+++ Die zweite Garnitur schlägt sich achtbar beim Hallenturnier in Riesa, Tasmanias Bundesliga-A-Junioren gewinnen den Pokal! +++

 

Mittwoch, 29.12.2004  Hallenturnier in Riesa

 

Auf den letzten Drücker entschied man sich noch für die Livetour zum Hallenturnier nach Riesa. Nadel-Jochen hatte tags zuvor im Treibhaus noch eine Karte für mich besorgt. Dafür durfte ich ihm zu Hause den Scanner betriebsbereit einrichten und, was sonst, einige Nadelpins aus Dubai als Bilddateien abspeichern. Per AOL-DSL besuchte man anschließend einige Internetseiten (als immer noch Modem-Nutzer mal schön schnelles Herunterladen) und richtete dem Jochen eine neue Startseite ein, natürlich die von Locomotion.

Gegen halb drei ging es zum Treibhaus, hier war der Treffpunkt für die Busmitfahrer. Allmählich wurde es richtig voll, aus allen Richtungen strömten die Fans heran. Die zwei großen 70er Busse vom RVL (manch einer weiß es nicht, dies ist der Regionalverkehr Leipzig) parkten ab 16 Uhr in der Eisenbahnstraße, und unsere Ordnertruppe um Schalke-Micha dirigierte die Leute in die Busse. Karten (20 €, davon 8 € für den Eintritt) gab es vor Ort keine mehr, also nochmal Dank an Jochen für die Überredungskunst (dein Bier hast du ja schon...). Um 16:20 rollten die Busse los, es ging die B6 raus zur A14. Ein Umweg zwar, aber der Busfahrer ließ sich nicht beirren. Eine Pinkelpause war dringend erforderlich, also wurde mal kurz auf einem AB-Parkplatz zwischengeleert. Gegen halb sechs tauchte dann die Silhouette der WM-Halle in Riesa auf. Hier merkte man erst, dass wohl nur einer der beiden Busse sein Ziel hier gefunden hatte. Der zweite soll nach Markkleeberg unterwegs gewesen sein, da sich dort laut Handyberichten etliche Fanatiker aus dem Umfeld des Roten Sterns an Lok-Fans vergriffen hätten. Aber auch der zweite Bus traf schließlich ohne Umweg hier ein, denn die Rangeleien in Markkleeberg gingen wohl mit anderen Akteuren vonstatten. Nun, hier in Riesa war alles okay, großer Bahnhof im Foyer mit Bierausschank und heißer Bockwurst. Fans von Stahl Riesa schwatzten mit Düsseldorfern, die einige lilaweißen aus Aue im Schlepptau hatten. „Aue und F95“ prangte dann auch auf einer großen Fanfahne an einer Stirnseite der Halle. Die ist übrigens die zweitgrößte hier in der selbstgerühmten „Sportstadt Riesa“. Der Veranstalter Kreisverband Fußball Riesa-Großenhain wollte zwar eigentlich in die große ca. 6.000 Zuschauer fassende Erdgas-Arena, ist aber wohl mit dem Betreiber dieser Arena im Clinch, wie aus dem Text im heutigen Programmheft (A5/ 1 €) hervorgeht. So ging man heute nur von etwa 900 Besuchern aus, wie ein Insider des FSV Stahl erzählte. Mit weiteren Sitzbänken könnte die WM-Halle auch 1.100 Zuschauer verkraften, die Leute sind ja hier nur auf einer Geraden, die Stirnseiten sind gleichzeitig die Hallenwände und auf der Gegenseite sind lediglich die Umkleiden und Duschräume für die Spieler. Aus Gesprächen erfuhr man, wie die Lage im Fußball in Riesa hier jetzt ist. Nach Insolvenz hat der neue FSV Stahl immer noch gut 500 Fans und ist jetzt in der 9. Liga. Der andere „Plastikverein“ SC Riesa wird von der „Sportstadt“ reichlich sponsorenversorgt, darf im Grube-Stadion (dem alten Stahlstadion) spielen und spielt vier Klassen höher. „Dafür“ hält sich der Zuspruch in engen Grenzen, ganze 50 Leute sollen die Punktspiele nur sehen. Der Riss geht soweit, dass selbst die Führungsleute nicht miteinander können und die SC-Verantwortlichen eine Teilnahme am heutigen Turnier ausschlossen. Weiteren Zündstoff bietet hier die zwanghafte Eingemeindung von Canitz, das früher ein Vorort von Riesa war. Die SG Riesa-Canitz trat nämlich mit einer topmotivierten Mannschaft auf und hatte da auch etliches Fanpotential mitgebracht, und die ca. 250 schwarzgelben Fans unterstützten ihr Team enorm. Obwohl der FSV Stahl ja auch kein Obrigkeitsverein ist, musste er für die Canitzer als Buhmann herhalten. Der FSV war mit ca. 200 Fans in der Halle vertreten, dazu noch 10 echte Düsseldorfer und vielleicht ein Dutzend aus Aue. Ja, und wir Leipziger sorgten schon mit dem etwas späteren Eintreffen für ein lautstarkes Intro. Und nicht nur die 80 Busfahrer waren blaugelb, dazu kamen nochmal gut die gleiche Anzahl PKW-Reisende sowie ein paar DB-Nutzer (wie Mike von Locomotion und Steffen), also rund 200 Lokisten.

