+++ Sachsenliga, wir kommen! LOK schafft den Aufstieg am Ende fast mühelos, mit einem 2:0 im Meisterschaftsfinale gegen wackere Bad Lausicker! +++ Gut 7.738 Zuschauer feierten schon in der ersten Halbzeit den Aufstieg, denn LOK führte schnell durch Tore von Sven Hellmund und Holger Krauß! +++ Lange Partynacht für Fans und Spieler, vorher am Casino steppte der Bär. Hier gab das Team am Mikro nochmal Vollgas! +++ Auch die Zweite schafft den Sprung nach oben, ein 3:1 im Abschlußspiel gegen LSC bringt uns die Stadtliga! +++

 

"Landesliga, wir kommen - aber nicht um zu bleiben"

 

Samstag, 16.06.2007  1. FC Lok Leipzig – FC Bad Lausick  2:0 (2:0)

 

Wir haben es tatsächlich geschafft! Der dritte Aufstieg in Folge nach der Neugründung im Jahre 2004 wurde mit dem nie gefährdeten 2:0 gegen den FC Bad Lausick an diesem Samstag perfekt gemacht. Punkt 16:45 stand fest, was sich so viele LOK-Fans für diese Spielzeit erhofft hatten – wir spielen nächste Saison in der 5. Liga. Die Tiefen der letzten Wochen mit dem 2:3 gegen Delitzsch hier an gleicher Stelle sind einem bravourösen Höhenflug gewichen. Mit Rieseneinsatz und tollem Teamgeist wurde von der Mannschaft das Wunder noch erreicht, immerhin hatten wir da noch neun Pluspunkte auf Delitzsch gutzumachen und Naunhof hielt weiter voll mit. Knackpunkt war sicher die Halbzeitrede vom Trainer im Spiel in der Schüssel, als Blauweiß 1:0 vorn lag und bei unserem Team nichts so recht laufen wollte. Aber die blaugelben Kicker sind eben eine verschworene Einheit, ein Team mit Charakter. Mögen sie noch lange weiter so zusammenspielen, mit nur wenigen Neuzugängen....

Kurz nach 14 Uhr wimmelte es vor dem Bruno nur so von Lokisten, jeder, der konnte, wollte so zeitig wie möglich vor Ort sein. Direkt von der Arbeit fuhren mich die „Öffentlichen“ nach Probstheida, schnell wurden noch ein paar Fotos geschossen und sich die neuesten Druckerzeugnisse zum Match besorgt. Programm Nummer 21 der Saison 2006/07 mit Bild vorn vom Ausgleich im Zentralstadion, drinnen dann der Siegtorschütze Sven Hellmund in (wenn auch drucktechnisch recht verdunkelter) Aktion – beim hochwichtigen Sieg gegen Blauweiß. Leider versinken auch die vier Fotos vom Pokalfinale in Grimma in der Druckerschwärze, weniger wäre da diesmal mehr… Das Tatortheft Nummer 73 geht wie gewohnt kritisch zu Werke, Stein der Denkanstöße ist diesmal der oberste sächsische Fußballchef Klaus Reichenbach. Dessen undifferenzierte Äußerungen über LOK in den letzten Tagen lassen Zweifel aufkommen über dessen Fußballkompetenz. Dies ist allerdings nicht neu in diesen Funktionärskreisen, siehe DFB-Chef Zwanziger und FIFA-Boss Blatter.

Vielleicht sollten sie sich alle mal neue Pressesprecher zulegen.

Das Spiel im Kurzfilm. Jeder Blaugelbe wusste, was heute gebraucht wurde – Tore! Das erste fiel nach Flanke von rechts von René Heusel - Sven Hellmund erwischt das Leder mit dem Kopf. „Das gibt’s nicht!“ entfuhr es Mirko am Stadionmikro, ausgerechnet Hellmund, der im Zentralstadion sein erstes Tor für LOK gemacht hatte. Genauso wichtig, genauso mit Köpfchen! Nun sollte scharf nachgewaschen werden, etliche Chancen und dann ein davon eilender René Heusel – gelegt am/ im Strafraum, Elfmeter! Und der ist sonnenklar, weil ihn der Schiedsrichter pfeift. Dazu noch Rot für den Sünder Tino Kleinert, Bad Lausick ab sofort ohne Kapitän. Zunächst muß das Ding aber ein, unser Spielführer Holger Krauß übernimmt das und wummert den Ball ins Netz, mittenrein. Das war’s schon, dachten alle – und hatten recht. Der Abpfiff erfolgte pünktlich, um dreiviertel fünf war LOK zum dritten Mal in Folge aufgestiegen, garniert mit dem jeweiligen Pokalsieg – das muss man erst einmal schaffen.

