+++ Eindeutiges Votum der Mitglieder bei der Mitgliederversammlung am 26.03.2004 für eine Übernahme des Spielbetriebes durch den 1. FC Lok e.V. (natürlich nur bei vollzogener Insolvenz des VfB) +++ Das Oberligateam spielt gut mit beim Spitzenkandidaten Dresden-Nord, ganze 36 Lokisten waren live dabei! +++

 

Samstag, 27.03.2004  Dresden Nord – VfB Leipzig  1:1

 

Zum bedeutungslosen Pflichtfreundschaftsspiel in Dresden fanden sich auf dem Bahnhof ganze acht Leute ein, die Inferno samt Umfeld zuzurechnen sind. Ein bedeutender Mob sozusagen ;-). Weiterhin schlossen sich unserem Tross ein Aschenbahner und drei weitere Gesellen an, die jedoch lieber ihr Ding für sich machten und in Dresden dann auf „Wirtshaus“-Suche gingen.

Auf dem Weg zum Stadion wurde man von einem gewaltigen Konvoi Cops begleitet. Jedoch war der Aufwand umsonst, da die vielen Dynamos lieber im Bett liegen blieben (die Auswärtsfahrt nach Kiel den Abend zuvor forderte doch einiges an Tribut). Naja, ne Stunde vor Anpfiff war man am Sportplatz angelangt. Nix los und alles trostlos, aber viele Staatshüter vor Ort. So nach und nach trudelten dann die weiteren Leipziger ein. Viele kamen zu spät, da sie auf nem anderen Sportplatz das Spiel vermuteten. Am Ende waren es handgezählte 36 Fans. Exkl. zweier Zivibullen und einem Dynamo-Fan, die sich bei uns im Block tummelten. Der Negativrekord von Hoywoy letzten Jahres von 40 Away-Fans wurde somit unterboten. Gegen Neugersdorf nächste Woche vielleicht noch einmal... Nun gut, man laberte viel und ausführlich mit den Zivis und hatte seinen Spaß. Mittendrin kam noch ein Fan von Nord vorbei und wollte einiges zur derzeitigen Lage vom VfB wissen. Die gestrige Mitgliedersammlung war übrigens ein heißes Thema im Block.

Sportlich lief es auch ganz gut. Aber da die Gegner von uns eh nur ihre zweite Elf auf den Rasen schicken ist dies nur Makulatur. Jedenfalls schaffte unsere Mannschaft ein 1:1 bei den Nordlern, welche ja noch um den Aufstieg in die Regionalliga mitspielen. Nach Abpfiff ging es dann schnurstracks zum Bahnhof, da der Fahrplan doch sehr eng gestrickt war. Nebenbei schenkte man noch ein paar gierigen Ultras Dynamo ein paar Lok-Sticker. Die Jungs haben sich tierisch drüber gefreut ;-). Ein paar Bier und Fastfood vom Asiaten machten die Rückfahrt erträglich. Die Acht-Mann-Crew hatte jedenfalls einen netten Nachmittag und der Spaß kam dabei auch nicht zu kurz...

 

Fazit: Auch Pflichtfreundschaftsspiele haben ihren Reiz und man kennt (fast) alle Auswärtsfahrer im Gästeblock persönlich...

th

 

Sportplatz an der Wurzener Straße (Dresden): 96 Zuschauer

1:0 Nebes (30.), 1:1 Breitkopf (84.)

 

Fotos zum Spiel

 

 

 

 

VfB-Mitgliederversammlung am Freitag, 26.03.2004

 

Im proppevollen Saal des Clubcasinos wurden am Freitagabend klare Worte gesprochen. Zu erst von Insolvenzverwalter Siegbert Striewe, der in schneidend klarer Manier den Präsidiumsmännern auf der „Tribüne“ die Leviten las. Er prangerte vor allem die monatelange Verschleppung der längst sichtbaren Zahlungsunfähigkeit und die fehlende Bereitschaft zur klaren Amateurisierung des VfB Leipzig für die Zukunft an. Auch dadurch könne, so Striewe, bei den öffentlichen Hauptgläubigern wie Arbeitsamt, Krankenkassen, Finanzamt und Sparkasse kein Entgegenkommen gefunden werden und man müsse mit der Ablehnung der Insolvenzquote, so es denn einen Plan gibt, zu fast 100 Prozent rechnen.

Im Bericht des Aufsichtsrates durch Herrn Dr. Knoll wurde schnell klar, wie die Misere zustande kam. Hier wurde blauäugig und gutgläubig waghalsigen Finanzmodellen nachgejagt, die selbst im günstigsten (Aufstiegs-) Fall den Verein belastet und zumindest in starke Abhängigkeiten gebracht hätte. So ist nach mehrmonatigem Nachjagen nach der Fata Morgana Schweizer Investoren die Pleite nur logisch gewesen. Mit seiner Zahlenspielerei, vom Polylux an die Wand projiziert, wollte er den knapp 200 stimmberechtigten gar noch weismachen, dass man ja durch Abbuchungen ein Plus erwirtschaftet habe – und das bei einem Schuldenstand von genau 4.738.799,71 Euro! So war es klar, dass die Verantwortlichen vom Mitgliedervolk keine stimmliche Entlastung erfahren würden, und so trat es dann auch ein.

Jubelschreie vor’m Videotext aus der benachbarten Casino-Kneipe ließen die Massen im Saal lauthals mitfeiern – die Amateure von Werder Bremen hatten gerade das 2:1- Siegtor im neuen Zentralstadion geschossen, gegen den ungeliebten Lokalrivalen FC Sachsen.

Interessant wurde es dann bei der entscheidenden Frage, wie es nach einer Ablehnung durch die Gläubiger dann mit den Teams des Vereins weitergehen könnte. Bei Löschung aus dem Vereinsregister ständen alle Mannschaften ohne Spielberechtigungen da – das Aus. Variante B – auch vorgeschlagen durch den amtlich bestellten Insolvenzverwalter – könnte nur sein, den Spielbetrieb durch einen aufnehmenden neu gegründeten Verein weiterführen zu lassen. Dazu haben sich weitsichtige VfB-Mitglieder im Dezember letzten Jahres zusammengefunden, um einen gewissen „1. FC Lokomotive Leipzig e.V.“ aus der Taufe zu heben. Der hat inzwischen laut eigenen Angaben 60 Mitglieder und nach der letzten Abstimmung des Abend (sachlich richtig und doch auch im übertragenen Sinne korrekt durch Versammlungsleiter Prof. Stingel angekündigt mit „Wir stimmen jetzt ab, denn es ist 5 vor 12!“) wurde dies mit 159 Ja-Stimmen auch so entschieden. Mit dieser Aufbruchstimmung ging es dann relativ frohgestimmt nach Hause.

Reini

Fotos zur MV