Nun, die Spiele begannen mit etwa 15 Minuten Verspätung, wir waren als zweites dran. Gegen die SG Canitz hatten wir kaum Chancen, kassierten nach gutem Beginn in der 7. min das 0:1 und ließen leider noch 2 weitere Gegentreffer folgen. Unsere Kicker um Mike Bänsch wehrten sich tapfer, hatten aber gegen die Canitzer Hünen wenig zu bestellen. Bei uns erkannte ich Kevin Rienaß, Holger Hartwig, Maik Richter, Torsten Winkler, Tom Franke, Ronny Richter, Sebastian Müller und René Rossberg. In unserem Fan-Sektor herrschte ausgelassene Stimmung, der tolle Einsatz des Teams wurde lautstark honoriert, trotz der noch fehlenden Tore. Im zweiten Gruppenspiel trafen wir auf die Jungs von Tasmania Berlin, die Truppe stellte sich als A-Juniorenmannschaft heraus, welche ja in der Eliteliga 1. BL spielt. Kein Wunder also, dass sie unseren Freizeitkickern regelrecht davon stürmten. Sie schienen das Hallenspektakel auch richtig profihaft trainiert zu haben, spielten schnell und direkt und ihr Torwart hämmerte die Dinger von der Mittellinie rein. Resultat für unseren FCL nach 15 Minuten 0:5. Keine Spur von Enttäuschung bei uns, gefeiert wurde trotzdem. Im letzten Gruppenspiel hieß unser Gegner FC Stahl Brandenburg. Wieder geriet man schnell in Rückstand, der auf 0:3 anwuchs. Dann hatte unser Bänscher die Faxen dicke und stürmte mit Ball übers Feld, legte links auf Holger Hartwig, der aus spitzem Winkel einschob. Freudentaumel bei uns, der erste Turniertreffer. Und plötzlich kam die Loksche ins Rollen, Rossi spielte auf Tom Franke und der schaffte tatsächlich den Anschluss. Nun gab es kein Halten mehr, pausenlos ging es hin und her, dann ein Sturmlauf über links, Eingabe, und Sebastian Müller lenkt das Leder ins Netz, 3:3, alles tobte begeistert im LOK-Block!

Die Spieler kamen gleich zum Abklatschen und man feierte zusammen. Später ließen sich die meisten Kicker noch im Foyer blicken, quatschten mit uns und ließen sich auf Fotos ablichten. Sie sahen halt gegen die höherklassigen Teams hier kaum Chancen, noch dazu fehlte ja die halbe LOK-Mannschaft, die in Markkleeberg unsere Ehre verteidigen musste. René „Rossi“ Roßberg wurde vom halben Familienclan begleitet, er wusste vorher selber nicht, dass sie alle mit nach Riesa kommen, die Überraschung war geglückt.

