Freitag, 10.12.2004  1. FC Lokomotive Leipzig – SG Räpitz  4:0 (4:0)

 

Und wieder rief der Stadtpokal, an diesem Freitagabend sollte die 3. Runde stattfinden. Natürlich unter Flutlicht im Bruno, dies war aber nicht das einzige Highlight. Denn in der Vorwoche wurde eine spektakuläre „Neuverpflichtung“ perfekt gemacht. Kein Geringerer als unser ehemaliger Top-Torjäger Bernd Hobsch aus grandiosen Zweitbundesliga-Aufstiegszeiten war laut Zeitungsberichten total heiß auf den neuen FCL, wollte unbedingt noch in diesem Jahr für die Loksche spielen. Gesagt, beschlossen, beantragt – der Deal für diesen Pokalabend wurde schnell perfekt gemacht und  sogar am Training am Donnerstag nahm der „Hobscher“ schon teil.

Geschichtsträchtiges Datum der 10.12., denn vor genau einem Jahr wurde der neue 1. FC Lokomotive von sieben Fans aus der Taufe gehoben, und wer heute das wieder proppenvolle Bruno gesehen hat, kennt die galaktischen Dimensionen dieser weisen Entscheidung. Morgen wird am Gründungsort, dem Treibhaus am Torgauer Platz, wieder die Inferno-Weihnachtsfete steigen – und da ist die Klubgründung sicher ein ganz großes Thema.

Man war um Dreiviertel sechs am Stadion, und die Massen strömten, trotz der Kälte, die im Dezember zu dieser Abendzeit zu erwarten war. Nach dem Banneranbringen am Dammsitzzaun (heute war noch Platz, denn der megagroße Schriftzug „1. Fussballclub Lokomotive Leipzig“ prangte an der Gegengerade) inspizierte man die Neuigkeiten an den Shopständen. Die Tatort-Nummer 23 ganz in Blau bot wieder News aus der Fanszene, heute mal in etwas ironischer Schreibart. Von Thomas aus Dresden erfuhr man, dass die Nummer 4 des NOFB-Magazins noch auf dem Postweg sei, der geplante LOK-Artikel aber leider ohne Endkontrolle durch den Druck gegangen sei, na mal schauen…

Der Spielstart verzögerte sich erwartungsgemäß auch heute Abend, diesmal war eine Baustelle auf dem Anfahrtsweg (Prager Straße) Schuld. Um 19 Uhr ging es endlich los, die Teams liefen auf den Rasen und es begann ein weihnachtliches Intro, präsentiert auf der Gegengeraden. So sahen diesmal auch alle Tribünenbesucher eine tolle Lichter-Show, mit einem gemalten Weihnachtsbaum auf großem Tuch als Mittelpunkt. Begleitet wurde das Ganze von einigen Bengalos am Dammsitz, die das Spielfeld anschließend völlig vernebelten. So soll es übrigens bereits am Nachmittag hier ausgesehen haben, der Nebel war allerdings da  meteorologischer Art und hätte fast zur Spielabsage geführt. Die Nummer 11 bei uns wurde dann besonders herzlich und lautstark begrüßt, denn die trug unser Hobscher! Er hatte höchstpersönlich für einen kompletten Satz Spielertrikots gesorgt, eine Spende an den Verein.

Die Gäste hatten sich anscheinend eine ganze Menge vorgenommen, denn sie hielten das Spiel von Anbeginn offen, kamen auch zu guten Torchancen. Aber wir haben nun mal den besten Torjäger in unseren Reihen, und tatsächlich versenkte er bereits nach gut zehn Minuten die erste LOK-Chance angemessen eiskalt per Kopf – der Jubel kannte keine Grenzen. Und ein paar Augenblicke später gleich der zweite Streich, als eine Wimberger-Freistoß-Granate im Gästetor einschlug. Räpitz war geschockt, die LOK-Elf fand immer besser ins Spiel. Nach einer halben Stunde ein Drehschuß von der Strafraumgrenze oben in den Winkel, das 3.0 war fällig, ein Traumtor, von wem wohl, natürlich vom „Hobscher“! Das Bruno wurde zum Tollhaus, zumal wenig später sogar das 4:0 fiel, Ronny Richter staubte mal wieder richtig gut ab.

Halbzeit, allgemeine Stärkung und Plauschzeit. Der Glühwein floss in Strömen, gerade richtig bei den eisigen Temperaturen. Auf großen Kartonplakaten warb der SV Lok Altenburg für sein Hallenturnier am 2. Januar, natürlich „mit Kultverein 1. FC Lok Leipzig!!!“

Über die zweite Spielhälfte gibt es wenig zu berichten, nur bei der Auswechslung unseres Bernd kam nochmal richtig gute Stimmung auf, die Leute verabschiedeten den Torjäger mit stehenden Beifallsbekundungen, er hatte ein Riesenspiel gemacht! Die Räpitzer, ja zwei Spielklassen höher spielend, hielten nun auch konditionell sehr gut mit und kamen so auch zu gefährlichen Kontern, die wir nur mit viel Glück schadlos überstanden. Denn unser Torhüter schien der rechte Flutlicht-Durchblick zu fehlen, er griff heute ein paar Mal echt daneben. Nun, es ging gut, aber bei stärkeren Gegnern, gerade im Pokal, könnte es problematisch werden. Auf den nächsten müssen wir allerdings bis nächstes Jahr warten, denn erst dann wird das Achtelfinale ausgelost werden.

Immer wieder erwähnen muß man die Zuschauerzahl. Zum einen die heute wieder stolze Anzahl von 3.139, zum anderen die erneut tolle Präsentation durch unser „Fan-Mikro“ Mirko!

Dass sich die Stadt und ihre anhänglichen Unternehmen um uns nicht scheren, bewies nach Spielschluss die Tatsache, dass gut ein Drittel der Besucher am Bushof Probstheida lange auf die Tram warten musste. Die Linie 15 mit einer Tatra-Doppeltraktion ohne Beiwagen sollte alle aufnehmen, nicht eine einzige Sonderbahn wurde eingesetzt. Schlechtes Beispiel für den WM-Spielort Leipzig, denn es gibt auch ein Fußballleben außerhalb des Zentralstadions, aber dies wird von Tschense und Co. im Rathaus offensichtlich hartnäckig ignoriert. Die obligatorischen „Holger T.“- Bekundungen machten die Runde im übervollen Wagenzug, die Klingel läutete im Dauerton (Spruch: „Geh an dein Handy ran, da ist ne Tussi dran“) und kurz vor dem Hauptbahnhof verlor auch der Fahrer die Geduld. Er machte einen auf „kaputte Bahn“ und ließ alle aussteigen. Der gleiche Wagenzug fuhr wenig später als 15E unbeschadet weiter von Gleis 2, das nennt man Kundennähe bei den LVB, oder auch Notlösung…

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  3.139 Zuschauer

1:0 Hobsch (11.), 2:0 Wimberger (15.), 3:0 Hobsch (28.), 4:0 R. Richter (36.)

 

Fotos zum Spiel