+++ AUS für den VfB - nach turbulenter Gläubigerversammlung am Mittwoch wird am 30.6.2004 Schluss sein. +++ VfB-Team erreichte am Samstag ein 1:1 bei Dresden-Laubegast! +++
Gedanken-Sprünge
nach der amtlichen Gläubigerversammlung über den VfB Leipzig am 21.04.2004
Nun ist es also
amtlich – unser Verein VfB Leipzig wird zum 30. Juni 2004 abgewickelt, der
traditionsreiche Namen des Ersten Deutschen Fußballmeisters wird aus dem
Vereinsregister gestrichen. Einfach so konnten dies staatlich geprüfte und
eingesetzte Rechtsvertreter in einer Versammlung von Gläubigern beim Amtsgericht
entscheiden – als Höhe- und Schlusspunkt einer eigentlich armseligen
Insolvenzverfahrensfarce.
Denn zu keinem Zeitpunkt sah man von irgendeiner Seite in den letzten Monaten
den echten Willen, diesen Verein wirklich retten zu wollen. Da kam es vielmehr
dem selbstherrlichen Verwalter des Insolvenzrechts mehr darauf an, sich selbst
mit markigen Verbalattacken an die ehemalige Vereinsführung in den Vordergrund
zu spielen, anstatt mit den betroffenen Großgläubigern einen vernünftigen
Insolvenzplan auszuarbeiten. Positive Signale dazu kamen sowohl von der viel
gescholtenen Stadt als auch von den Krankenkassen, wie man später hören konnte.
Vorentscheidend allerdings war die Blauäugigkeit des zerstrittenen
VfB-Vorstands, die die alten Schulden ständig vor sich herschoben und damit die
Handlungsfähigkeit des Vereins ad acta legten. Dass ihre Anwälte eigentlich auch
nur viertklassig sind, bewiesen sie bei eben dieser Gläubigerversammlung, wenn
man den Presseausführungen Glauben schenkt.
Das Nachwuchszentrum kommt – allerdings mit der Marche Fußballschule Leipzig und
unter dem unmittelbaren Kicker-Zugriff vom FC Sachsen. Da gab es wohl nix mehr
zu verhandeln, eine kalte Fusion wollte und will kaum jemand – und mit der
Übernahme aller bestehenden Jugendteams des VfB durch den Freizeitverein 1. FC
Lokomotive e.V. kann letzterer zumindest den Bestand von Tradition und
Spielanlage Probstheida für die nächste Saison sichern, mit finanzieller
Unterstützung der Stadt (über den Umweg Leutzsch…). Aber ob die avisierte
jährliche Finanzspritze von 150 000 € ausreicht und überhaupt angemessen ist,
ist stark zu bezweifeln. Es ist deshalb zu begrüßen, dass sich die Vertreter des
neuen FCL weiter nach Alternativen umsehen (Aue) und ein solches "Angebot" der
"Vereinigten Rathausliga" zurückweisen.
Wie geht man um mit dieser Lage? Welche Auswirkungen hat das für das
Freizeitleben der Fans? Gibt es ein Leben nach dem VfB?
Zunächst – es ist alles nur traurig. Viele Jahre, Jahrzehnte, mehr als ein
halbes Leben hat man im Banne des 1. FC Lok zu DDR-Zeiten und nach dem Aufstieg
in die 2. Liga als VfB seine Wochenenden verbracht. Viele Toperlebnisse wie die
legendären Europacupspiele in unserer „Schüssel“ waren dabei, das zweimalige
Herauskegeln von bundesdeutschen Vereinen (Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen)
aus eben diesem UEFA-Cup, die Kultfahrten nach Berlin zu den Pokalendspielen,
unzählige Auswärtstrips in DDR-Oberligastadion und später das komplette Abgrasen
der Bundesligastadien ab 1991/92, viele Fanturniere und Souvenirsammlertreffen,
Hallenturniere und, und, und…
Und nun – 3. Kreisklasse mit dem 1. FC Lok. Wer wird uns da als Trainer und
Spieler vertreten, welche Sponsoren den Verein Jahr für Jahr nach weiter oben
bringen, welcher Fan wie lange zur Stange halten? Keiner kann diese Fragen jetzt
irgendwie klar beantworten!
Aber – was bleiben wird nach Aussagen aller befragten Mitglieder: Unser Fanclub
LOCOMOTION!
