Samstag, 19.03.2005  im Bruno-Plache-Stadion:

1. FC Lok Leipzig- B-Jugend - Nachwuchszentrum Leipzig- B-Jugend  1:1 (0:1)

1. FC Lok Leipzig- A-Jugend - Nachwuchszentrum Leipzig- A-Jugend  0:2 (0:0)

 

Spiele der Junioren (auf Neudeutsch A + B Jugend) interessierten mich bis vor kurzem nicht die Bohne. Doch dann kam im Frühjahr 2004 die Pleite sowie die von der Stadt Leipzig sanktionierte Zerschlagung des VfB und die Einverleibung deren bester Nachwuchsspieler in das neue Leistungszentrum. Sollten dessen neue Mannschaften laut Aussage des Sportbürgermeisters der Stadt Leipzig Holger Tschense aus erwähntem Frühjahr noch in neutralen weißen Trikots mit der Aufschrift „Leipzig“ spielen, so wurde er kurze Zeit später mutiger und änderte seine Meinung. Das neu geschaffene Leistungszentrum (bezahlt hauptsächlich mit öffentlichen Mitteln!) wurde dem Verein FC Sachsen unterstellt und natürlich spielten die Mannschaften dann auch in deren grün/weißen Dressen mit dem Logo dieses Vereines auf der Brust.

Dazu kam, dass die Herren vom Rathaus den VfB und den neu gegründeten 1. FC Lok Leipzig endgültig und mit allen Mitteln als sportlich ebenbürtigen Konkurrenten des FC Sachsen vom Hals haben wollten. Holgi erteilte unserem neuen 1. FC Lok seinen Segen nur unter der Maxime „Volkssport in Probstheida“.

Diese gesamte Vorgehensweise gefiel selbstverständlich keinem Lokisten!

Aus einem sportlichen Wettstreit um die fußballerische Vorherrschaft in der Stadt Leipzig wurde ein Politikum!!!

So wurden mit Spannung die ersten beiden Derbys der A- und B-Jugendmannschaften im Herbst 2004 im AKS in Leutzsch erwartet. Der übrig gebliebene Nachwuchs unseres 1. FC Lok verkaufte sich dort großartig und es sprangen beim Kampf David gegen Goliath zwei Unentschieden heraus. Für alle bei diesen Spielen dabei gewesenen Lokisten (mir incl.) stand fest, dass der Besuch der Rückspiele absolute Pflicht war.

So fuhr ich also am Samstag hoch motiviert ins Bruno, zumal aus der grün/weißen Ecke angekündigt wurde, man will die Spiele zu Heimspielen „umfunktionieren“ und auch ansonsten allerlei wilde Gerüchte im Vorfeld die Runde machten. Kurz vor Beginn des Spieles der B-Jugend (das auf einem Nebenplatz stattfand) sah man neben vielen Lokisten auch diverse ehemals vertraute Gesichter von Trainern, die mittlerweile bei der sportlichen Konkurrenz arbeiten. Die Meisten von denen grüßte man höflich (man ist ja Gentleman ;-)) und mit Einigen gab es auch kurze Smalltalks.

Doch dann kam DAS Feindbild des neu geschaffenen Leistungszentrums, unser ehemaliger Geschäftsstellenleiter Uwe Schlieder. Da dieser kleine Fettsack von vier ca. 2m großen Gorillas umringt und behütet wurde, erntete er nur Hohn und Spott der Zuschauer. Dachte er etwa, wir würden uns an ihm vergreifen!?

Darauf hätte er und manch einer aus dem Rathaus wahrscheinlich nur gewartet! *gobbschüttel*

Dann ging das Spiel endlich los.

Es ging beherzt zur Sache und auch wir ca. 250 Zuschauer waren leidenschaftlich dabei. Durch einen Abwehrfehler ging das Leistungszentrum mit 1:0 in Führung. Natürlich freuten sich deren Spieler, manch einer (hauptsächlich die Nr. 17) übertrieb es aber arg dabei und provozierte mit diversen Gesten die (meist lokistischen) Zuschauer. Kurz vor der Halbzeit gab es eine Ecke für Lok. Auf Grund des Windes ging der Ball direkt ins Tor und wir jubelten über den Ausgleich. Doch weit gefehlt, das Tor wurde aus unerklärlichen Gründen nicht gegeben.

Dann war Halbzeit und die Mannschaften, Trainer und Betreuer bahnten sich den Weg durch die Zuschauer in die Kabine. Für Einige war das nach dem nicht gegebenen Tor ein verbales Spießrutenlaufen, doch beim Fußball gibt es nun mal Emotionen. Wer die nicht aushält, der sollte eben zum Schach gehen!!!

