Erlebnisfußball in Probstheida: Auf dem heiligen Rasen spielte der VfB den Gast aus Leutzsch fast an die Wand - man vergaß leider nur die entscheidenden Tore! +++ Fantastische Stimmung mit einem tollen Bengalo-Intro aus dem Kurven-Fanblock - und das ganze Spiel über war eine prickelnde LOK-Atmosphäre im Stadion! +++ Ein Ehemaliger (Kujat) entschied das Pokalderby mit seinen Toren im Alleingang. +++ Ovationen für den Besiegten, stummer Gang in die Kabine für den Gewinner des Spiels - das gibt es nur bei L.O.K !!! +++

 

Sonntag, 14.12.2003  VfB Leipzig gegen FC Sachsen Leipzig  1:2 (1:1)

 

Die Auslosung des Landespokal-Viertelfinales wollte es so: Trotz unterschiedlicher Ligazugehörigkeit in dieser Saison gab es wieder ein Derby – Lok gegen Chemie. Aber unsere höchst überspannte Finanzsituation gipfelte einerseits in der amtlichen Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters, während andererseits der umtriebige BS immer noch am Hoffnungszipfel der sogenannten Schweizer Investorengruppe hing und immer noch hängt.

Nach dem der Dienstag als Flutlichtabendveranstaltung durch das Leipziger Ordnungsamt per Verfügung gekippt worden war, einigte sich der SFV, die Leutzscher und der Gastgeber auf den Sonntagtermin. Und der werte Herr Tschense ließ dafür gleich mal alles an behördlichem Sicherheitspersonal auflaufen, was so in LE verfügbar ist. Laut medialer Zählung sollen das volle 800 Mann und Frau gewesen sein, dazu kreiste ein Hubi am Horizont und drei einsame Reiter warteten auf gestriegelten Pferderücken im Park auf ihren Einsatz. Das volle Programm heute also, dazu wollte man natürlich rechtzeitig vor Ort sein.

Bereits eine Stunde vor Spielbeginn drängelten sich Dutzende Fans an den doppelten Einlasskontrollen vorbei ins Gelände. Hier wurden sie schon von emsigen Infernos mit gedrucktem Material versorgt. Für jeden Interessenten gab es die neueste Nummer des „Tatort Stadion“ (20 Seiten), der das heutige Motto klar und deutlich machte: LOK DARF NICHT STERBEN!!! Für diese Jubiläums-Nummer 10 wurde extra ein Drucksponsor gefunden, der über 2000 Exemplare bereitstellte. Die Endfertigung (Zusammenstellung, Falten, Klammern) wurde dabei von einem halben Dutzend fleißigen Lokisten in siebenstündiger Feinarbeit tagszuvor „erledigt“ – für LOK ist nichts unmöglich! Ein offizielles Vereinsprogrammheft gab es nämlich heute nicht, aber vom Sponsor ODDSET lag ein A4-Pokal-News-Doppelblatt an den Stadionkassen aus.

Dann ging es los, die Teams rückten ein und liefen auf den arg feuchten Rasen, gleichzeitig begann es im Kurvenfanblock mächtig zu funkeln: Jede Menge Bengalos leuchteten als Intro den heute knapp 5.000 Besuchern entgegen, eine tolle Show, die alle beeindruckte.

Leider schien das auch unsere VfB-Abwehr völlig das inzwischen angepfiffene Spiel vergessen zu lassen, denn nach 20 Sekunden (einhellige Zeitangabe der Medien) lag der Ball bereits hinter Frank Schöne im Kasten. Kujat hatte einfach draufgehalten und - wie schon in der Vorsaison gegen viertklassige Gegnerschaft - getroffen. Glück für die Leutzscher. Signal aber für die VfB-Kicker, nun ein tolles Spiel in Gang zu bringen und den Regionalligisten quasi an die Wand zu spielen. Jeder rannte, passte, dribbelte – so intensiv hatte man hier lange kein Match mehr erleben können, man merkte, dass es jeder VfB-Spieler im letzten gemeinsamen Zusammenspiel wissen wollte. Von draußen kam auch die erforderliche lautstarke Unterstützung, und mancher Ex-Lokist im grünen Trikot musste sich allerlei Schmähungen anhören, nur eine Gürtellinie gab es dabei nicht. Die Treffer-Ausbeute war aber gleich Null – bis zur 44. Minute, als ein Handspiel im Sachsenstrafraum die Aufmerksamkeit des mächtigen Unparteiischen fand – Elfmeter! Den versenkte Andy Schwesinger gekonnt im Sachsen-Tor – 1:1, endlich! Begeisternde L.O.K. -Rufe machten die Runde, das Stadion glich einem Tollhaus, die Stimmung war wie anno 1991, als Hütte hier von LOK die Hütte voll bekam und man anschließend als VfB in die 2. Liga aufstieg, wer kann das je vergessen…

Nun wartete in der 2. Halbzeit alles auf den Führungstreffer, das Tempo ließ kaum nach, die weißen VfB-Kicker bestimmten weiterhin das Match. Aber plötzlich landete der Ball erneut im Tor von Frank Schöne, und wieder war Ronny Kujat der Absender. Plötzlich hörte man auch von den offiziell gezählten rund 1.300 Gästefans aus der Kurve mal was, bis dahin hatten sie sich in verschämtes Schweigen gehüllt. Den erneuten Rückschlag verdaute der VfB anstandslos, mit aller Macht wollte man in den verbleibenden 14 Minuten noch den Ausgleich. Dagegen hatten sowohl Sachsen-Keeper Michael Rechner als auch das Schiri-Gespann etwas. Ersterer hielt selbst Schüsse aus Nahdistanz, letzteren fehlte der Abseits-Durchblick.

So schummelte sich der Drittligist („Absteiger“ -Rufe hallten ihnen entgegen) durch bis zum Schlusspfiff – es war vorbei.

Aber was keiner vermuten konnte: Die Sieger eilten verschämt fast grußlos vom Platz, ihnen war nach dieser Leistung nicht zum Feiern zumute, nur wenige fanden den Weg zur Gästefankurve. Im übrigen Stadion dagegen tobten die Massen: Die Besiegten wurden mit Standing Ovations vom begeisterten Publikum verabschiedet, selbst der Trainer griff spontan zum Stadionmikrofon und sprach von einem moralischen Sieger VfB - und dem tollen Publikum seinen Dank aus.

 

Fazit: Ein grandioses Pokalderby – spielerische Glanzlichter setzte der VfB, die beiden entscheidenden Treffer dagegen der Viertliga-Torgarant Kujat für den glücklichen Sieger aus Leutzsch. Wie es nun mit dem VfB weitergeht – niemand weiß es genau, aber jeder hofft auf ein Wunder!

Reini

 

Bruno-Plache-Stadion Leipzig:  4.772 Zuschauer

0:1 Kujat (1.), 1:1 Schwesinger (44./ Handelfmeter), 1:2 Kujat (76.)

Rote Karte: Renn (79.)

 

Fotos zum Spiel