Mittwoch, 25.08.2004  FC Hansa Rostock/ Amateure – BFC Dynamo  2:0 (0:0)

 

Schon bei der Meisterfeier des BFC im Mai hieß es bei uns: Wir fahren zu den Hansa-Amateuren! Denn so eine Fahrt nach Rostock ist schon seit den legendären mitternächtlichen FCL-Bahnreisen ins Fischkoppland zu DDR-Zeiten einfach nur Kult.

Wie es der Spielplan so wollte, fand nun dieses berühmte Spiel ausgerechnet an einem Mittwoch statt, und eben gleich am Anfang der Saison. Aber das konnte uns nicht schrecken, der Urlaub war schnell eingetaktet und es konnte losgehen.

Unsere Crew bestand also aus folgenden Personen: Erstens der Chef, Heiko K., auf Reisen immer durstig und mit untrainierter Blase aus Jungpionierzeiten. Zum zweiten Reiseleiter Keule, der BFC-Vogtser, immer hungrig und selbst Erdnüssen auf der Spur. Und schließlich drittens ich als Kraftfahrer, Loco-Mathias, mit eigenem Auto und Lok-Schal – aber dazu später mehr…

Ab 13 Uhr rollten wir am Dienstagmittag über die A 9 Richtung Berlin, umfuhren den Ring und düsten weiter gemütlich zu unserem Ziel nach HRO, gebremst nur durch die zwanghaften P.P’s des Chefs. Am späten Nachmittag landeten wir dann an der Mautstelle des dortigen Warnow-Tunnels, kaum Autos zu sehen, kein Wunder, wussten die Einheimischen doch anscheinend genügend Schleichwege. Wir leider nicht, weswegen man 2,50 Euro abdrücken musste. Unser Reiseleiter hatte sonst aber alles sehr gut organisiert, in Lütten-Klein fand sich ein einfaches Gästehaus, in dem wir zu dritt ein großes Zimmer bewohnen konnten. Dusche und Toiletten waren auf dem Gang. Sogleich wurde die neue Behausung entsprechend dekoriert. Das obligatorische Wandbild wurde einfach abgehängt und stattdessen ein großer BFC-Wimpel angebracht. An die Fenster kamen auf Bügel gehangene BFC-Shirts. Und den Kleiderschrank zierten unsere zwei BFC-Schals und mein neuer Lok-Schal. Am Abend wollte man mit der S-Bahn noch nach Warnemünde, beim Fahrscheinkauf am Automaten nahm der aber keine Zwanziger. Also ohne, und natürlich erschienen gleich zwei Kontrollfuzzis, die mal eben 40 Euro von jedem wollten. Wir überzeugten sie aber vom Gegenteil, und schließlich gaben sie uns noch den guten Rat, doch ruhig zu bleiben und bei der nächsten Station den Zug zu verlassen. So landeten wir plötzlich in Lichtenhagen. Der Ort ist ja aus den Wendezeiten noch bekannt durch das brennende Asylantenheim, von einer Fußgängerbrücke aus konnte man die Szenerie noch mal nachempfinden. Später landeten wir dann in einer verruchten Hansa-Kneipe, wo man neben den halben Pilsnern auch kleinere Portionen Küstennebels in sich aufnahm – ein Taxi brachte uns später in unsere Pension zurück.

Mittwoch Vormittag nahmen wir das Katerfrühstück im benachbarten NETTO-Markt ein, dort gab es frischen Kaffee aus großen Pötten, Baguettes und Pizza. Letztere gehörte zu meinen bevorzugten Nahrungsmitteln, nichts für den BFC-Vogtser, zumindest so früh am Tag. Dann der zweite Versuch nach Warnemünde zu kommen, zum Leuchtturm, der grünweiß angestrichen sein sollte, obwohl er doch andere Farben (blaugelb… oder weinrot) verdient gehabt hätte. Besprach man alles in einer dortigen Edelkneipe in behaglichen Ledersesseln, der BFC-Fanclub Leipzig hatte seinen vorläufigen Tagungsort gefunden. Ich blieb mitgliedsmäßig aber außen vor, denn als Locomotion-Mitglied hat man doch gewisse Verpflichtungen (und Einschränkungen…) und Gast zu sein ist auch ganz schön.

Ganz kulturvoll legte man am Nachmittag den Weg zur City mit dem Schiff zurück und nahm anschließend zum Stadion die Tram. Eine Station vor dem Ostseestadion wurde eine Hansa-Fankneipe gesichtet, alle raus und rein ins Vergnügen. Hier herrschte aber noch fast totale Flaute, nur 3 – 4 Hansa-Fans an Bord. Mit dem Wirt kam man schnell ins Plaudern, er hatte sonst nie Probleme mit auswärtigen Fans – außer mit BFCern. Ja, und ausgerechnet die wurden jetzt immer mehr, draußen wartete ein großer Polizeikonvoi, aber man trank sein Bierchen und alles lief stinknormal ab, kein Stress.

Am Stadion wurde man zunächst 4 Euro Eintrittsgeld los und bekam für 30 Cent ein Programmheft, immerhin. Viele Fahnen hingen wie gewohnt im Gästeblockbereich, man zählte gute 500 BFCer, insgesamt wurden 1.100 Zuschauer angegeben. Das Spiel wurde lange Zeit offen gestaltet, es gab auch die eine oder andere gute Chance für den BFC – aber die Tore schossen die Hansa-Amateure. 0:2 am Ende, aber man war nicht unzufrieden, schließlich kam man beim Staffelmitfavoriten als Aufsteiger nicht unter die Räder.

Danach ging es wieder in die bekannte Kneipe, trotz Niederlage wurden kräftig BFC-Hymnen geschmettert, ist eben Standard bei den Befis. In einer Ecke hatte der Wirt etliche Schals anderer Vereine hängen, da schien es mir, dass da noch zwei weitere Platz hätten: BFC und LOK, natürlich nebeneinander!

Weil wir unsere aber nicht dabei hatten, wurde ausgemacht, sie tags darauf vorbeizubringen. Mit einem „Stößchen“ stieß man darauf an, der Deal war perfekt.

Der Donnerstag verlief frühstücksmäßig wie am Vortag, dann wurden die Schals vorbei gebracht (ich trennte mich schweren Herzens von meinem LOK-Schal – was tut man nicht alles für die Völkerverständigung!) und ein paar Souvenirs eingekauft. Um halb zwölf hieß es Abfahrt nach Leipzig, und gemütlich mit entsprechendem Vorrat an Flüssignahrung kutschte man zurück. Am späten Nachmittag war man wieder daheim.

 

Fazit: Eine sehr schöne Tour, die sich voll gelohnt hat für drei alte Haudegen der Leipziger Fanszene. Hier stimmte die gemeinsame Wellenlänge!

Mathias (aufgeschrieben von Reini)

Fotos zur Tour