Das Neunmeterschießen um Platz 7 ging leider gegen Chemie Böhlen (ja, auch die gibt es noch, nach ihrer Zwangsfusion 1990 mit „Grünweiß Leipzig“) 2:4 verloren, bei uns waren Kevin Rienaß und Christian Müller, glaub ich, die glücklicheren Schützen. Alle Blaugelben wurden dennoch am Block per Welle gefeiert.

Nun kam es zu dramatischen Halbfinals, in denen im ersten die Düsseldorfer Fortunen mit Uwe Weidemann (motzte gelegentlich seine eigenen Leute an) den Berliner Tasmanen gut Paroli boten, am Ende aber 2:4 unterlagen. Das andere Halbfinale war ein reines Lokalderby, denn hier traf Stahl Riesa auf die Canitzer. Und die Fans beider Lager übertrafen sich in ihren Gesängen, sie standen übrigens direkt nebeneinander. Noch brisanter wurde es, als Hallensprecher Gerd Zimmermann (auch hier bekannt als früherer VfB-Stadionsprecher, MDR1-Radiomoderator und Wochenkurier-Kolumnist) den Canitzern 200 € Siegprämie vom Sponsor Optim-Bau versprach! Nutzte aber nichts, denn Stahl gewann 2:1, wenngleich auch erst nach fünf Minuten Verlängerung.

Das Endspiel bestritten damit Tasmania und Stahl Riesa. hier hatten die Berliner viel Glück und gewannen trotz großer Riesaer Gegenwehr, auf Parkett und Rängen, knapp 3:2.

Inzwischen zeigte die Uhr schon 23 Uhr, und unser Busfahrer wurde langsam ungeduldig, denn es dauerte noch eine gute halbe Stunde, ehe alles klar zur Abfahrt war. Um 0:45 rollte der Bus dann wieder am Treibhaus an, und trotz der allgemeinen Müdigkeit hallte ein kräftiges "LOK" durch den Bus. Der Fahrer war so freundlich, einige von uns bis zum Hauptbahnhof mitzunehmen, denn von hier fuhren die Nightliner-Busse der LVB. Um 1.11 Uhr war hier dann meine letzte Abfahrt nach Hause, zum Ende eines erlebnisreichen Turnierausfluges.

Reini

 

WM-Halle Riesa: 700 Zuschauer

Fotos zum Turnier

Ergebnisse:

 

Staffel 1

Staffel 2

1.FC Lokomotive Leipzig (3. Kreisklasse)

Fortuna Düsseldorf (Regionalliga Nord)

FC Stahl Brandenburg (Landesliga)

Dresdner SC (Landesliga Sachsen)

SV Tasmania Berlin

SV Chemie Böhlen (Bezirksklasse)

SG Riesa-Canitz (Kreisklasse)

TSV Stahl Riesa (1. Kreisklasse)

 

Stahl Brandenburg - Tasmania Berlin   0:4

Fortuna Düsseldorf - Chemie Böhlen   2:1

1. FC Lok Leipzig - SG Canitz   0:3

TSV Stahl Riesa - Dresdner SC   6:1

Stahl Brandenburg - SG Canitz   1:2

Fortuna Düsseldorf - Dresdner SC   6:0

1. FC Lok Leipzig - Tasmania Berlin   0:5

TSV Stahl Riesa - Chemie Böhlen   4:2

Tasmania Berlin - SG Canitz   6:2

Dresdner SC - Chemie Böhlen   4:1

1. FC Lok Leipzig - Stahl Brandenburg   3:3

Fortuna Düsseldorf - TSV Stahl Riesa   1:2

  

Neunmeterschießen um Platz 7:

Chemie Böhlen - 1.FC Lok Leipzig   4:2

Neunmeterschießen um Platz 5:

Stahl Brandenburg - Dresdner SC   4:2

1. Halbfinale:

Fortuna Düsseldorf - Tasmania Berlin  2:4

2. Halbfinale:

TSV Stahl Riesa - SG Canitz   2:1 n. V.

Spiel um Platz 3:

Fortuna Düsseldorf - SG Canitz   7:6 n. NS. (2:2)

Finale:

Tasmania Berlin - TSV Stahl Riesa   3:2