In der 2. Halbzeit stemmte sich unsere B-Jugend mit Vehemenz gegen die Niederlage. Man setzte den Favoriten unter Druck, hatte aber auch Glück bei diversen Kontern. Dann bekam unsere Mannschaft einen Freistoss von halb rechts und der daraus resultierende Schuss trudelte ins Tor. Riesenjubel bei uns und unseren Spielern.

Den Betreuern und Spielern des Leistungszentrums gefiel das natürlich gar nicht. Nach einem Foul erhielt deren mir bereits in der 1. Halbzeit negativ aufgefallene Spieler mit der Nummer 17 die gelbe Karte. Er eskalierte immer mehr, sodass ihm der Schiri dann auch noch die rote Karte zeigte. Nun gab es bei ihm überhaupt kein Halten mehr. Er trat am Spielfeldrand stehende Stühle und Bänke um, schleuderte Trainingssachen durch die Luft und ging selbst seine Trainer an. Es erschien mir, als käme er aus einem Heim für schwer Erziehbare.

Kurz danach war das Spiel zu Ende und die erste Sensation des Tages geschafft. Das Leistungszentrum hatte es wieder nicht geschafft, den Underdog zu besiegen. Wir feierten unsere Spieler und diese revanchierten sich mit der Welle. Betröpfelt schlichen die grün/weißen vom Platz und einige Zuschauer hielten mit spöttischen Bemerkungen über das Leistungszentrum nicht hinter dem Berg.

Im Großen und Ganzen war es aber ein faires Derby ohne Nicklichkeiten bzw. besonderen negativen Auswüchsen.

Mittlerweile hatte man erfahren, dass für das Spiel der A-Jugend auf dem Hauptplatz die Fans des sportlichen Konkurrenten mit einem Sonderbus eingetroffen waren. Gespannt ging ich deshalb rüber ins Stadion und war „schockiert“ über die Masse der Gästefans. Diese wollten das Spiel von der Anzahl her ja eigentlich zu einem Heimspiel machen und hatten sich vorher massiv über nur 300 zugeteilte Karten beschwert. Es müssen sich aber mehrere Sonderzüge und –busse mit deren Fans irgendwo verfahren haben. Sie suchen wahrscheinlich immer noch „P. bei L.“, so wie sie es immer ausdrücken, als ganz einfach nach Probstheida zu fahren. ;-) Wie ist es sonst zu erklären, dass kaum mehr als 150 von ihnen anwesend waren???

Das Spiel ging los, doch es war eigentlich eines Derbys unwürdig. Kaum rassige Zweikämpfe, wenig Klasse, es plätscherte so vor sich hin. Ich war damit aber ganz zufrieden, denn unsere Mannschaft war nicht der Favorit und musste folglich auch nicht das Spiel machen.

Auch auf den Rängen war nicht besonders viel los, man passte sich halt dem Spiel an. Zur Halbzeit stand es so noch 0 : 0.

Auch Anfangs der 2. Halbzeit änderte sich das Bild kaum. Ideenloser Fußball von beiden Seiten und wenig Aufregendes. Erst als der Torwart des Leistungszentrums den Ball außerhalb des Strafraumes in die Hand nahm und der Schiri erst durch die Zuschauer zum Pfeifen genötigt wurde, wachten das Spiel und die Zuschauer endlich auf. Plötzlich entwickelte sich eine rasante Begegnung mit Chancen auf beiden Seiten. Auf unserer Seite wurden von einigen Zuschauern einiger Rauch und auch einige Bengalos gezündet, was nicht von allen für gut befunden wurde, vor allem nicht das Abschießen von Leuchtspur auf den Platz. Auf jeden Fall war es nun ein packendes Derby.

Eine alte Fußballweisheit besagt, wenn man eigene Chancen nicht verwertet, dann bestraft dies der Gegner. Genau so kam es dann leider auch. Die Gäste gingen nach einem Abwehrfehler mit 1:0 in Führung. Nun rannte unsere Mannschaft dem Rückstand hinterher und fing sich dabei kurz vor Schluss noch das 0:2.

Kurz danach war Spielende. Natürlich hatte man auf eine weitere Sensation gehofft, doch David kann nun nicht jedes Mal Goliath in Schach halten. Nach kurzer Resignation feierten wir unsere Jugendspieler doch noch mit einigen Sprechchören.

 

Resümee:

Ein ereignisreicher Tag mit zumindest einem positiven (Spiel) Ausgang. Wenn unsere Jugendmannschaften in anderen Spielen gegen schwächere Gegner ebenso beherzt und engagiert auftreten, sollten sie ihre Saisonziele erreichen, nämlich nicht abzusteigen und somit die Spielklasse zu halten!

UKW