Samstag, 09.04.2004  SC Eintracht 09 Großdeuben II – 1. FC Lok Leipzig  0:12 (0:6)

 

Samstag um 15 Uhr ist Fußballzeit, dies war schon zu alten DDR-Oberligazeiten so. Und in dieser untersten Liga gibt es eigentlich kaum terminliche Zwänge an einem Wochenende für die beteiligten Vereine. Sieht man mal von höherklassigen Frauen- und Juniorenteams ab, die ab und zu mal auf den Hauptplatz drängen. Oder aber wenn wie heute die Erste unseres Gastgebers zu dieser urtypischen Fußballzeit ihr Punktspiel auf demselben Platz austrägt wie die Zweite, gegen die unser 1. FC Lokomotive anzutreten hatte. Langer Epilog, kurze Erklärung – Anstoß für die LOK-Fans war 13 Uhr in Großdeuben.

Der Ort liegt wenige Kilometer von Markkleeberg entfernt und ist per Bus und Bahn relativ gut zu erreichen. Weil aber der Bus am Samstag nur im 2-Stunden-Takt und auch noch am für mich „unzugänglichen“ Connewitzer Kreuz abfuhr, entschied man sich für die gemütliche Zugfahrt ab Hauptbahnhof. Genau fünf vor 12 Uhr mittags rollte die Regionalbahn nach Zwickau ab Gleis 15, und an Bord mit mir auch der allseits bekannte „Reiseleiter“, bestens ausgerüstet mit flüssigem Reiseproviant, vielen Dank nochmal für den frischen halben Liter Gerstensaft. Zweimal wurde der Schaffner aktiv, aber man hatte ein gültiges 2-Zonen-Billett für 2,20 € dabei. In Großdeuben stiegen zu dieser „frühen“ Zeit – es war 12.21 Uhr – außer uns nur noch 6 weitere Lokis aus. Dank guter Internetrecherche fand man den Weg zum Sportplatz ohne Probleme, die Straße des Friedens könnte man allerdings getrost umbenennen in Straße der Villen. Nicht alle Gebäude erschienen in tadellosem Zustand, was ihren Verkehrswert aber wohl nicht schmälert. Am Ende der Allee sah man rechts schon mehrere Dutzend geparkte Autos, hier konnte nur der heutige Spielort sein. Richtig, ein großes Schild über dem Eingang zeigte uns den Vereinsnamen: SC Eintracht 09 Großdeuben. Weißer Rauch am Eingang bedeutete nun nicht, dass sich die Gastgeber schon geschlagen geben oder gar ein neuer Papst gewählt wäre, nein, hier blühte der private Bratwursthandel, an jeder Ecke brutzelten die Räucherlinge auf Holzkohlengrills – guten Appetit zur Mittagszeit!

Für 3 Euro bekam man eine grüne gedruckte Eintrittskarte und durfte den Ground betreten. Rechts lag das Vereinsgebäude mit Umkleiden und Kneipe, alles in einer Hand. Der FCL-Fanshop, zwei weitere Grills und zwei Bierwagen rundeten das Angebot für alle ab.

Gerade hatte man die letzten Schnüre der Loco-Fahne am hinteren Geländer befestigt, als es auch schon mit dem Einlaufen der Teams begann. Die Loksche machte von Beginn an viel Druck, nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang aber erst nach einer guten Viertelstunde das erste Tor, Maik Hänisch und Ronny Richter fanden sich im Zusammenspiel und ersterer versenkte die Kugel. Sprecher Mirko durfte auch hier ans Mikrofon, und es röhrte ein bekanntes „LOK Eins, Großdeuben Null!“ über die Boxen, allerdings in endlos übersteuerter Verzerrung. Der Bann war gebrochen und bis zur Pause fielen noch fünf Treffer, darunter zwei sehenswerte Fernschüsse von Tom Franke und Rekordschütze René Heusel. In der Startelf heute übrigens erstmals René Rossberg, der die linke Seite dicht machte.

In der Halbzeitpause ging es zum allgemeinen Aufwärmen, denn die gefühlten Außentemperaturen bewegten sich nahe dem Gefrierpunkt – viel Wind, wenig Sonne. Während die Spieler in ihren Kabinen verschwanden, wurde von etlichen Fans die Vereinskneipe geentert. Sämtliches LOK-Liedgut gaben da alte Fanaktivisten zum Besten. Erwärmen konnte man sich draußen auch an den dicht umlagerten Holzkohlegrills, und so nebenbei mundete auch das Steak im frischen Bäckerbrötchen (2 €) oder eine Bratwurst (1,20 €). Im Gespräch natürlich auch der grandiose Voting-Sieg im Arcor-Gewinnspiel um ein Live-Spiel im Deutschen Sportfernsehen. So wird deren Montagsspiel am 23. Mai 2005 um 20:15 live aus dem Bruno-Plache-Stadion übertragen, Gegner ist kein Geringerer als Bundesligist Hertha BSC!

Die zweite Hälfte sah unsere Mannschaft im ständigen Anrennen auf ein Tor. Nach dem siebten Tor, einer Granate von Maik Hänisch, kam Farbe ins Spiel. Ein Großdeubener Spieler sah nach grobem Foul am Torschützen die Ampelkarte, danach wurde es hektisch, mehrere Rangeleien vor dem Strafraum der Gastgeber waren die Folge. Auch konnte der Schiedsrichter bei etlichen merkwürdigen Entscheidungen seine Herkunft nicht verbergen, er „dient“ nämlich dem FC Sachsen. Aber unser Team gab dadurch nur noch mehr Gas und überzeugte bis zum Schluss mit viel Einsatz und Spielfreude. Heraus kam ein 12:0, wieder ein zweistelliges Resultat, zum dritten Mal in Folge, wie manch einer schon aufmerksam erkannte.

Die Rückfahrt nach Leipzig geschah für mich in fanclubmäßiger PKW-Fahrgemeinschaft, UKW setzte mich an einer Tramhaltestelle im Süden ab, sodaß man ohne zusätzliche Kosten nach Hause kam.

Reini

 

Sportplatz an der Zwenkauer Straße Großdeuben:  ca. 750 Zuschauer , offiziell 1.054 Zuschauer 

Schieri Knothe (FC Sachsen)

0:1 Hänisch (17.), 0:2 Franke (24.), 0:3 Vogt (26.), 0:4 Kander (38./Eigentor), 0:5 Heusel (42.), 0:6 Vogt (43.), 0:7 Hänisch (54.), 0:8 R. Richter (73.), 0:9 R. Richter (78.), 0:10 Heinze (79.), 0:11 Wimberger (87.), 0:12 Heusel (90.)

Gelb-Rot: Kander (56./Eintracht)

 

Fotos zum Spiel