Reini
PS: Hier noch einige Passagen aus der Presse und dem VfB-Fanforum im Überblick:
Pressespiegel
© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 21. April 2004 Rettungsversuch wird zur Farce, Umsturz scheitert Leipzig (gs).
Seit gestern ist es amtlich: Der VfB Leipzig wird liquidiert und aus dem
Vereinsregister gestrichen. Eine von Ex-Präsident Reinhard Bauernschmidt
versuchte Ablösung von Insolvenzverwalter Friedbert Striewe scheiterte am
Votum der Gläubigerversammlung. Der erste deutschen Fußball-Meister war mit
4,8 Millionen Euro verschuldet. |
© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 21. April 2004 Die Tradition nicht einfach abreißen lassen Leipzig. Holger
Tschense hatte stets dafür plädiert, den VfB zu erhalten. Allerdings hatte
der Sportbürgermeister auch keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm ein Fusion
zwischen dem VfB und dem FC Sachsen am liebsten wäre. |
© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 21. April 2004 Karlsruher Geschäftsmann sicherte sich Markenrecht für 1. FC Lok Leipzig. Es
klingt wie eine Posse, entbehrt aber nicht eines ernsten geschäftlichen
Hintergrunds. Bevor der neue alte 1. FC Lok sein Vereinslogo in den
Leipziger Kreisklassen wiederbeleben kann, muss er sich erst die Zustimmung
eines Karlsruher Geschäftsmannes holen. Manfred Jansen, Marken-Vermittler
und Besitzer einer Lizenz-Agentur (www.lizenzforum.de), hat sich beim
Münchner Patentamt den Schriftzug und das Vereinswappen der Probstheidaer
schützen lassen. Der Eintrag unter der Markennummer 302 35 136 datiert vom
19. Juli 2002 und kostete den Karlsruher nur schlappe 400 Euro. |
© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 21. April 2004 Neuer Verein
muss in die 3. Kreisklasse Diesen Weg durch die Spielklassen müsste der 1. FC Lok auf dem Weg nach oben gehen: 3. Kreisklasse, 2. Kreisklasse, 1. Kreisklasse, Stadtliga, Bezirksklasse, Bezirksliga, Landesliga, Oberliga, Regionalliga, 2. Liga, Bundesliga |
© Leipziger Volkszeitung vom Mittwoch, 21. April 2004 - Stimmen zum VfB-Ende
- |
© Leipziger Volkszeitung vom Samstag, 24. April 2004 Bald beste Talente in Leutzsch und Breitensport bei Lok Leipzig. Der Berg kreißte - und gebar eine mutierte Maus. Was gestern Abend am Runden Tisch des Leipziger Fußballs bei Sportbürgermeister Holger Tschense von Vertretern des bald liquidierten VfB (Schatzmeister Michael Merkel, Torsten Kracht, Nachwuchs-Chef Uwe Schlieder, Uli Zempel), seines Nachfolgers 1. FC Lok (Steffen Kubald), des FC Sachsen (Präsident Christian Rocca, Manager Uwe Thomas, Trainer Jürgen Raab, Nachwuchschef Andreas Engler) und des Sächsischen Verbandes (Präsident Klaus Reichenbach) nach über fünfstündiger Debatte beschlossen wurde, klingt hoch kompliziert und läuft auf die Bündelung der Kräfte beim FC Sachsen und das Ausbluten des 1. FC Lok hinaus. Die Ergebnisse. Erstens: Die Jugendteams des VfB wechseln mit ihren Spielklassen komplett zum 1. FC Lok, kicken in Probstheida weiter. Zweitens: Gleichzeitig wird ein Nachwuchszentrum unter Regie des FC Sachsen mit dem Titel "Fußballschule Leipzig" gegründet. Dessen Teams spielen als FC Sachsen mit den bisherigen Leutzscher Spielklassen sowohl im Kunze-Sportpark als auch im Plache-Stadion. "Voraussetzung ist, dass eine gewisse Zahl von VfB-Spielern und Trainern zur Fußballschule wechselt", sagte Tschense. Rocca schlug vor, dass die in der Tabelle als FC Sachsen geführten Teams in neutralen weißen Trikots mit dem Schriftzug "Leipzig" auflaufen. Drittens: Stadt und Wirtschaft unterstützen das Zentrum mit 500.000 Euro jährlich. "Das ist ein Vorgriff auf die Zweite Liga, Profi-Klubs brauchen ein Nachwuchszentrum", erklärte Reichenbach, der für die Konzentration der Talente beim FC Sachsen plädierte, gleichzeitig aber