Überschwängliche und prägnante Worte aus den Lautsprechern zwangen die Fans nach dem Schlusspfiff zum fünfminütigen Warten auf den heißersehnten Platzsturm – alle wollten natürlich mit ihren Lieblingen Party machen. Die Kicker zogen flugs die Sieger-T-Shirts an -"Landesliga, wir kommen - aber nicht um zu bleiben“  - dann spritzte der Sekt aus allen Flaschen. Kurzes Pfeifkonzert ließ plötzlich die Massen erschrecken, ein Vermummter wollte das Plakat zum 10. Februar abreißen. Fans und Ordner verhinderten diese Provokation, der Täter wurde wenig später gestellt. Der Vorfall war schnell vergessen, auf der Tribüne sammelte sich die Mannschaft, um zünftig mit dem immer noch prallvollen Stadion zu feiern. Immer wieder floss Sekt in den großen Bezirksmeisterpokal. Ein Hauch große Bundesliga schwebte als Meisterschale über den Köpfen der Kicker, auch eine Kopie hat ihren Reiz. Gesänge ohne Ende, die Massen strömten anschließend vom Dammsitz  hinter die Tribüne.

Viele Fans blieben natürlich bei der Party am Club-Casino, bis die Mannschaft kam.

Vorher sah man etliche Fans aus längst vergangenen VfB-Zeiten. Mberg-Axel hat sich nach kurzer Motivationspause wieder voll „seinem“ Handball-Club Leipzig verschrien. Sein neuer Fanclub zählt bereits 11 Mitglieder, auch viele „ältere Semester“ sind darunter. Aber dem Fußball und der Loksche bleibt er weiter treu und wenn genügend Platz im Bruno wäre, könnte er auch seine riesenlange „M-Boys“- Fahne wieder aus dem Keller holen. Auf jeden Fall lebt sie noch. Für Löwen-Micha war besonders die Partie im Z-Stadion das Zitter-Highlight der Saison, ein Urschrei fegte durch das Rund, als der Siegtreffer kurz vor Schluss fiel. Angesprochen auf die umtriebigen Wendezeiten wurde man von einem Fan aus München, irgendwie kam einem die Stimme bekannt vor. Aber die meisten Menschen verändern ihr Erscheinungsbild, ja der Andrè S. aus Volkmarsdorf. Mit Helli und Buchi unterwegs auf den Programm-Schwarzmärkten, vor fast 20 Jahren. Nun, er hat mich jedenfalls gleich erkannt… Sein erstes Saisonspiel mit der Loksche sah heute der Hoffenheimer, er tippte richtig, dass die Naunhofer nur Remis gegen Blauweiß spielen (Respekt der Truppe von Roman Müller, sie haben sich voll reingehängt!). Der Ex-Grünauer Rene freut sich nun schon auf die nächsten Superspiele gegen die Zweiten von Aue, Dynamo und Chemie, sicherheitshalber wohl im großen Stadion. Nadel-Jochen wird am Sonntagmorgen um 9 Uhr erst mal den Sportplatz in Kulkwitz suchen, weil er da pfeifen muss. Anschließend geht es für ihn zur zweiten Aufstiegsparty ins Bruno – wenn unsere Zweite den Sprung in die Stadtliga schaffen will. Die Wurzner Crew feiert dagegen lieber mit ihrem FSV den eigenen Aufstieg, da fehlt ebenfalls noch ein Sieg zum Glück.

Dann gab es ein Hallo nach dem anderen, das siegreiche Team präsentierte sich seinen Fans auf der Minibühne direkt vor dem Club-Casino-Eingang. Zusammen mit Mirko am Mikro wurden Lieder und Statements zum Besten gegeben. Robert S. und Pierre T. erschienen mit reduzierter Frisur, was ein vielstimmiges „Du hast die Haare schön!“ der Fans bewirkte. Robert formte daraus noch die bekannten „Bälle“ vom DSDS-Original. Jeder durfte mal, ob nun sangesfreudige Spieler oder Co und Coach oder die drei von der Vorstandsstelle. Bis kurz vor neun saßen die blaugelben Kicker noch mit den Fans zusammen, tranken das eine Bier oder andere Glas Sekt oder pafften an einer Siegerzigarre – ohne namentliche Zuordnung hier, versteht sich. Auch ein Exemplar des Fan-Report fand unter ihnen mit Rico E. plus Freundin interessierte Leser, wenngleich sich später ein gewisser René L. daraus irgendein Bildchen herausriss – warum auch immer. Als für mich die letzten Euros fürs Bier draufgegangen waren (danke Jochen für die 11 Cent-Spende!), war es halb zehn und Zeit zum Rückzug. Mit der Tram 15 gelang dies optimal, Thomas begleitete mich einen Teil der Strecke noch. Am Augustusplatz erklangen gerade die letzten Klänge live aus dem Gewandhaus – unser Stardirigent Kurt Masur feierte da groß seinen 80.! Minuten später am Waldstraßenviertel Autoverkehr wie zur Rush Our, vor der Festwiese und entlang der Angerbrücke wartete eine Riesenmenschenmenge – auf die Feuerwerker! Na, das passt ja!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  7.738 Zuschauer    

