauer ließen hoffen, weil Schötzke den Elfer Knoofs hielt, der FC auf 2:3 ran war. Doch dann sorgte René Heusel für die Entscheidung, sein Elfer bedeutete den erneuten Pokalsieg der Probstheidaer Spieler. FC-Trainer René Vierig war nach dem Spiel sofort bereit, Rede und Antwort zu stehen. „Es gibt keinen Grund, mit irgendetwas unzufrieden zu sein, auch wenn eine Niederlage vom Punkt immer besonders tragisch ist. Die Spieler waren platt, keiner wollte, aber fünf müssen nun mal schießen. Respekt vor denjenigen, die die Last auf sich nahmen. Wir haben aus einer sicheren Abwehr die Partie offen gehalten, vorn sogar in zwei Szenen die Chance zur Entscheidung gehabt. Es war ein Erlebnis für Spieler und Fans, dieses Match mitzuerleben, für den Bad Lausicker Fußball ging ein weiteres Pokalfinale, das noch in Jahren Gesprächsstoff liefern wird, leider nicht mit einem Erfolg für uns zu Ende.“

(Quelle "Muldentaler Kreiszeitung" vom 29.05.2007 - von Hans-Peter Weiske)