dem 1. FC Lok dankte: "Durch sein Engagement bleibt Leipzig die A-Jugend-Bundesliga erhalten, und alle Jungs in Probstheida können weiterspielen." Viertens: Lok und Fußballschule, also FC Sachsen, schließen einen Kooperationsvertrag, der für die Abwanderung der Talente nach Leutzsch eine Zahlung des FC Sachsen von jährlich 150.000 Euro an den 1. FC Lok vorsieht. "Eine neue Qualität der Zusammenarbeit", meinte Rocca, "wir setzen damit ein Zeichen für die verfeindeten Fan-Lager." Lok-Chef Kubald kann mit dem Konstrukt leben: "Wir wollen nur, dass es in Probstheida weitergeht, haben keine großen Forderungen." Sein geplanter Etat von 300.000 Euro ist durch die Sachsen-Zahlung zur Hälfte gedeckt, der Rest soll durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoren und Fördermittel aufgebracht werden." Mit Aue will Kubald weiter verhandeln, doch warum sollte sich der Zweitligist bei Lok engagieren, wenn dort die Spitzenkräfte gehen, weil die Fußball-Schule mehr Geld und optimale Bedingungen bietet? Nach unseren Informationen haben einige der besten VfB-A-Jugendspieler bereits beim FC Sachsen unterschrieben. Zudem steht Kracht vor dem Sprung ins Leutzscher Präsidium. Rocca: "Er würde die sportliche Kompetenz erhöhen." Und obwohl über Personalien der Fußball-Schule gestern noch nichts verlautete, deutet vieles darauf hin, dass Trainer wie Schlieder und Zempel dort anheuern. Tschense ließ tief blicken, als er die Frage nach der Lok-Zukunft mit "Breitensport" beantwortete. Merkel, der vergeblich für Probstheida als alleinigen Standort des Zentrums kämpfte, sprach denn auch von einem "vergifteten Angebot", sah die Tradition des VfB und die Interessen seiner Mitglieder nicht gewahrt: "Sie haben kaum noch Möglichkeiten." Das Projekt "VfB Sachsen Leipzig" hat Tschense noch nicht aufgegeben, durchsetzbar ist es derzeit nicht. "Drei Viertel unserer Mitglieder müssten einem neuen Namen zustimmen", sagte Rocca, "damit wäre der Verein jetzt überfordert, vielleicht können wir später darüber sprechen." Doch seit gestern Abend liegt die Zukunft des Leipziger Fußballs wohl nur noch in Leutzsch. Möglicherweise muss Rocca die "jährlichen" 150.000 Euro, die eh von den 500.000 Euro der Stadt kommen, nur einmal überweisen, weil sich der 1. FC Lok tot läuft. Steffen Enigk |
Forumspiegel
- Rathausrunde (http://www.vfb-leipzig.de/cgi-bin/ikonboard/forums.cgi?forum=2&topic=1741) vom 24.04.2004 Beitrag von Marco um 24. April 2004 01:54 Uhr Zum LVZ-Artikel
vom Samstag stellt der 1. FC Lok fest: Der Fehdehandschuh
ist geworfen. Auf der einen Seite das Bündnis aus Stadt, Medien, Verbänden,
FC Sachsen und ehemaligen VfB-Gremien. Auf der anderen Seite der kleine
poplige 1. FC Lokomotive. Das sind ungleiche Auseinandersetzungen, wie ich
sie liebe! Sport frei! ;) Beitrag von Hansi um 24. April 2004 09:09 Uhr Sehr beherztes
Auftreten, ich wünsch euch viel Glück für das gelingen eurer KK-Pläne. Nicht
das ich jetzt der große Lok-Fan wäre, aber diese Nagelprobe zwischen FCL und
dem Rathaus ist meines Erachtens ein Markstein für die Zukunft; schafft es
die Politiker-Gilde die vereinsrechtlichen Spielregeln auszuhebeln oder wird
sie sich am Ende dem Votum der Vereinsmitglieder beugen müssen? Beitrag von Haudraufwienix um 24. April 2004 12:00 Uhr @ Marco und co.
Beitrag von Marco um 24. April 2004 14:09 Uhr Vom 1. FC Lok hat
nicht nur Steffen K. an diesem "Gipfel" teilgenommen, tut aber nichts zur
Sache. Verlauf und Ergebnisse wurden von den provisorischen Gremien
(Präsidium, Aufsichtsrat) des 1. FC Lok zur mitternächtlichen Stunde
gemeinsam besprochen bzw. ausgewertet. Der späten Stunde ist es geschuldet,
dass dann "nur" noch vier Teilnehmer den Weg zu mir schafften, um die
LVZ-online zu checken und im Bedarfsfall entsprechend Stellung zu beziehen.