Schiedsrichter:  David Zühlke (Elstertrebnitz)

1:0 S. Hellmund (17.), 2:0 Krauß (29./Foulelfmeter)

Rot:  Kleinert (27./Bad Lausick)

 

Fotos zum Spiel

 

Holger Kraus: „Großen Anteil am Aufstieg haben die Fans, 50 Prozent Anteil auf jeden Fall, das weiß auch die Mannschaft. Was ich hier in dem einen Jahr miterlebt habe, war einfach nur geil! Nach jedem Spiel hat die Mannschaft nur dieses Lied gesungen: ‚Wir sind die Größten der Welt, FC Lokomotive!’“

 

 

+++ PRESSESCHAU +++

 

Der Aufstieg ist geschafft! 

Lok Leipzig gewinnt zum Abschluss 2:0 gegen Bad Lausick

„Jaaah, wir haben's geschafft", schrie Lok-Kapitän Holger Krauß. Die Erleichterung über den vor einigen Wochen kaum noch für möglich gehaltenen Aufstieg in die Landesliga, der gestern am letzten Spieltag mit einem hochverdienten 2:0 gegen den FC Bad Lausick perfekt gemacht wurde.

„Wir waren vor ein paar Wochen eigentlich schon weg. Aber wir haben immer daran geglaubt, den Sprung in die Landesliga doch noch zu schaffen. Was wir in den letzten Wochen abgeliefert haben, war wirklich stark", freute sich der Lok-Kapitän nach dem siebten Sieg in Serie. Die Kulisse im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion war wieder einmal mindestens Oberligatauglich. 7738

Fans wollten gemeinsam mit dem Team von Trainer Rainer Lisiewicz den Aufstieg klar machen.

Und die Lok-Kicker gaben von Beginn an Vollgas, erspielten sich eine Chance nach der anderen. Und in der 17. Minute hallte zum ersten Mal Aufstiegsjubel durch das Stadion: Sven Hellmund köpfte den Ball zum 1:0 in die Maschen. Eine Viertel Stunde später wurde Rene Heusel von Bad Lausicks Kapitän Tino Kleinert im Strafraum zu Fall gebracht. Den fälligen Elfmeter verwandelte Krauß sicher zum 2:0, Kleinert bekam für das Foul auch noch die Rote Karte. Dank des zusätzlichen freien Raums erspielten sich die Probstheidaer in der Folgezeit weitere hochkarätige Chancen. Doch die Verwertung war mangelhaft. Allein der „Torjäger vom Dienst" René Heusel ließ insgesamt sechs hochkarätige Möglichkeiten ungenutzt. Und auch wenn sich die Mannen von Coach Rainer Lisiewicz in der zweiten Halbzeit auf die abendlichen Aufstiegsfeierlichkeiten vorbereiteten, geriet der Sieg und damit der Sprung in die Landesliga nicht mehr in Gefahr.

Nach dem Abpfiff kannte der Blau-Gelbe Jubel auf und neben dem Spielfeld keine Grenzen mehr. „Nie mehr sechste Liga!" hallte es durch das Stadion und natürlich durften auch die obligatorischen (Aufstiegs-) Spitzen in Richtung Fußball-Leutzsch nicht fehlen ("Siehst du Chemie, so wird es gemacht!"). Getrübt wurde die Stimmung kurzzeitig, als ein paar Unbelehrbare das Banner im Innenraum abrissen, welches an die schlimmen Ausschreitungen vom 10. Februar erinnern soll. Dafür ernteten diese glücklicherweise ein gellendes Pfeifkonzert der echten Fans.

Lok: Evers, Trinko (80. Rienaß), Sommer, Hensgen, Hellmund, Krauß, Ledwoch, Eiselt, Gerloff (67. Dobiasch), Heusel, Blümel (70. Wetzig).

(Quelle: Sachsen Sonntag vom 17.06.2007 – von Andreas Wendt)

 

Aus den Unterklassen: Loksche dampft, Dynamo träumt 
Alles unterhalb der Landesligen im Fußball ist ätzend. Experte Klaß aus Eisenach fasst diese Spielklassen als »Bockwurschtliga« zusammen. Drei Hände Zuschauer, meist maskuline, nörgelnde alte Beutel mit butterigem Hemdkragen, schlankem Haar und feiner Bierwampe.
Wer dort unten einmal festsitzt, hat es schwer, wieder nach oben zu kommen. In die Landesliga Sachsen zum Beispiel. Am vergangenen Wochenende gelang mal wieder einem alten Zonenverein der große Wurf. Lok Leipzig in Verzückung, 7738 Zuschauer bejubeln im Bruno-Plache-Stadion den Aufstieg in die fünfte Liga. Abgesehen von den üblichen Biermonstern und Dumpfbeulen wird friedlich gefeiert. Es gibt einen anständigen Platzsturm. Natürlich wird der örtliche Rivale verhohnepiepelt, gefedert und gepudert: »Chemie, Chemie, wir scheißen auf Chemie«.
Die Zeichen haben sich umgekehrt. Zu DDR-Zeiten war Lok der gehätschelte Klub, heute ist es Sachsen Leipzig, damals Chemie geheißen.
Ja, die gute alte ewige Namenstauscherei, hat ja Tradition im Orient. Nach der Wende hieß Lok plötzlich VfB Leipzig und versuchte sich im großen Fußball. Wie überall im Osten übernahm ein Baurülps das Ruder. Die Folgen kennen wir. 2004 wurde der VfB aufgelöst, Lok begann neu in der untersten Liga. Acht Spielklassen unter Chemie. Chemie war damals in der Oberliga Nordost Süd aktiv, heute nicht anders. Lok begann seinen Durchmarsch und sitzt ab der kommenden Saison nur noch eine Spielklasse hinter Chemie/Sachsen in Lauerstellung.
Lok ist zahlungsfähig, das ist im Fußball eher unüblich. Der Saisonetat in der Landesliga soll 600000 Euro betragen. Diese Summe haben viele Klubs eine Klasse höher nicht zur Verfügung. Zum Beispiel der BFC in der Oberliga Nordost Nord.
Beim Berliner FC Dynamo stehen in dieser Woche weitreichende Entscheidungen an. Der bei den Fans eher ungeliebte Präsident Mario Weinkauf hat einen niegelnagelneuen Investor besorgt. Dieser gibt sich geheimnisvoll. Klarnamen werden nicht genannt. Es soll sich aber um sauberes Geld aus der Schweizer Finanzwirtschaft handeln. Oder in der Schweiz verdient? Schweizer Franken oder Schweizer Käse? Millionensummen werden durch den Raum geworfen. Doch wer wirft Geld weg? Oder steckt es in den BFC? Keiner sieht so richtig durch, am wenigsten die Fans. Dabei geht es im Grunde nur um die Wahl des Wirtschaftsrates. Neben Weinkaufs geheimnisvoller Nummer stehen Mannen parat, welche im letzten Jahr das Überleben des Vereins sicherten, als sich der Präsident auf Tauchstation befand. Die zweite Gruppe sind Kleinunternehmer mit ein wenig Taschengeld. Das wollen sie liebend gern in ihren BFC stopfen, aus reiner Liebe zum Fußball?
Beide Interessengruppen wälzen Konzeptionen hin und her und machen der Basis via Internet Dampf.
Der BFC demnächst doch dickfischig? Sollte es Dynamo dank Schweizer Millionen noch mal schaffen, dem ewigen Rivalen Union Berlin ans Leder zu gehen? Wieso hat es der Sponsor eigentlich nicht dort versucht? Union hat neben dem einigermaßen positivem Image ein viel größeres Fanpotential. Fans sind potentielle Käufer. Denen kann man was aufschwatzen. Zum Wohle des Vereins. Ich nenne hier nur die geniale Aktienidee. Tausend echte Blödmänner kauften in den 90ern wertlose Aktien ihrer Klubs. War besonders in Italien beliebt, aber auch Dortmund zog seinen Getreuen auf diese Art Geld aus den Taschen.
Fußball ist Verarschung, nicht nur in der Bundesliga. Fußball ist schön. In der Bundesliga schön anzusehen.
(Quelle: www.jungewelt.de vom 19.06.2007 – von Frank Willmann)