Um dem Beitrag zu untermauern, haben diese vier Jungs selbigen dann quasi
noch "unterzeichnet". Also wenn ich
Marco richtig verstehe, dann wird die Zusammenarbeit mit Aue nicht nur dafür
sorgen, dass unsere A-Jugendlichen nicht nur die Perspektive Profifussball
in Sachsen bekommen und wohl auch nutzen werden, sondern Aue verstärkt
unsere Jugend ggf. mit eigenen jungen Talenten, was die Nachwuchsarbeit ja
wieder stärken würde. Man muss bedenken, dass Lok die A-Jugend zwar behalten
wird, sie aber nicht absteigen sollte. Also wäre das wohl auch in dieser
Hinsicht eine KOOPERATION, mit der beide Seiten mehr als nur gut leben
könnten.
Ich muss einigen Stimmen widersprechen, die meinen, dass
Chemie pleite gehen wird. Das passiert nicht, nicht weil Chemie so gut
wirtschaftet, sondern weil die Stadt diesen Verein mit allem unterstützen
wird, was sie hat. Das soll doch jetzt schon geschehen und fast alle:
Politik, Wirtschaft und Presse ziehen da mit, nur die Lokisten stehen dem
dagegen! Diese Fakes im Forum lasse ich ohne großen Kommentar so stehen.
Ohje, wie verkraften das nur die traumatisierten Chemiker, die nun zum
Rathausverein werden?! Ihre Chemieideologie ist damit zuende, sie endete
ohnehin schon 1990, einzig das Versagerimage blieb. ;) Meiner Meinung
nach ist das Angebot von Aue gut, und bietet unseren Jugendlichen eine
Top-Perspektive. Das ist mir wichtig, da man sie auch verstehen muss. Sie
wollen Profi-Kicker werden und mit Aue wäre ne Perspektive da! Was will
Tschense tun, wenn unwiderrufliche Tatsachen geschaffen werden?! Denn sein
Gesicht würde ich gerne sehen, wenn das Zentrum scheitert. Hoffentlich
bleiben wir standhaft, was dann wird, können wir nur bedingt beeinflussen.
Besonders Punkt 8 dürfte eine entscheidende Rolle spielen.
Ich habe die Entwicklung der letzten Zeit nur aus der Ferne
verfolgt und bin somit nicht über die kompletten Details informiert, so
möchte ich nur meinen Standpunkt hier darlegen. |
Beschwerden an die LVZ !! (http://www.vfb-leipzig.de/cgi-bin/ikonboard/forums.cgi?forum=2&topic=1743) vom 25.04.2004 Beitrag von Gegengerade um 24. April 2004 12:08 Uhr
So, nachdem die Rathauspresse wieder mal totalen Schwachsinn
geschrieben hat (siehe Posting von Marco !!) habe ich eine Beschwerde-Mail
an die Sportredaktion der LVZ verfasst. Wie viel Inkompetenz und
Schwachmaten sitzen denn da ?? Beitrag von soccer um 24. April 2004 12:15 Uhr Da die Bild ähnliches schreibt, kann man davon ausgehen, dass es nicht allein auf dem Mist der LVZ gewachsen ist. Beitrag von LOK Gohlis um 24. April 2004 12:17 Uhr
Es zeigt sich mal wieder, wie verlogen die Stadt, Herr
Tschense (Stimmenthaltung bei Insolvenz, Versprechen Start in Landesliga ,ha,ha)
Herr Tiefensee und Konsorten sind, und Schämie, die sich immer so aufgeregt
haben, dass LOK staatlich verordnet zu DDR-Zeiten ihnen die Spieler
weggenommen hat (Delegierung).Was bitte ist dann das jetzt?? Wo ist Euer
Aufschrei, Ihr patriotischen Chemiker?? Ich kann Euch nicht hören. Die Leute
in Leipzig haben Olympia verdient, die Politiker nicht und ohne LOK wird es
kein Olympia in Leipzig geben! Ich gehe seit 25 Jahren zu LOK und werde
weiterhin zu LOK gehen, zur Not auch in der Kreisklasse. Beitrag von Marco um 24. April 2004 21:26 Uhr
Folgende Gegendarstellung wird die LVZ demnächst per Mail erreichen: |